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11. August 2006, 18:27   #1
Marena
 
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Registriert seit: October 2002
Beiträge: 2.775
Betteln

Letztens in der Fußgängerzone unseres Städtchen:

Eine junge Frau, indonesischer/asiatischer Herkunft, kniete mitten in der City auf dem nackten Boden, Blick gesenkt, die Hände in Kopfhöhe in Bettelgeste gehoben und geöffnet.

Bettelnde Menschen sieht man ja öfter. In Großstädten ist das sicher noch verbreiteter. Wenn da jemand "gemütlich" an der Häuserwand sitzt, ein Gefäß vor sich stehen hat, komme ich auch meist nicht vorbei, ohne was zu geben. Natürlich weiß ich, dass damit oftmals Schindluder getrieben wird. Aber trotzdem, ich gebe oft genug.

Aber in diesem Fall, das fand ich so extrem unangenehm, menschenunwürdig, ich habe einen großen Bogen drum gemacht. Und so ging es wohl nicht nur mir. Ich habe niemanden gesehen, der sich der Frau näherte. Jeder schaute peinlich berührt weg, ebenso wie ich.

Wie steht ihr dazu? Wie hättet ihr gehandelt?
 
11. August 2006, 18:35   #2
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Behalte dieses Bild vor Augen. Und nun stell Dir vor, die Frau trüge noch ein Kind in diesen Händen.

Und dann lauf mal durch Köln.
 
11. August 2006, 19:31   #3
peet
 
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Registriert seit: August 2001
Ort: Niederlande
Beiträge: 1.528
Zufaellig hab ich letzte Woche glaube ich gelesen, dass in manchen Laendern Bettler sich kerngesunde Koerperteile entfernen lassen,dadurch Mitleid erregender zu sein und mehr zu erbettelen.

Ich gebe zu, sowas ist wesentlich wuerdevoller
 
11. August 2006, 19:32   #4
Ogino
 
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Beiträge: 1.996
Falls Du nächstes mal ein wenig Zeit hast, dann beobachte mal so eine bedauernswerte Bettlerin.
Wir haben das mal eine zeitlang in Berlin im Rahmen einer Reportage fotografiert
Von Zeit zu Zeit wird das Handy rausgeholt und eifrig telefoniert.
Ab und an hält auch mal ein Auto in der Nähe und ein recht fein gekleideter Mann kommt zum Abschöpfen der Kasse.
Ja selbst die Babys werden abgeholt und zu einem anderenb Ort gefahren, wo die Geschäfte nicht so gut laufen.

Das ganze ist eine recht straff organisierte Angelegenheit und mit jedem Cent den man glaubt zu spenden, finanziert man diese Show.
 
11. August 2006, 20:08   #5
Raymond
Dreckschüppengesicht.....
 
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Registriert seit: September 2002
Beiträge: 158
Zu meiner Zeit als Student und Taxifahrer konnte ich jeden Morgen einen Herren den Bahnhof unserer Stadt verlassen sehen.

Er kam aus dem Nachbarort mit dem Zug angereist, adrett gekleidet und zog sich immer auf der Bahnhofstoilette um. Dann ging er in seinen alten Klamotten in die Innenstadt zum betteln. Jeden Tag am selben Platz, immer von morgens acht bis Abends um 19 Uhr. Je nachdem welche Schicht ich damals fuhr konnte ich ihn ankommen oder anfahren sehen.

Als ich vor einiger Zeit mal wieder meine alten Fahrerkollegen am Bahnhof besuchte kamen wir auf eben diesen Mann zu sprechen.
Er ist mittlerweile verstorben, hat aber wohl ein Eigenheim sein eigen genannt.

Wie auch immer, nicht alles ist so wie es scheint.

Ray.
 
11. August 2006, 20:18   #6
Ogino
 
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Registriert seit: January 2001
Beiträge: 1.996
Kürzlich lief im RBB ein Bericht.
Ein Reporter sollte sich 1 Woche lang in Berlin durchschnorren.
Neben Betteln sprach er auch Leute auf der Strasse nach Geld an, weil er keine Fahrkarte nach Hause kaufen konnte, ihm Geld für Medikamente fehlte oder er seinen Koffer aus dem Schliessfach holen wollte, aber sein Geld verloren habe.
Der Mensch war bestimmt nicht so erfindungsreich, wie die -Profis-, brachte es aber immerhin auf fast 450 €, ca 5 Schachteln Zigaretten, diverse Nahrungsmittel, und Gegenstände wie Schirme, sogar einen Walkman und einen MP 3 Player und diverse Telefonkarten.

Die Schilderung von Raymond erscheint mir durchaus glaubhaft.
 
11. August 2006, 20:35   #7
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Ich war ja vor einiger Zeit schulisch bedingt in Rom, sozusagen als "Abschlussfahrt" für meine Schullaufbahn. Rom ist ja berüchtigt als eine Hochburg von Taschendieben und eine Art Mekka für Bettler und Bedürftige, denn vor den Toren des Vatikans findet jeder ein weiches Herz, dass ein paar Euronen spendet. Erst letztens habe ich in einem Magazin wieder über den Erfindungsreichtum der Taschendiebe gelesen und auch unsere Stadtführerin hatte uns gewarnt: "Vorsicht vor Diebstählern!" In dem Artikel hieß es, besonders begehrt wären wegen den vielen Touristen zwei Orte in Rom: Die Spanische Treppe samt dem Spanischen Platz sowie der Hauptbahnhof Roms, Stazione Termini. Etwa 500 Meter Luftlinie trennten unser Hotel von diesem Ort, deswegen war's leicht vorstellbar, wie gut wir auf unser Reisegepäck achteten.
Ich ging mit der Vorstellung nach Rom: "Bei diesem Gerede über Bettler und Diebe sind viele Klischees dabei. Erst mal schauen, dann urteilen." Nachdem uns aber sogar unsere italienische Führerin davor gewarnt hatte, hab ich doch ein bisschen besser aufgepasst. Zum Glück ist niemandem aus unserer Gruppe etwas passiert.

Mit unserer Stadtführerin liefen wir bei Sahara-Temperaturen durch die engen Gassen Roms, bestaunten die grün bewachsenen Dachgärten (sowas kauf ich mir später mal) und hatten auch in finanzieller Hinsicht etwas für die Bettler übrig, die am Straßenrand saßen. Einige davon waren körperlich in echt schlechter Verfassung.

Viele von uns hörten dann jedenfalls auf, Geld zu geben, nachdem wir mit ansehen durften, wie ein noch ziemlich beweglicher "Bettler" am Stock und "zitternd", der mit lauter Stimme auf sich aufmerksam zu machen verstand und überall die Touristengrüppchen ansteuerte, das Geld von den verkrüppelten Bettlern am Straßenrand einsammelte. Einfach weggenommen. Inwiefern und ob überhaupt das Geld geteilt wird - keine Ahnung. Aber es macht schon ein wenig nachdenklich. Wer das Geld am Schluss bekommt, darüber hat man als Tourist keine Kontrolle.

Ciao,
Maggi
 
11. August 2006, 20:38   #8
Marena
 
Benutzerbild von Marena
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 2.775
Zitat:
Der Mensch war bestimmt nicht so erfindungsreich, wie die -Profis-, brachte es aber immerhin auf fast 450 €, ca 5 Schachteln Zigaretten, diverse Nahrungsmittel, und Gegenstände wie Schirme, sogar einen Walkman und einen MP 3 Player und diverse Telefonkarten

Kein schlechter Stundenlohn.

Ich frage mich nur, wie Menschen auf die Idee kommen, einen Walkman oder MP 3 Player zu verschenken?

Einen gut gekleideten Mann habe ich in der Tat ein paar Meter von der Frau entfernt stehen sehn. Er fiel mir auf, weil er auf meinem Rückweg immer noch da stand.
 
12. August 2006, 06:23   #9
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Zitat:
Zitat von meiner Lieblingsband Angizia auf dem Album "39 Jahre für den Leierkastenmann oder: Ein Stück für die Judenstadt
Und wenn Sie das nächste Mal die Straßen dreister Musikanten queren, so lauschen Sie dem gespielten - und werfen Sie eine Münze!
 
16. August 2006, 18:11   #10
Marie
 
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Registriert seit: April 2001
Ort: Na hier
Beiträge: 5.712
Ich habe einer Mutter für "ihr" Kind 2 packete Milchnahrung gekauft. Den Blick werde ich nie vergessen.
Als wenn ich ihr einen unsittlichen Antrag gemacht hätte.

Es ist verboten die Kinder mit auf die Strasse zu nehmen. Deshalbe wandern sie immer wieder hin und her, damit ein Kind nicht zu lange an einem Ort verweilt und Behörden eventuell aufmerksam werden könnten.
Nicht immer hat die Organisation Glück. Manchmal sind die Behörden dann doch schneller.
Allerdings ist die Bemühung ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die Wenigsten sind wirklich "bedürftig".
Den Einzigsten denen ich mal helfe, Bettler / Punks die Tiere dabei haben. Allerdings gebe ich nicht den Menschen was, sondern kaufe Futter für die Tiere. Die, die es nötig haben, sind mehr als dankbar.
Die, die es nicht nötig haben, stänkern hinter dir her. So trennt sich die Spreu vom Weizen.
 
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