[Tiramisu]

Berlin - eine Hauptstadt geht zum Teufel!?


Seit 1990 ist Berlin nun wieder die Hauptstadt Deutschlands. Ganz Berlin war in den neunziger Jahren eine große Baustelle - die größte Baustelle Europas. Wo früher die Mauer stand, wurden sehr viele neue Häuser gebaut - Botschaften und Geschäfte, Bürohäuser, Theater und Kinos, Bahnhöfe und Straßen, aber auch tausende von Wohnungen. Das neue Berlin ist nicht nur das Zentrum Deutschlands; es wird auch eine der modernsten Städte Europas.

So oder so ähnlich liest man fast überall über unsere neue Hauptstadt, über deren Rolle vor einigen Jahren so heftig diskutiert wurde, da der Umzug unserer Regierung (und deren Sklaven) von Bonn nach Berlin eine Unsumme (man entschuldige mir dieses Wort an dieser Stelle!) Geld kosten sollte und dann wohl im Endeffekt alle noch so (un-)vorsichtigen Schätzung weit übertroffen wurden.

Und, was ist nun aus Berlin geworden, fast 13 Jahre später?
Wo bitte ist der Aufschwung in Berlin geblieben, den man der nun seit 119 Jahren zum erneuten Male zur Hauptstadt gekürten Stadt vorausgesagt hatte? Wo sind die in- und ausländischen Investoren, die unbedingt in der neuen Hauptstadt Fuß fassen wollen und sich einen representativen Sitz ihrer Firma in Berlin aufbauen??

Die aktuellen Schlagzeilen und Erfahrungen sehen anders aus: Rattenplage in Wedding, Arbeitslosigkeit wo auch immer man hinhört, Stress mit zu vielen Ausländern, Dreck, Love Parade und Probleme an jeder Ecke.
Berlin, eine Stadt, die das Zeug zur Metropole hat oder eine Stadt, die in ihrem eigenen Siff so langsam zu ersticken droht?


Der einzige Mensch auf Erden, der offensichtlich immer noch sentimentale Gefühle in Verbindung mit dieser Stadt bekommt, ist dieser Typ, dem zwei Chopsticks aus dem Kinn zu wachsen scheinen und der seit Wochen und Monaten von einem "Angel of Berlin" singt, welcher nachweislich nichts mit Sara zu tun hat.


Was haltet Ihr von Berlin? Wie seht Ihr die Zukunft dieser Stadt?



Tira

Ich hätte es sehr gerne gesehen, wenn man nach der Wiedervereinigung, die ehemaligen Straßen und Plätze wieder hergestellt hätte, wie z.B. den Potsdamerplatz, den man, da keine Häuser mehr dastanden, auch hätte großzügiger gestallten können. Es wäre auf jeden Fall besser gewesen wie diese Selbstverherrlichungen von Sony und Mercedes, wo nach Feierabend nur noch eine tote Stadt vorherrscht.
Ich glaube es wären bestimmt ein paar Touristen mehr gekommen um das „alte Berlin" zusehen und nicht die Affen im Reichstag. Aber nach dem man auch noch aus dem Café Kranzler eine Imbissbude machte, kommt es in Zukunft, auch nicht auf die Bauruinen der bankrott gegangenen Firmen an.
Schade eigentlich, denn in Berlin fühlte ich mich immer wohl.

[Ogino]

Schade eigentlich, denn in Berlin fühlte ich mich immer wohl.

Wollen wir tauschen ? Kannst meine 4-Zimmerwohnung in Zehlendorf übernehmen mit einer 22 qm grössen Terasse und Blick auf eine herrliche Parkanlage...
Wir brechen jedenfalls hier unsere Zelte ab und verlassen diese stinkende und verkommene Stadt in Richtung München.
Ich bin in Berlin geboren und kenne diese Stadt wirklich gut. Aber hier läuft nichts mehr so, wie es einmal war.
Um meine Linzenz und ein Gewerbe für Eröffnung einer Kampfsportschule zu bekommen, habe ich insgesamt 16 Behördengänge hinter mich bringen müssen, 4 Monate Wartezeit und viel Schriftkram erledigen müssen.
Ich habe ein Diplom als Grossmeister und Sportpädagoge in Korea absolviert, das weltweit Anerkennung findet - nur in Berlin offenbar nicht.
So musste ich dieses Diplom vom koreanischen ins englische und dann die englische Übersetzung ins Deutsch übersetzen lassen, jeweils 2fach beglaubigt...
In München die selbe Prozedur, nur ohne Übersetzung und bearbeitet in 17 Tagen.
Berlin verwaltet sich zu Tode.

Von mir aus können sie diese Stadt zuscheissen. Ich möchte da nicht mal mehr als Foto hängen, wenn wir im Januar weg sind.

[Dr.Best]

....wär´s polemisch wenn ich die These aufstellen würde, das man die Kohle die der Umzug von Bonn nach Berlin gekostet hat, besser in die Infrastrukturentwicklung Berlin´s gesteckt hätte?

Schade eigentlich, dass das so eine Entwicklung genommen hatte. Gerade in Berlin müsste man ja froh sein um jeden müden €, den man in den Steuersäckel bekommt und dann sowas. Da kann man nur den Kopf schütteln.
Aber ich darf dir versichern, dass das nicht berlintypisch ist, denn in meiner Heimatstadt gibt es sowas auch. Da bekam die Stadt von der DB, ihren Wasserturm für 40000€ angeboten und wollte ihn nicht. Dies lies sich ein Privatmann nicht entgehen, kaufte ihn und baute ihn aus um ein Lokal daraus zu machen. Plötzlich wollte ihn die Stadt und dann noch für den ursprünglichen Preis. Als der neue Besitzer dies ablehnte, bei ihm waren es zwischenzeitlich 70000€ geworden, schmierten sie in der Zeitung herum, dass sie dann den Turm über eine Änderung des Bebauungsplanes erhielten.
Oder ein Ehepaar erhielt die Lizenz für einen Fuhrbetrieb. Bestellte auf Grund dessen 10 LKW bei Mercedes-Benz und bekam nach der Bestellung die Lizenz wieder entzogen. Den Prozess verlor die Stadt anschließend mit Pauken und Trompeten.
Aber vielleicht hättest du nicht nach München sollen und die Kohle auch nicht in die Infrastruktur stecken sollen, wie Dr.Best meint, sondern in den Beamten, der die Genehmigung erteilt. Die Regierung hat ja Gott sei Dank gewechselt aber der Usus der offenen Hand ist geblieben. Aber München ist schön und das U-Bahn-System ist auch sehr gut. Viel Glück

[Glühwürmchen]

Zitat von Dr.Best

....wär´s polemisch wenn ich die These aufstellen würde, das man die Kohle die der Umzug von Bonn nach Berlin gekostet hat, besser in die Infrastrukturentwicklung Berlin´s gesteckt hätte?

Nicht nur Berlin geht daran kaputt, auch Bonn und Umgebung hat dadurch unheimliche Verluste erlitten.
Die Gegend ist darauf ausgerichtet, dass der VIP-Rubel rollt. Alles, was in Berlin neu gebaut wird, wandert bei uns nun ungenutzt dem Ruin zu

[Maggi]

Nennt mich naiv, aber ist es nicht so, dass man die größten Unstimmigkeiten und Dinge-die-nicht-da-hinpassen-wo-sie-sind in dem Bereich entdeckt, der dem eigenen Auge am nächsten ist?

Damit meine ich, dass alle Münchner und die, die im Münchner Umland wohnen, die schlechte wirtschaftliche Position kritisieren, in der sich München zur Zeit befindet. Der Umsatz des Oktoberfestes ginge zurück, da München von der hiesigen Stadtleitung in eine touristielle Sackgasse gefahren wurde und davon mehr.

Das gleiche, denke ich, gilt für Berlin. Würde ich dort wohnen, täte ich auch vieles anders sehen. Meine Mutter kommt auch aus Berlin (aus Tegel), weswegen unsere Familie vor zwei Jahren in Berlin war. Wir waren in jenem Hotel neben dem Dom auf der anderen Seite der Spree, dessen Namen mir entfallen ist. Es wurde erst kürzlich abgerissen, weil man darunter eine Bombe fand. Jetzt steht es nicht mehr.

Wir, als Touristen, die bekanntlich nur die Oberfläche des Reiseziels begutachten, bekamen von alldem nichts mit. Daraus schließe ich, dass es vielen anderen (und nicht nur deutschen) Städten ähnlich gehen wird

Ciao,
Maggi