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19. September 2002, 20:47   #1
Sternkind
 
Registriert seit: May 2001
Beiträge: 6.057
Die Sonnenstrahlen kitzelten ihre Nase

.. verwandelten ihre Tränen in glitzernde Perlen, wie sehr liebte sie die Sonne und ihre Wärme....
Jegliches Zeitgefühl hatte sie verloren...
Ein Gedanke drehte sich wie Mühlsteine in ihrem Kopf, immer nur dieser eine Gedanke...
Sie lief ins Badezimmer, betrachtete ihr verheultes Gesicht und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge heraus, was dort nur ein gequältes Grinsen hervorrief. "Lach nicht so blöd, Du dämliche Kuh!" schrie sie sich an: "Du kriegst einfach nichts auf die Reihe, Du bist überhaupt nicht lebensfähig, so unsagbar blöd bist Du!" Dann griff sie zur letzten Rasierklinge, die sie neben verschiedenen Tuben mit Enthaarungscremes vorfand. Vorsichtig ritzte sie sich damit in die Haut, so daß einzelne Bluttropfen träge hervorquollen. Keine Schmerzen fühlte sie in diesem Moment..

Sie malte sich aus, wie alle heulend um ihren Sarg stehen würden.
Nein, keiner würde verstehen, weshalb sie, die fröhliche, beliebte Frau, die doch mit beiden Beinen im Leben zu stehen schien, diesen letzten Ausweg gewählt haben würde! "Ausweg" - war das denn ein Ausweg? Da war doch bloß ein riesengroßes dunkles Nichts. Alles war besser als dieses Nichts!
Sie erinnerte sich zurück an ihre behütete Kindheit, an die Liebe und Wärme, die sie umfangen hatte..

Bei dieser Erinnerung schluchzte sie herzzerreißend und ein wahrer Tränenstrom bahnte sich seinen Weg über ihr Gesicht. Selbstmitleid! Das war nun wirklich das Letzte, was sie brauchen konnte: wie ein Jammerlappen rumhängen und tatenlos zerfließen. Hoffnungslose, selbstmitleidtriefende Tatenlosigkeit ließ sie schlaff in den Sessel sinken, dann wieder riß blinde Unruhe, ungerichteter Tatendrang sie hoch, so daß sie wie ein gefangenes Tier zwischen Balkon und Bad hin und her irrte. Mal sah sie sich blutüberströmt im Bad liegen, dann wieder seltsam verkrümmt im ca. 30 m unter ihr so klein und eng erscheinenden Hof. Vielleicht würde sie einen Mitbewohner erschrecken, der gerade zur Haustür herauskam - so wie das knapp zwei Jahre zuvor der Postbotin ergangen war, als eine junge Frau sich auch von diesem Balkon in die Ausweglosigkeit fallengelassen hatte. Schaudernd wendete sie sich ab, fühlte sie doch schon den kribbelnden Sog des Abgrunds an ihren Fußsohlen. Und was wäre, wenn sie während des Fluges doch plötzlich umkehren wollte...? Oder wie würde sie aussehen, so blutüberströmt im Bad! Und überhaupt, wer sollte die Sauerei dann eigentlich wegräumen? Sie lachte kurz auf, "Galgenhumor" schoß es ihr durch den Kopf. Sie konnte sich plötzlich selbst Beobachten, Trösten und Aufrütteln.

Das war eine ganz neue Erfahrung! Sie nahm sich selbst bei der Hand, sagte: "Die Zeit hilft, Abstand zu gewinnen, dann sieht alles ganz klein und harmlos aus, was dich jetzt zu ersticken droht, morgen ist es nicht mehr so schlimm - und umbringen kannst du dich dann schließlich immer noch, wenn es denn sein muß." Völlig erschöpft wie nach ungewöhnlich harter körperlicher Anstrengung schlief sie dann endlich ein einem neuen Tag entgegen.
 
20. September 2002, 03:32   #2
Träumerle
Ungültige E-Mail Angabe
 
Benutzerbild von Träumerle
 
Registriert seit: July 2002
Ort: Köln
Beiträge: 1.174
Ich hoffe das viele Menschen die sich das Leben nehmen wollen, diese Gedanken haben werden.
 
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nase, kitzelten, sonnenstrahlen




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