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6. June 2005, 20:56   #1
Maggi
 
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Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Ist das Projekt Europa gescheitert?

Ein denkwürdiger Moment ist das, wo sich Briten bei Franzosen und Holländern für die gescheiterte EU-Verfassung bedanken. Und nebenbei sparen sich die Einwohner Großbritanniens auch noch ein lästiges Referendum und Blair sich ein ähnliches Debakel; schließlich stehen die führenden Politiker beider Länder für eine europafreundliche Politik.
Gekommen ist jetzt jedenfalls die Stunde der Europakritiker. In der Schweiz versucht jeder, das mit gerade mal 55 % durchgekommene Schengen-Abkommen als Erfolg zu bezeichnen und in .de erheben sich bereits einige Kritikerstimmen, die die Wurzel des Übels sehen: den Euro. Der Euro muss weg, die DM wieder her, dann ginge es uns auch besser, wir ständen politisch und wirtschaftlich besser da und niemand würde uns sagen, dass wir uns gegenseitig unterschätzen im internationalen Vergleich ...

Jedenfalls gibt es drei europäische Schritte. Die Wirtschaftsunion, deren Grundsteine bereits mit der Europäischen Gemeinschaft gelegt waren, die Währungsunion, die mit dem Euro verwirklicht wurde - fehlt noch die politische Union. Und das ist gerade der Punkt: Man muss sich als Franzose sagen lassen, dass man Europa den Garaus gemacht hat. Und das von Leuten, die die europäische Verfassung, wenn sie sie überhaupt angeschaut haben, nür überflogen. Was war noch mit dieser repräsentativen Umfrage unter einigen Parlamentsmitgliedern? Wie viele Sterne hat das EU-Banner?
Die Parlamentsmitglieder sind aber froh, dass das Kind hierzulande über den Brunnen sprang statt hineinzufallen. Wichtiger Schritt für die Zukunft Europas, heißt es da. Wird entscheiden über die zukünftige Rolle Europas und Deutschlands im Vergleich zu Nationen wie den Vereinigten Staaten und China, heißt es, aber was mit der neuen Verfassung bewirkt werden soll, das weiß niemand.
Ist es denn nicht so, dass ein Europa auf dem Status der EG vollkommen genügt hätte? Dass Europa für Deutschland eigentlich keine Vorteile hat? Grenzöffnungen, damit Firmen leichter in den Osten übersiedeln? Um Geld locker zu machen für Personen auf der irischen Insel, die das höchste Bruttosozialprodukt europaweit haben, sogar noch mehr als in den vom Kommunismus gebeutelten Ex-Ost-Ländern? Um Geld zu zahlen, das hier wieder dringend für Aktion-Abendsonne-Beförderungen für die letzten Monate in einigen Ministerien gebraucht werden würde? Oder seht ihr das anders?

Ciao,
Maggi
 
6. June 2005, 21:34   #2
Loddarnewyork
 
Registriert seit: January 2001
Beiträge: 2.676
Die Wirtschaftsunion war ein richtiger und wichtiger Schritt für ein gewisses Miteinander in Europa, keine Frage. Alles weitere war Mumpitz und das stellt sich nun auch vermehrt heraus.

Einige Politiker haben und hatten die Vision, Europa zu einer Art europäisches Amerika zu machen, was aber allein schon auf Grund der Vielsprachigkeit gar nicht möglich ist. Die nächste Stufe, die Währungsunion mit dem Euro, kann man als gescheitert ansehen. Einzig den Kapitalisten hat's wieder mal nur genützt, denn sie haben dadurch ihr Kapital vervielfacht.

Das Nein der Franzosen und Niederländer zur Verfassung ist eigentlich ein Nein zu dieser Art von Europa, weniger der Inhalt der Verfassung. Denn man kann davon ausgehen, daß von den Wahlberechtigten der beiden Länder nicht mal 0,1% die über 400 Seiten der Verfassung auch nur im Ansatz gelesen haben. Selbst die Mehrheit der jeweils nationalen Politiker sowie ein Großteil der "für Europa tätigen", kennen den Inhalt nicht.

25 Staaten mit unterschiedlicher Mentalität, unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen und nationaler Interessen unter einen Hut zu bringen, geht eben nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn nicht alle am selben Strang ziehen. Da scheren z.B. die Briten aus und bekommen über Jahre Sonderrabatte in Höhe vieler Milliarden Euro, obwohl sie nachweislich längst zu den wirtschaftlich stärksten Nationen zählen, DE hingegen spielt den Zahlungsdeppen schlechthin. Aber wir haben's ja.

Vor ein paar Jahren hat ein angeblich kluger Mensch das Wort "Globalisierung" kreiert und seitdem ist dieses Schlagwort in aller Munde. Ohne Globalisierung ist seitdem niemand mehr richtig lebensfähig, keine Nation kommt ohne sie aus. Ich frage mich heute noch, wie wir die 60th, 70th und 80th mit unserer läppischen D-Mark und unglobalisiert überhaupt überlebt haben.
 
7. June 2005, 18:25   #3
Maggi
 
Benutzerbild von Maggi
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Zitat:
Zitat von Loddarnewyork
25 Staaten mit unterschiedlicher Mentalität, unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen und nationaler Interessen unter einen Hut zu bringen, geht eben nicht so einfach. Schon gar nicht, wenn nicht alle am selben Strang ziehen. Da scheren z.B. die Briten aus und bekommen über Jahre Sonderrabatte in Höhe vieler Milliarden Euro, obwohl sie nachweislich längst zu den wirtschaftlich stärksten Nationen zählen, DE hingegen spielt den Zahlungsdeppen schlechthin. Aber wir haben's ja.
Dazu kommt noch, was für den einzelnen Bürger dabei rausspringt. Warum soll die Türkei nach Europa, oder: warum soll sie nicht? Warum sollen andere Länder in die EU aufgenommen werden, wenn sie die letzten fünfzig Jahre kaum mit den angeblich so europäischen Werten wie Christlich-Sein in Berührung gekommen sind? Was habe ich mit einem Malteser gemeinsam, oder einem Zyprioten? Und warum soll ich mit ihm die Regierung teilen? Was versprech ich mir denn davon, ich bin doch nicht dafür, dass Europa eine Weltmacht auf der anderen Seite des Atlantiks wird.

Die Idee des vereinten Europas hatten schon andere historische Figuren, angefangen von Karl dem Großen über Napoleon bis hin zu Hitler. Vielleicht wurden sie von unterschiedlichen Motivationen geleitet, aber die Idee war immer dieselbe. Dass dieser Europismus von vorneherein zum Scheitern verurteilt sind, zeigt sich ja auch an zwei Sachen: Den 25 verschiedenen Nationen, die unter einem Dach leben (sollen), während sie sich vor 60 Jahren noch gegenseitig bekriegt haben. Diese in weniger als einem Jahrzehnt zu vereinen, das ist ja größenwahnsinnig.
Und dann ist auch noch der Herr Barroso, der uns als Beispiel dienen soll. Herr Barroso macht gerne Urlaub auf Freizeitjachten seiner Freunde und bringt vielleicht auch entsprechende Gegenleistungen.
Dieser Fall ist aber noch nicht ganz geklärt. Als Mahnung für die Korruptheit dient er trotzdem genauso wie die historischen Europas von Charlemagne usw.: Sie sind alle untergegangen, früher oder später.

Völkerverständigung ist sicher 'ne feine Sache. Bin ich absolut dafür, aber ich glaube nicht, dass es dazu eine europäische Regierung benötigt, die Entscheidungen über fast 250 Millionen Menschen trifft. Meinetwegen soll die Türkei in die EU aufgenommen werden, jedes Land das mag, darf rein. Von Brasilien bis Südkorea, jeder rein; aber eventuell sollte man dann einen Austritt in Erwägung ziehen.

Ciao,
Maggi
 
20. June 2005, 13:00   #4
Eyewitness
 
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Registriert seit: April 2001
Ort: Rheinland
Beiträge: 2.831
Zitat:
Zitat von Maggi
Und dann ist auch noch der Herr Barroso, der uns als Beispiel dienen soll. Herr Barroso macht gerne Urlaub auf Freizeitjachten seiner Freunde und bringt vielleicht auch entsprechende Gegenleistungen.
Dieser Fall ist aber noch nicht ganz geklärt. Als Mahnung für die Korruptheit dient er trotzdem genauso wie die historischen Europas von Charlemagne usw.: Sie sind alle untergegangen, früher oder später.
Der Fall ist schon lange geklärt und zu Gunsten von Herrn Barroso entschieden worden und zwar nicht ganz zu Unrecht.

Aber viel wichtiger nach dem Gipfeltreffen ist eigentlich die Leistung, die Tony Blair mehr oder weniger für Europa geschaffen hat. Durch sein Nein zur Änderung des Britenrabatts hat er es geschafft, eine Diskussion über die Subventionen und die Zukunft von Europa loszutreten, die anders nie in Gang gekommen wäre. Er hat Europa die notwendige Pause verschafft, die es jetzt dringend braucht, damit es wieder zu sich selbst findet und sich selbst neu organisiert und zwar so, dass es den Bürgern wieder mehr Vertrauen bringt.

Man stelle sich vor, der Gipfel wäre anders ausgegangen. Man stelle sich vor, die hätten einfach nur mehr Subventionen genehmigt, ein einfaches "Weiter-So". Wir hätten alle Krisen einfach bis 2013 weitergeschoben, anstatt sie sofort zu behandeln. Das ist schon viel Wert, finde ich.
 
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