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8. May 2005, 17:50   #1
Eyewitness
 
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Gottseidank, übermorgen ist es vorbei

Tja Leute, es ist Kriegsende, naja, nicht gerade jetzt, aber vor 60 Jahren. Hat ja mittlerweile nun wirklich auch der letzte Penner mitbekommen. Übermorgen ist es vorbei, dann wird keiner mehr drüber reden, zumindest nicht in den nächsten vier Jahren, dann kommt die Reichsprogromnacht, die sich zum 70. Male jährt und dann geht der Zirkus wieder von vorne los. Außer dass sich dann wahrscheinlich keiner mehr persönlich dran erinnert, weil alle Beteiligten schon tot sind. Aber wißt ihr was. Ich bin froh, dass die ganze Sache übermorgen vorbei ist. Endlich Ruhe im Fernsehen. Endlich kann ich wieder durch die Kanäle zappen, ohne ständig ein ausgebombtes Berlin oder zerschundene Juden zu sehen. Endlich muss man sich nicht mehr die heuchlerischen Kommentare unzähliger sich selbst für wichtig haltender Personen antun, die ständig sowieso immer nur eine Aussage in andere Worte packen. Endlich kann man sich wieder den Normalitäten zuwenden. Bis man in vier Jahren wieder merkt, dass die Jugend immer noch nichts über Hitler weiß, vor 70 Jahren ja alles ganz schlimm war und die Fernsehsender endlich ihr Programm wieder moralisch begründen können.

Auf vier Jahre Pause!
 
11. May 2005, 17:59   #2
Maggi
 
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Ich glaube, das, was jetzt zur Zeit im Fernsehen gesendet wird, ist wirklich ein bisschen pervers. Dabei ist es ja eigentlich egal, ob es das TV ist, eine Radiosendung, ein radioexklusives Wochenende über das 3. Reich oder ein Hitlerportrait in DIN A4-Größe auf dem Titelblatt des Spiegel. Das grenzt schon an einen wahren Personenkult, als würde die gesamte Führungsriege der NSDAP 60 Jahre später nachträglich noch einmal "geehrt"

Nachdem also auch die Bavaria Filmstudios am Montag mit ihrem Doku-Highlight "Speer und Er" eine wahre Bombe landen konnten, nachdem das Wochenende über in Bayern 2 zum Beispiel, dem Kultursender des Bayerischen Rundfunks, ein Extranachmittag vollgestopft mit Kriegsüberlebenden, Erzählungen, Tagebüchern und Polikerreden war, ist die Bevölkerung wieder mal umfassend informiert über Dinge, die sie, wenn man Bevölkerung mal auf mich bezieht, überhaupt nicht wissen will.

Die Grenze zwischen "eine Person näher bringen" und "die Weltanschauung einer Person verstehen" und womöglich auch noch "nicht so schlimm finden" wird durch solche Sendungen meiner Meinung nach nur kleiner. Was bringt sie dann? Den Sendern Werbeeinnahmen und Popularität. Sonst nichts, oder warum waren die Feiern zur 50. Jahresfeier des Kriegsendes nicht so groß? :haeh:

Ciao,
Maggi
 
11. May 2005, 18:06   #3
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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50 Jahre , oder meinst du 60 Jahre?
 
11. May 2005, 18:15   #4
Maggi
 
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50 Jahre, das war vor 10 Jahren.
 
12. May 2005, 08:45   #5
Eyewitness
 
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Stimmt schon, gerade die so sehr gelobten Dokus des Herrn Knopp sind eigentlich perfekte Propagandafilme für Leute, die wenigstens schon teilweise von diesen Ideen überzeugt sind. Historisch haben die Dous natürlich null Wert, aber ich denke, viele Ostdeutsche haben gerne eingeschaltet, als sie im ZDF liefen. (Ja, natürlich haben da auch welche in Westdeutschland sehr gerne eingeschaltet.)

Vielleicht brauchen wir ja diese "negative Heldenverehrung"? Andere Länder haben ihre Revolutionen und Nationalhelden, wir haben unsere Nazis, die wir "verehren" können, indem wir immer wieder darüber berichten, wie schlimm die doch waren und gleichzeitig noch mit einem Auge darauf schauen, ob zwischen dem Bösen nicht noch etwas Gutes ist, damit wir unser Gewissen beruhigen können.
 
12. May 2005, 09:45   #6
Ben-99
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... entweder man interessiert sich für Politik oder nicht. Für mich ist es aber sehr verwunderlich, wenn Leute, die vorgeben, von Politik oder zumindest Geschichte etwas zu verstehen, auf eine so leichtfertige Weise alles in einen Topf werfen.

Denn was haben zum Beispiel die bewußt simpel, dafür aber verständlich gehaltenden "History"-Schnipsel von Guido Knopp mit einem für 12 Millionen Euro gedrehten 3-Teiler über Albert Speer von Heinrich Breloer und Horst Königstein zu tun?

Schon immer gehörten Dokudramen dieses Autorengespanns zu den allerfeinsten Sahnestücken, die das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen zu bieten hat. Und "Speer und Er" ist so ziemlich das Beste, das ich in den letzten Jahren gesehen habe. Ich behaupte sogar, daß es weltweit noch keine bessere verfilmte Dokumentation gegeben hat, die sich mit dem "Inner Circle" der Mächtigen des Dritten Reichs um Hitler befaßt.

Von dem in US-Manier gedrehten ziemlich platten Bunker-Spektakel "Der Untergang" einmal ganz abgesehen. Schade, daß "Speer und Er" nicht ein paar Monate früher produziert und gesendet wurde. Dann hätte man den qualitativen Unterschied noch deutlicher gespürt und wäre wohl auch gar nicht erst auf die Idee gekommen, den auch vom Informationswert her nichtssagenden und daher überflüssigen Eichinger-Action-Film für einen Oscar zu nominieren.

Gruß Ben
 
12. May 2005, 13:47   #7
Sacki
Dummschwätzer
 
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Zitat:
Schade, daß "Speer und Er" nicht ein paar Monate früher produziert und gesendet wurde.
Richtig!
Und hätte man dann noch die Rolle Hitlers mit Bruno Ganz besetzt, wäre dieser 3-Teiler noch beeindruckender.
Ganz war für mich noch der übezeugenste Schauspieler der jemals versucht hat, Hitler rüberzubringen. Und immerhin haben sich schon echte Hochkaräter, wie z.B. A. Hopkins in dieser Rolle versucht.
 
12. May 2005, 15:13   #8
Ben-99
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Zitat:
Ganz war für mich noch der übezeugenste Schauspieler der jemals versucht hat, Hitler rüberzubringen.
... auch ein so hervorragender Schauspieler wie der von Dir genannte Anthony Hopkins muß den Menschen, den er spielt, immer so darstellen, wie es der Regisseur von ihm verlangt. Wobei es auf die rein äußerliche Ähnlichkeit noch am wenigsten ankommt.

Bruno Ganz ist Hitler zwar äußerlich ähnlicher, aber aus irgendeinem Grund wollte der Produzent und der Regisseur, daß er ihn wie ein Fratze darstellt, weil ja Hitler angeblich "kein Mensch" gewesen sei. Was natürlich Schwachsinn ist. Herausgekommen ist dann auch ein keifernder, stets an der Schwelle zum Wahnsinn stehender Hitler, eben genau so wie sich Klein Fritzchen schon immer das "Monstrum" vorgestellt hat, das die armen braven Deutschen, die ihn 1933 gewählt haben, auf so gemeine Art ins Unglück stürzte. Denn selbstverständlich waren ja in erster Linie die Deutschen "Opfer".

Da gefällt mir der Hitler, so wie er von Tobias Moretti dargestellt wird, sehr viel besser. Da bleibt viel mehr Raum für Nuancen. Oft reicht eine winzige Geste, ein einziger Blick aus, um das rüberzubringen, wofür sich Bruno Ganz die Lungen aus dem Hals schreien muß, wobei er oft wie eine Knallcharge an einem Provinztheater grimassiert.

So etwas haben Moretti und der auch diesmal wieder hervorragende Sebastian Koch nicht nötig. Vor allem will es auch der Regisseur nicht, der sich ohnehin an eine andere Zielgruppe wendet, denen man nicht erst erklären muß, daß natürlich Hitler auch "ein Mensch" war. Sonst hätte man ja auch gleich Götz George für die Rolle nehmen können, der es auch nie gelernt hat, mal ohne Übertreibung zu spielen.

Sicherlich ist es die bisher "menschlichste" Darstellung des Adolf Hitler. Aber das kann man sich ja wohl nach 60 Jahren erlauben, damit endlich mal Schluß ist mit dieser Dämonisierungskacke, bei der immer so getan wird, als wären Millionen Deutsche einem einzigen "unmenschlichen" Wesen "zum Opfer" gefallen. In Wirklichkeit fanden ihn die meisten Deutschen 12 Jahre lang prima. Und manche hatten nicht mal danach kapiert, wie sehr sie ihm bei seinen Verbrechen geholfen haben.

Bewundernswert auch, wie es Heinrich Breloer geschafft hat, die drei Speer-Kinder, die jahrzehntelang ihre Abstammung mehr oder weniger verdrängt hatten, nach so einer langen Zeit endlich mal mit der Aufarbeitung zu beginnen. Und natürlich muß sich niemand schämen, wenn er als Kind auf dem Schoß von "Onkel Adolf" saß. Aber die Speer-Kinder wissen jetzt auch, daß ihr Vater nicht nur einer der schlimmsten Nazi-Verbrecher war, sondern auch ein eiskalter Lügner, der seinen Kopf durch Märchen aus der Schlinge ziehen konnte, weil die Nürnberger Ankläger auf seine Tricks hereinfielen.

Anschließend wurde der Massenmörder dann auch noch ein Bestseller-Schriftsteller. Und die Deutschen glaubten nur zu gern an seine Lügen, weil er damit zugleich auch sie von aller Schuld freisprach. Denn nun konnte jeder behaupten: Wenn sogar Speer als Rüstungsminister und engster Vertrauter des Führers vom Holocaust nichts gewußt hat, dann wir doch als kleine Leute erst recht nicht.

So ging das millionenfache Lügen also auch noch nach dem Krieg weiter. Kein Wunder, daß das Thema bis in die 70er Jahre hinein tabu war. Und genau das ist die eigentliche Schande: daß wir Deutschen 6 Jahrzehnte brauchten, um endlich reif zu sein für solche Dokumentationen.

Vielleicht hatte man aber auch bewußt abgewartet bis die meisten der damaligen Nazi-Verbrecher eines natürlichen Todes gestorben sind. Wobei viele von ihnen bekanntlich vorher noch mit Orden für ihre "besonderen Leistungen" geehrt wurden, die sie als honorige Vertreter aus Wirtschaft und Politik vollbracht haben. Für die wenigen überlebenden Opfer muß das besonders beschämend gewesen sein.

Gruß Ben
 
12. May 2005, 16:26   #9
Maggi
 
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Es gibt also auch Personen, denen es nicht zum Hals heraushängt. Gut, warum auch nicht.

Ohne zu behaupten, von Politik viel zu verstehen (es ist für mich auch nicht so besonders erstrebenswert) halte ich mich nicht für politisch rechts. Ich will auch nicht, dass man den "armen Adolf" in seinem gesprengten Grabe ruhen lässt, ich bin nur absolut dagegen, dass heute, 60 Jahre nachdem dies alles passiert ist, von seinem verdienten Tod Kapital geschlagen wird. Und das auch noch von Leuten, denen eine unmittelbare Beziehung zu den Geschehnissen nicht gerade nachzusagen ist. Das kann ein Herr Breloer sein oder ein Herr Eichinger. Was nötig ist, und was ich hoffe, was nach diesem Film hängen geblieben ist, ist das, was Ben schon schrieb:
Zitat:
Zitat von Ben
Aber die Speer-Kinder wissen jetzt auch, daß ihr Vater nicht nur einer der schlimmsten Nazi-Verbrecher war, sondern auch ein eiskalter Lügner, der seinen Kopf durch Märchen aus der Schlinge ziehen konnte, weil die Nürnberger Ankläger auf seine Tricks hereinfielen.
... und dass das Bild vom "guten Nazi" und die Problemfrage, ob ein schlechter Mensch sympathisch sein kann, endlich zerstört ist.

Für einen Schauspieler halte ich die Rolle des Hitler ein wenig bedenklich. Von Bruno Ganz hab ich gelesen, dass er sich monatelang auf seine Rolle einstimmte, indem er sich alte Video- und Tonaufnahmen Hitlers anschaute. Der Mann muss ja gezeichnet sein fürs Leben ... :haeh:

Ciao,
Maggi
 
12. May 2005, 18:56   #10
Ogino
 
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Für mich sind Zeitzeugenberichte immer noch aussagekräftiger, als jeder noch so gute Film.

Kürzlich lief im Spiegel-TV eine Bericht über die letzten Kriegstage im Dritten Reich, aufgenommen von US Kameramännern, die ausschliesslich dafür an die Front gebracht wurden.
Einige dieser Kameramänner machten später in den USA mächtig Karriere, wie z.B. Russ Meyer, der durch geistlose Tittenfilme auffiel.

Entsprechend waren auch diese "dokumentarisch wertvollen Aufnahmen": Übel und brutal aussehende Landser in zerschundenen Uniformen und brutal zugerichtete Leichen Deutscher Soldaten auf der einen Seite. Andererseits stets lachende und mutig und entschlossene GI's, lässig die Zigarette im Mundwinkel und stets vorschriftsmässig gekleidet.
Natürlich wurden keine toten GI's gezeigt, höchstens mal einen leicht verletzten US Soldaten, dem aber umso mehr die Coolheit im Gesicht stand.
Wahrscheinlich hat die US Bevölkerung wirklich daran geglaubt, ihre Truppen zogen ohne Verluste locker und flockig von einer deutschen Ortschaft zu anderen.
Ich weiss nicht, wie sie die zig-tausend Opfer in ihren eigenen Reihen verbergen konnten.
Aber diese Mentalität haben sie über alle Kriege beibehalten, die sie bis heute geführt haben. Und das waren ja nicht gerade wenige...
 
12. May 2005, 19:15   #11
Ben-99
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Zitat:
Zitat von Maggi

ich bin nur absolut dagegen, dass heute, 60 Jahre nachdem dies alles passiert ist, von seinem verdienten Tod Kapital geschlagen wird.
... daß man mit dem Mythos Hitler Kohle machen will, trifft sicherlich auf viele Leute zu. Vor allem auf den "Untergang"-Produzenten Bernd Eichinger, der vorher nie durch politische Filme aufgefallen ist, sondern fast immer nur den Mainstream bediente.

Breloer und Königstein dagegen beweisen aber schon seit 20 Jahren, daß es ihnen vor allem um Aufklärung geht. Früher liefen ihre hervorragenden Dokumentationen meist nur in den 3. Programmen, weil man das ungewohnt hohe Niveau ihrer Arbeiten dem Massenpublikum anscheinend nicht zumuten wollte. Doch gerade deshalb gelten die beiden seit langem als Juwel unter den deutschen Fernsehregisseuren.

Daß man aber auch den Zuspruch eines großen Publikums erlangen kann, ohne niveaumäßig in den Keller abzugleiten, hat Heinrich Breloer dann mit seiner mehrfach preisgekrönten Familien-Chronik "Die Manns" bewiesen. Vor allem die anschließende Dokumentation mit der Tochter von Thomas Mann, die dem erfolgreichen Mehrteiler folgte, war absolut sehenswert.

Schon deshalb sollte man sich heute abend nach dem 3. und letzte Teil auch noch um 23.00 Uhr die Dokumentation "Nachspiel - Albert Speers Lügen" ansehen:

Zitat:
Die Doku setzt dort an, wo der TV-Dreiteiler (ARD, 20.15 Uhr) endet: Am 1. 9. 1966 wird Albert Speer aus dem Gefängnis Berlin-Spandau entlassen. Autor Heinrich Breloer untersucht, wie es möglich war, dass ein Komplize Hitlers mit seinen Büchern so viel Einfluss auf die Geschichtsschreibung gewinnen konnte. Breloer spricht mit Speers Kindern, Biografen und Historikern.
Gruß Ben
 
13. May 2005, 17:15   #12
Jules
 
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Erstaunlich das man sich 60 Jahre nach Kriegsende immer noch über Hitler so ereifern kann.

Bei schlappen 150-300 Programmen je nach LMB-Kopf bei einer Schüssel bzw. zig (ich weiß nicht wirklich wievielen - bin halt Schüssel- und kein Kabel-Fan) Programmen die per Kabel zu erreichen sind frage ich mich doch wie man sich allen ernstes über die Berichterstattung zum 60jährigen Ende des 2. WK's in Europa so aufregen kann. Wenn mich das nicht interessiert dann gucke ich ein anderes Programm oder aber ich schalte auf Video oder DVD um.

Ich möchte diese Berichterstattung nicht missen.
Breloer, Königstein und auch Knopp als Propagandafilmer hinzustellen - naja - aus welcher Ecke kommt das denn jetzt ?

Es ist ein Mittel zur Information nicht mehr nicht weniger.

Nicht jeder geht in ein ehemaliges Konzentrationslager um sich eine Ahnung der Massenvernichtung zu verschaffen. Vielleicht sollte man das einführen ? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur ich war in einem. Ich hab's gesehen und ich möchte da nie wieder hin !
Bin ich neugierig ? Verherrliche ich damit Nazideutschland ?
Ja ich bin WIßbegierig. Ich verherrliche damit nichts. Ich gehe auch ins Museum, nichts anderes sind die bewahrten Konzentrationslager. Nur zeigen sie eben nicht eine schöne, ansehliche Vergangenheit sondern ein bisschen von dem damaligen Schrecken.

Das muß aber jeder mit sich selber ausmachen. Wenn ich der Meinung bin das ich zu diesem Datum nichts in den Medien finde ode rnichts darüber finden will bin ich mehr als naiv.
Das heute mehr darüber berichtet wird als vor 10 Jahren - mensch, das fragst Du nicht im Ernst, oder ?
Es wird mehr darüber berichtet weil das Interesse da ist. Weil die nachfolgenden Generationen Fragen stellen auch unbequeme Fragen. Weil sie verstehen wollen warum das ganze geschehen konnte.
Eine abschließende Erklärung wird sich nie finden lassen weil wir heute uns gar nicht mehr in die damalige Generation hineinversetzen können und deshalb auch nie verstehen werden warum.
Aber man versucht es halt.

Und Geld ? Natürlich will man Geld damit verdienen. Spielberg wollte Geld mit Schindler's Liste und mit dem Soldat Ryan verdienen. Er ist Geschäftsmann. Er hat etwas anzubieten das gesehen werden will.
 
15. May 2005, 20:22   #13
Maggi
 
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Wieder von vorn:

Weder war gemeint, dass jeder, der sich Knopp, Eichinger oder Breloer anschaut (besonders einen ihrer Filme) gleich in ein gewisses Milieu abrutscht. Noch war aber auch gemeint, dass niemand, der eine Tendenz dazu hat und diesem gewissen Milieu näher steht als der Großteil der deutschen Bevölkerung, nicht irgendwie ... in seiner Meinung beeinflusst werden könnte, wenn man es harmlos ausdrücken will.
Ich finde, zu Hitler und den "Politikern" vor 60 Jahren kann man nicht genug Distanz aufbauen. Die geschehenen Taten sind fürchterlich und die Verantwortlichen das Schlimmste, was lange Zeit dieser Erde passiert ist! Filme der Art sind vielleicht eine interessante Informationsquelle, aber nur solange ein Informationsinteresse besteht.

Was die zehn Jahre betrifft: Natürlich ist die Frage ernst gemeint gewesen. Schließlich bin ich Teil dieser Generation, die unbequeme Fragen stellen soll. Aber ich glaube, das liegt ein bisschen zurück, mit den unangenehmen Fragen, oder? Ich schätze mal (zumindest auf West-D bezogen): 50er, 60er Jahre?

Was den letzten Satz betrifft - mei, auch eine Meinung. Einen solchen Pathos zu schaffen, ein solches Gerüst aufzubauen und seinen Film zu vermarkten, einen Film zu produzieren, nach dessen Kinovorführung die Leute still und nachdenklich in den Sesseln sitzen - und das nur des Geldes wegen, für mich ist das Betrug. Aber nichts neues in dieser Gesellschaft.

Ciao,
Maggi
 
21. May 2005, 17:38   #14
Jules
 
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Wirst Du denn gezwungen in diese Filme zu gehen ?
Die Themata sind doch bekannt. Wenn Du in einen solchen Film gehst dann willst Du näheres über die damalige Zeit wissen und willst Dich damit auseinandersetzen. Wieso ist das Betrug ? Auch ein Spielberg z.B. kann sich nicht erlauben sehenden Auges einen Flop zu produzieren.
 
21. May 2005, 17:53   #15
Maggi
 
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Betrug ist vielleicht nicht das richtige Wort in dem Zusammenhang. Nur glaube ich eigentlich, dass diese Bilder eine gewisse Botschaft rüberbringen wollen, und sei es auch nur diese, dass das Geschehene böse war und sich keinesfalls wiederholen sollte. Ein Regisseur, der aber botschaftlich nichts unter die Leute bringen will, aber mit einem riesigen Aufwand einen Film produziert, dessen angebliche "Botschaft" dann auch noch in den Medien gelobt wird, Tage, Wochen, Monate vorher - das ist für mich nichts Echtes.

Im Übrigen ging es mir ja nicht nur um die Filme. Egal, ob du dich damit auskennst oder nicht, ob du dich dafür interessierst oder nicht: Niemand zwingt dich, in diese Kinofilme reinzuschauen, aber dem alltäglichen Wahn um Hitler kannst du nicht entkommen.
Kommt auf den öffentlichen Sendern nicht gerade ein Volksmusikstadl, ist unter diesen mit Sicherheit ein Film über das Dritte Reich dabei. Und das ist ja nicht alles, es gibt auch noch Zeitungen, Werbungen, Radio ... dem zu entkommen ist schier unmöglich.

Ach so, ich finde vieles auch ganz interessant. Ich habe mir zwei von drei "Speer und Er"-Teilen angeschaut und den Untergang auch. Es gab auch eine Zeit, da saß unsere ganze Familie jeden Dienstagabend vor dem Fernseher, weil im Zweiten eine Serie kam, die den 2. Weltkrieg in allen Details beschrieb. Auch da habe ich nicht weggeschaut. Allerdings bleibt es ja nicht bei diesen wenigen Beispielen. Was hätte die deutsche Medienlandschaft gemacht, wenn Hitler nie geboren worden wäre? Die Hälfte des Umsatzes eingebüßt.

Ciao,
Maggi
 
21. May 2005, 17:56   #16
Ben-99
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... sowohl "Speer und ER" als auch die kurz danach gesendete Rudolf-Heß-Dokumentation waren wichtig, weil sich gerade um diese beiden Spitzen-Nazis mit der Zeit eine unheilvolle Legende gebildet hat. Für viele galten sie als harmlos, als eine Art Kuschel-Braune oder auch Light-Nazis, die zwar stets an der Seite Hitlers waren, aber nie wirklich etwas Schlimmes angerichtet haben.

Es war längst überfällig, diesen Schwachsinn richtigzustellen. Denn natürlich klebte auch an ihren Händen das Blut von Millionen Menschen. Da werden einige bestimmt gestaunt haben. Aber genau das sollten die beiden Filme auch bewirken.

Gruß Ben

PS: Übrigens wird morgen um 13.30 Uhr auf 3Sat noch mal die Interview-Sendung "Gero von Boehm begegnet Heinrich Breloer" gesendet. Ihr könnt Euch ja dann ein Urteil bilden, ob auch er zu den Regisseuren gehört, die mit dem Thema Hitler vor allem Geld machen wollen.
 
21. May 2005, 18:11   #17
Maggi
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
Es war längst überfällig, diesen Schwachsinn richtigzustellen.
Das stimmt! Deswegen war diese Serie wichtig, und ich kann nur hoffen, dass das auch jeder Zuschauer so mitbekommen hat. Leider habe ich die Kommentare seiner Kinder nicht mehr gesehen. Die hätten mich am meisten interessiert, schließlich wollten sie sich doch das erste mal richtig öffentlich zu ihrem Vater äußern ...

Ciao,
Maggi
 
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