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13. February 2002, 13:41   #1
peet
 
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Registriert seit: August 2001
Ort: Niederlande
Beiträge: 1.528
Ein Schnellkursus zum Heimchirurgen

Operieren Sie selbst!
Ein Schnellkursus zum Heimchirurgen


Einleitung
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Dieser Kursus ist all denen gewidmet, die schon immer medizinische
Ambitionen hatten, aber diese Laufbahn aus welchen Gründen auch immer nicht
einschlagen konnten. Sei es der Numerus Clausus, der ihnen den Zugang zum
Studium verwehrte, sei es, dass sie das zeitaufwendige Medizinstudium ganz
einfach abschreckte.

Mein Vorschlag an alle - Do it yourself - Männer und Frauen: Machen Sie
diesen interessante und spannenden Beruf zu Ihrem Hobby. Dieses
Betätigungsfeld verspricht kurzweilige Stunden im trauten Heim, spart hohe
Arztkosten und bringt Ihnen höchste Anerkennung im Freundes- und
Bekanntenkreis.


1.) Voraussetzungen
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Medizinische Kenntnisse sind nicht vonnöten, sie erleichtern Ihnen aber das
Verständnis der nun folgenden Anleitung. Vorausgesetzt wird hingegen, dass
Sie einige Operationsszenen aus der "Schwarzwaldklinik", dem "Krankenhaus am
Rande der Stadt" oder ähnlichen Sendungen gesehen haben. Schauen Sie den
dort praktizierenden Fachleuten genau auf die Finger. Bei Ihrer späteren
Arbeit werden Ihnen die in diesen lehrreichen Sendungen gezeigten Tricks und
Kunstgriffe sehr zustatten kommen.

Prüfen Sie sich bei der folgenden Frage genau und ehrlich: Wird Ihnen beim
Anblick von Blut flau im Magen, löst es bei Ihnen Brechreiz oder
Schwindelgefühle aus? Wenn Sie diese Frage bejahen müssen, brauchen Sie
nicht weiterzulesen. Sammeln Sie lieber Briefmarken.

Selbstverständlich setze ich bei Ihnen handwerkliches Geschick und Freude
an praktischer Arbeit voraus. Doch nun soll es endlich losgehen.


2.) Die Räumlichkeiten
-----------------------

Wichtig ist die Wahl des richtigen Arbeitsraumes für Ihren Heim-OP. Die
Erfahrung vieler Hobby-Chirurgen spricht gegen die Nutzung von Schlaf- oder
Wohnzimmern, da Blut unschöne Flecken auf Bettwäsche oder in
Perserteppichen hinterlässt. Als geeignete Räume haben sich hingegen das
Bad oder die Küche erwiesen. Beide sind leicht zu reinigen und vermitteln
durch gekachelte Wände eine professionelle Atmosphäre (wichtig, wenn Sie
Zuschauer eingeladen haben!).

Vorteile der Küche:
- Operationsbesteck liegt zum Teil in den Schubladen bereit.
- Instrumente können auf dem Herd abgekocht werden.

Vorteil des Bades:
- Zu besonders blutigen Eingriffen kann der Patient in die Badewanne
gelegt werden (Abfluss kein Problem).


3.) Was man alles braucht
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An Hand der folgenden Aufstellung werden Sie vielleicht überrascht
feststellen, dass man mit geringem Aufwand an Material und Personal bereits
recht hübsche und eindrucksvolle Eingriffe vornehmen kann.

Sie benötigen:

- OP-Tisch (Tapeziertisch, Sperrholzplatte auf der Badewanne)
- Skalpelle (scharfe Küchenmesser oder Allzweckmesser)
- diverse Zangen (finden sich im Werkzeugkasten)
- Narkotika wie starke Schlafmittel oder Chloroform
- Desinfektionsmittel (Brennspiritus, Domestos)
- Weisse oder besser grüne OP-Schürze, dazu passende Haube
- Gummihandschuhe (finden sich in jedem Haushalt unter der Spüle)
- verschiedene Nadeln und starkes Nähgarn
- 1 Schere
- 1 Fuchsschwanz (für Amputationen)
- 1 Schlagbohrmaschine mit Bohrern verschiedener Stärke
- 1 Assistenten oder 1 Krankenschwester (vielleicht übernimmt ein
Freund oder die Ehefrau diese Rolle)
- 1 guter Anwalt für missglückte Erstlingswerke
(Fachterminus: Kunstfehler)
- 2-3 Freiwillige zum Üben (nicht die besten Freunde verwenden)

Bevor wir voll einsteigen sollten Sie sich noch einige Fachausdrücke
aneignen. Für die eigentliche Arbeit ist ihre Bedeutung unerheblich, es
hebt aber Ihr Image, wenn Sie hin und wieder einen anwenden.

Fraktur, Hydronephrose, Amputation Hypotonie, Nekrose, Embolie, Infusion,
Incubation, Hypochondrie, Kastration, Exitus, Metamorphose usw. Auch hier
sind die lehrreichen Arztserien im Fernsehen sehr zu empfehlen.

An Hand einer einfachen Blinddarmoperation (besonders geeignet für
Anfänger) will ich Sie in die hohe Schule der Chirurgie einführen. Halten
Sie sich bitte zunächst genau und Schritt für Schritt an die Anweisung.
Später, mit wachsender Erfahrung, können Sie Ihrer Phantasie freien Lauf
lassen (Hirnchirurgie, Transplantationen...).

Haben Sie stets Geduld und lassen Sie sich von unvermeidlichen
Rückschlägen nicht entmutigen. Merke: "Übung macht den Meister".
Sauerbruch soll schon gesagt haben: "Chirurgen sind eigentlich auch nur
Handwerker".


4.) Die Operation
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4.1. Operationsvorbereitung und Narkose
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Vor Beginn der Operation sollte Ihr OP-Raum kurz gereinigt werden. Legen Sie
bei dieser Gelegenheit auch gleich Ihre Instrumente bereit. Besprechen Sie
mit dem Patienten kurz die Operation, erläutern Sie ihm, was Sie vorhaben
und erklären Sie ihm die Instrumente, die Sie benutzen wollen. Achten Sie
auf einen stets seriösen Gesichtsausdruck (siehe Dr. Brinkmann), Ihr
Patient wird dann unbegrenztes Vertrauen zu Ihnen haben.

Bitten Sie jetzt den Patienten, sich soweit wie für den Eingriff nötig
freizumachen und sich mit dem Rücken auf den OP-Tisch zu legen. Mit
Brennspiritus (ein Allzweckreiniger tut's auch) desinfizieren Sie die Haut
in der Umgebung der geplanten Schnittstelle.

Wir schreiten jetzt zur Narkose. Welche Narkotika Sie einsetzen bleibt Ihnen
überlassen. Bewährt, weil jederzeit zugänglich, sind Schlaftabletten und
Chloroform. Bevor Sie den ersten Schnitt vornehmen, überzeugen Sie sich
bitte davon, dass Ihr Patient auch wirklich im Land der Träume ist. Lassen
Sie Ihn bis hundert zählen. Versagt ihm die Sprache, ist es soweit. Wer
ganz sicher gehen will, piekt den Patienten mit einer Nadel in die Fussohle.
Stellen Sie unbedingt für die Gesamtdauer der Operation ausreichende
Betäubung sicher. Nichts ist so unangenehm, wie ein geöffneter Patient,
der plötzlich vom Tisch springt. Jetzt noch schnell die Hände und Arme
gewaschen und Gummihandschuhe übergestreift.

4.2. Der Eingriff
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Sind Sie soweit, kann es losgehen? Erklären Sie Ihren Zuschauern auf
unterhaltsame Weise die Schritte, die Sie vornehmen. (Vor Zuschauern sollten
Sie allerdings erst nach etwas Praxis auftreten.) Wenn Sie nicht genau
wissen, wo Sie den Schnitt ansetzen sollen, dann lassen Sie sich von einem
am Blinddarm operierten Bekannten seine Narbe zeigen. Sie wissen dann auch,
wie eine gut verheilte Naht aussehen soll.

Setzen Sie Ihren Einschitt ungefähr oberhalb der rechten Leistenbeuge an.
Achten Sie unbedingt auf die richtige Seite! Einige Hobbychirurgen waren
schon höchst verwirrt, weil Sie den Blinddarm nicht finden konnten. Sie
hatten den Patienten auf der falschen Seite geöffnet. Wenn Sie mit dem
Messer nicht mehr weiterkommen, lassen Sie sich von Ihrem Assistenten eine
Geflügelschere reichen. Damit ist das Durchtrennen der Bauchdecke ein
Kinderspiel.

Irgendwann wird Sie das bei dieser Prozedur anfallende Blut stören. Lassen
Sie es von Ihrem Assistenten mit einem Schlucksauger entfernen. Auf Grund
der hohen Saugleistung dieser vielseitigen Geräte muss darauf geachtet
werden, dass vom Patienten noch benötigte Organe nicht mit aufgesaugt
werden.

Mit einigen Krokoklemmen oder Wäscheklammern halten Sie die frische Wunde
offen. Vor Ihnen tut sich die geheimnisvolle Welt der Anatomie auf, die
bisher den Halbgöttern in Weiss vorbehalten war! Nach einer Schweigeminute
zu diesem denkwürdigen Augenblick machen Sie sich auf die Suche nach dem
Appendix (Fachterminus für Blinddarm). Richtig, es ist die kleine
unscheinbare Verlängerung des Dickdarms!

Binden Sie den Appendix so nahe wie möglich am Dickdarm ab (Bindfaden).
Jetzt schnell die Beisszange anfordern, und den Wurmfortsatz so nahe wie
möglich am Dickdarm (aber oberhalb der Abbindung!) abkneifen. Perfekt! Der
Rest ist ganz einfach. Bevor Sie die Wunde zunähen, überprüfen Sie bitte,
dass Sie nichts im Bauch des Patienten zurückgelassen haben (gutes Werkzeug
ist teuer). Falls Sie mit Nadel und Faden nicht gut umgehen können, lassen
Sie sich das von Frau oder Freundin zeigen.

4.3. Nachsorge
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Das schwierigste haben Sie jetzt geschafft. Achtung! Brennen Sie die Wunde
nicht aus! So was gibt es nur in billigen amerikanischen Western. Wenn der
Patient nach einiger Zeit wieder aufwacht, sagen Sie ihm dass alles gut
gegangen ist, und er nach Hause gehen darf. Weisen Sie ihn darauf hin, dass
er sich noch ein paar Tage schonen sollte. Falls Sie die Möglichkeit haben,
zeigen Sie Ihr Werk einem erfahrenen Chirurgen, er wird Ihnen gerne
wertvolle Tips geben, was Sie beim nächsten Mal noch besser machen können.
Übrigens, der leidenschaftliche Heimchirurg legt seinen ersten Blinddarm in
Spiritus und stellt ihn zur Zierde und Erinnerung in eine Vitrine oder auf
den Fernseher.

Sollte der Patient auch nach längerer Wartezeit nicht erwachen, rufen Sie
Ihren Anwalt an. Er wird den Rest für Sie regeln.


Schlusswort
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Nach diesem Kurs dürfen Sie sich zum erlauchten Kreis grosser Hobby-
Chirurgen zählen. Nehmen Sie jede Herausforderung an, die sich Ihnen
bietet, Ruhm und Anerkennung sind Ihnen gewiss!

Der Autor erlaubt ausdrücklich die Weitergabe dieses Kurses an
interessierte Freunde und Bekannte, Kindern unter 10 Jahren sollte er jedoch
vorenthalten werden. Ihnen fehlt für solch diffiziler Tätigkeit die
notwendige Reife.
 
14. February 2002, 10:35   #2
tschubbl
 
Beiträge: n/a
[quote=peet]Operieren Sie selbst!
Ein Schnellkursus zum Heimchirurgen


Einleitung
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Dieser Kursus ist all denen gewidmet, die schon immer medizinische
Ambitionen hatten, aber diese Laufbahn aus welchen Gründen auch immer nicht
einschlagen konnten. Sei es der Numerus Clausus, der ihnen den Zugang zum
Studium verwehrte, sei es, dass sie das zeitaufwendige Medizinstudium ganz
einfach abschreckte.

Darf man da vorher an Hamster üben?
tschubbl
 
14. February 2002, 11:12   #3
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Sehr geehrter Herr Kollege,

warum stellen Sie sich nicht mal zukünftigen Hobby-Kollegen zur Verfügung? Denken Sie daran, daß Hamster hier unter Artenschutz stehen!

Mit freundlichem Vorschlag

Prof. Dr. Akareyon son of Fre'Dy
 
Antwort

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