Wie weit darf Werbung gehen?

Schatz · 7. December 2001, 18:25

Was Werbung sich traut

Mädchen krault Schwein: Motiv aus der "Sisley"-Kampagne. Naiv oder obszön?
Eins ist klar: Werbung muss Aufmerksamkeit erregen, nur so kann sie ihr Ziel erreichen. Und "Sex sells" ist immer noch eine Strategie, mit der sich gut verkaufen lässt.

Daher gibt es viele Beispiele für Werbung, die Erotik einsetzt, um erfolgreich zu sein. Und dabei an die Grenzen des guten Geschmacks stösst. Ein geradezu klassisches Beispiel ist Benetton. Der italienische Textilkonzern ist berühmt für seine provokativen Werbekampagnen und hat gerade eine Schlappe erlitten: Der Bundesgerichtshof hat eine Anzeige des Unternehmens zum Thema Aids erneut als wettbewerbswidrig verboten. Das Motiv - es war Anfang der 90er Jahre im "Stern" erschienen" - zeigte ein nacktes Gesäß mit dem Stempelaufdruck "H.I.V.-Postiv". Dies verletzte die Menschenwürde Aidskranker, so die Richter.

Wie weit darf Werbung gehen?

Diese Frage stellt sich immer wieder, besonders wenn Tabuthemen berührt werden. Jüngstes Beispiel: Die Kampagne der Modemarke "Sisley". An ihr scheiden sich die Geister, denn die Art und Weise, wie Starfotograf Terry Richardson junge Models in ländlicher Umgebung inszeniert, grenzt an Pornografie.

Also: Wie weit darf Werbung gehen?

Trullertante · 7. December 2001, 21:04

So weit, wie es der Verbraucher zulässt.

Im Focus habe ich unlängst einen Bericht über dieses Thema gelesen und war erstaunt.
Bei der Werbung beschreitet man völlig neue Wege.
Während es früher darum ging, dem Kunden durch ständige Dauerberieselung das Produkt quasi in sein Hirn einzubrennen, versucht man es mit einer neuen Masche.
Man hat nämlich festgestellt, je abstoßender und unbeliebter Werbung ankommt, umso höher ist der Absatz der Produkte.

Viele behaupten, bestimmte Artikel nicht zu kaufen, weil die Werbung so bescheuert ist. Mehr oder weniger aus Protest unter dem Motto, jetzt erst recht nicht.

Genau das Gegenteil ist der Fall, so komisch es sich auch anhört.

Es ist ein ähnliches Symtom, wie die Tatsache, daß Todeskandidaten in den letzten Minuten vor ihrer Hinrichtung eine tiefe Zuneigung für ihren Henker empfinden.
(Ich gebe das nur so wieder, wie ich es gelesen habe)

Ich für mich kann da allerdings sehr schlecht einen Zusammenhang sehen.

Da begreife einer die menschliche Seele...

Loddarnewyork · 7. December 2001, 21:27

Ich sehe da für mich persönlich auch keinen Zusammenhang.

Ein Produkt, wo mich eine bescheuerte Werbung wirklich nervt, würde ich nie erwerben.
Ich kann daher die Argumente der Werbeindustrie nicht nachvollziehen.

Allerdings glaube ich, daß die bei uns ansäßige Werbebranche irgendwie nicht so das bringt, oder bringen will, was den Verbraucher amüsiert.

"Über 5 Millionen Menschen müssen nachts raus. Ihr Problem: Blasenschwäche...."
Diese Werbung ist so dämlich wie einfallslos, daß ich lieber ins Bett pinkeln würde, wenn ich Blasenschwäche hätte, als das ich dieses Produkt erwerben würde.

Sternkind · 7. December 2001, 23:34

Ich stimme da Trullertante vollkommen zu, Werbung geht so weit, wie verbraucher es zulässt...

Aber Schatz, das Bild was Du genommen hast, ist doch wirklich nicht irgendwie anstößig...

Etwas anders seh ich das bei dem Foto, auf dem das Mädchen an dem Euter nuckelt und ihr die Milch ins Gesicht spritzt..

Das ist selbst mir zu plump und zu heftig

Dr.Best · 7. December 2001, 23:39

Also wer bei dem Mädchen+Schwein an Sodomie denkt, der will imho auch dran denken, so einfach ist das...Simple Suggestion

Die Benetton-Kampagne fand ich damals klasse, aus dem einfachen Grund weil erst eine Modefirma die ansich mit AIDS nix am Hut hat hingehen musste und den Leuten vor Augen führen musste, das HIV-Positive Menschen gebrandmarkt sind. Denn genau das sind sie leider und genau das zeigte die Kampagne.

borg4free · 7. December 2001, 23:40

hi

hmmm, ganich so einfach ...
aber ich bin der meinung das das von dir oben beschrieben doch noch ganz vertretbar ist ... ist ja nun wirklich kein schmuddelkrams dran, zumind net so richtig. heutzutage geht man doch generell ziehmlich offen mit diesem thema um ...

*gutso*

als, warum darf werbung net so agieren?

bei diesem thema fällt mir die benetton reklame mit den toten/abgehungerten leutz ein ... und dem soldat und so ...

sowas finde ich dann doch derbe makaber und als werbung nicht geeignet. sinn dieser bilder ist es doch nicht das elend dieser leute zu zeigen sondern blicke zu fangen, und das ist absolut sch***

mfg borg4free

Black Panter · 7. December 2001, 23:57

Ich habe den Bericht im Fernsehen mitbekommen.Fand aber nichts so anstößiges dabei. Da gibt es schlimmeres in den Nachrichten zu sehen. Und wenn man sich die Vorabendsendungen mal anschaut, gibt es da Sachen die ich weit aus anstößiger finde. Auserdem wem es nicht gefällt der kann ja wegsehen.

borg4free · 8. December 2001, 00:00

hi

naja, aber trotzdem. das leid anderer als werbe/blickfangmittel ... schon irgendwie komisch, oder?

mfg borg4free

Ogino · 8. December 2001, 13:28

Zitat:

Zitat von Loddarnewyork

Ich sehe da für mich persönlich auch keinen Zusammenhang.

Ein Produkt, wo mich eine bescheuerte Werbung wirklich nervt, würde ich nie erwerben.

Zustimmung

Aus diesem Grund benutze ich schon seit ewigen Zeiten keine Tampons mehr

Sternkind · 8. December 2001, 13:54

Ogino??
Kann es sein,dass Dich die weibliche Regel fasziniert??

borg4free · 8. December 2001, 15:13

hi

@sterne:
wen fasziniert die nicht? :confused:

is doch hohcinteressant, was davon alles abhängt und so oder halt ... ach, ihr wisst schon worauf ich hinaus will *grummel*

also, volles verständnis für ogino

mfg borg4free

Akareyon · 8. December 2001, 16:25

Ich finde auch, daß das Bild nichts anstössiges hat - das Schwein ist glücklich, die Frau ist tierlieb... honni soit qui mal y pense. ICH zum Beispiel, in meiner jugendlichen, unverdorbenen Naivität hätte kein Problem mit dem Bild (ich kenne die anderen Aufnahmen nicht, aber was mit dem milchspritzenden Euter für Assoziationen geweckt werden wollen, scheint klar...)

Ähnlich fertiggemacht wurde damals der Film "The Cell". Da las ich Kritiken wie "Oh, nur für absolute Sadisten, die sehen wollen, wie Frauen auf alle nur erdenklichen Weisen gequält und umgebracht werden..." In Wirklichkeit war all das nur Interpolation schmutziger Gedanken, die jemand bereits hat, PRÄGUNG sozusagen. Denn es wurden keine expliziten Bilder gezeigt...

Ich finde den Schluß "Die Leute finden unsere Werbung eklig, also kommen sie kaufen" auch nicht schlüssig. Ich bin (beispielsweise) seit Ewigkeiten nicht im Mediamarkt gewesen, weil mir die Werbung einfach zu dumpf war.
Und ich kaufe keine Lätta, bloß weil die Werbung mit dem offensichtlich eiskalten Gebirgssee bereits im Nachmittagsprogramm laufen darf, ergo "clean" ist. Ich kaufe Lätta deswegen NICHT nicht, weil ich die Werbung eklig finde.

Wichtig ist Werbung, über die man redet - die e.on-Werbung, die allererste Woche: rote Plakate, rote, doppelseitige Anzeigen, schimmerndes Rot auf dem Bildschirm ohne Aussage.
Oder Daewoo seinerzeit: nur der Mund und die internationale Lautschrift-Notierung - keiner wußte, daß es sich um Autos handelte.
Das ist werbewirksam, finde ich.

7. December 2001, 18:25	#1
Schatz Ungültige E-Mail Angabe Registriert seit: July 2001 Beiträge: 2.242	Wie weit darf Werbung gehen? Was Werbung sich traut Mädchen krault Schwein: Motiv aus der "Sisley"-Kampagne. Naiv oder obszön? Eins ist klar: Werbung muss Aufmerksamkeit erregen, nur so kann sie ihr Ziel erreichen. Und "Sex sells" ist immer noch eine Strategie, mit der sich gut verkaufen lässt. Daher gibt es viele Beispiele für Werbung, die Erotik einsetzt, um erfolgreich zu sein. Und dabei an die Grenzen des guten Geschmacks stösst. Ein geradezu klassisches Beispiel ist Benetton. Der italienische Textilkonzern ist berühmt für seine provokativen Werbekampagnen und hat gerade eine Schlappe erlitten: Der Bundesgerichtshof hat eine Anzeige des Unternehmens zum Thema Aids erneut als wettbewerbswidrig verboten. Das Motiv - es war Anfang der 90er Jahre im "Stern" erschienen" - zeigte ein nacktes Gesäß mit dem Stempelaufdruck "H.I.V.-Postiv". Dies verletzte die Menschenwürde Aidskranker, so die Richter. Wie weit darf Werbung gehen? Diese Frage stellt sich immer wieder, besonders wenn Tabuthemen berührt werden. Jüngstes Beispiel: Die Kampagne der Modemarke "Sisley". An ihr scheiden sich die Geister, denn die Art und Weise, wie Starfotograf Terry Richardson junge Models in ländlicher Umgebung inszeniert, grenzt an Pornografie. Also: Wie weit darf Werbung gehen?

7. December 2001, 21:04	#2
Trullertante Ungültige E-Mail Angabe Registriert seit: January 2001 Ort: Berlin Beiträge: 304	So weit, wie es der Verbraucher zulässt. Im Focus habe ich unlängst einen Bericht über dieses Thema gelesen und war erstaunt. Bei der Werbung beschreitet man völlig neue Wege. Während es früher darum ging, dem Kunden durch ständige Dauerberieselung das Produkt quasi in sein Hirn einzubrennen, versucht man es mit einer neuen Masche. Man hat nämlich festgestellt, je abstoßender und unbeliebter Werbung ankommt, umso höher ist der Absatz der Produkte. Viele behaupten, bestimmte Artikel nicht zu kaufen, weil die Werbung so bescheuert ist. Mehr oder weniger aus Protest unter dem Motto, jetzt erst recht nicht. Genau das Gegenteil ist der Fall, so komisch es sich auch anhört. Es ist ein ähnliches Symtom, wie die Tatsache, daß Todeskandidaten in den letzten Minuten vor ihrer Hinrichtung eine tiefe Zuneigung für ihren Henker empfinden. (Ich gebe das nur so wieder, wie ich es gelesen habe) Ich für mich kann da allerdings sehr schlecht einen Zusammenhang sehen. Da begreife einer die menschliche Seele...

7. December 2001, 21:27	#3
Loddarnewyork Registriert seit: January 2001 Beiträge: 2.676	Ich sehe da für mich persönlich auch keinen Zusammenhang. Ein Produkt, wo mich eine bescheuerte Werbung wirklich nervt, würde ich nie erwerben. Ich kann daher die Argumente der Werbeindustrie nicht nachvollziehen. Allerdings glaube ich, daß die bei uns ansäßige Werbebranche irgendwie nicht so das bringt, oder bringen will, was den Verbraucher amüsiert. "Über 5 Millionen Menschen müssen nachts raus. Ihr Problem: Blasenschwäche...." Diese Werbung ist so dämlich wie einfallslos, daß ich lieber ins Bett pinkeln würde, wenn ich Blasenschwäche hätte, als das ich dieses Produkt erwerben würde.

7. December 2001, 23:34	#4
Sternkind Registriert seit: May 2001 Beiträge: 6.057	Ich stimme da Trullertante vollkommen zu, Werbung geht so weit, wie verbraucher es zulässt... Aber Schatz, das Bild was Du genommen hast, ist doch wirklich nicht irgendwie anstößig... Etwas anders seh ich das bei dem Foto, auf dem das Mädchen an dem Euter nuckelt und ihr die Milch ins Gesicht spritzt.. Das ist selbst mir zu plump und zu heftig

7. December 2001, 23:39	#5
Dr.Best Ungültige E-Mail Angabe Registriert seit: May 2001 Ort: Board-Souterrain Beiträge: 1.106	Also wer bei dem Mädchen+Schwein an Sodomie denkt, der will imho auch dran denken, so einfach ist das...Simple Suggestion Die Benetton-Kampagne fand ich damals klasse, aus dem einfachen Grund weil erst eine Modefirma die ansich mit AIDS nix am Hut hat hingehen musste und den Leuten vor Augen führen musste, das HIV-Positive Menschen gebrandmarkt sind. Denn genau das sind sie leider und genau das zeigte die Kampagne.

7. December 2001, 23:40	#6
borg4free Registriert seit: March 2001 Ort: 32130 enger Beiträge: 1.669	hi hmmm, ganich so einfach ... aber ich bin der meinung das das von dir oben beschrieben doch noch ganz vertretbar ist ... ist ja nun wirklich kein schmuddelkrams dran, zumind net so richtig. heutzutage geht man doch generell ziehmlich offen mit diesem thema um ... gutso als, warum darf werbung net so agieren? bei diesem thema fällt mir die benetton reklame mit den toten/abgehungerten leutz ein ... und dem soldat und so ... sowas finde ich dann doch derbe makaber und als werbung nicht geeignet. sinn dieser bilder ist es doch nicht das elend dieser leute zu zeigen sondern blicke zu fangen, und das ist absolut sch*** mfg borg4free

7. December 2001, 23:57	#7
Black Panter Registriert seit: July 2001 Ort: 58332 Schwelm Beiträge: 2.265	Ich habe den Bericht im Fernsehen mitbekommen.Fand aber nichts so anstößiges dabei. Da gibt es schlimmeres in den Nachrichten zu sehen. Und wenn man sich die Vorabendsendungen mal anschaut, gibt es da Sachen die ich weit aus anstößiger finde. Auserdem wem es nicht gefällt der kann ja wegsehen.

8. December 2001, 00:00	#8
borg4free Registriert seit: March 2001 Ort: 32130 enger Beiträge: 1.669	hi naja, aber trotzdem. das leid anderer als werbe/blickfangmittel ... schon irgendwie komisch, oder? mfg borg4free

8. December 2001, 13:54	#10
Sternkind Registriert seit: May 2001 Beiträge: 6.057	Ogino?? Kann es sein,dass Dich die weibliche Regel fasziniert??

8. December 2001, 15:13	#11
borg4free Registriert seit: March 2001 Ort: 32130 enger Beiträge: 1.669	hi @sterne: wen fasziniert die nicht? :confused: is doch hohcinteressant, was davon alles abhängt und so oder halt ... ach, ihr wisst schon worauf ich hinaus will grummel also, volles verständnis für ogino mfg borg4free

8. December 2001, 16:25	#12
Akareyon Registriert seit: November 2001 Beiträge: 2.823	Ich finde auch, daß das Bild nichts anstössiges hat - das Schwein ist glücklich, die Frau ist tierlieb... honni soit qui mal y pense. ICH zum Beispiel, in meiner jugendlichen, unverdorbenen Naivität hätte kein Problem mit dem Bild (ich kenne die anderen Aufnahmen nicht, aber was mit dem milchspritzenden Euter für Assoziationen geweckt werden wollen, scheint klar...) Ähnlich fertiggemacht wurde damals der Film "The Cell". Da las ich Kritiken wie "Oh, nur für absolute Sadisten, die sehen wollen, wie Frauen auf alle nur erdenklichen Weisen gequält und umgebracht werden..." In Wirklichkeit war all das nur Interpolation schmutziger Gedanken, die jemand bereits hat, PRÄGUNG sozusagen. Denn es wurden keine expliziten Bilder gezeigt... Ich finde den Schluß "Die Leute finden unsere Werbung eklig, also kommen sie kaufen" auch nicht schlüssig. Ich bin (beispielsweise) seit Ewigkeiten nicht im Mediamarkt gewesen, weil mir die Werbung einfach zu dumpf war. Und ich kaufe keine Lätta, bloß weil die Werbung mit dem offensichtlich eiskalten Gebirgssee bereits im Nachmittagsprogramm laufen darf, ergo "clean" ist. Ich kaufe Lätta deswegen NICHT nicht, weil ich die Werbung eklig finde. Wichtig ist Werbung, über die man redet - die e.on-Werbung, die allererste Woche: rote Plakate, rote, doppelseitige Anzeigen, schimmerndes Rot auf dem Bildschirm ohne Aussage. Oder Daewoo seinerzeit: nur der Mund und die internationale Lautschrift-Notierung - keiner wußte, daß es sich um Autos handelte. Das ist werbewirksam, finde ich.