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26. September 2006, 07:52   #301
Jules
 
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26. September 1991: Das Experiment Biosphäre 2 beginnt

Biosphäre 2 war ein Experiment mit dem Ziel, ein von der Außenwelt unabhängiges, sich selbst erhaltendes Ökosystem zu schaffen. Der Name wurde gewählt, um daran zu erinnern, dass die Biosphäre 1 unsere Erde ist.

Das Experiment sollte beweisen, dass in einem eigenständigen, geschlossenen ökologischen System Leben langfristig möglich ist. Das Projekt wurde von der Nasa beobachtet, 2050 soll die Biosphäre 3 auf dem Mars entstehen.

Ziele und Aufbau
Auf 1,6 Hektar wurde nördlich von Tucson, Arizona zwischen 1987 und 1989 unter einem Kuppelbau aus Glas ein geschlossenes Ökosystem erstellt: Savanne, Ozean, tropischer Regenwald, Mangrovensumpf, Wüste, intensive Landwirtschaft und Wohnräume. Der technische Aufwand (Pumpen, Filtersysteme, Ventilatoren) dabei war erheblich, da ein komplettes und autarkes Lebenserhaltungssystem geschaffen werden sollte. Die diesbezügliche Verwirklichung von Langzeitreisen im Weltraum oder Weltraumkolonien war als Fernziel ebenfalls Gegenstand des Experiments.

Verlauf

Erster Versuch
Am 26. September 1991 begann das Experiment nach mehreren einwöchigen Vorversuchen. Acht Teilnehmer, die zuvor ein zweijähriges Trainingsprogramm absolviert hatten, lebten bis 1993 in dem Glasgebäude mit dem Ziel, vollständig von allen Außenkontakten (Luft- und Materialaustausch) abgeschlossen zu sein, außer vom natürlichen Sonnenlicht.

Im Laufe der Zeit kristallisierten sich Probleme heraus, welche das Leben der Bewohner sowie der anderen Lebewesen zunehmend beeinträchtigten. Entgegen den ursprünglichen Vorstellungen musste Sauerstoff von außen zugeführt werden.

Beispielsweise ergaben sich aus ökologischer Sicht folgende Probleme:

In der Konstruktion wurde Stahlbeton verbaut, welcher schleichend den vorhandenen Sauerstoff absorbierte.
parasitäre Mikroben im Ackerboden erhöhten die Anteile von Stickstoff bzw. Kohlendioxid in der Atmosphäre.
Das Wetterphänomen El Niño führte zu geringeren Ernten aus dem Ackerbau.
Kakerlaken und eine spezielle Ameisenart ("Crazy Ants", Paratrechina longicornis) breiteten sich extrem aus.
Das Experiment wurde abgebrochen.

Zweiter Versuch
Eine zweite Gruppe hielt sich 1994 über sechs Monate lang in der künstlichen Biosphäre auf. Während dieser Zeit wurden mit wenigen Ausnahmen die Luft, das Wasser und die Nahrung für die in ihr befindlichen Menschen von den Ökosystemen erzeugt und wieder aufbereitet, deren Teil sie selbst waren.

In den Medien wurde entsprechend von einem Scheitern des Projekts gesprochen. Gleichwohl ergaben sich aus diesem "Scheitern" Erkenntnisse, welche für zukünftige Entwicklungen und Erprobungen künstlicher Lebensräume wertvoll sein dürften.

Weitere Projekte und derzeitiger Stand
Ab 1996 nutzte die Columbia-Universität die Biosphäre 2 für ökologische Forschung und Lehre. Unter Leitung von Barry Osmond wurden wichtige Forschungsergebnisse zur Wirkung von Klimagasen veröffentlicht. 2002 prüfte die Columbia-Universität das Projekt erneut und entschied sich, es Ende 2003 aus Kostengründen einzustellen. Die Einrichtung befindet sich nun wieder in Besitz des Erbauers, dem Öl-Milliardär Edward Bass.

Ein interessanter Aspekt ist, die Kosten des Projekts von über 150 Mio US-Dollar in Bezug zu setzen zur Zahl der Menschen, die darin eine Weile lebten. Das letztendliche Scheitern des Vorhabens gibt hierzu einen unteren Grenzwert für den "Wert" des Lebensraumes pro Mensch, den das Raumschiff Erde bietet. In der Kurzgeschichte "Eine Trillion Euro", der gleichnamigen Anthologie, von Andreas Eschbach wird den Menschen vorgerechnet, was der Nachbau allein Europas kosten würde, speziell der lebensnotwendigen Atmosphäre, des Bodens und des Wassers - der Titel sagt es schon.

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27. September 2006, 07:56   #302
Jules
 
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27.09.2001: Bei einem Anschlag im Kantonalparlament von Zug sterben 14 Menschen

Das Zuger Attentat wurde am 27. September 2001 in der Stadt Zug (Schweiz) im Zuger Kantonalparlament verübt. 14 Politiker wurden von Friedrich Leibacher erschossen, der sich kurz darauf selbst das Leben nahm. Dieser hatte zuvor jahrelang durch exzessiven Gebrauch von Rechtsmitteln auf sich aufmerksam gemacht und fühlte sich vom Rechtsstaat derart schlecht und nachteilig behandelt, dass er sich zu dieser Wahnsinnstat gedrungen sah.

Leibacher gelangte mit einer selbstgefertigten Polizeiweste und mehreren Waffen, darunter ein Sturmgewehr 90 in der zivilen Ausführung, einer Pistole SIG Sauer, einer Pumpgun und einem Revolver, unbehelligt ins Zuger Parlamentsgebäude hinein und schoss im Saal des tagenden Parlaments wild um sich. Er tötete dabei drei Regierungsräte und elf Kantonsräte, verletzte zahlreiche Politiker sowie einige Journalisten zum Teil schwer. Er feuerte 91 Schüsse ab. Zudem zündete er eine selbstgebastelte Bombe. Sein eigentliches Hauptziel, der Zuger Regierungsrat Robert Bisig, blieb unverletzt. Leibacher hinterliess am Tatort einen Abschiedsbrief mit dem Titel "Tag des Zornes für die Zuger Mafia". Offenbar wähnte er sich als Opfer eines Komplottes gegen ihn.

Dieser Anschlag war der erste dieser Art in der Schweiz und der Kanton Zug erlebte an jenem Tag den traurigsten seiner Geschichte. Die ganze Schweiz wurde in tiefe Trauer und Betroffenheit versetzt. Weltweit, vor allem in der EU und im Deutschen Bundestag, machte sich Entrüstung über diese Tat und den Tod ihrer Kollegen breit.

Folgen
Als Folge dieses Attentats wurden in zahlreichen lokalen Parlamenten die Sicherheitsmaßnahmen, sofern solche vorher überhaupt existiert haben, verschärft und teilweise strenge Zutrittskontrollen für Besucher eingeführt sowie Sicherheitsausweise für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Auf Bundesebene wurde nicht zuletzt deshalb die Sektion Sicherheit Parlamentsgebäude als Teil des Bundessicherheitsdienstes gebildet, einer rund 35 Personen starken Polizeieinheit welche vor allem das Bundeshaus in Bern sichert. Es wurden im Rahmen der Einführung einer allgemeinen elektronischen Zutrittskontrolle für Besucher Türkontrollen mit Durchleuchtungsapparaten eingerichtet und verschiedene Trakte des Bundeshauses durch Sicherheitsschleusen abgesichert, welche von den Politikern mittels eines Badges geöffnet werden können.

Viele Kantone und Gemeinden haben zudem als Präventionsmassnahme Listen von Personen eingerichtet, welche als sogenannte Nörgler, Querulanten und Behördenhasser aufgefallen sind. Personen also, welche die Instanzen mit Einsprachen und Einsprüchen bombardieren, damit scheitern; glauben, ungerecht behandelt zu werden und teilweise auch Drohungen gegen Behördenmitglieder aussprechen. Diese werden seither schärfer überwacht. Teilweise wurden auch Mediationsstellen eingerichtet. Polizeidienststellen reagierten fortan weitaus sensibler auf Hinweise derart Bedrohter und nehmen drohende Personen vorübergehend fest, wobei bei anschließenden Hausdurchsuchungen oft Waffen beschlagnahmt werden. Zudem wird versucht, beim Ausstellen von Waffenerwerbsscheinen Personen genauer zu durchleuchten. Bei der Aufarbeitung des Attentats war nämlich bekannt geworden, dass Leibacher, obwohl ihm Persönlichkeitsstörung und 'Gehirnschwäche' attestiert wurden Waffen frei erwerben konnte, damit bereits früher Personen bedroht hatte, dafür sogar angezeigt wurde und schon lange als Querulant bekannt war. Trotz oder in Unwissen dessen waren keine Maßnahmen ergriffen worden um zu verhindern, was am 27. September 2001 in Zug geschah.

Opfer
Peter Bossard (Regierungsrat/Statthalter, FDP, Zug)
Monika Hutter-Häfliger (Regierungsrätin, SP, Baar)
Jean-Paul Flachsmann (Regierungsrat, CVP, Zug)
Herbert Arnet (Kantonsratspräsident, CVP, Cham)
Martin Döbeli (Kantonsrat, FDP, Zug)
Dorly Heimgartner (Kantonsrätin, FDP, Zug)
Kurt Nussbaumer (Kantonsrat, CVP, Oberägeri)
Rolf Nussbaumer (Kantonsrat, CVP, Baar)
Konrad Häusler (Kantonsrat, CVP, Unterägeri)
Erich Iten (Kantonsrat, FDP, Unterägeri)
Karl Gretener (Kantonsrat, CVP, Cham)
Willi Wismer (Kantonsrat, CVP, Risch)
Heinz Grüter (Kantonsrat, FDP, Baar)
Käthi Langenegger (Kantonsrätin, CVP, Baar)

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28. September 2006, 14:03   #303
Jules
 
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28.09.2000: Ariel Sharon besucht den Tempelberg - die zweite Intifada beginnt

Die Zweite Intifada oder al-Aqsa-Intifada, von der israelischen Armee als „אירועי גיאות ושפל“ („Ebbe-und-Flut-Ereignisse“) bezeichnet, war ein gewaltsamer Konflikt zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften, der im September 2000 begann. Mit dem Abschluss eines Waffenstillstands zwischen dem Präsidenten der palästinensischen Autonomie Mahmud Abbas und Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon im ägyptischen Scharm al-Scheich im Februar 2005 ist die Al-Aqsa-Intifada offiziell beendet.

„Intifada“ bedeutet „abschütteln“ (gemeint ist die israelische Besatzung), nach der al-Aqsa-Moschee wurde die Erhebung benannt, weil sie nach Darstellung der Palästinenser eben bei dieser Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg ihren Ausgangspunkt hatte. Manche konservative oder rechte Israelis bezeichnen die Intifada auch als Oslokrieg.

Der Beginn der al-Aqsa-Intifada
Der Politiker Ariel Scharon besuchte am 28. September 2000 in Begleitung von bewaffneten Polizeikräften den in Jerusalem gelegenen Tempelberg. Nach israelischer Darstellung hatte der palästinensische Sicherheitschef Dschibril Radschub sein Einverständnis für Scharons Besuch gegeben, sofern dieser keine Moschee betrete.

Militante Palästinenser nahmen diesen Besuch auf dem Gebiet des zerstörten salomonischen Tempels mit dem Allerheiligsten zum Anlass, einen bewaffneten Aufstand zu starten. Die gewalttätigen Proteste wurden durch die Polizei unter Waffeneinsatz zurückgedrängt. Dabei wurden vier Personen getötet und etwa zweihundert verletzt. Auch vierzehn Polizisten wurden verletzt. Der Polizeieinsatz ist nach israelischer Darstellung nötig gewesen, weil das palästinensische Radio dazu aufgerufen habe, die Moschee zu verteidigen und die palästinensische Polizei in letzter Minute erklärt habe, nichts gegen gewaltsame Demonstrationen zu unternehmen. Auch US-Präsident Clinton kritisierte Scharons Besuch auf dem Tempelberg.

Die israelische Seite sieht allerdings das Scheitern der Verhandlungen in Camp David am 25. Juli 2000 und nicht Ariel Scharons Besuch auf dem Tempelberg als Auslöser der Intifada, denn bereits am Tag zuvor war bei der Explosion einer Bombe am Grenzübergang Netzarim ein israelischer Soldat ums Leben gekommen. Der palästinensische Kommunikationsminister Imad Faludschi hätte zudem erklärt, der Einsatz von Gewalt sei bereits im Juli geplant worden, nachdem Yassir Arafat von Camp David zurückgekehrt sei.

Zahlreiche Führungsmitglieder palästinensischer Fraktionen und Parteien sowie Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörde erklärten jedenfalls vor dem Beginn der Al-Aqsa-Intifada, dass der Staat Israel nur durch Gewalt zu Konzessionen zu bewegen sei. Der israelische Rückzug aus dem Südlibanon aufgrund der anhaltenden Anschläge der Hisbollah wurde als Beispiel gesehen, das sich auf die palästinensischen Gebiete übertragen ließe.

Mitchell-Report
Der Mitchell-Report 2001 fasst zusammen:

In ihren Eingaben haben beide Seiten Behauptungen über Motivation und Kontrolle des anderen aufgestellt. Uns wurden keine überzeugenden Beweise dafür vorgelegt, dass der Besuch Scharons mehr war als ein innenpolitischer Akt; auch haben wir keine überzeugenden Beweise dafür erhalten, dass die Autonomiebehörde den Aufstand geplant hat ... Der Besuch Scharons hat nicht zur al-Aqsa-Intifada geführt ... Bedeutsamer waren die folgenden Ereignisse: die Entscheidung der israelischen Polizei am 21. September, tödliche Mittel gegen palästinensische Demonstranten einzusetzen, und das Versäumnis beider Seiten, Zurückhaltung zu üben.

Opferzahlen
Die Israelis zählten in den 1558 Tagen der al-Aqsa-Intifada 20.406 Anschläge, darunter 138 Selbstmordanschläge und 13.730 Schussüberfälle, sowie 460 Angriffe mit Qassamraketen. Nach Angaben der Zeitung Jedi'ot Acharonot wurden 1036 Israelis getötet (715 Zivilisten) und 7.054 verletzt. Die Palästinenser hatten 3592 (palästinensische Quellen:3336) Tote (985 Zivilisten) zu beklagen. Israel bezeichnet 959 von ihnen als Terroristen - 208 Palästinenser wurden gezielt getötet. Über 600 palästinensische Tote waren Mitglieder der Sicherheitsdienste der Autonomiebehörde (der Geheimdienste, oder der Polizei), die oft auch in Terror involviert sein sollen.

Gemäß einer Statistik des Anti-Terror-Instituts (beim Herzlia Interdisciplinary Center) starben 126 palästinensische Frauen und mehr als doppelt so viele israelische Frauen (285). 365 Palästinenser wurden von ihren eigenen Landsleuten getötet, in der Regel im Rahmen von Lynchjustiz an tatsächlichen oder angeblichen Kollaborateuren. Auf der israelischen Seite kamen 22 Menschen durch eigenes Feuer ums Leben.

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29. September 2006, 07:20   #304
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29. September 1887: Das Grammophon wird zum Patent angemeldet

Ein Grammophon bzw. -fon (von altgr.: grammein, „schreiben“ und phone, „Stimme“) ist ein Gerät zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Tönen, das 1887 von Emil Berliner erfunden wurde (Anmeldung zum Patent: 29. September 1887). Das Grammophon gehört medienhistorisch zum Aufschreibesystem. Als reines Abspielgerät war es der mechanische Vorläufer des Plattenspielers.

Das Grammophon ist – im Gegensatz zum Phonographen – mit einer runden Platte (Schallplatte) ausgestattet, auf der die Töne mechanisch aufgezeichnet werden; Edisons Phonograph verwendete noch eine Walze. Berliners Schallplatte besteht aus einer flachen, wachsbeschichteten Zinkscheibe als Tonträger; jede Platte muss bei diesem Verfahren einzeln hergestellt werden.

Den Beginn der Schallplattenvervielfältigung kann man im Jahr 1892 ansetzen, als erstmals nickelüberzogene Kupfernegativplatten aus vulkanisiertem Gummi gepresst wurden. Schellack wurde ab 1895 als Grundstoff für Schallplatten eingesetzt.

Antrieb
Der Antrieb erfolgt von Hand, durch ein Uhrwerk oder einen Elektromotor. Es wurden auch Grammophone mit Dampfantrieb gebaut, allerdings sind fast alle dieser Geräte verbrannt.

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30. September 2006, 07:49   #305
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30. September 1661: Der Londoner Kutschenstreit wird zum Politikum

Der Londoner Kutschenstreit (frz. Guerre de préséance, engl. Contest for precedence) war ein diplomatischer Zwischenfall in London im Oktober des Jahres 1661. Es handelte sich dabei um einen Rangstreit zwischen Frankreich und Spanien.

Beim Einzug des neuen schwedischen Botschafters in London am 30. September 1661 stritten sich der französische Botschafter Godefroy d'Estrades und der spanische Botschafter Carlos de Vatteville, wessen Kutsche an der Spitze des Zuges fahren durfte, also wer deutlich machen durfte, dass sein König den höheren Rang innehatte. Beide Seiten waren zuvor gut instruiert worden. Besonders Ludwig XIV. bestand darauf, dass Frankreich als Vormacht Europas den Vorrang vor jedem anderen hatte. Spanien hatte zuvor oft versucht, Frankreich mit Vorrangfragen zu demütigen. Es kam schließlich zum Eklat: Der Spanier hatte sich gut bewaffnet, erschoss einfach die Pferde vor der französischen Kutsche und tötete zwei Pagen des Botschafters, sodass die Franzosen nicht am Einzug teilnehmen konnten.

Damit hatten die Spanier genau das geliefert, was Ludwig XIV. erhofft hatte, nämlich eine erneute Beleidigung der französischen Krone. Der König von Frankreich reagierte umgehend: Der spanische Botschafter in Frankreich wurde des Landes verwiesen, der Botschafter Frankreichs in Spanien abgezogen. Ludwig XIV. forderte eine öffentliche Entschuldigung des Königs von Spanien und den uneingeschränkten Vorrang Frankreichs in allen Angelegenheiten und an allen Höfen Europas. Sollte Spanien diesen Forderungen nicht nachkommen, so würde Frankreich in Spanien einmarschieren und die Spanischen Niederlande annektieren. Wohl wissend, dass Spanien zahlungsunfähig war und über keine Truppen mehr verfügte, nachdem es erst 1659 einen langen Krieg mit Frankreich verloren hatte, blieb Spanien nichts übrig, als alle Forderungen anzuerkennen.

Der Londoner Kutschenstreit gilt als erster großer Auftritt des „Sonnenkönigs“ in der europäischen Politik. Mit dem Streit hatte Ludwig XIV. auch das Ziel verfolgt, ganz Europa zu zeigen, dass er nicht nur der mächtigste König Europas, sondern auch ein politisch erfahrener Mann war. Dieser Zwischenfall gilt als eines der besten Beispiele der klassischen Diplomatie.

Der Fall wurde von einem Zeitzeugen beschrieben: Samuel Pepys erwähnt die Episode in seinem Tagebuch am 30. September und 4. Oktober 1661. Interessant ist der Stimmungsbericht. Er erzählt dort: "And indeed we do naturally all love the Spanish, and hate the French."

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7. October 2006, 14:14   #306
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01. Oktober 1969: Die Concorde durchbricht erstmals die Schallmauer

Die Aérospatiale-BAC Concorde 101/102 (von lat. concordia, Eintracht, Einigkeit) war ein von der französischen und britischen Luftfahrtindustrie auf Basis eines Regierungsabkommens vom 29. November 1962 gemeinsam entwickeltes Überschall-Verkehrsflugzeug, das maximal Mach 2,04 (2330 km/h) erreichte. Sie war eine Parallelentwicklung der sowjetischen Tupolew Tu-144.

Die Concorde wurde nach 15-jähriger Entwicklungszeit 1976 in den Liniendienst gestellt, bis zum Unglück 2000 kam es in ihrer 27-jährigen Dienstzeit nie zu größeren Unfällen oder Problemen. Sie galt als „Königin der Lüfte“. Die Zelle wurde von Aérospatiale (heute EADS) und der British Aircraft Corporation (heute BAE Systems) entwickelt und gebaut, das Triebwerk Olympus 593 von Rolls-Royce (Bristol-Siddley) und SNECMA. Die Flugzeit über den Atlantik betrug etwa 3 bis 3,5 Stunden, die Flughöhe lag bei 15 Kilometern nach dem Start und stieg danach sukzessive auf 18 km.

Geschichte

Die Concorde wurde in den sechziger Jahren entwickelt und weckte großes Interesse bei den Airlines dieser Zeit. 1967 bestellte auch die Deutsche Lufthansa drei Maschinen. Nicht zuletzt wegen einer erheblichen Anzahl von Bestellungen aller namhaften Airlines wurde die Entwicklung der Concorde von den beiden beteiligten Staaten Großbritannien und Frankreich freigegeben.

Wichtige Termine der Concorde:
2. März 1969 Erstflug des Prototyps 001 (in Toulouse)
1. Oktober 1969 Mach 1 wird erstmals überschritten
4. November 1970 Mach 2 wird erreicht und 53 Minuten lang gehalten
21. Januar 1976 Zeitgleich starten zwei Concordes zu den ersten kommerziellen Flügen
Paris – Dakar – Rio de Janeiro und London – Bahrain
Entgegen allen Erwartungen, und maßgeblich durch die Ölkrise der frühen 70er Jahre verursacht, erwiesen sich Überschallflugzeuge für die kommerzielle Luftfahrt aufgrund der exorbitant hohen Betriebskosten als uninteressant. Alle Bestellungen wurden storniert, lediglich Air France und British Airways mussten die Concorde abnehmen. Dort erzielte man auf den zuletzt ausschließlich geflogenen Routen Paris/London – New York vor der Katastrophe im Juli 2000 sogar deutliche Gewinne in diesem Luxussegment. Ende der 70er-Jahre flog die Concorde in Zusammenarbeit mit British Airways auch auf den Strecken von zwei weiteren Fluggesellschaften, nämlich Singapore Airlines und Braniff International. Eine Maschine trug sogar auf ihrer Backbordseite die Bemalung von Singapore Airlines. 1979 wurde der Bau der Concorde nach 2 Prototypen, 2 Vorserienmodellen und 16 Serienflugzeugen eingestellt.

Zu Beginn ihrer Einsatzzeit flog die Concorde auch nach Rio de Janeiro oder Singapur, letztendlich blieb aber nur der Linienbetrieb zwischen Paris bzw. London und New York übrig: Zum einen ist die Reichweite der Concorde mit rund 6000 Kilometern für längere Non-Stop-Flüge zu klein, zum anderen bekam die Maschine auf vielen Flughäfen keine Landegenehmigung, weil sie zu laut war (119,5 dB beim Abheben; im Gegensatz zu Flugzeugen mit Turbofan-Triebwerken). Im Charterbetrieb flog die Concorde (meist aus Prestigegründen) auch andere Flughäfen an.

Rekorde

Vom 15. bis 17. August 1995 gelang einer Concorde mit 31 Stunden, 27 Minuten und 49 Sekunden der schnellste Flug um die Welt. Gemessen wurde hierbei die gesamte Zeit, die vom Start in Paris bis zur Landung auf dem Ausgangsflughafen vergangen war, inklusive sämtlicher Zwischenstopps. Am 7. Februar 1996 legte eine Concorde der British Airways die Strecke New York – London in 2 Stunden, 52 Minuten und 59 Sekunden zurück. Dies ist bis heute Rekord für die schnellste Atlantiküberquerung in der zivilen Luftfahrtgeschichte. Am 11. August 1999 flogen zwei British-Airways- und eine Air-France-Concorde während der totalen Sonnenfinsternis mit zweifacher Schallgeschwindigkeit mit dem Mondschatten über den Nordatlantik. So konnten die rund 300 Passagiere eine 3 bis 4 Mal längere totale Sonnenfinsternis sehen als die Betrachter am Boden. Ein ähnliches Unternehmen gab es zuvor bereits während einer Sonnenfinsternis 1973. Auch wurden Flüge zum Jahreswechsel angeboten, bei denen man zwei mal Silvesterabend feiern konnte: Einmal in Paris und wenige Stunden später nochmals in New York. Phil Collins konnte mit Hilfe der Concorde bei dem ursprünglichen Live-Aid-Konzert am 13. Juli 1985 beiderseits des Atlantiks auftreten.

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7. October 2006, 14:19   #307
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02.10.1911: An den preußischen Schulen wird die Schulstunde auf 45 Minuten gekürzt

In den meisten deutschsprachigen Ländern umfasst eine Schulstunde in der Regel 45, in Österreich meist 50 Minuten. Diese Regelung kann sich jedoch von Land zu Land unterscheiden, innerhalb Deutschlands auch von Bundesland zu Bundesland, da die Gesetzgebung diesbezüglich Ländersache ist.

Im Volksmund wird die Schulstunde auch nur „Stunde“ genannt („Wir haben morgen fünf Stunden.“).

Geschichte

Erstmals eingeführt wurden die sich von der Zeitstunde unterscheidenden Schulstunden im Jahr 1911 an allen preußischen Schulen.

Möglicherweise wurde die Dauer von 45 ausgewählt, da es günstig in den natürlichen Tagesrhythmus des Menschen passt. Ein Rhythmus, dessen Frequenz mit dem Faktor 2 verändert wird, wird vom Menschen wieder als ähnlich empfunden. Halbiert man das Zeitintervall einen Tag fünf mal (24 h/2 hoch5), so kommt man auf eine Dreiviertelstunde, sprich 45 Minuten.

6 Schulstunden = 4,5 Stunden

Die Schulstunde ist demnach eine optimal an den 24-Stunden-Rhythmus angepasste Zeitspanne. Das nächstgrößere harmonische Zeitintervall umfasst 90 Minuten und ist beispielsweise die Standardlänge von Vorlesungen.

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7. October 2006, 14:26   #308
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03. Oktober 1969: Der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz wird eröffnet

Der Berliner Fernsehturm ist mit 368 m das höchste Bauwerk Deutschlands und nach dem Ostankino-Turm in Moskau (540 m), dem Fernsehturm Kiew und dem Fernsehturm Riga das vierthöchste freistehende Bauwerk Europas. Nicht zu verwechseln ist der Berliner Fernsehturm mit dem Berliner Funkturm im Westen von Berlin.

Geschichte
Planung

Auf den Müggelbergen hätte schon in den 1950er Jahren ein Fernsehturm entstehen sollen, doch musste der Bau des Fernsehturms Müggelberge eingestellt werden, da er für die den Flughafen Berlin-Schönefeld an- und abfliegenden Flugzeuge eine enorme Gefahr bedeutet hätte; nur ein Stumpf wurde deshalb fertiggestellt. Ein anderer angedachter Standort war der Friedrichshain.

Im Jahr 1964 entschied der SED-Parteichef Walter Ulbricht, den Fernsehturm am Alexanderplatz errichten zu lassen. Die Architektur geht auf eine Idee von Hermann Henselmann und Jörg Streitparth zurück, die Bauplanung erfolgte dann aber im VEB Industrieprojektierung (Ipro) Berlin. Wichtigste Architekten waren hier: Fritz Dieter, Günter Franke und Werner Ahrend. Die Fußumbauung stammt von Walter Herzog und Herbert Aust.

Bau

Am 4. August 1965 war Baubeginn. Der Gesamtbauleiter und Chef der Deutschen Bauakademie Gerhard Kosel wurde schon 1965 wieder abberufen, da die Baukosten mit 200 Mio. Mark der DDR sechsmal höher wurden als ursprünglich kalkuliert. Obwohl die gesamte Planung und die meisten Bauteile aus der DDR stammten, wurden unter anderem die Seile und Lifte sowie die Klimaanlage von schwedischen Firmen montiert und Sicherheitsglas aus den Niederlanden importiert.

Als erstes fing man damit an den Schaft in der Kletterbauweise zu betonieren, wobei in dem Hohlkörper ein Stahlgerüst mit in die Höhe kletterte. Dann wurde am Boden das Stahlskelett der Kugel zusammengebaut. Auf der Spitze des Betonschaftes montierte man einen Montagekran, der die einzelnen Stahlsegmente der zerlegten Kugel zu ihrer heutigen Position heraufholte. Der Kran befindet sich heute noch dort, sein Ausleger ist nach unten geklappt. Die Antenne wurde aus einzelnen, etwa vier Meter großen, Segmenten zusammengesetzt. Hierfür wurde ein kleiner mitwachsender Kran an der Seite der Antenne installiert, der nach Beendigung der Arbeit wieder entfernt wurde.

Nach gut vier Jahren Bauzeit wurde der Fernsehturm am 3. Oktober 1969 in Betrieb genommen. Er gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Berlin und zählt jährlich rund eine Million Besucher. Heute ist er im Besitz der Deutschen Telekom AG. Vorbild für die Konstruktion als Betonnadel war unter anderem der Stuttgarter Fernsehturm.

Anekdoten
Im Folgenden ein paar Anekdoten aus der Geschichte des Fernsehturms.

„Rache des Papstes“
Immer wenn die Sonne die Kugel aus rostfreiem Stahl anstrahlt, erscheint eine Reflexion in Form eines Kreuzes. In Anspielung auf die atheistische Grundeinstellung der sozialistischen Regierung und die Diskriminierung kirchlicher Einrichtungen in der DDR bezeichneten Berliner dieses leuchtende Kreuz als Rache des Papstes. Eine beliebte – allerdings nicht gesicherte – Anekdote in diesem Zusammenhang besagt, der Architekt sei nach Fertigstellung von der Stasi vernommen worden, um herauszufinden, ob er das Kreuz absichtlich mit eingeplant habe. Nach einer weiteren Anekdote beendete ein Regierungsmitglied die Diskussion mit dem Ausspruch: „Das ist kein Kreuz, sondern ein Plus für den Sozialismus!“

„St. Walter“
Das Bauwerk an sich wird aus demselben Grund auch St. Walter (nach Walter Ulbricht) genannt. Ebenfalls wird der Begriff „Ulbrichts Gedächtniskirche“ deshalb seit dem Tode von Walter Ulbricht verwendet.

„Telespargel“
Von Reiseleitern und Stadtführern wird Touristen gern erzählt, die Berliner würden den Fernsehturm Telespargel nennen, so wie für jedes bekanntere Gebäude der Stadt angeblich ein Name existiert, der von den Einheimischen benutzt wird. Dies ist in fast allen Fällen nicht zutreffend, Berliner benutzen in der Regel die Bezeichnung Fernsehturm. Die Bezeichnung Telespargel war ein von den DDR-Offiziellen gewünschter Spitzname, der sich in der Praxis jedoch auch schon in der DDR nicht durchgesetzt hat.

Standortentscheidung
Parteichef Walter Ulbricht traf am 22. September 1964 vor einem Modell der Stadt höchstpersönlich die Wahl des Standorts in seiner unnachahmlichen Weise mit den Worten: „Nu, Genossen, da sieht man's ganz genau: Da gehört er hin.“ Und so geschah es, zunächst so geheim, dass es keine offizielle Grundsteinlegung und Baugenehmigung gab.

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7. October 2006, 14:34   #309
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04. Oktober 1886: Johannesburg wird gegründet

Johannesburg ist die Hauptstadt der Provinz Gauteng in Südafrika. Fälschlicherweise wird Johannesburg oft als Hauptstadt der Republik Südafrika angesehen, offizielle Landeshauptstadt ist aber das ca. 50 km nördlich gelegene Pretoria.

Mit 3.225.608 Einwohnern (Volkszählung 9. Oktober 2001) ist Johannesburg die größte Stadt und der gesamte Großraum die größte Metropolregion im südlichen Afrika mit nahezu 8 Millionen Einwohnern.

Geschichte

Die Region rund um Johannesburg ist schon seit Millionen von Jahren von Vormenschen bewohnt. Ein 3,3 Millionen Jahre alter Hominide der Gattung Australopithecus africanus, der in den Sterkfontein-Höhlen nordwestlich von Johannesburg im Jahr 1998 ausgegraben wurde, ist das bis heute älteste gefundene, vollständige menschliche Skelett.

Später, vor etwa 10.000 bis 25.000 Jahren, wurde das südliche Afrika von den San, einem Nomadenvolk besiedelt. Die San lebten in der Region um Johannesburg bis etwas in das 11. Jahrhundert nach Christus, als sie von den Bantu immer weiter in unwirtliche Gegenden verdrängt wurden.

Nachdem um 1880 zuerst in den östlichen Gebieten Transvaals um Barberton und Pilgrim's Rest Gold gefunden wurde, entdeckten Goldgräber 1886 die Hauptgoldader am Witwatersrand, die sich schließlich als das größte Goldvorkommen der Welt erweisen sollten.

Die Stadt wurde als kleine Goldgräber-Siedlung und Zeltstadt gegründet, als Gründungsdatum gilt der 4. Oktober 1886. Mit der Entdeckung des Goldes wanderten Tausende Arbeiter und Glücksritter aus England und der Kapkolonie in die burischen Gebiete ein und ließen sich in Johannesburg nieder. Innerhalb von 10 Jahren wuchs die Stadt auf über 100.000 Einwohnern heran. Der ökonomische Wert dieses Landstriches stieg rasant, was zu Spannungen zwischen den Buren, die während des 19. Jahrhunderts die Herrschaft über die Region hatten, und den Briten führte, die ihren Höhepunkt im Burenkrieg zwischen 1899 und 1902 fanden. Die Buren verloren den Krieg und auch die Kontrolle über die Südafrikanische Republik an die Briten.

Als die Briten 1910 die Südafrikanische Union ausriefen, ebnete dies den Weg für den organisierten Bergbau. Allerdings installierte die südafrikanische Regierung in dieser Zeit ein strenges Rassensystem. Die Zuwanderung von Schwarzen und Indern wurde streng regelmentiert. Die schwarze und farbige Bevölkerung gezwungen, in nach Rassen getrennte Gebiete, die zuvor von der weißen Regierung oft willkürlich festgelegt wurden, umzuziehen. Dadurch entstanden riesige Barackensiedlungen, die sogenannten Townships, rund um Johannesburg, von denen Soweto (South Western Townships) das Bekannteste ist. Hier lebte auch Nelson Mandela viele Jahre seines Lebens, sein Haus in Orlando ist heutzutage eine Touristenattraktion. Zudem wurde der nicht-weißen Bevölkerung verboten, qualifizierte Arbeiten anzunehmen, und zahlreiche Schwarze mussten als Wanderarbeiter in Johannesburgs Goldminen arbeiten.

Trotz dieser radikalen Trennungspolitik war beispielsweise der Stadtteil Sophiatown zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein lebendiges Viertel der Stadt, in dem die verschiedenen Hautfarben mehr oder weniger friedlich nebeneinander lebten. Um 1950 wurde das alte Sophiatown Opfer der Apartheid-Politik der burischen Nationalpartei, die zum damaligen Zeitpunkt die Regierung Südafrikas stellte. Das gesamte Gebiet wurde zu einer "whites-only area" (Gebiet nur für Weiße) erklärt, alle Andersfarbigen zum Umzug gezwungen, und das Stadtviertel bekam fortan den ironischen afrikaansen Namen Triomf für Triumph.

1976 brachen große und blutige Unruhen in Johannesburg und von allem in Soweto aus. Der Schüler- und Studentenrat von Soweto organisierte Demonstrationen gegen die geplante Einführung von Afrikaans, die damals als die Sprache der Unterdrücker angesehen wurde, als alleinige Unterrichtssprache in schwarzen Schulen. Am 16. Juni 1976 schoss die Polizei auf eine Studenten-Demonstration. In den folgenden 12 Monaten starben mehr als 550 Menschen (zumeist Jugendliche) bei Demonstrationen gegen das Apartheid-Regime. Das bekannteste Opfer dieser Unruhen war der damals 13-jährige Hector Peterson.

Seitdem die Apartheid im Jahr 1990 abgeschafft wurde, ist auch Johannesburg befreit von diskriminierenden Rassengesetzen. Die schwarzen Townships wurden in die Stadtverwaltung integriert. Viele Vororte werden heute wieder von Menschen verschiedender Hautfarben bewohnt.

Das größte Problem des Großraums Johannesburg ist heute vor allem die Kriminalität. Als Folge wird die Innenstadt von leeren Hotels und Bürogebäuden dominiert, da viele weiße Bewohner und Firmen das Stadtzentrum aus Sicherheitsgründen verlassen haben und in die nördlichen Vororte abgewandert sind. Heute ist das zwischen Johannesburg und Pretoria liegende Midrand das Hauptzentrum für viele internationale Firmen. Das Zentrum der südafrikanischen Finanzbranche befindet sich in Sandton nördlich des Stadtzentrums.

Obwohl die Minen der Stadt schon seit langem nicht mehr gebraucht werden, da die Goldquellen erschöpft wurden und neues Gold an anderen Orten gefunden wurde, wird es in isiZulu immer noch eGoli genannt, was Platz des Goldes bedeutet.

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7. October 2006, 14:38   #310
Jules
 
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05. Oktober 1842: Josef Groll braut den ersten Sud Bier nach Pilsner Brauart

Pils(e)ner Bier, auch Pils oder Bier nach Pils(e)ner Brauart ist ein nach der böhmischen Stadt Pilsen (tschechisch: Plzeň) benanntes, untergäriges Vollbier mit starkem Hopfenaroma und höchstens 12,5 Prozent Stammwürzegehalt. Pils ist ein Lagerbier. Es wird deshalb oft auch fälschlicherweise Lager genannt (vgl. englisch: lager).

Das Bier wurde als Lagerbier und Exportbier bald schon sehr beliebt und auch außerhalb Böhmens verbreitet. Bald nannten sich viele Biere nicht nur in Deutschland Pilsner, Pilsener oder auch nur Pils. Das original Pilsner Bier ist eines der wenigen Biere, welches mit alkalischem Wasser gebraut wird und dadurch sehr bekömmlich ist. Dabei ist die Pilsner Brauart aus der schon damals berühmten Bayerischen Brauart entstanden, die vor allem auf dem sehr schonend gedarrten und daher sehr hellen Malz, das heute als Pilsner Malz bezeichnet wird und auf der langsamen, sehr kalten Gärung und schließlich der langen Lagerung in kalten Höhlen und tiefen Kellern beruhte. Da das damalige Pilsner Bier – ein dunkles, trübes, warm vergorenes Bier – einen so schlechten Ruf hatte, daß sogar mehrere Fässer Bier aus Protest öffentlich auf dem Rathausplatz ausgeschüttet wurden, berief der Pilsner Braumeister Martin Stelzer des „Bürgerlichen Brauhauses“ in Pilsen 1842 den bayerischen Braumeister Josef Groll aus Vilshofen nach Pilsen um „den Böhmen in Pilsen ein gutes Bier zu brauen“. Josef Groll braute somit am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt und eröffnete so den weltweiten Siegeszug dieser Bierspezialität, die als Original Pilsner Urquell vertrieben wird.

Zunächst setzte sich sogar für die untergärigen Biere der Begriff nach Bayerischer Brauart durch, der erst später zu Pilsner Brauart geändert wurde. So existieren Etiketten der Brauerei Heineken, die nach Pilsner Brauart braut, mit der Bezeichnung nach Bayerischer Brauart.

Der deutlichste Unterschied des Pilsner Bieres im Vergleich zum obergärigen Vollbier ist wohl der leicht bittere Hopfengeschmack, der vom berühmten Hopfen, der um die nordböhmische Stadt Saaz (Žatec) angebaut wird, herstammt, sowie der etwas vollere, malzigere Geschmack und natürlich die goldgelbe Farbe. Jedoch ist das Original böhmische Pils nicht vergleichbar mit den vor allem norddeutschen Pilssorten, die einen viel bittereren/herberen Geschmack aufweisen und auch bei weitem nicht so voll und malzig schmecken wie das Original.

Dem Pilsner entspricht in der Schweiz das Spezialbier. Aufgrund eines Abkommens mit Tschechien darf die Bezeichnung Pilsner dort nicht verwendet werden. Im Gegenzug dazu verzichtet Tschechien auf die Bezeichnung Emmentaler für Käse.

Andere Quellen (etwa "onomantie.de") sind der Ansicht, dass die Bezeichnung Pilsener auf das Bilsenkraut zurückzuführen ist, welches tatsächlich im Mittelalter dem Bier zugesetzt wurde. Genau wie durch die Verwendung von Hopfen wird dadurch die Haltbarkeit erhöht. Da die Haltbarkeit aufgrund des Anstiegs des Alkoholgehaltes verbessert wird, wird häufig behauptet, das Bilsenkraut sei zugesetzt worden, um die berauschende Wirkung zu erhöhen. Dies war allerdings nur ein Nebenprodukt. Das Zusetzen von Bilsenkraut verursachte enorme Kater und war auch aus anderen Gründen nicht unproblematisch. Als im 15. Jahrhundert der Hopfen in Deutschland eingeführt wurde, wurde das Bilsenkraut durch den Hopfen ersetzt. Allerdings hatte sich - nach diesen Quellen - der Begriff "Pils" bzw. "Pilsner" (abgeleitet aus BILSEN-kraut) bereits als Synonym für haltbares Bier durchgesetzt - also wurde auch das neue Hopfenbier "Pils" genannt. Bier mit Bilsenkraut wurde dann schnell allgemein als "Panscherei" angesehen. Als Abgrenzung dazu entstand schließlich das "Bayerische Reinheitsgebot" von 1516, aus dem später das "Deutsche Reinheitsgebot" hervorging. Bier mit Hopfen war dann "Pils nach dem Reinheitsgebot" und konnte gegen das ursprüngliche "Pils" mit Bilsenkraut abgegrenzt werden.

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7. October 2006, 14:47   #311
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06. Oktober 1829: Das Rennen von Rainhill beginnt

In der Anfangszeit der Eisenbahn verlegte man die Eisenbahnstrecken möglichst eben, wie man es vom Kanalbau kannte. Ähnlich wie bei einer Schleuse sollten Steigungen auf kurze Strecken konzentriert und dort mit Hilfe von Pferden oder Vorrichtungen wie fest installierten Dampfmaschinen oder auf dem Gegengleis herabfahrenden Zügen bewältigt werden.

Auf der Strecke Liverpool - Manchester wollte man zunächst ganz auf Lokomotiven verzichten und die 50 km lange Strecke mit Hilfe von 21 ortsfesten Dampfmaschinen betreiben. Um zu prüfen, ob auch Lokomotiven in der Lage waren Steigungen zu überwinden und eine geeignete Lokomotive für diese Strecke zu finden, wurde von den Direktoren der Liverpool and Manchester Railway auf Drängen von George Stephenson ein Wettbewerb ausgeschrieben, der als das legendäre Rennen von Rainhill in die Geschichte der Eisenbahn einging.

Die Regeln

Die Lokomotive sollte mit einem Dampfdruck von 50 psi (ungefähr 3,5 Atmosphären) das dreifache ihres Gewichts ziehen. Dabei sollte sie eine Geschwindigkeit von mindestens 10 mph (16 km/h) erreichen. Sie sollte eine Federung besitzen und durfte nicht höher als 15 Fuß (4,5 m) sein. Des Weiteren durfte sie nicht mehr als sechs Tonnen wiegen. Die Lokomotive sollte ihren Rauch verbrennen und zwei Sicherheitsventile haben, von denen eines außerhalb der Reichweite des Führers zu liegen hatte.

Diese Bedingungen erforderten eine entscheidende Verbesserung gegenüber dem damaligen Stand der Technik, da keine der bis dahin in Betrieb befindlichen Lokomotiven die Bedingungen erfüllen konnte.

Der Preis

Der Sieger sollte 500 Pfund Preisgeld erhalten und konnte sich Hoffnungen machen, die Lokomotiven für die Strecke Manchester - Liverpool liefern zu dürfen.

Die Teilnehmer

Von den zunächst zehn gemeldeten Kandidaten waren fünf zum Rennen erschienen:

The Novelty war eine leichte zweiachsige Maschine, die von dem Engländer Braithwaite und dem Schweden John Ericsson stammte.
The Sans Pareil von Timothy Hackworth war eine Verkleinerung der von ihm entwickelten Lokomotiven, die sich bereits bei der Stockton and Darlington Railway bewährt hatten. Sie hatte zwei gekuppelte Achsen. Obwohl sie eigentlich zu schwer war, um die Wettbewerbsbedingungen zu erfüllen, wurde sie zum Wettbewerb zugelassen. Etliche Teile der Sans Pareil, so die Zylinder, wurden in der Werkstatt von Robert Stephenson statt in Hackworths eigener Werkstatt in Shildon angefertigt.
The Rocket war die neueste Entwicklung von Robert Stephenson. Sie besaß zwei Achsen, von denen die vordere angetrieben war, einen Heizröhrenkessel mit optimierter Vergrößerung der Heizfläche und einen um die Feuerbüchse herumgebauten Stehkessel. In letzter Minute wurde noch das hackworthsche Blasrohr, eine Vorrichtung zur Erhöhung der Zugwirkung im Schornstein, eingebaut.
The Perseverence - die Maschine war nur im Schritttempo zu bewegen und kam deshalb nicht in die Ausscheidung.
The Cycloped - als auffiel, dass die Maschine keine Rauchwolken produzierte und man in der Lokomotive ein Pferd fand, was einen Tretmühlenmechanismus betätigen sollte, wurde The Cycloped disqualifiziert.

Das Rennen

Die verschiedenen Tests begannen am 6. Oktober 1829 und zogen sich bis zum 14. Oktober hin. The Rocket konnte als einzige der angetretenen Kandidaten die Teststrecke bewältigen und erreichte dabei mit einer Last, die dem dreifachen ihres Eigengewichts entsprach eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 12.5 mph. Mit nur einem Wagen erreichte sie 24 mph und ganz ohne Last sogar 30 mph, was aber ohne mitgeführte Vorräte an Kohle und Wasser nicht für längere Zeit möglich war.

Die Novelty hatte das geringste Gewicht, den niedrigsten Verbrauch von Kohle und erreichte die höchste Geschwindigkeit. Da sie jedoch wie auch die Sans Pareil die vorgeschriebene Teststrecke wegen technischer Probleme nicht bewältigen konnte, wurde der Sieg Stephenson und seiner Rocket zugesprochen.

Stephenson durfte nach seinem Sieg acht Dampflokomotiven vom Typ Rocket für die Strecke Liverpool - Manchester liefern. Auch die Sans Pareil von Hackworth, deren Zylinder beim Wettkampf explodierte - ein damals häufiger Defekt vieler Maschinen - wurde in den Dienst der Liverpool-Manchester-Bahn übernommen und leistete dort länger Dienst als die nach wenigen Jahren stillgelegte Rocket.

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7. October 2006, 14:54   #312
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07. Oktober 1806: Das Patent auf Kohlepapier wird vergeben

Durchschreibepapier, auch Blaupapier oder Kohlepapier genannt, wird verwendet, um von Schriftstücken wie Briefen oder Formularen gleichzeitig einen Durchschlag anzufertigen. Dazu benutzte man früher Kohlepapier, das zwischen das Original und ein weiteres (meist dünneres) Blatt (den Durchschlag) gelegt wurde. Auch mehrere Durchschläge waren möglich, wobei vor jeden weiteren Durchschlag wiederum ein Kohlepapier gelegt werden musste. Korrekturen waren sehr aufwendig, da sie auf jedem Blatt einzeln auszuführen waren. Es musste daher weit mehr auf Sorgfalt für korrektes Schreiben (meist auf der Schreibmaschine) geachtet werden.

Meist wurden schwarze Kohlepapiere für Schreibmaschinen-Durchschläge, blaue für handgeschriebene Durchschläge benutzt.

Heute sind kohlefreie Durchschreibepapiere meist an die Formulare angeheftet. Diese Papiere enthalten auf ihrer Oberfläche z. B. eine Schicht mit einer festen Säure und darüber eine zweite Schicht mit kleinen Kapseln, die in einem Bindemittel eingelagert sind. Diese Kapseln mit einem Durchmesser von 10 Mikrometern enthalten z. B. farbloses Kristallviolettlacton, das, nach dem Aufplatzen der Kapseln durch den Druck des Schreibgeräts, auf die darunter liegende Schicht fließt. Es bildet sich der blauviolette Triphenylmethanfarbstoff und somit kommt die Schrift auf das Durchschlagpapier.

Von dem englischen Ausdruck für Kohlepapier, Carbon Copy, kommt die heute auch im E-Mail-Verkehr übliche Abkürzung CC.

Wer das Kohlepapier erfunden hat ist nicht bekannt. Am 7. Oktober 1806 wurde ein Patent an den Engländer Ralph Wedgwood für einen Apparat zur Verdoppelung von Schriftstücken vergeben, mit dem das Kohlepapier gemeint war. Die Produktion begann er einige Jahre später.

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8. October 2006, 10:22   #313
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08.10.1871: Der Große Brand von Chicago bricht aus und dauert bis zum 10. Oktober

Der Große Brand von Chicago brach am 8. Oktober 1871 in Chicago, Illinois aus und dauerte bis zum 10. Oktober an.

Trotz einer bekannten Legende, dass das Große Feuer von einer Kuh ausgelöst wurde, die in der Scheune Catherine O'Learys in der DeKoven Street eine Laterne umtrat, glauben Historiker mittlerweile, dass es Daniel „Pegleg“ Sullivan auslöste, der zuerst vom Brand berichtete. Kurz vor seinem Tod gab Sullivan zu, das Feuer gelegt zu haben.

Die vorherrschende Meinung heute ist, dass der Brand in Kate O'Learys Scheune am 8. Oktober 1871 etwa um 21:00 Uhr ausbrach, aber dass sie daran keine Schuld trug. Sie war der perfekte Sündenbock: Sie war eine Frau, Einwanderin und katholisch – eine Kombination, der es im damaligen politischen Klima Chicagos nicht gut erging. 1997 ließ der Stadtrat Chicagos weitere Untersuchungen durchführen und sprach O'Leary von jeder Schuld frei. Es wurde vermutet, dass Daniel Sullivan das Verbrechen beging, als er versuchte, Milch aus ihrer Scheune zu stehlen.

Der Sommer war sehr heiß und trocken gewesen, seit dem 4. Juli waren in dem Jahr bloß knappe 3 cm Regen gefallen. Am Vortag hatte es bereits einen größeren Brand gegeben, so dass die Wasserreserven gefährlich niedrig waren. Als das Feuer gemeldet wurde, bemühten sich die Nachbarn O'Learys Haus vor den Flammen zu retten. Hohe Winde aus dem Südwesten hatten zur Folge, dass benachbarte Häuser in Brand gesetzt wurden und das Feuer sich Richtung Stadtmitte ausweitete. Zwischen überhitzten Winden und Flammeneruptionen überquerte das Feuer den Chicago River um Mitternacht. Das Feuer breitete sich wegen der Holzbürgersteige und des Chicago Rivers, der wegen seiner massiven Verschmutzung selbst Feuer fing, extrem schnell aus.

Die Ausmaße

Als das Feuer zwei Tage später gelöscht war, waren die glimmenden Überreste zunächst zu heiß, um den Schaden bestimmen zu können. Schließlich wurde festgestellt, dass das Feuer ein Gebiet von sechs Kilometern Länge und durchschnittlich einem Kilometer Breite – mehr als 8 km² – zerstört hatte. Dieses Gebiet schloss 120 km Straßen, 190 km Gehwege, 2.000 Laternenmasten, 17.000 Gebäude und 200 Millionen Dollar an Besitz mit ein – ein Drittel des Stadtwerts. Nach dem Feuer wurden 125 Leichen geborgen, Schätzungen kamen letztendlich auf 200 bis 300 Tote, was für diese Ausmaße wenig war – schließlich verloren von rund 300.000 Einwohnern 100.000 ihr zu Hause.

Dem Feuer wird nachgesagt, dass es die Ausmaße des Moskauer Stadtbrandes während der Belagerung der Stadt 1812 durch Napoléon Bonaparte übertraf.

Landspekulanten wie Gurdon Saltonstall Hubbard gingen es schnell an, die Stadt wiederaufzubauen. Zwanzig Jahre später war Chicago Gastgeber der World Columbian Exposition.

Kometentheorie

Ebenfalls am 8. Oktober 1871 brannte Peshtigo, Wisconsin, 600 km nördlich nieder. Auch Holland, Michigan auf der anderen Seite des Michigansees brannte an jenem schicksalshaften Tag nieder.

Es hat beharrliche Theorien gegeben, dass all diese Feuer von einem Kometen ausgelöst wurden. Die letzte Theorie wurde vom Physiker Robert Wood vorgelegt, welcher die Brände einem Fragment des Kometen 3D/Bielas zuschreibt.

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9. October 2006, 08:01   #314
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09.10.1870: Parinser Ballonpost: Die ersten per Taubenpost versandten Mitteilungen

Unter Pariser Ballonpost versteht der Philatelist die Postverbindung durch Ballone und Brieftauben zwischen Paris und dem unbesetzten Frankreich während der Belagerung von Paris im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges. Diese fand zwischen dem 23. September 1870 und dem 22. Januar 1871 statt. Die Pariser Ballonpost ist ein entscheidender Punkt in der Geschichte der Flugpost.

Die Ballonpost und der Einsatz von Brieftauben
Während der Zeit der Belagerung von Paris stiegen insgesamt 55 unlenkbare Ballone auf, die 2,5 Millionen Briefe und Postkarten im Gesamtgewicht von 10 000 kg, 363 Brieftauben, 238 Passagiere und sogar 6 Hunde beförderten. Die meisten der Ballone gingen im sicheren Ausland oder im unbesetzten Frankreich nieder. Drei Ballone fielen den Deutschen in die Hände, zwei wurden Opfer der Fluten. Als Sammelstelle für die versandten Briefe wählte man die französische Stadt Tours aus. Die Ballonpostbriefe wurden zunächst dorthin und dann in weiterer Folge zu ihren Empfängern geleitet.

Die Brieftauben, die nach und nach den Ballonen mitgegeben wurden, dienten für den Transport von Briefen nach Paris. Dies erwies sich als ungleich schwieriger als die Ballonpost. Zunächst wurden die Nachrichten auf extrem leichten Seidenpapier geschrieben und der Taube umgebunden. So konnte eine Brieftaube jedoch nur sehr wenige Nachrichten befördern. Die erste Taubenpost dieser Art fand am 9. Oktober 1870 statt.

René Dagron versuchte diese Art der Taubenpost zu verbessern. Vor allem war er bestrebt, die Anzahl der Briefe, die eine Taube befördern konnte, zu erhöhen. Er kam auf die Idee, die in Tours gesammelten Mitteilungen als Buchdruck gesetzt auf Gallerthäutchen mikrofotografisch so zu übertragen, sodass eine Brieftaube bis zu 40 000 Briefe mit je höchstens 20 Worten tragen konnte. Bis zur Kapitulation von Paris wurden so 2 Millionen Nachrichten als "Pigeongramme" (Taubentelegramme) übertragen.

In Paris wurden diese Pigeongramme mit Hilfe einer Laterna magica auf einer Leinwand stark vergrößert dargestellt. Die Postbeamten schrieben diese Nachrichten ab und stellten sie den Empfängern zu. Die Gebühr für ein Wort eines Pigeongrammes betrug 50 Centimes.

Die Ballonpostbriefe
Bei den Ballonpostbriefen handelte es sich zunächst um Faltpostbriefe aus dünnem Papier. Sie durften das Gewicht von 4 Gramm nicht überschreiten. Zahlreiche Verlage und Druckereien stellten solche Briefe her, die der Auflage entsprachen. Die Inschrift lautete meistens Par ballon monté oder Par le ballon.

Neben diesen Faltbriefen waren jedoch auch Ballonpostkarten für die Beförderung zugelassen. Diese besonderen Ballonpostkarten waren 11 x 7 cm groß. Sie wurden ebenfalls von privater Seite hergestellt. Ihre Inschriften waren denen der Ballonpostbriefe sehr ähnlich.

Innerhalb Frankreichs wurden Karten für 10 und Briefe für 20 Centimes Porto befördert. Für Auslandspost mussten die üblichen Porti entrichtet werden.

Der Mythos der Pariser Ballonpost
Das Sammelgebiet der Pariser Ballonpost ist eines der beliebtesten und interessantesten, aber auch teuersten der Philatelie. Nur wenige Ballonpostbriefe sowie Taubentelegramme sind erhalten geblieben.

Die Pariser Ballonpost beigeistert und begeisterte nicht nur Philatelisten. Als Ferdinand Graf von Zeppelin während der Belagerung von Paris die Postballone im Einsatz beobachtete, begann er sich ernsthaft für das Problem der Konstruktion eines „lenkbaren“ Ballons zu interessieren. Die Idee des Zeppelins war geboren.

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10. October 2006, 07:45   #315
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10. Oktober 1780: Der bisher schlimmste atlantische Hurrikan beginnt

Der Große Hurrikan von 1780, im englischsprachigen Raum Great Hurricane of 1780, wird als bislang tödlichster atlantischer Hurrikan betrachtet. Rund 22.000 Menschen starben, als der Sturm vom 10. bis zum 16. Oktober 1780 über die Inseln Martinique, St. Eustatius und Barbados hinweg fegte. Dazu verloren tausende von Seeleuten ihr Leben in Seenot.

Der Hurrikan traf die Karibik während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und forderte so auch viele Opfer unter den Männern der britischen und der französischen Flotte, die sich um das Gebiet stritten. Der britische Admiral George Rodney verlor acht von zwölf Kriegsschiffen und die meisten seiner Seeleute, als während der Fahrt von New York nach Westindien die Schiffe verstreut und beschädigt wurden.

Ein Kundschafter, der von der britischen Krone ausgesandt worden war, berichtete, dass sich der Sturm zwei Tage lang bei Barbados aufhielt. Die Zerstörung war so gewaltig, dass er die Hurrikanschäden für ein Zusammenspiel aus Sturm, Regen und einem Erdbeben hielt, denn die Insel Barbados wurde fast völlig dem Erdboden gleichgemacht. Praktisch jede Familie der Insel verlor ein Familienmitglied. Andere schwere atlantische Stürme waren der Hurrikan von Galveston 1900, der Hurrikan Mitch von 1998 oder der Hurrikan Katrina von 2005, die jedoch allesamt weniger Todesopfer forderten als der Große Hurrikan von 1780.

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11. October 2006, 07:42   #316
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11. Oktober 1634: Die Burchardiflut verwüstet dei Insel Strand

Die Burchardiflut oder Zweite Grote Mandränke war eine verheerende Sturmflut, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 1634 die schleswig-holsteinische Nordseeküste verwüstete. Ihr fielen über 9.000 Menschen zum Opfer, große Teile der Insel Strand versanken für immer im Meer.

Nachdem die Tage vor der Flut ruhiges Wetter herrschte, zog am Abend des 11. Oktober ein kräftiger Sturm aus Nordwest herauf, der sich im Laufe der Nacht zum Orkan entwickelte. Der Sturm drückte das Wasser mit einer solchen Gewalt gegen die Küste, dass gegen zehn Uhr Abends der erste Deich im Kirchspiel Stintebüll auf der Insel Strand brach. Das Wasser stieg so hoch, dass nicht nur zahlreiche weitere Deiche brachen, sondern auch Häuser in der flachen Marsch und selbst auf Warften überflutet wurden. Häuser stürzten ein, in anderen brachen durch außer Kontrolle geratenes Feuer Brände aus.

Der Deich brach in dieser Nacht an 44 Stellen. Allein auf Strand kamen neben den 6.123 menschlichen Opfern 50.000 Stück Vieh um. Das Wasser zerstörte 1.300 Häuser, 30 Mühlen, alle 21 Kirchen auf Strand wurden schwer beschädigt. Die Insel Strand wurde in die Inseln Nordstrand und Pellworm sowie die Halligen Südfall und Nordstrandischmoor zerrissen, die Halligen Nübbel und Nieland versanken im Meer. Auf Eiderstedt starben 2.107 Menschen, 12.802 Stück Vieh ertranken, 664 Häuser wurden durch die Flut zerstört. Zahlreiche Menschen starben in den Marschgebieten an der Küste, selbst küstenfernere Orte wie Bargum, Breklum, Almdorf oder Bohmstedt blieben nicht ohne Opfer.

M. Löbedanz, der Pfarrer von Gaikebüll, beschrieb die Situation auf Strand nach der Flut:

Wüste liegen mehr denn die halben Wohnstädte, unnd sind die Häuser weggeschölet (weggespült); Wüste stehen die übrigen Häuser, unnd sind Fenstere, Thüren und Wende zerbrochen: Wüste stehen ganze Kirchspielen, unnd sind in etlichen wenig Haußwirthe mehr übrigen: Wüste stehen die Gotteshäuser, unnd sind weder Prediger noch Haußwirthe viel vorhanden, die diesselben Besuchen.

Die Menschen der Zeit konnten sich die Flut oft nur als besondere Strafe Gottes vorstellen. Am weitesten ging dabei die evangelische Schwärmerin und Dichterin Anna Ovena Hoyer, die die Burchardiflut als Anfang der nahenden Apokalypse interpretierte.

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12. October 2006, 08:38   #317
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12. Oktober 1971: Die Christusstatue auf dem Corcovado wird geweiht

Der Corcovado (deutsch: der Bucklige) ist ein Berg in Rio de Janeiro, auf dem eines der Wahrzeichen der Stadt, die Christus-Statue, steht. Unterhalb liegt der Tijuca-Nationalpark. Der Corcovado ist 710 m hoch und bietet einen spektakulären Blick über die Stadt.

Eine Serpentinenstraße und eine Zahnradbahn, die Corcovado Bergbahn, führen bis nahe an den Gipfel des Corcovado.

Antonio Carlos Jobim hat dem Corcovado ein gleichnamiges Lied gewidmet.

Cristo redentor
Auf seiner Spitze steht die von Heitor Silva Costa entworfene Erlöser-Statue (port.: Cristo redentor), die der französische Bildhauer Paul Landowski in fünf Jahren ausführte. 1931 kam seine Arbeit schließlich zum Abschluss und wurde am 12. Oktober geweiht. Die riesige Statue ist 30 m hoch, steht auf einem 8 m hohen Sockel und wiegt 1.145 Tonnen. Allein der 3,75 m hohe Kopf hat ein Gewicht von 30 Tonnen. Die Spannweite der ausgebreiteten Arme beträgt 30 m. Als Baumaterial verwendete man Beton mit einer Schicht Speckstein. Der Bau der Statue wurde von der katholischen Gesellschaft ursprünglich in Auftrag gegeben, um einen hässlichen Telefonmasten zu verdecken. Jährlich besuchen bis zu einer Million Menschen das Monument.

In der Stadt Puerto Plata im Norden der Dominikanischen Republik wurde auf dem Pico Isabel de Torres, Puerto Platas 793 Meter hohem Hausberg, eine Nachbildung erbaut.

Am 1. Dezember 1999 sprang der österreichische Basejumper Felix Baumgartner vom rechten Arm der Statue aus mit dem Fallschirm ab. Zuvor kletterte er an einem mit einer Armbrust übergeschossenen Seil hinauf.

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13. October 2006, 11:24   #318
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13. Oktober 1792: Der Grundstein zum Weißen Haus wird gelegt

Das Weiße Haus in Washington, D.C. ist der Wohnsitz und Arbeitsplatz des US-amerikanischen US-Präsidenten. Es liegt an der Pennsylvania Avenue (Hausnummer 1600) in Washington D.C.. Seinen Namen erhielt es 1901 aufgrund seines weißen Außenanstrichs.

Lage und Bau

Die Lage des Weißen Hauses wurde von Präsident George Washington und dem Stadtplaner Pierre L'Enfant ausgesucht. Der Architekt war der irische Baumeister James Hoban und der Grundstein für das Bauwerk wurde am 13. Oktober 1792 gelegt. Dieses Datum gilt zugleich als Gründungstag der neuen Hauptstadt, da man die Stadtbebauung mit dem Weißen Haus begann. Der zweite Präsident John Adams bezog es erstmals am 1. November 1800.

1814 wurde es von britischen Truppen im sogenannten Krieg von 1812 niedergebrannt. Der Wiederaufbau im klassizistischen Stil begann 1819 und wurde erneut von James Hoban geleitet. Vorhandene Rauchschäden wurden weiß übertüncht. 1901 erfolgte unter Theodore Roosevelt eine Sanierung und der Anbau des Westflügels mit Bürotrakt. Das präsidiale Arbeitszimmer Oval Office entstand 1909 auf Initiative von Howard Taft. Am 24. Dezember 1929 wurde der Westflügel durch ein Feuer zerstört.

Das Weiße Haus wurde zum größten Teil aus Obernkirchener (Landkreis Schaumburg, Niedersachsen) Sandstein und Marmor von der kroatischen Insel Brač gebaut. Seit dem Wiederaufbau wurde und wird der Sandstein weiß übermalt. Gegenwärtig wird die witterungsresistente Farbe eines Unternehmens aus Diedorf bei Augsburg für den Gebäudeanstrich verwendet.

Trivia

Das Anwesen an der Pennsylvania Avenue verfügt über 132 Räume, 35 Badezimmer, 412 Türen, 147 Fenster, 8 Treppenhäuser, 3 Aufzüge, Swimmingpool, Tennisplatz, eine Bowlingbahn und einen Kinosaal.

Im Weißen Haus hat, abgesehen von George Washington, jeder US-Präsident gewohnt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs konnten die Bürger den jeweiligen Präsidenten ohne große Probleme besuchen. Seither ist die Öffentlichkeit aus Sicherheitserwägungen grundsätzlich ausgesperrt. Der Blick auf das Haus wurde in neuerer Zeit durch Betonsperren und Sichtschutzblenden erschwert.

Es gibt Gerüchte, dass sich unter dem Südrasen in acht bis zehn Stockwerken Tiefe ein Schutzbunker für den Präsidenten befindet.

Ein Bild des Weißen Hauses ist auf der Rückseite der amerikanischen 20-Dollar-Note.

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14. October 2006, 10:25   #319
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14. Oktober 1655: Die Duisburger Universität wird feierlich eröffnet

Die Alte Universität Duisburg wurde am 14. Oktober 1655 feierlich eröffnet und 1818 aufgelöst.

Überblick

Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg (genannt Wilhelm der Reiche) fasste im Jahre 1555 den Entschluss für seine Länder eine eigene Landesuniversität zu gründen, um für seine niederrheinischen Herzogtümer einen geistigen Mittelpunkt zu schaffen. Hierzu war es notwendig, eine Erlaubnis von Reichskaiser und Papst zu erhalten, die allerdings sehr zögerlich auf das Ansinnen des Herzogs reagierten.

Unterdessen wurden die Vorbereitungen für die Schaffung einer Universität in Duisburg unternommen. So nahm im Jahre 1559 das akademische Gymnasium in Duisburg seinen Lehrbetrieb unter der Leitung des Humanisten Heinrich Castritius auf. Der berühmte Kartograph Gerhard Mercator lehrte dort drei Jahre lang, von 1559 bis 1562, Geometrie, Mathematik und Kosmologie.

Im Jahre 1564 erhielt das Herzogtum schließlich die päpstliche Erlaubnis und im Jahre 1566 das kaiserliche Privileg zur Gründung der Universität, die allerdings erst fast 90 Jahre später 1654 nach Übernahme des Herzogtums Kleve durch Kurbrandenburg (1614) von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg gegründet wurde und ihren Lehrbetrieb am 14. Oktober 1655 nach feierlicher Eröffnung unter Anwesenheit von Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen, dem Statthalter des Kurfürsten von Brandenburg im Herzogtum Kleve, aufnahm.

Gründungsdirektor der Universität war der Professor für Theologie und Philosophie Johannes Clauberg, der bis zu seinem Tode im Jahre 1665 in Duisburg lehrte.

Die Universität hatte vier Fakultäten: eine theologische, eine juristische, eine medizinische und eine philosophische. Sie war damit eine für die damalige Zeit voll ausgebaute Universität. Für die nächsten hundert Jahre war sie die Bildungsstätte fast aller Ärzte, hohen Beamten und reformierten Pfarrer der preußischen Westprovinzen.

Das Ende der Universität

Als Landesuniversität eines reformierten Herrscherhauses stand die Lehranstalt allerdings bald in Konkurrenz zu den besser ausgerüsteten und nicht weit von Duisburg entfernten niederländischen Universitäten. Da nur etwa ein Drittel der Einwohner in den preußischen Westprovinzen reformiert waren, schickten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die meisten lutherischen und katholischen Bürger ihre Söhne an andere Universitäten.

Die Universität verfiel zusehends und wurde am 18. Oktober 1818 auf Grund einer Kabinettsorder von Friedrich Wilhelm III. offiziell aufgehoben. Zur selben Zeit wurde die Bonner Universität gegründet. Große Teile der Duisburger Universitätsbibliothek wurden nach Bonn verlagert und bildeten dort den Grundstock der neu gegründeten Bonner Bibliothek. Ebenso gelangte das Universitätszepter der Duisburger Hochschule nach Bonn und ist dort bis heute vorhanden.

Erst im Jahre 1968 erhielt die Stadt Duisburg mit der Pädagogischen Hochschule wieder eine Hochschule. Sie erhielt weitere Fachbereiche und im Jahre 1994 nach dem Ende der Phase als Gesamthochschule den Namen Gerhard-Mercator-Universität und wurde 2003 mit der Universität Essen zur neuen Universität Duisburg-Essen fusioniert. Forderungen der neuen Duisburger Universität an die Universität Bonn auf Herausgabe der Universitätsbibliothek der alten Universität Duisburg sowie des Universitätszepters wurden in der Vergangenheit stets abschlägig beschieden.

Studenten
Johannes Corputius (* 1542;† 1611), Landvermesser und Kartograph
Carl Arnold Kortum (* 1745;† 1824), Arzt und Dichter
Christoph Wilhelm Heinrich Sethe, (* 1767; † 1855), Jurist
August von Kotzebue, (* 1761; † 1819), Dichter
Johann Philipp Lorenz Withof (* 1725; † 1789), Mediziner

Professoren
Johannes Clauberg, (* 1622; † 1665), Theologe und Philosoph
Friedrich Adolf Krummacher, (* 1767, † 1845), Theologe
Johann Gottlob Leidenfrost, (* 1715, † 1794), Mediziner
Anton Wilhelm Möller, (* 1762, † 1846), Theologe
Pieter van Musschenbroek, (* 1692, † 1761), Mediziner
Johann Georg Graevius, (* 1632; † 1703); Philosoph und Historiker
Johann Hildebrand Withof (* 1694, † 1769); Philologe
Konrad Jakob Carstanjen (* 1763, † 1840; Mediziner

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15. October 2006, 08:51   #320
Jules
 
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15.10.1946: Mit Die Mörder sind unter uns wird der erste dt. Nachkriegsfilm gezeigt

Die Mörder sind unter uns ist der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegsgeschichte und der erste deutsche Trümmerfilm. Er wurde 1945/46 in den Althoff-Ateliers in Babelsberg gedreht. Regie und Buch stammten von Wolfgang Staudte.

Handlung

Der Film spielt im Jahr 1945 im zerbombten Berlin. Der ehemalige Militär-Chirug Dr. Hans Mertens (Wilhelm Borchert) kehrt nach dem Krieg zurück nach Berlin und findet sein Haus in Trümmern vor. Er leidet noch unter den schrecklichen Kriegserinnerungen und wird zum Alkoholiker. Die Fotografin Susanne Wallner (Hildegard Knef), eine KZ-Überlebende, findet ihn in ihrer alten Wohnung vor und beide werden schnell zu Freunden und Mitbewohnern. Bald darauf begegnet Mertens seinem ehemaligen Hauptmann Ferdinand Brückner (Arno Paulsen). Dieser ließ am Weihnachtsabend 1942 36 Männer, 54 Frauen und 31 Kinder einer polnischen Ortschaft an der Ostfront erschießen. Inzwischen ist Ferdinand Brückner ein beliebter Bürger und erfolgreicher Geschäftsmann, der aus alten Stahlhelmen Kochtöpfe produziert. Am Weihnachtsabend 1945 versucht Mertens ihn zu töten, doch der Mord wird von Susanne Wallner rechtzeitig verhindert. Sie kann ihn überzeugen Brückner vor ein Gericht zu stellen. Beide wollen zusammen ein neues Leben beginnen.

Filmdreh und Kritik

Die Filmcrew drehte direkt in den Trümmern der Stadt. So entstanden eindrucksvolle Bilder, die die Wirkung und Handlung des Filmes verstärken. Der Arbeitstitel lautete Der Mann den ich töten werde, der allerdings umbenannt werden musste, da das Drehbuch umgeschrieben wurde. In der Urfassung tötet Mertens seinen alten Hauptmann, doch die Alliierten befürchteten, dass die Zuschauer darin einen Aufruf zur Selbstjustiz sehen könnten.

Wolfgang Staudte lobte für den Film positive Kritiken ein. Er setzte sich nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit seiner eigenen Vergangenheit auseinander - Staudte war an der Produktion des NS-Propagandafilms Jud Süß beteiligt gewesen. Kritisiert wird häufig das Auftreten der Charakteren in Anzügen und modischer Kleidung, was nicht der Lebenssituation der damaligen Berliner (insbesondere der Trümmerfrauen und der KZ-Überlebenden) entsprach.

Am 15. Oktober 1946 wurde der Film im Admiralspalast, der zu diesem Zeitpunkt die Deutsche Staatsoper beherbergte, im sowjetischen Sektor Berlins uraufgeführt. Die erste Fernsehausstrahlung war in der DDR am 1. November 1955; in der damaligen Bundesrepublik Deutschland war der Film erst am 18. Dezember 1971 zu sehen.

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17. October 2006, 14:52   #321
Jules
 
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16. Oktober 1989: In einem Usenet-Posting wird erstmals Godwins Gesetz formuliert

Godwins Gesetz (englisch Godwin’s Law) ist ein geflügeltes Wort der Internetkultur, das von Mike Godwin 1990 geprägt wurde. Es besagt, dass im Verlaufe endloser Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, irgendwann jemand einen Nazivergleich oder einen Vergleich mit Hitler einbringt.

Der Begriff Gesetz wird hierbei im Sinne von Naturgesetz gebraucht. Üblicherweise wird die Diskussion nach einem Nazivergleich zwar beendet, jedoch keine Einigkeit erzielt. Derjenige, der die Nazis erwähnte oder seinen Diskussionsgegner als solchen bezeichnete, hat sich damit selbst disqualifiziert, egal worum es ging. Godwins Gesetz stellt sicher, dass jede Diskussion irgendwann ein Ende findet.

Häufig dienen solche Nazivergleiche als „Totschlagargumente“, um eine weitere Diskussion zu verhindern, bzw. deutlich zu erschweren. Eine absichtsvolle Beschwörung von Godwins Gesetz im Hinblick auf seine diskussionsbeendende Wirkung ist jedoch meist zum Scheitern verurteilt.

Erstmalige Formulierung
Als das vermeintliche Gesetz in den frühen 1990ern bekannt wurde, war Godwin juristischer Berater der Electronic Frontier Foundation. Richard Sexton behauptet, dass das Gesetz eine Formalisierung seines Postings vom 16. Oktober 1989 sei:
„Man kann eine Usenet-Diskussion als beendet bezeichnen, wenn einer der Teilnehmer Hitler und die Nazis herauskramt.“

Im strengen Sinne ist dies jedoch nicht so, da der tatsächliche Text von Godwins Gesetz nicht feststellt, dass ein solcher Verweis oder Vergleich die Diskussion „alt“ macht oder – wenn wir schon an diesem Punkt sind – dass ein solcher Verweis oder Vergleich bedeutet, dass die Diskussion vorbei ist.

Weil Godwin den im Usenet weitverbreiteten Diskussionsstil, seine Diskussionsgegner mit Nazivergleichen zu diskreditieren, unlogisch und anstößig fand, richtete er das Gesetz als ein Gegen-Mem ein. Sein Ziel war es nicht, Diskussionen zu beenden (oder sie sogar als „alt“ einzustufen), sondern Diskussionsteilnehmer darauf zu sensibilisieren, ob ein Vergleich mit den Nazis oder Hitler angemessen oder bloß eine rhetorische Übertreibung ist.

Erweiterungen und alternative Formulierungen
Wie andere Gesetze, die sich aus statistischen Beobachtungen herleiten, kann Godwins Gesetz als Beweis eines sozialen Phänomens angesehen werden. In diesem Fall: Während eine Diskussion einen wachsenden Teilnehmerkreis findet (der eine zunehmend repräsentative Stichprobe darstellt), nähert sich die Wahrscheinlichkeit dem Wert Eins dafür, dass jemand einen verabscheuungswürdigen Vergleich heranzieht, der auf die Diskussion wie eine „Gedankenpolizei“ wirkt.

Extrapoliert man Godwins Gesetz, so besagt es, dass im Verlaufe endloser Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, irgendwann jemand einen Vergleich mit [beliebigem Thema] einbringt.

Statistisch gesehen, wäre das für jedes Thema korrekt, außer jenen, die aktiv und nicht sichtbar zensiert sind.

Verschiedene Zusätze und Nachträge zu Godwins Gesetz sind von Internetnutzern vorgeschlagen worden, obwohl der Originalverweis zu den Nazis der beliebteste bleibt. Einige haben wie Godwins Gesetz einen wahren Kern, die meisten sind aber eher scherzhaft gemeint.

Addenda zum Gesetz umfassen:
Morgans Korollar zu Godwins Gesetz
Sobald ein solcher Vergleich aufkommt, wird jemand eine Nazi-Diskussion in alt.censorship beginnen.
Sircars Korollar
Wenn die Usenet-Diskussion die Themen Homosexualität oder Heinlein berührt, werden die Nazis oder Hitler binnen drei Tagen erwähnt.
Cases Korollar
Wenn das Thema Heinlein oder Homosexualität ist, wird die Wahrscheinlichkeit eines auftretenden Hitler/Nazi-Vergleichs gleich Eins.
Van der Leuns Korollar
Weil die globale Vernetzung steigt, wird die Wahrscheinlichkeit eines auftretenden Hitler/Nazi-Vergleichs gleich Eins.
Millers Paradoxon
Während sich ein Netzwerk entwickelt, konvergiert die Zahl von Nazivergleichen, denen nicht durch Zitat von Godwins Gesetz zuvorzukommen war, gegen Null.

Alternativen zum Nazivergleich
Wo in einer Diskussion ein Hitler- oder Nazivergleich vermieden werden soll oder obsolet geworden ist, wird nicht selten zu qualitativ ähnlichen Vergleichen mit Stalin, dem Stalinismus, Sozialismus oder Kommunismus gegriffen. Weitere Varianten beziehen sich auf Ceauşescu, Castro, Nordkorea oder die Volksrepublik China und speziell in Deutschland auch Honecker, Ulbricht und Karl-Eduard von Schnitzler. Weitere aus verschiedenenen Gründen unbeliebte oder geächtete Personen, Organisationen und Ländern in solchen Vergleichen können die Roten Khmer, die Rote Armee Fraktion (RAF), die Roten Brigaden, Slobodan Milošević, Al-Qaida, die Taliban, George W. Bush, Saddam Hussein etc. sein.

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17. October 2006, 14:56   #322
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17. Oktober 1961: Massaker von Paris

Am 17. Oktober 1961 kam es in Paris zum wiederholten Mal zu Demonstrationen algerischer Immigranten gegen den Algerienkrieg. Aufgerufen hatte die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN. Bereits zwei Wochen zuvor war eine nächtliche Ausgangssperre für Franzosen algerischer Herkunft in der Region Paris erlassen worden. Obwohl von den Demonstranten keine Gewalt ausging, ging die Pariser Polizei unter dem Kommando von Maurice Papon (nach anderen Berichten auch Einheiten der Armee) äußerst brutal vor und tötete zahlreiche Demonstranten. Papon erteilte der Polizei auch den Schießbefehl.

Die genaue Zahl der Toten ist unbekannt, wird aber von Historikern auf etwa 200 geschätzt. Tausende Menschen wurden verletzt, etwa 14.000 festgenommen. Noch Wochen später schwammen Leichen in der Seine. Über das Massaker wurde damals in den Medien praktisch nicht berichtet, und bis heute handelt es sich um ein in der französischen Gesellschaft teilweise tabuisiertes Ereignis.

Am 17. Oktober 2001 wurde durch den Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, eine Gedenktafel an der Saint-Michel-Brücke eingeweiht, die an das Ereignis erinnert. Die konservative Opposition im Stadtrat von Paris boykottierte die Zeremonie.

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18. October 2006, 09:07   #323
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18. Oktober 1977: Befreiung der Landshut

Verlauf der Entführung



Beginn
Am 13. Oktober 1977 wurde der Lufthansa Flug LH 181 von Palma nach Frankfurt vom aus vier Personen bestehenden palästinensischen Terrorkommando Martyr Halimeh entführt. Ihr Anführer war Zohair Youssif Akache (23), der sich Captain Martyr Mahmud nannte. Die drei anderen Entführer waren Souhaila Andrawes alias Soraya Ansari, der Libanese Riza Abbasi und Nadia Duaibes alias Shanaz Holun.

Die Maschine wurde nach Rom geleitet, wo aufgetankt wurde und Mahmud erstmals die Forderungen seines Kommandos verkündete. Diese waren identisch mit denen der Entführer von Hanns-Martin Schleyer; zusätzlich forderte man noch die Freilassung zweier in türkischer Haft sitzender Gesinnungsgenossen sowie die Summe von 15 Millionen US-Dollar.

Verfolgung
Von Rom aus flog die Maschine über Larnaka und Bahrain weiter nach Dubai. Hier gelang es am 16. Oktober dem Piloten Jürgen Schumann, den Behörden Informationen über die Anzahl der Entführer mitzuteilen. Durch ein Interview des Verteidigungsministers von Dubai erfuhren auch die Entführer davon. Daraufhin ließ Mahmud den Flugkapitän im Gang niederknien und drohte, ihn bei einem weiteren Vorfall zu erschießen.

Seit Larnaka folgte den Entführern eine Maschine mit Angehörigen der GSG 9. Nach erneutem Auftanken flog die Landshut weiter nach Aden im damaligen Südjemen. Die dortige Regierung ließ jedoch alle Landebahnen blockieren. Da der Treibstoff zur Neige ging, blieb der Crew keine andere Möglichkeit, als die Landshut auf einem Sandstreifen neben der Startbahn niederzubringen. Dem Kapitän wurde das Verlassen des Flugzeugs gestattet, um das Fahrwerk zu inspizieren. Da Jürgen Schumann längere Zeit nicht zurückkehrte und auch nicht auf Anrufe Mahmuds reagierte, wurde er nach seiner Rückkehr von Mahmud im Mittelgang des Flugzeugs mit einem gezielten Kopfschuss ermordet - offenbar auch, um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen. Die Gründe für das zwischenzeitliche Verschwinden Schumanns sind unbekannt. Es wird vermutet, dass er von den Behörden in Gewahrsam genommen wurde und so erst später wieder zurückkehren konnte. Mahmud erschoss Schumann, bevor dieser die Gründe erklären konnte.

Mogadischu
Die Maschine wurde erneut aufgetankt und hob am 17. Oktober, nur noch durch den Kopiloten Jürgen Vietor gesteuert, ab und nahm Kurs auf die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo sie gegen 4:30 Uhr (MEZ) landete. Die Leiche des Piloten wurde aus dem Flugzeug geworfen und die Entführer setzten ein Ultimatum bis 15 Uhr MEZ, um die RAF-Mitglieder aus dem Gefängnis Stuttgart-Stammheim zu entlassen. Als die Nachricht kam, dass dieser Forderung nachgegeben würde, die Überführung nach Mogadischu aber mehrere Stunden benötige, verlängerten die Entführer das Ultimatum erneut, diesmal bis zum 18. Oktober, 1:30 Uhr MEZ.

Am 18. Oktober um 0:05 Uhr MEZ stürmte das GSG 9-Kommando unter Führung von Ulrich Wegener die in Mogadischu gelandete Landshut. Während der siebenminütigen Aktion wurden drei der vier Geiselnehmer getötet, lediglich Souhaila Andrawes überlebte. Außerdem wurden ein GSG 9-Mann sowie die Stewardess Gabriele Dillmann verletzt. Um 0:12 Uhr MEZ konnte der mitgereiste Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt den Abschluss der Aktion melden.

An der Operation waren auch zwei Angehörige der britischen Spezialeinheit SAS sowie indirekt ein somalisches Ranger-Batallion beteiligt. Erstere wirkten mit bei der Planung der Operation und zündeten neu entwickelte Blendgranaten (stun grenades) zu Beginn der Aktion, letztere waren zur Sicherung des Flughafengeländes eingesetzt. Am eigentlichen Sturm auf das Flugzeug in Mogadischu waren jedoch ausschließlich Deutsche beteiligt.

Nachspiel
Die inhaftierten RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader wurden am Morgen des 18. Oktober tot in ihren Zellen aufgefunden. Irmgard Möller überlebte die „Todesnacht von Stammheim“ mit mehreren Messerstichen in der Herzgegend. Nach offizieller Darstellung handelte es sich um Selbstmord bzw. Selbstmordversuch. Am Tag darauf gab die RAF die „Hinrichtung“ von Hanns-Martin Schleyer bekannt. Seine Leiche wurde in Mülhausen im Elsass aufgefunden.

Durch den Erfolg der Operation bekam die GSG 9 international einen sehr guten Ruf und zählt bis heute zu den weltweit besten Spezialeinheiten.

Das Flugzeug, in welchem sich die Entführung abspielte, eine Boeing 737-230C mit der Seriennummer 20254-230 und dem deutschen Kennzeichen D-ABCE, gehört jetzt, nach mehreren Stationen u.a. in Indonesien und Malaysia, der brasilianischen Fluggesellschaft TAF Linhas Aéreas, die es weiterhin einsetzt.

Regierung
Die Befreiungsaktion geschah auf Befehl der Bundesregierung. Wie der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt später zugab, hätte er im Falle eines Scheiterns der Befreiungsaktion oder bei zu vielen toten Geiseln seinen Rücktritt eingereicht. Es lag bereits eine fertige Rücktrittserklärung vor, die nach der geglückten Aktion vernichtet wurde.

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19. October 2006, 12:45   #324
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19. Oktober 1931: Geburtstag John Le Carré

John le Carré (Pseudonym für David John Moore Cornwell) (* 19. Oktober 1931 in Poole, Dorset, Großbritannien) ist ein englischer Schriftsteller.

Er studierte an den Universitäten Bern und Oxford, lehrte eine Weile am Eton College, arbeitete für das Außenministerium und war für den britischen Geheimdienst als Secret Service Agent tätig, bevor er Schriftsteller wurde.

Thema seiner Romane war bis in die achtziger Jahre der Ost-West-Gegensatz und der Kalte Krieg. Sie zeichnen sich durch differenzierte psychologische Zeichnung der handelnden Figuren aus und sind akribisch recherchiert. Le Carré brach mit der herkömmlichen Schwarz-Weiß-Sichtweise. Bei ihm ist alles grau, Halb-Engel kämpfen gegen Halb-Teufel. Der Westen greift im Kampf gegen den Kommunismus zu den Methoden des Ostens und verrät so die Ideale, für die er kämpft. Le Carré stellt in seinen Romanen wiederholt die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt und ob der Westen zu den Mitteln des Ostens greifen darf, um sich zu verteidigen und trotzdem eine Gesellschaft bleibt, die es wert ist, verteidigt zu werden. Auch nach Ende des Kalten Krieges ist le Carré seiner Thematik treu geblieben: Männer, die sich für das Individuum und gegen die Institution entscheiden, sowie Kritik an der Politik des Westens.

Auszeichnungen
Für sein literarisches Schaffen wurde er von den Mystery Writers of America 1984 mit dem Grand Master Award und der Vereinigung der englischen Krimi-Schriftsteller sowie 1988 mit dem Diamond Dagger ausgezeichnet.

2005 vergab die britische Crime Writers' Association anlässlich der 50. Verleihung einen speziellen "Dagger of Daggers" für den besten Kriminalroman der letzten 50 Jahre. Preisträger war John Le Carré mit seinem Roman The Spy Who Came In From The Cold (dt.: Der Spion, der aus der Kälte kam).

Werke
Schatten von Gestern (Call For The Dead, 1961)
Ein Mord erster Klasse (A Murder Of Quality, 1962)
Der Spion, der aus der Kälte kam (The Spy Who Came In From The Cold, 1963) - Gold Dagger (1963), Somerset Maugham Award (1964), Edgar Award (Bester Roman 1965)
Krieg im Spiegel (The Looking Glass War, 1965)
Eine kleine Stadt in Deutschland (A Small Town In Germany, 1968)
Endstation (End of the Line, 1969)
Der wachsame Träumer (The Naive And Sentimental Lover, 1971)
Dame, König, As, Spion (Tinker Tailor Soldier Spy, 1974)
Eine Art Held (The Honourable Schoolboy, 1977) - mit dem Gold Dagger (1977) ausgezeichnet
Agent in eigener Sache (Smiley's People, 1979)
Die Libelle (The Little Drummer Girl, 1983)
Ein blendender Spion (A Perfect Spy, 1986)
Das Russlandhaus (The Russia House, 1989)
Der heimliche Gefährte (The Secret Pilgrim, 1991)
Ein guter Soldat (The Unbearable Peace, 1991)
Der Nachtmanager (The Night Manager, 1993)
Unser Spiel (Our Game, 1995)
Der Schneider von Panama (The Tailor Of Panama, 1996)
Single & Single (Single & Single, 1999) ISBN 3453877586
Der ewige Gärtner (The Constant Gardener, 2001)
Absolute Freunde (Absolute Friends, 2003)
Geheime Melodie (The Mission Song, 2006)

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20. October 2006, 07:30   #325
Jules
 
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20. Oktober 1973: 'Saturday Night Massacre' im Weissen Haus

Den Titel "Saturday Night Massacre" gaben einige Journalisten dem 20. Oktober 1973, da dieser Tag von Entlassungen, Rücktritten und Neubesetzungen des Amts des Justizministers unter Richard Nixon bestimmt wurde.

Im Rahmen des Watergate-Skandals wurde am 13. Juli 1973 bekannt, dass es seit 1971 ein Tonbandaufzeichnungssystem im Oval Office gab, durch das alle Gespräche und Telefonate von Präsident Nixon aufgezeichnet wurden. Ein juristischer Streit um die Herausgabe der Tonbänder entbrannte, schließlich wollte Nixon eine Veröffentlichung um jeden Preis verhindern. Mehrere Prozesse folgten.

Nixon verliert die Prozesse um die Herausgabe der Aufzeichnungen und der öffentliche Druck auf ihn wird immer größer. Er schlägt einen Kompromiss vor: der demokratische Senator John Stennis soll die Bänder hören dürfen und daraufhin eine Zusammenfassung für den Chefermittler des Untersuchungsauschusses zum Watergate-Skandal, Archibald Cox, erstellen.

Als Cox den Vorschlag Nixons ablehnt, kommt es am 20. Oktober 1973 zum "Saturday Night Massacre": Nixon will den unnachgiebigen Ermittler Cox aus dem Weg schaffen. Er befiehlt dem Justizminister Elliot Richardson, Cox zu entlassen. Allerdings weigert sich Richardson und tritt sofort zurück. Nun ist es an seinem Stellvertreter, William Ruckelshaus, dem Willen des Präsidenten nachzukommen. Doch auch Ruckelshaus weigert sich und wird von Nixon gefeuert. Erst der Nachfolger Robert Bork führt den Befehl aus und Cox wird entlassen. Neuer Chefermittler wird am 1. November 1973 Leon Jaworski.

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