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11. December 2002, 17:49   #1
Maggi
 
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Wie malen farbenblinde Maler?


Wie malen farbenblinde Maler?

Änderungen des "Gesichtssinns" können auch jene treffen, die Gesehenes künstlerisch wiedergeben, also insbesondere Maler: Kommen Schwächen und Fehler ihrer alternden Augen in ihren Bildern zum Ausdruck, zum Beispiel in charakteristischen Änderungen der Malweise? In einigen Fällen lässt sich dank der guten Dokumentation der Symptome durch Ärzte, Freunde oder die Künstler selbst recht zuverlässig der Einfluss veränderter Sinne auf ein Kunstwerk abschätzen.
Als berühmtestes Beispiel dafür, wie eine veränderte Sinneswahrnehmung das Werk eines Künstlers beeinflusst, gilt der Fall des französischen Impressionisten Claude Monet (1840 bis 1926). Denn Monet hatte die Angewohnheit, oft über Jahrzehnte hinweg dasselbe Motiv immer wieder zu malen; daher lassen sich die Darstellungen eines Motivs zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben des Künstlers vergleichen. Monets Augenleiden (Grauer Star) ist vielfach dokumentiert. Und: Man findet einen klaren Unterschied zwischen den Bildern, die er bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gemalt hat, und denen, die um 1920 entstanden sind.
Im Gegensatz zu seinen früheren Bildern zeigen viele seiner späteren Werke weniger Details; das fällt auf, wenn man diese späten Bilder aus der Nähe betrachtet. Im Laufe der Jahre "verschwimmen" zunehmend die Formen. Bereits 1912 diagnostizierte Monets Arzt einen grauen Star auf beiden Augen und riet zu einem Eingriff. Doch der Künstler fürchtete sich vor einer Augenoperation und schob sie Jahre lang hinaus.
Rot-Töne erschienen ihm schmutzig, Rosa fad, und es fiel ihm schwer, ähnliche Farben zu unterscheiden. Monet empfand seine Malerei als "immer dunkler". Verglich er seine späten Bilder mit früheren Werken, packte ihn die blanke Wut, und er hätte sie am liebsten alle zerstört.
Mit der Zeit stellte Monet fest, dass er besser sah, wenn er etwas Abstand von der Leinwand hielt. Er arbeitete weiter, konnte aber nicht mehr bei hellem Licht malen, da der graue Star das Licht zu stark streute. Vor allem grelles Sonnenlicht blendete ihn, und so hörte er auf, über Mittag zu malen. Um Irrtümer in der Farbgebung zu vermeiden, las er sorgfältig die Etiketten auf den Tuben und trug die Farben immer an der gleichen Stelle seiner Palette auf. So versuchte er mithilfe seiner Erfahrung, die "richtigen" Farben für seine Motive zu finden. Den Detailverlust, der später zusätzlich auftrat, glich Claude Monet gegen Ende seines Lebens vermutlich mit den übergroßen Formaten der Bilder aus.
Mit zunehmendem Alter wurden Monets Augen immer schlechter. Seine zwischen 1918 und 1922 entstandenen Gemälde des Seerosenteichs, der japanischen Brücke oder der Blumentore in seinem Garten in Giverny offenbaren einen dramatischen Formenverlust. Der Star hatte Monet fast völlig der Fähigkeit beraubt, Formen zu erkennen. So schrieb er im Jahr 1922, dass er nichts Schönes mehr schaffen könne, dass er einige seiner Bilder vernichtet habe, dass er fast blind sei und wohl zu malen aufhören müsse. Und: Nach seiner Operation empfand er die Farben leuchtender, Blau-Töne dunkler und intensiver, insgesamt eher unangenehm kalt.
Klicken Sie auf das Bild, dann sehen Sie die Änderung des Malstils!

Das ist die japanische Brücke

Und das kommt raus, wenn man auf das Bild klickt:


Das ist schon schlimm, wenn man in seinem Beruf so beeinträchtigt wird durch eine Krankheit. Wie es Beethoven mit seinem Gehör ging, so ging es Monet mit den Augen. Aber selbst das Bild, das erscheint, wenn man auf den zweiten Link klickt, ist doch noch Kunst. Ich würde jedenfalls soetwas nicht hinbekommen .
 
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maler, farbenblinde




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