[Ben-99]

... ich gebe zu, daß ich es noch bis gestern für nahezu ausgeschlossen hielt, daß die Demonstranten im Fall der geplanten Kündigungsgesetze am Ende doch noch siegen würden. Und vielleicht färbt ja etwas von den Franzosen auf uns ab, deren Mentalität, nicht immer alles brav zu schlucken, was die Obrigkeit verordnet, seit der Erstürmung der Bastille vor über 200 Jahren nicht nur Tradition hat, sondern ein demokratisches Europa ohne die französische Revolution gar nicht vorstellbar wäre.

Es wäre daher schön, wenn auch die Deutschen, vom Erfolg unserer protestierenden Nachbarn ermutigt, demnächst ebenso kämpferisch auf die Straße gingen, wenn es darum geht, besonders schäbige, sozial unverträgliche Gesetze zu verhindern oder rückgängig zu machen, durch die ein paar wenige Gierige noch reicher werden, während man vom Rest der Bevölkerung verlangt, die Gürtel noch enger zu schnallen.

Ich meine: Der Begriff "Europa", und zwar im Sinne von "Einigkeit", kann nicht allein an Brüssel gemessen werden, wo ein aufgeblähter Verwaltungsapparat mit überbezahlten Beamten für irgendwelche realitätsfremden DIN-Normen sorgt, damit der erlaubte Krümmungsgrat einer Banane, die Beschaffenheit von Büroklammern oder die Größe eines Hühner-Eis amtlich festgelegt wird. Wir sollten uns lieber darum kümmern, daß sich die Europäer auch in wirklich wichtigen Dingen einig sind.

Neben der roten Karte, die wir entschlossen den - leider – mit uns "verbündeten" Kriegstreibern in den USA zeigen sollten, damit wir in den nächsten Jahren überhaupt am Leben bleiben, gibt es zur Zeit nichts Wichtigeres für uns, als der Raffgier der Vertreter einer neuen Bourgeoisie entgegenzuwirken, die es momentan besonders leicht haben, auf korrupte deutsche Politiker einzuwirken, da sich die sogenannten "Sozialdemokraten" bekanntlich ihr eigenes Grab geschaufelt haben und erbärmliche Leute wie Müntefering nur noch wie ein hilfloses Kaninchen wirken, das bewegungslos auf den Rachen der Schlange starrt.

Ich bin mal gespannt, ob jetzt auch in Deutschland die Jugend endlich mal aufwachen wird. Denn: Von allein ändert sich gar nichts. Und durch ebenso dusselige wie unverschämte, zum Glück aber leicht zu durchschauende Arbeitgeber-Kampagnen wie "Du bist Deutschland" erst recht nicht. Aber jetzt könnte von Frankreich aus erneut ein Impuls ausgehen, der die unterwürfigen, verschlafenen Bürger in anderen europäischen Staaten noch einmal daran erinnert, daß Demokratie vom Volk ausgeht, Einigkeit stark macht und daß es viel geiler sein kann, an wichtigen politischen Ostermärschen teilzunehmen, als seine Zeit und sein Elan damit zu vergeuden, quer durch die Republik für irgendwelche läppischen Pop-Konzerte oder Fußball-Spiele zu reisen.

Gruß Ben

[Loddarnewyork]

Schön wär's, aber ich bin da leider Pessimist.

Ich will das nicht unbedingt allein auf unsere Mentalität zurückführen, weshalb sich der deutsche Bürger immer alles gefallen läßt und nicht mal aufsteht, um seine Rechte zu verteidigen, bzw. um sie zu kämpfen.

Vielleicht, wenn es Vorreiter geben würde, Verbände, Vereinigungen, Gewerkschaften, die die Bürger mit der Nase darauf stoßen, ihnen sagen, was sie zu tun haben, dann vielleicht.

Aber diese Vorreiter sehe ich nicht. Selbst die Medien sind entweder nicht gewillt, oder nicht in der Lage, einmal wachzurütteln. Jeder kocht lieber sein eigenes Süppchen. Aber auch der deutsche Bürger zeigt im Grunde kein Interesse, sich gerade mit solchen elementaren Dingen der Demokratie auseinanderzusetzen. Für viele ist es wichtiger zu lesen, was Paris Hilton so auf Partys treibt, statt sich mit Aufständen und deren Bedeutung in Frankreich auseinanderzusetzen.

Die Meldungen und Artikel in den Gazetten werden nicht gelesen und die paar Sätze und Bilder im Fernsehen als uninteressant btw. "betrifft mich nicht" abgetan. Aber selbst Dinge, die jeden einzelnen Deutschen wirklich betreffen, werden nicht wahrgenommen im Alltagstrott.

Über die künftig anstehenden Stasimethoden hatte ich hier
ja bereits etwas geschrieben. Einziger Interessant: Ben-99.
Und was diesbezüglich noch weiterreichend geplant ist, nämlich unsere kommende Vorratsdatenspeicherung (VDS) auf Bitten der USA auch ihnen zum Schürfen zur Verfügung zu stellen, weiß kaum jemand - und wenn, ist es wohl auch völlig egal.

Ferner will die Kontent-Industrie (Musik -, Film -und Softwarebranche) für die Einsichtnahme in unsere sämtlichen gespeicherten Daten nun auch noch eine Generalvollmacht. Nix mehr mit "ein Richter muß zustimmen", damit die Provider aufgrund einer IP die Realdaten herausgeben. Das vereinfacht ihnen das Verklagen/Vergleichen der (mit den) "Raubkopierer(n). Statt der bisherigen paar Tausend Vorgänge, werden es dann schnell ein paar Hunderttausend jährlich.

Davon, mit der VDS auf Terroristenjagd zu gehen, spricht heute niemand der Verantwortlichen mehr. Es geht vielmehr nur noch um die Verfolgung der Urheberrechtsverletzungen und wie diese Industrie wieder mehr als nur 3% Gewinne jährlich macht.

In Frankreich wäre sowas undenkbar. Eine Strafzahlung von 35 Euro haben die Franzosen hingenommen, die sie zu zahlen bereit sind, wenn sie denn bei der räuberischen Kopierung erwischt werden. Aber die deutsche Novellierung des Urheberrechts, der sog. 2. Korb? Niemals!

Ansonsten: Die Arbeit für ein paar Wochen niederlegen, für täglich 18 Minuten streiken und mit ner Trillerpfeife durch die Straße rennen, wenn "ihre" Gewerkschaft es wünscht, das machen die Deutschen.
Und auch die Mittelschicht in DE ist bereit für ihre Belange auf die Straße zu gehen, wie derzeit die Ärzte.
Das war's dann aber auch schon. Für allgemeine und gar Verfassungsrechte muckt kein Deutscher auf. Sie nehmen es lieber hin und lassen sich von der korrupten Politik weiterhin an der Nase herumführen.

[Ogino]

Über die künftig anstehenden Stasimethoden hatte ich hier ja bereits etwas geschrieben. Einziger Interessant: Ben-99.

Das ist so nicht richtig Loddar.
Ich zumindest habe das Thema sehr genau gelesen und ich denke andere User sicher auch.
Nur ist es so, dass bereits alles sehr treffend und erschöpfend gesagt wurde.

Schweigen muss nicht immer Dessintresse sein, sondern vielmals auch schweigende Zustimmung.