schlechtes Gewissen einreden?

Glühwürmchen · 14. August 2003, 14:49

Ich grüble gerade über meine Reaktion nach und frage mich, ob ich nun ein schlechtes Gewissen haben muss, herzlos bin und undankbar...

Wie jedes Jahr standen gerade wieder 2 Männer vor der Tür. Besser gesagt: der eine saß im Rollstuhl, der andere stand dahinter.
Grundsätzlich gehe ich mit meinem Hund bei Fremden über die Terrasse an den Gartenzaun um meine Haustür verschlossen zu halten.

Irgendwas schmatzend kauend sprach mich natürlich der Rollstuhlfahrer an und bat mich ihre Behindertendruckerei damit zu unterstützen, indem ich ihnen Karten abkaufe.
Es sind diese Art Karten zum Geburtstag, Ostern, Weihnachten, die etwa vor 10Jahren benutzt wurden, und die mittlerweile schon 2 Schubladen von mir füllen, da einen ja bald jede Organisation damit zuschmeißt.

Ich versuchte ihnen freundlich klar zu machen, dass ich diese Drucke nicht gebrauchen kann und sie deshalb auch nicht kaufen werde. Ich riet ihnen, sich auf andere Dinge umzustellen, da man heutzutage per PC und Internet viel schönere und persönlichere Grußkarten gestalten kann.
Ich würde ihnen aber einen Betrag spenden, und sie könnten die Dinger jemand anderen verkaufen.

Natürlich wurden die Beiden stinkelig und ihr Ton auf einmal sehr gereizt. Der Stehende sagte zu mir, dass die Druckerei geschlossen würde, wenn keiner mehr was abkauft.

Wiederum gab ich ihnen den Rat andere Dinge ins Programm zu nehmen.

Dann kamen von denen Sätze wie:
"Ich versuche jetzt mal mit ihnen zu reden, wie zu einem Erwachsenen..."
"Sie würden lieber sehen, wenn es uns gar nicht gäbe..."
"Bleiben sie doch auf ihrem Geld sitzen und ersticken sie dran..."
"Sie werden auch irgendwann krank, und dann gnade ihnen Gott..."
usw...

Ich befahl Tammy zu bleiben, drehte mich um und verschwand wortlos im Haus. Böse schimpfend zogen sie ab zum Nachbarn.

Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil ich ihnen nicht geholfen habe?

Tiramisu · 14. August 2003, 15:01

Ja Du mußt Dich schämen ...

Wenn die MIT MIR so gesprochen hätten, würden jetzt BEIDE im Rollstuhl sitzen!

Unverschämtheit sowas ...
Das Erste, was ich immer mache, ist mir den Ausweis von denen zeigen lassen, denn diese "Behindertenwerkstätten" haben einen offiziellen Ausweis und wenn die den nicht vorweisen können, dann stimmt da schon was nicht und ich zeige denen dann "ganz nett" den Weg zum Ausgang.

Zitat:

Daß Behindertenwerkstätten ihre Waren grundsätzlich nicht an der Haustüre
vertreiben, darauf wies Brunnen ausdrücklich hin und erklärte auch, woran
sogenannte "Blindenwaren" zu erkennen sind. Nämlich an einem speziellen
Zeichen: eine Sonne mit drei Strahlen nach unten und zwei nach oben
gestreckten Händen . Zum anderen gibt es auch bestimmte Produkte -
wie Korbflechtwaren, Bürsten oder Wäscheklammern - die eigens als
Blindenwaren ausgewiesen sind. Brunnen: "Die sogenannte Blindenseife
gibt es nicht."

Tira

Glühwürmchen · 14. August 2003, 15:12

Irgendeinen unleserlichen Lappen hat der Sitzende hervorgekramt und gesagt, dass sie berechtigt seien an der Haustüre zu verkaufen. Ob die Sonne da mal drauf war, konnte ich aus der Entfernung nicht sehen.

Du wärst also auch wütich geworden?

Mitleid hin und her, aber Anstand sollten doch auch die gelernt haben?!

Sicher ist es frustrierend, wenn man die Ware nicht los wird, aber sind die denn von gestern? Selbst dort sollte es doch angekommen sein, dass diese Karten out sind.

Auf die Wäscheklammern - leinen-, Bürsten-, Seifenverkäufer warte ich auch noch, dann die von der Drückermafia usw.

Eyewitness · 14. August 2003, 15:30

Naja, das ist eben der Moralhammer. Seht her, es geht uns schlecht, Ihr MÜßT uns unterstützen. Wer das nicht tut, der ist ein böser Mensch. Dabei geht es dann nicht mehr um das verkaufte Produkt, sondern nur um die Geste.

Ähnliches erlebe ich ziemlich oft am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit den Obdachlosen, die die Zeitschrift "Fifty-Fifty" vertreiben. Ich halte die Zeitschrift für gnadenlosen Müll und würde sie deshalb niemals kaufen, die Themen interessieren mich einfach nicht. Auf der anderen Seite allerdings bekommen die Obdachlosen ja durch den Verkauf erst Geld. Nun könnte man den Leuten einfach so Geld geben oder die Zeitschrift einfach nur deswegen kaufen, damit die Leute Geld erhalten. Aber dazu durchringen konnte ich mich nicht wirklich. Problem ist eben nur, wenn die auf einen zukommen und man nichts kauft, wird man eben als geizig oder sonstwas angemeckert. Man ist dann eben ein schlechter Mensch.

Aber ist man das wirklich oder ist man einfach nur etwas mit seiner Sichtweise eingeschränkt. Denn man denkt ja beim Kauf erstmal nur an den eigenen Nutzen und der ist weder bei den Karten noch bei der Zeitschrift gegeben. Daß man durch den Kauf den anderen Leuten hilft, kommt dann erst im zweiten Denkschritt, den man meistens aber gar nicht macht, weil man in Eile ist, sich gerade mit etwas anderem beschäftigt. Damit meine ich keine Ignoranz oder Böswilligkeit, man denkt einfach nur nicht so weit, vollkommen unbewußt, weil man beim Kauf vom Prinzip her eben nur daran denkt, ob man es nutzen kann.

Die Verkäufer denken da natürlich anders und sind entsprechend beleidigt, wenn man diese Sicht nicht teilt. Simpel gesehen ist es nur ein Mißverständnis.

Nun aber zu Glühwürmchens kleinem Vorfall der patzigen Antworten. Ich denke, mir persönlich wäre da der Kragen geplatzt. Schließlich war der Vorschlag ja auch nichts weiter als ein freundlich gemeinter Hilfeversuch, die Druckerei länger am Leben zu erhalten. Darauf dann so zu reagieren, hätte bei mir zu einer Reaktion geführt, daß die nie wieder bei mir geschellt hätten. Es ist jedem seine eigene Sache, ob er helfen will oder nicht, aber jemanden aufgrund dessen derartig zu verurteilen und schlecht hinzustellen, ist schade. Es wirft ja auch einen Blick auf den Zustand der Leute, denen geholfen werden will. Für Hilfe muß man immer Fragen, man kann sie nicht verlangen.

Und nein, Du mußt kein schlechtes Gewissen haben, denn solche Leute verdienen auch keine Hilfe. Zumindest aus meiner Sicht.

Glühwürmchen · 14. August 2003, 15:57

Ich hatte ihnen ja zuvor angeboten, dass ich ohne Karten einen Obulus gebe. Warum soll ich die nehmen und dann wegwerfen?
Vielleicht hätte ich den Sitzenden mal fragen sollen, ob er die Rollschuhe meines Sohnes haben möchte.
Ups, sorry, das war gemein.

Ich weiß aber nicht, warum sie das nicht wollten, vielleicht können sie Spenden nicht abrechnen, vielleicht waren sie auch einfach nur sauer.

Aber sicher bin ich mir auch, dass ich bei denen nie wieder zu Hause sein werde.

Jetzt schlägt doch glatt die Sorge in Ärger über.
Ob die beiden bedacht haben, dass sie genau das Gegenteil erreicht haben, als sie es wollten? Wenn jetzt noch einer klingeln würde...

Boomer · 14. August 2003, 16:15

Zitat:

Zitat von Glühwürmchen

Es sind diese Art Karten zum Geburtstag, Ostern, Weihnachten, die etwa vor 10Jahren benutzt wurden, und die mittlerweile schon 2 Schubladen von mir füllen, da einen ja bald jede Organisation damit zuschmeißt.

Ja, irgendwie bist du schon schlecht.....als Kauffrau.

Warum hast du nicht versucht, denen deine Karten zu verkaufen?

Glühwürmchen · 14. August 2003, 16:30

Bin ich dooooooooooooooooooooof!!!

Lach mich schlapp!

Tiramisu · 14. August 2003, 17:06

Zitat:

Zitat von Glühwürmchen

Du wärst also auch wütich geworden?

Logisch wäre ich auch wütend (noch mehr als Du) geworden ...

Wer braucht schon mundgeklöppelte Fussmatten im Oma-Design und so blöde Karten eh nicht, wenn die wenigstens weiss wären, dann könnten Kinder was drauf malen, aber so ... ?

Wie? Du potentieller Kunde willst nichts kaufen?
Soooo geht das aber nichts, immerhin macht mein Kumpel einen auf gehbehindert und den Rollstuhl haben wir extra einem alten Mann entreissen müssen - der liegt übrigens zwei Strassen weiter im Graben!

Ne, mal im Ernst, da sollte man echt direkt die Grünen per Handy rufen und eine Anzeige wegen Beleidigung aufnehmen lassen, sozusagen mal ein Zeichen setzen! Vielleicht hatten die schon immer so eine grosse Klappe und deshalb sitzt der eine nun im Rollstuhl.

Na warte, die sollen mal zu mir kommen ...

Tira

sara · 15. August 2003, 06:39

Tira, wie gewohnt sehr drastisch *g*

Nein, Rätselwürmchen - da brauchst echt kein schlechtes Gewissen zu haben. Diese Masche mit Mitleid Geld zu machen und eigentlich nicht irgendein Produkt zu verkaufen, sondern einfach nur so einen gewissen Nerv bei den Menschen anzuzapfen, um damit Kohle zu scheffeln, ist ziemlich verabscheuungswürdig. Schliesslich gehts ja nicht um die Sache dabei. Ich hatte vor ein paar Wochen morgens gegen 6 Uhr so einen Bitte-helfen-sie-einem-ehemaligen-Strafgefangenem-und-kaufen sie-möglichst-7-Zeitungsabos-Typ vor meiner Türe stehen - um 6 oder 7 Uhr morgens. Ich hab gedacht ich werd nicht mehr ....

...und hab auch kein Stück ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm besagte Türe vor der Nase zugeknallt habe und mich wieder ins Bett gelegt habe. Der Typ hat mich dann auch noch mit ein paar netten Schimpfworten belegt und ich habs übelst bedauert, dass Tira nicht da war.

Guck Tira, jetzt weisst auch, in welchen Momenten ich Sehnsucht nach Dir habe *fg*

Marena · 15. August 2003, 06:53

Sara irgendwie scheinst du merkwürdige Erlebnisse förmlich anzuziehen. Wodran mags liegen?

So 'ne Dreistigkeit hab ich noch nicht erlebt, dass diese Typen um die Uhrzeit auf der Matte stehen.

Ich hab mir angewöhnt grundsätzlich nichts an der Haustür zu kaufen. Egal ob mit oder ohne Ausweis. Ich finde diese Mitleidsmasche absolut ätzend und kann dann ne latente Agressivität nicht unterdrücken.

Genau die von Glühwürmchen beschriebene Konstellation stand bzw. saß erst vor zwei, drei Wochen bei mir vor der Haustür und hielt mir Karten unter die Nase, bevor sie noch guten Tag sagten. Meine freundlichen aber deutlichen Worte wollen sie auch nicht so richtig verstehen und laberten immer weiter. Tür zu und mein liebes aber recht großes Hundi zum Bellen gebracht und schwupps, weg waren sie.

Ich bin bestimmt sozial eingestellt, helfe gerne und spende an den Stellen wo ich es für richtig halte und damit isses gut.

Ogino · 15. August 2003, 08:16

Meine Schwester brachte uns vor einigen Jahren auf die Idee, eine Patenschaft für ein Kind in Afrika zu übernehmen.
Sie selbst macht das schon seit 11 Jahren.

Für nur 35€ Spende monatlich wird einem Kind ermöglicht, menschenwürdig zu leben, eine Schule zu besuchen, eine medizinische Grundversorgung zu haben und ein wenig hoffnungsvoller in die Zukunft zu schauen.

Der Junge, den meine Schwester seit 11 Jahren monatlich unterstützt hat vorher unter ärmlichsten Verhälnissen in einem Waisenhaus in Nairobi gelebt. Er hat nach der Patenschaft durch meine Schwester eine Schule besuchen können, wurde medizinisch versorgt und beendet im Januar eine Ausbildung als Motorenschlosser. Die alles war mit monatlich ca. 30€ möglich. Mit seiner qualifizierten Ausbildung hat er die besten Aussichten, ein halbwegs menschenwürdiges Leben zu führen. Arbeit wird er sicher finden.
Das gute an der Sache ist, dass man ständig informiert wird, wie es dem Patenkind geht. Selbst persönliche Post bekommt man von den Kindern, oftmals mit einigen Photos und persönlichen Zeichnungen.
Das ganze ist absolut seriös und man hat die Gewissheit, dass das Geld nicht für fette Verwaltungsärsche draufgeht, sondern voll und ganz dem Patenkind zugute kommt. Und 30€ sind in Afrika eine Menge Geld.

Meine Patenkind ist ein 5jähriges Mädchen, das in einem Waisenhaus gelebt hat, nachdem die Mutter an Aids gestorben ist. Sie selbst ist HIV negativ. Demnächst wird sie eingeschult und kommt in eine betreute Wohngemeinschaft.

Was ich damit sagen will ?

1. Vielleicht habe ich hier einige Leute auf eine gute Idee gebracht.
Wer Infos haben will, nur zu....die kommen sofort von mir.

2. Ich mache lieber was handfestes und sehe den Erfolg.
Ich stecke doch nicht einer Organisation Kohle in den Hintern, die zu über 50% dazu dient, fetten Verwaltungsfritzen ein angenehmes Leben mitzufinanzieren.
Ich sehe auch nicht ein, einem Typen eine Abo abzukaufen, damit der Chef der Drückerkolonne einen Daimler fahren kann.
Und noch weniger schmeisse ich einem Bettler 1€ in seinen Hut, damit der sich am Kiosk seine Pulle Branntwein kaufen kann.

Glühwürmchen · 15. August 2003, 09:37

Mein schlechtes Gewissen ist wie weggeblasen, danke

Ich habe auch bestimmte "Organisationen", denen ich regelmäßig spende.

In unserem Dorf
der freiwilligen Feuerwehr, weil die mit den Mitteln den Kiddies immer wieder Unternehmungen bieten können, die Weckmänner, den Martin und die Kapelle zum St. Martin finanzieren, Feste organisieren etc.
Der AWO, die machen Sonntags Kaffee und Kuchen mit Musik und zu Weihnachten eine Feier für die Rentnergang.
Dem Jugendzentrum,
für den dorfeigenen Babynotfallwagen, der eine hydraulische Niveaueinstellung hat
dem Tierheim.

Von Patenschaften hatte ich auch schon gehört, dachte aber, dass auch da zu viel für die Verwaltung draufgeht. Nett, dass Du mich eines Besseren belehrt hast.

Letztens war doch erst der große Krach zwischen Australien und dem Roten Kreuz.
Australien hatte doch eine große Summe für Opfer gespendet. Das Rote Kreuz jedoch nur einen Teilbetrag den Opfern/Hinterbliebenen gegeben und den Rest für andere Dinge benutzt. Auch dieser Verein wird sich wundern, wenn kein Geldeingang mehr zu verzeichnen ist.

15. August 2003, 10:08

Zu der ganzen Geschichte kann ich auch etwas beitragen.
Meine Frau arbeitet in einer Behinderteteneinrichtung und daher ist es mir bekannt,daß Behindertenware grundsätzlich nicht an der Haustür angeboten wird. In diesen Einrichtungen lassen Firmen ihre Produkte fertigen und brauchen deshalb keine Behindertenabgabe zahlen. Diese Produkte werden dann ganz normal in diversen Geschäften angeboten,wie in einem Möbelgeschäft,einen Schuhschrank oder was auch immer.
Diese Typen arbeiten für eine Drückerkolonne,die wiederum für eine Firma arbeitet, die auf sozial macht. Von dem erwirtschafteten Gewinn,geht aber tatsächlich nur ein lächerlich geringer Teil an diverse Einrichtungen.
Ich kann mich nur einem meiner Vorposter anschliesen,die sie beide in den Rollstuhl befördert hätte,denn es sind Betrüger.
Also nochmals,grundsätzlich gibt es in Deutschland, an der Haustüre,keine Behindertenware.

Eyewitness · 15. August 2003, 10:44

Na sowas ist doch mal wieder gut zu wissen. Da ich eh nicht der Fan davon bin, wenn bei mir jemand klingelt, um mir irgendwelche Ware aufzudrängen.

Also Würmchen, das nächste Mal einfach den Hund drauf hetzen.

Glühwürmchen · 15. August 2003, 10:45

Vielleicht sind die beiden deswegen ja so ausfallend geworden?!
Man kennt ja die Storys, was mit den kleinen Handlagern passiert, wenn sie nicht genug Ware verkaufen.

Ich werde mich auf jeden Fall jetzt mal wegen diese Patenschaften informieren.
Da hatte ich ja bisher, wie geschrieben, immer Bedenken, wegen dieser Mitleidsfotos in den Zeitungen und so weiter.

Glühwürmchen · 15. August 2003, 10:51

Zitat:

Zitat von Eyewitness

Also Würmchen, das nächste Mal einfach den Hund drauf hetzen.

Jau, so ein großer Hund sorgt schon für eine respektvolle Distanz, wobei nur die Leute wissen warum, mein Hund nicht *ggg*

Tiramisu · 15. August 2003, 11:14

Zitat:

Zitat von sara

Tira, wie gewohnt sehr drastisch *g*

Püüüh ... ich bin doch gar nicht drastisch ...

Ich mag nur keine Leute, die versuchen, mir mit fadenscheinigen Stories Geld aus der Tasche zu ziehen und wenn das nicht klappt, dann auch noch beleidigend werden - da flipp ich einfach aus!

Alles wird teurer und jeder muß heutzutage echt rechnen, um gescheit alles im Griff zu haben und da überlege ich mir echt ganz genau, wem ich was spende. Ehe ich da so einem verlausten Kelly an der Tür was in den rachen werfe, spende ich lieber für den Tierschutzverein, die freiwillige Feuerwehr oder übernehme wie Ogino eine Patenschaft, wenn ich dann genau erfahre, um welches Kind es geht. ich würde nie einer Organisation spenden, bei der mein Geld "in einem Topf" verschwindet und man keine Ahnung hat, wofür es eingesetzt wird.

Dückerkolonnen sind das Letzte und genau diese Typen haben es geschafft, dass ich seit einiger Zeit gar nichts mehr an der Tür kaufe oder überhaupt jemandem da noch zuhöre. Ich sage dann nur noch pauschal "Sorry, aber an der Tür kaufe oder unterschreibe ich gar nichts!".
Drückerkolonnen gehören verboten in meinen Augen ...

Tira

14. August 2003, 14:49	#1
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	schlechtes Gewissen einreden? Ich grüble gerade über meine Reaktion nach und frage mich, ob ich nun ein schlechtes Gewissen haben muss, herzlos bin und undankbar... Wie jedes Jahr standen gerade wieder 2 Männer vor der Tür. Besser gesagt: der eine saß im Rollstuhl, der andere stand dahinter. Grundsätzlich gehe ich mit meinem Hund bei Fremden über die Terrasse an den Gartenzaun um meine Haustür verschlossen zu halten. Irgendwas schmatzend kauend sprach mich natürlich der Rollstuhlfahrer an und bat mich ihre Behindertendruckerei damit zu unterstützen, indem ich ihnen Karten abkaufe. Es sind diese Art Karten zum Geburtstag, Ostern, Weihnachten, die etwa vor 10Jahren benutzt wurden, und die mittlerweile schon 2 Schubladen von mir füllen, da einen ja bald jede Organisation damit zuschmeißt. Ich versuchte ihnen freundlich klar zu machen, dass ich diese Drucke nicht gebrauchen kann und sie deshalb auch nicht kaufen werde. Ich riet ihnen, sich auf andere Dinge umzustellen, da man heutzutage per PC und Internet viel schönere und persönlichere Grußkarten gestalten kann. Ich würde ihnen aber einen Betrag spenden, und sie könnten die Dinger jemand anderen verkaufen. Natürlich wurden die Beiden stinkelig und ihr Ton auf einmal sehr gereizt. Der Stehende sagte zu mir, dass die Druckerei geschlossen würde, wenn keiner mehr was abkauft. Wiederum gab ich ihnen den Rat andere Dinge ins Programm zu nehmen. Dann kamen von denen Sätze wie: "Ich versuche jetzt mal mit ihnen zu reden, wie zu einem Erwachsenen..." "Sie würden lieber sehen, wenn es uns gar nicht gäbe..." "Bleiben sie doch auf ihrem Geld sitzen und ersticken sie dran..." "Sie werden auch irgendwann krank, und dann gnade ihnen Gott..." usw... Ich befahl Tammy zu bleiben, drehte mich um und verschwand wortlos im Haus. Böse schimpfend zogen sie ab zum Nachbarn. Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil ich ihnen nicht geholfen habe?

14. August 2003, 15:12	#3
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	Irgendeinen unleserlichen Lappen hat der Sitzende hervorgekramt und gesagt, dass sie berechtigt seien an der Haustüre zu verkaufen. Ob die Sonne da mal drauf war, konnte ich aus der Entfernung nicht sehen. Du wärst also auch wütich geworden? Mitleid hin und her, aber Anstand sollten doch auch die gelernt haben?! Sicher ist es frustrierend, wenn man die Ware nicht los wird, aber sind die denn von gestern? Selbst dort sollte es doch angekommen sein, dass diese Karten out sind. Auf die Wäscheklammern - leinen-, Bürsten-, Seifenverkäufer warte ich auch noch, dann die von der Drückermafia usw.

14. August 2003, 15:30	#4
Eyewitness Registriert seit: April 2001 Ort: Rheinland Beiträge: 2.831	Naja, das ist eben der Moralhammer. Seht her, es geht uns schlecht, Ihr MÜßT uns unterstützen. Wer das nicht tut, der ist ein böser Mensch. Dabei geht es dann nicht mehr um das verkaufte Produkt, sondern nur um die Geste. Ähnliches erlebe ich ziemlich oft am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit den Obdachlosen, die die Zeitschrift "Fifty-Fifty" vertreiben. Ich halte die Zeitschrift für gnadenlosen Müll und würde sie deshalb niemals kaufen, die Themen interessieren mich einfach nicht. Auf der anderen Seite allerdings bekommen die Obdachlosen ja durch den Verkauf erst Geld. Nun könnte man den Leuten einfach so Geld geben oder die Zeitschrift einfach nur deswegen kaufen, damit die Leute Geld erhalten. Aber dazu durchringen konnte ich mich nicht wirklich. Problem ist eben nur, wenn die auf einen zukommen und man nichts kauft, wird man eben als geizig oder sonstwas angemeckert. Man ist dann eben ein schlechter Mensch. Aber ist man das wirklich oder ist man einfach nur etwas mit seiner Sichtweise eingeschränkt. Denn man denkt ja beim Kauf erstmal nur an den eigenen Nutzen und der ist weder bei den Karten noch bei der Zeitschrift gegeben. Daß man durch den Kauf den anderen Leuten hilft, kommt dann erst im zweiten Denkschritt, den man meistens aber gar nicht macht, weil man in Eile ist, sich gerade mit etwas anderem beschäftigt. Damit meine ich keine Ignoranz oder Böswilligkeit, man denkt einfach nur nicht so weit, vollkommen unbewußt, weil man beim Kauf vom Prinzip her eben nur daran denkt, ob man es nutzen kann. Die Verkäufer denken da natürlich anders und sind entsprechend beleidigt, wenn man diese Sicht nicht teilt. Simpel gesehen ist es nur ein Mißverständnis. Nun aber zu Glühwürmchens kleinem Vorfall der patzigen Antworten. Ich denke, mir persönlich wäre da der Kragen geplatzt. Schließlich war der Vorschlag ja auch nichts weiter als ein freundlich gemeinter Hilfeversuch, die Druckerei länger am Leben zu erhalten. Darauf dann so zu reagieren, hätte bei mir zu einer Reaktion geführt, daß die nie wieder bei mir geschellt hätten. Es ist jedem seine eigene Sache, ob er helfen will oder nicht, aber jemanden aufgrund dessen derartig zu verurteilen und schlecht hinzustellen, ist schade. Es wirft ja auch einen Blick auf den Zustand der Leute, denen geholfen werden will. Für Hilfe muß man immer Fragen, man kann sie nicht verlangen. Und nein, Du mußt kein schlechtes Gewissen haben, denn solche Leute verdienen auch keine Hilfe. Zumindest aus meiner Sicht.

14. August 2003, 15:57	#5
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	Ich hatte ihnen ja zuvor angeboten, dass ich ohne Karten einen Obulus gebe. Warum soll ich die nehmen und dann wegwerfen? Vielleicht hätte ich den Sitzenden mal fragen sollen, ob er die Rollschuhe meines Sohnes haben möchte. Ups, sorry, das war gemein. Ich weiß aber nicht, warum sie das nicht wollten, vielleicht können sie Spenden nicht abrechnen, vielleicht waren sie auch einfach nur sauer. Aber sicher bin ich mir auch, dass ich bei denen nie wieder zu Hause sein werde. Jetzt schlägt doch glatt die Sorge in Ärger über. Ob die beiden bedacht haben, dass sie genau das Gegenteil erreicht haben, als sie es wollten? Wenn jetzt noch einer klingeln würde...

14. August 2003, 16:30	#7
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	Bin ich dooooooooooooooooooooof!!! Lach mich schlapp!

15. August 2003, 06:39	#9
sara Registriert seit: March 2003 Beiträge: 634	Tira, wie gewohnt sehr drastisch g Nein, Rätselwürmchen - da brauchst echt kein schlechtes Gewissen zu haben. Diese Masche mit Mitleid Geld zu machen und eigentlich nicht irgendein Produkt zu verkaufen, sondern einfach nur so einen gewissen Nerv bei den Menschen anzuzapfen, um damit Kohle zu scheffeln, ist ziemlich verabscheuungswürdig. Schliesslich gehts ja nicht um die Sache dabei. Ich hatte vor ein paar Wochen morgens gegen 6 Uhr so einen Bitte-helfen-sie-einem-ehemaligen-Strafgefangenem-und-kaufen sie-möglichst-7-Zeitungsabos-Typ vor meiner Türe stehen - um 6 oder 7 Uhr morgens. Ich hab gedacht ich werd nicht mehr .... ...und hab auch kein Stück ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm besagte Türe vor der Nase zugeknallt habe und mich wieder ins Bett gelegt habe. Der Typ hat mich dann auch noch mit ein paar netten Schimpfworten belegt und ich habs übelst bedauert, dass Tira nicht da war. Guck Tira, jetzt weisst auch, in welchen Momenten ich Sehnsucht nach Dir habe fg

15. August 2003, 06:53	#10
Marena Registriert seit: October 2002 Beiträge: 2.775	Sara irgendwie scheinst du merkwürdige Erlebnisse förmlich anzuziehen. Wodran mags liegen? So 'ne Dreistigkeit hab ich noch nicht erlebt, dass diese Typen um die Uhrzeit auf der Matte stehen. Ich hab mir angewöhnt grundsätzlich nichts an der Haustür zu kaufen. Egal ob mit oder ohne Ausweis. Ich finde diese Mitleidsmasche absolut ätzend und kann dann ne latente Agressivität nicht unterdrücken. Genau die von Glühwürmchen beschriebene Konstellation stand bzw. saß erst vor zwei, drei Wochen bei mir vor der Haustür und hielt mir Karten unter die Nase, bevor sie noch guten Tag sagten. Meine freundlichen aber deutlichen Worte wollen sie auch nicht so richtig verstehen und laberten immer weiter. Tür zu und mein liebes aber recht großes Hundi zum Bellen gebracht und schwupps, weg waren sie. Ich bin bestimmt sozial eingestellt, helfe gerne und spende an den Stellen wo ich es für richtig halte und damit isses gut.

15. August 2003, 08:16	#11
Ogino Registriert seit: January 2001 Beiträge: 1.996	Meine Schwester brachte uns vor einigen Jahren auf die Idee, eine Patenschaft für ein Kind in Afrika zu übernehmen. Sie selbst macht das schon seit 11 Jahren. Für nur 35€ Spende monatlich wird einem Kind ermöglicht, menschenwürdig zu leben, eine Schule zu besuchen, eine medizinische Grundversorgung zu haben und ein wenig hoffnungsvoller in die Zukunft zu schauen. Der Junge, den meine Schwester seit 11 Jahren monatlich unterstützt hat vorher unter ärmlichsten Verhälnissen in einem Waisenhaus in Nairobi gelebt. Er hat nach der Patenschaft durch meine Schwester eine Schule besuchen können, wurde medizinisch versorgt und beendet im Januar eine Ausbildung als Motorenschlosser. Die alles war mit monatlich ca. 30€ möglich. Mit seiner qualifizierten Ausbildung hat er die besten Aussichten, ein halbwegs menschenwürdiges Leben zu führen. Arbeit wird er sicher finden. Das gute an der Sache ist, dass man ständig informiert wird, wie es dem Patenkind geht. Selbst persönliche Post bekommt man von den Kindern, oftmals mit einigen Photos und persönlichen Zeichnungen. Das ganze ist absolut seriös und man hat die Gewissheit, dass das Geld nicht für fette Verwaltungsärsche draufgeht, sondern voll und ganz dem Patenkind zugute kommt. Und 30€ sind in Afrika eine Menge Geld. Meine Patenkind ist ein 5jähriges Mädchen, das in einem Waisenhaus gelebt hat, nachdem die Mutter an Aids gestorben ist. Sie selbst ist HIV negativ. Demnächst wird sie eingeschult und kommt in eine betreute Wohngemeinschaft. Was ich damit sagen will ? 1. Vielleicht habe ich hier einige Leute auf eine gute Idee gebracht. Wer Infos haben will, nur zu....die kommen sofort von mir. 2. Ich mache lieber was handfestes und sehe den Erfolg. Ich stecke doch nicht einer Organisation Kohle in den Hintern, die zu über 50% dazu dient, fetten Verwaltungsfritzen ein angenehmes Leben mitzufinanzieren. Ich sehe auch nicht ein, einem Typen eine Abo abzukaufen, damit der Chef der Drückerkolonne einen Daimler fahren kann. Und noch weniger schmeisse ich einem Bettler 1€ in seinen Hut, damit der sich am Kiosk seine Pulle Branntwein kaufen kann.

15. August 2003, 09:37	#12
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	Mein schlechtes Gewissen ist wie weggeblasen, danke Ich habe auch bestimmte "Organisationen", denen ich regelmäßig spende. In unserem Dorf der freiwilligen Feuerwehr, weil die mit den Mitteln den Kiddies immer wieder Unternehmungen bieten können, die Weckmänner, den Martin und die Kapelle zum St. Martin finanzieren, Feste organisieren etc. Der AWO, die machen Sonntags Kaffee und Kuchen mit Musik und zu Weihnachten eine Feier für die Rentnergang. Dem Jugendzentrum, für den dorfeigenen Babynotfallwagen, der eine hydraulische Niveaueinstellung hat dem Tierheim. Von Patenschaften hatte ich auch schon gehört, dachte aber, dass auch da zu viel für die Verwaltung draufgeht. Nett, dass Du mich eines Besseren belehrt hast. Letztens war doch erst der große Krach zwischen Australien und dem Roten Kreuz. Australien hatte doch eine große Summe für Opfer gespendet. Das Rote Kreuz jedoch nur einen Teilbetrag den Opfern/Hinterbliebenen gegeben und den Rest für andere Dinge benutzt. Auch dieser Verein wird sich wundern, wenn kein Geldeingang mehr zu verzeichnen ist.

15. August 2003, 10:08	#13
tschubbl Beiträge: n/a	Zu der ganzen Geschichte kann ich auch etwas beitragen. Meine Frau arbeitet in einer Behinderteteneinrichtung und daher ist es mir bekannt,daß Behindertenware grundsätzlich nicht an der Haustür angeboten wird. In diesen Einrichtungen lassen Firmen ihre Produkte fertigen und brauchen deshalb keine Behindertenabgabe zahlen. Diese Produkte werden dann ganz normal in diversen Geschäften angeboten,wie in einem Möbelgeschäft,einen Schuhschrank oder was auch immer. Diese Typen arbeiten für eine Drückerkolonne,die wiederum für eine Firma arbeitet, die auf sozial macht. Von dem erwirtschafteten Gewinn,geht aber tatsächlich nur ein lächerlich geringer Teil an diverse Einrichtungen. Ich kann mich nur einem meiner Vorposter anschliesen,die sie beide in den Rollstuhl befördert hätte,denn es sind Betrüger. Also nochmals,grundsätzlich gibt es in Deutschland, an der Haustüre,keine Behindertenware.

15. August 2003, 10:44	#14
Eyewitness Registriert seit: April 2001 Ort: Rheinland Beiträge: 2.831	Na sowas ist doch mal wieder gut zu wissen. Da ich eh nicht der Fan davon bin, wenn bei mir jemand klingelt, um mir irgendwelche Ware aufzudrängen. Also Würmchen, das nächste Mal einfach den Hund drauf hetzen.

15. August 2003, 10:45	#15
Glühwürmchen Registriert seit: October 2002 Beiträge: 4.319	Vielleicht sind die beiden deswegen ja so ausfallend geworden?! Man kennt ja die Storys, was mit den kleinen Handlagern passiert, wenn sie nicht genug Ware verkaufen. Ich werde mich auf jeden Fall jetzt mal wegen diese Patenschaften informieren. Da hatte ich ja bisher, wie geschrieben, immer Bedenken, wegen dieser Mitleidsfotos in den Zeitungen und so weiter.