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30. December 2002, 17:22   #1
ayla
 
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Registriert seit: January 2002
Beiträge: 2.481
Ist unser Wille frei?

Die Frage nach dem freien Willen des Menschen scheint beantwortet -- wenn auch nicht in dem Sinne, wie wir es uns gewünscht hätten. Der Neurophysiologe Benjamin Libet stellte schon in den 1950er Jahren bei seinen Untersuchungen an Epileptikern fest: Wenn jemand den Entschluss fasst, den kleinen Finger zu krümmen - also willentlich etwas zu tun - , dann wird das Gehirn schon lange vorher aktiv.

Die Handlung geschieht unbewusst, bis zu eineinhalb Sekunden, bevor sie von irgendwelchen "Agenten" dem Bewusstsein gemeldet wird, und der Mensch hat dann das Gefühl, er hätte die Handlung absichtlich vollführt.
Anders formuliert bedeutet das etwas durchaus Beunruhigendes: Der freie Wille ist eine Täuschung. Allenfalls kann der Mensch noch innerhalb sehr kurzer Zeit eine Handlung bewusst verhindern -- bewusst setzen kann er sie nicht.

Und warum werden wir - von irgendjemandem - so getäuscht? Die Aufgabe des Gehirns ist es nicht, uns ein korrektes Bild der Außen- oder der Innenwelt zu liefern. Die Aufgabe des Gehirns ist es vielmehr, unser Überleben zu sichern. Und wenn Illusionen dazu beitragen, dann eben auf diese Art. Zwar waren all die hochgelehrten Ergüsse der Philosophen und Theologen, der Psychologen und Moralisten mehr oder minder umsonst, denn es gibt keinen freien Willen.

Aber das heißt noch lange nicht, dass wir nichts tun und alles geschehen lassen sollen. Der bewusste freie Wille ist zwar eine Täuschung. Das Gehirn aber produziert durchaus mehrere Varianten von Handlungen und wählt dann sozusagen selbständig, also unbewusst, eine davon aus. Irgendwo tief in uns sitzt sehr wohl eine Freiheit, wir können sie nur nicht so handhaben wie wir wollen.

Doch das entbindet uns nicht von der Verantwortung für unsere Handlungen. Denn selbst wenn unser Bewusstsein nicht in dem Maß beteiligt ist, wie wir bisher glaubten - das Unbewusste können wir durchaus beeinflussen, und "böse" Handlungen sehr wohl verhindern. Es liegt an uns.





Irgendwie verstehe ich das Ganze auch nach mehrmaligem Lesen noch nicht so richtig.

Haben wir nun einen freien Willen oder ist dies alles wirklich nur eine Täuschung? Wenn wir keinen haben, warum treffen wir dann Entscheidungen und wägen alles Mögliche für und wieder ab. Ist dieses Denken das wir Entscheidungen treffen etwa auch nur eine Täuschung?

Dies treffen von Entscheidungen wäre doch eigentlich überflüssig, wenn wir sowieso durch unser Unterbewusstsein irgendwie schon gesteuert werden. Oder etwa doch nicht?

Wenn wir nun aber doch unser Unterbewusstsein zumindest in gewissem Maße beeinflussen können, ist dann nicht zumindest dieser Teil der bewussten Steuerung unser freier Wille?

Erst wird behauptet dass wir keinen freien Willen haben und mehr oder weniger vorprogrammiert gesteuert werden, dann wird uns aber eine Beeinflussung unseres Unterbewusstseins zugestanden, was ich eigentlich als freien Willen bezeichnen würde, den wir aber ja nicht zu haben scheinen.
 
31. December 2002, 03:45   #2
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
"Affekthandlung" ist ein juristischer Begriff, der vielleicht dieses Dilemma zu erklären versucht - jemand hält (im Zornrausch, d.h. extremer nervlicher Belastung) eine Pistole in der Hand, und bevor er bewußt überlegen kann, Für und Wider abwägen kann, hat er den Abzug schon gedrückt und jemandem in den Fuß geschossen. Moralisch verwerflich, neurologisch erklärbar oder philosophische Aushebelung des Theorems des "Freien Willens"?

Denn das darauffolgende "das wollte ich gar nicht!" (sobald der Zeh ab ist!) ist m.E. glaubhaft, und nicht zu erklären mit "hinterher ist man immer schlauer". Ein Egoist, der überlegt seine eigene Wohlfahrtsmaximierung anstrebt, wird (der Spieltheorie zufolge) sich der sanktionstechnischen Konsequenzen bewußt sein, die es hat, eine P99 abzufeuern. Ein Altruist, der (vordergründig) die Wohlfahrtsmaximierung seines Gegenübers anstrebt, wird ebenfalls nicht schießen, denn das tut doch weh.

Und dann hat es nichts mehr mit "Freiem Willen" zu tun - geschossen ist geschossen, vollkommen unüberlegt, im Affekt. Ohne es wirklich zu wollen.

So verstehe ich das.

Das ist natürlich ein Extrembeispiel.

Das hat jedoch nichts mit vorprogrammierter Steuerung im Normalfall zu tun. Ich habe die freie Wahl, dieses Posting zu tippen oder logischerweise ins Bett zu gehen, um mich morgen ausgeschlafen ins Silvester-Besäufnis stürzen zu können. Wie meine Wahl ausgefallen ist, kann man gerade lesen. Die Entscheidung habe ich bewußt getroffen, da hat mein Unterbewußtsein wenig mit am Hut.
 
4. March 2003, 20:15   #3
binozap
 
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Registriert seit: January 2002
Beiträge: 562
*nach oben hol*

Zitat:
Das Gehirn aber produziert durchaus mehrere Varianten von Handlungen und wählt dann sozusagen selbständig, also unbewusst, eine davon aus.
Interessant und plausibel, in uns (ich will nicht vom "Gehirn" sprechen wie von einer Maschine) müssen selbstverständlich ständig Projektionen der Gegenwart in die Zukunft ablaufen, um eine Auswahl an Reaktionen zu erzeugen. Die Auswahl kann durchaus bewußt erfolgen, diese Wahl wird sicherlich wiederum vom Unterbewußtsein beeinflußt, zensiert oder wie man das immer nennen will. "Gegenwart" , das sagt sich auch so leicht dahin, was soll das sein ? Ein Zeitraum von x Sekunden ? Wenn ich meinen kleinen Finger bewege, weil ich damit aus Versehen eine heisse Herdplatte berühre, dauert das sicher weniger als 1,5 Sekunden. Und ich überlege auch nicht, ob ich das mache oder nicht.
 
4. March 2003, 20:34   #4
Lucy
 
Beiträge: n/a
Hmm...nein Aki, ich denke "Affekt" gehört hier nicht rein. Der Einfluss belastender Emotionen auf unsere Handlungen lässt zwar de jure die Anerkennung verminderter Schuldfähigkeit zu, er führt jedoch nicht zu unbewusst ausgeführten Aktionen. Übrigens lassen sich Affekte durch Verdrängung vom Bewusstsein ausschliessen Ähm...ins Unterbewusstsein lenken

Den Gedanken von Ayla weiterspinnend könnte auch unser Unterbewusstsein nicht verantwortlich zeichnen können, da dort nur Dinge aus dem Alltags-Bewusstsein geparkt werden. Demzufolge wäre eine unterstellte Steuerung ein wirkliches Indiz dafür, dass bereits unser Bewusstsein eine einzige, von Nervenzellen hervorgerufene Illusion ist
 
4. March 2003, 20:47   #5
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
Beiträge: 2.823
Habt ihr schon mal Tennis oder Tischtennis oder irgendwas in der Art gespielt? Oder, der Einfachheit halber, Blobby Volley? Was läuft da ab?

Wer von euch überlegt ganz genau, wie er den Ball trifft, um ihn über's Netz zu bekommen, in der kurzen Zeit, in der er auf eurer Seite des Spielfelds sein darf? Ist es nicht eher Reaktion, die "motorische Intelligenz", Auge-Arm-Verbindung, die dafür sorgt, daß ein trainierter, oder zumindest erfahrener Spieler den Ball so trifft, daß er wieder saugefährlich beim Gegner ankommt? Wo ist da der "Freie Wille" (außer, man hat keinen Bock mehr und zimmert den Ball absichtlich ins Aus)?

Lucy, ich redete nicht von "unbewußten" Aktionen, sondern davon, daß eine "Affekthandlung" ausschließt, daß jemand sich vorher eingehend Gedanken darüber macht, was er gerade vorhat.

Begriffen habe ich den Text alllerdings immer noch nicht. Vielleicht geht es auch nicht so sehr um Dinge, um die man sich wirklich Gedanken macht (wo verbringe ich meinen Urlaub), sondern um das Zulassen von Reizen, die den "Freien Willen" umgehen?
 
4. March 2003, 21:03   #6
Lucy
 
Beiträge: n/a
Beim Sport nennt man das Antizipation. In diesem Zusammenhang beschreibt man dadurch einen antrainierten Reflex. Nicht zu verwechseln mit den genetisch mitgegeben Reflexgaben. Pawlow...du erinnerst dich? Das hatten wir vor kurzem

Das mit den "eingehenden Gedanken" stimmt wohl. Bei Affekthandlungen sind wohl aus Zeitgründen nicht alle Speicherstellen des Gehirns an einer Entscheidungsfindung beteiligt. Das ist übrigens bei Alkoholgenuss ganz ähnlich. Hier werden Rezeptoren blockiert und lassen die Leute manchmal Dinge sagen oder tun, die sie bei Abwägung aller vorhandener Informationen nicht so gut finden würden. Daher kommt das was habe ich gestern bloss wieder...bla
 
4. March 2003, 21:22   #7
jupp11
 
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Die Freiheit des Wollens existiert schon - allein die Umsetzung - daran hapert es.

Ich kann so sehr wollen, dass ich fliege, es klappt aber nicht.

Demnach wäre nämlich erst mal grundsätzlich zu klären, was wir unter freiem Willen/Wollen verstehen.

1.Wille, allgemein: das handlungsleitende Streben.

2. Wille,
Psychologie: in der traditionellen Psychologie das Vermögen des Menschen, sich bewusst für (oder gegen) eine bestimmte geistige Einstellung oder eine bestimmte Weise des Verhaltens zu entscheiden. Die entsprechende psychische Energie (Willenskraft) unterscheidet sich durch ihre Bewusstheit und Zielgerichtetheit (Absichtlichkeit) vom Drang oder Trieb. Die neuere Psychologie zieht anstelle des philosophisch diskutierten Begriffs Wille die Bezeichnung Wollen vor.

(beide Definitione aus dem Brockhaus)

Danach wäre der Wille frei innerhalb einer zur Verfügung stehenden Auswahl. Und der von ayla angeführte Text verirrt sich in der Wahl seiner Begrifflichkeiten.

Begrenzte Möglichkeiten haben imho nichts mit dem freien Willen zu tun. Auch das Argument der Herdplatte zieht dabei nicht, genausowenig, wie der Tischtennisvergleich. Die beiden Beispiele zeigen antrainierte oder ererbte Reflexe.
 
4. March 2003, 21:31   #8
Eyewitness
 
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Ich denke ähnlich wie Jupp. Die Diskussion um Bewegungen geht doch eigentlich an der Frage und der damit verbundenen Assoziationen vorbei. Wenn ich mir die Frage stelle, ob mein Wille frei ist, dann verbinde ich damit, wie ich in einer bestimmten Reaktion emotional und rational reagiere, wie ich auf bestimmte Ereignisse reagiere und ob ich zum Beispiel wirklich die Wahl habe.

Nehmen wir mal eine Alltagssituation: Ich gehe durch die Stadt und mir läuft ein wunderschönes junges Ding über den Weg. Und genau jetzt stellt sich doch die Frage: Ist mein Wille frei? Spreche ich die Dame aufgrund meines männlichen Triebes an? Pfeife ich ihr hinterher? Oder starre ich sie einfach nur sabbernd an, lasse sie aber vorbeilaufen? Etc. Die Fragenauswahl ist unendlich groß.

Was tue ich nun? Bin ich zu einer Reaktion gezwungen, die man von mir erwartet? Oder würde ich wieder anders reagieren, würde sich die Situation wiederholen?

Aber es geht noch einen Schritt weiter, denn mit der Frage "Ist unser Wille frei?" ist doch auch noch die Existenz des Schicksals verbunden. Gibt es das Schicksal oder gibt es das nicht? Bleiben wir beim genannten Beispiel. Nehmen wir an, ich spreche sie nicht an. Vielleicht gibt es aber sowas wie Schicksal und das Schicksal hat bestimmt, daß ich mit ihr zusammenkommen soll. Jetzt habe ich sie aber nicht angesprochen, also wird sie mir wahrscheinlich wieder über den Weg laufen in einer Situation, in der ich nicht drum herum komme, mit ihr zu reden. Den Faden könnte man jetzt endlos weiterspinnen.

Um zum Thema direkt zurück zu kommen: Die Frage können wir nicht beantworten, weil es keine Möglichkeit gibt, dies zu überprüfen. Wir können keine Situation wiederholen und wir können niemanden fragen, ob es das Schicksal gibt. (Wenn man gläubig ist, dann sieht das natürlich wieder anders aus. )
 
4. March 2003, 21:45   #9
jupp11
 
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Zitat:
Zitat von Eyewitness
Wenn man gläubig ist, dann sieht das natürlich wieder anders aus.
Mal abgesehen vom Glauben - ich halte das für ein interessantes Thema - nämlich die Sache mit dem Schicksal.

Denn die These, dass man sich vom freien Willen und von der Notwendigkeit des Überprüfens, Nachdenkens und Wählens verabschiedet, wenn man an ein unabänderliches Schicksal glaubt, ist wohl kaum zu widerlegen.

Demgemäß gibt es kein vorbestimmtes Schicksal. Es sei denn wir einigen uns darauf, dass jede Entscheidung, die wir treffen, von höherer Warte sozusagen implementiert wurde.

Das heisst aber nichts anderes, als dass wir selbst Mörder laufen lassen müssen, denn sie können ja nichts dazu.
 
4. March 2003, 21:59   #10
Eyewitness
 
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Um bei dem Beispiel des Mörders zu bleiben: selbst wenn er nichts dafür kann, so bleibt ja doch die Gefahr für die Allgemeinheit, so daß man ihn wiederum einsperren müßte. Vielleicht ist es ja der Wille des "Höheren", daß er im Gefängnis sitzt....aus welchem Grund auch immer.

Der Glaube an ein unabänderliches Schicksal vereinfacht natürlich das eigene Handeln. Auf der anderen Seite gibt es ja auch noch Variationen, die einem kleinere Dinge selbst erlauben und größere Dinge sind vorherbestimmt. Gerade in religiösen Bereichen nutzt man diesen Trick sehr gerne. Das führt dazu, daß man das alltägliche Leben selbst mustern muß, aber für die großen Dinge ist das Schicksal zuständig, meist vertreten durch eine Person.

Interessant ist und bleibt immer wieder eine Frage, die mit dem Willen zusammenhängt: Würde ich in der Wiederholung einer Situation wieder genauso handeln? Ich sage ja, denn die Abläufe im eigenen Kopf und die charakterlichen Züge eines Menschen sind ja geblieben, die Voraussetzungen also, die für ein Ändern der Handlungen nötig sind, bleiben exakt, wie sie sind. Daher gibt es keinen freien Willen. Jeder Mensch ist aufgrund seines eigenen Charakters durchschaubar. Er wird auf eine bestimmte Weise in einer bestimmten Situation reagieren und theoretisch besteht die Möglichkeit, dies zu nutzen.
 
5. March 2003, 20:05   #11
binozap
 
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Zitat:
Demgemäß gibt es kein vorbestimmtes Schicksal.
Das sehe ich genauso. Die Möglichkeit, aus mehreren Varianten "bewußt" eine Handlung auszuwählen, hat schon etwas mit freiem Willen zu tun. Aber die Frage geht noch etwas tiefer: Ist das, was wir eben diesen "Willensakt" nennen, frei oder doch von anderen, uns eben nicht bewußten Vorgängen gesteuert ?

@Jupp Mit den Reflexen hast Du natürlich Recht.
 
5. March 2003, 20:20   #12
jupp11
 
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Zitat:
Zitat von Binozap
...frei oder doch von anderen, uns eben nicht bewußten Vorgängen gesteuert
Ich bevorzuge die Definition frei innerhalb der durch die Evolution zugestandenen Grenzen. Das ist sicher eine Einschränkung dieses absolut im Sinne von "frei wie der Wind", aber es ist die einzige Vorstellung, mit der ich tatsächlich was anfangen kann.

Nochmal auf eye und das Schicksal zurückzukommen: Wir MÜSSEN uns entscheiden zwischen vorbestimmt (ganz und gar) oder nicht vorbestimmt. Ein bisschen vorbestimmt gibt es dabei nicht. Und - es ist die falsche Sichtweise, in die Vergangenheit zu schauen und dann die Ursachen zu recherchieren - die führen nämlich IMMER zum heutigen Ergebnis.

Allerdings gelingt es uns nur äusserst beschränkt, in die Zukunft zu blicken. Und auch da gibt es Beispiele von Großhirnzwergen, die das tun. Jede Art, die Vorratshaltung betreibt z. B.

Das Großhirn macht uns nicht total frei, aber unabhängiger von den starren Verhaltensweisen, denen eben diese Großhirnzwerge in unserer Verwandtschaft unterworfen sind. Ein Unterschied dem Grade nach - nicht dem Grunde nach.

Übrigens ist die Theorie eines deterministischen Universums eigentlich vom Tisch. Es gibt eigentlich nur Inseln der Ordnung im Chaos.

Auch das ist übrigens ein Argument gegen Götter im Allgemeinen. (Ganz unabhängig davon, dass ich nicht zu einem Gott beten möchte, der seine Aufgabe derart dilletantisch gelöst hat, dass er Unrecht und Qual zulässt, wie es bei uns Gang und Gäbe ist.)
 
5. March 2003, 20:50   #13
Lucy
 
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Ich glaube unbedingt an Schicksal. Wie hier schon angeklungen ist, erreicht man dadurch eine gewisse fatalistische Einstellung zum Leben, die es einem erlaubt auch harte Schläge einzustecken und mit ein paar Narben auf der Seele davonzukommen. Wenn du sagst, ein "bisschen Schicksal" geht nicht, dann behaupte ich mal, es ist unser Schicksal geboren zu werden, zu leben und zu sterben. Unser Bewusstsein erlaubt uns, diese Tatsache zu erkennen. Das wäre dann bereits eine Vorbestimmung
 
5. March 2003, 21:44   #14
jupp11
 
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Ok - es ist mein Schicksal, als Mann durch die Gegend zu latschen. Dann noch bevorzugt - während meiner Lebensspanne keinen Krieg direkt miterlebt zu haben, nicht grad auf den Golan-Höhen geboren zu sein oder als Hutu...

Das hat aber mit Schicksal nichts zu tun. Schicksal wird definiert als "das dem Menschen von einer höheren Macht zugeteilte Geschick."

Und eben genau dagegen wehre ich mich. Ich kenne keine Religion, die mich bisher davon überzeugt hat, dass sie sich nicht als Instrument zur Uniformierung und Gleichschalterei missbrauchen lässt.

Wie war das? Religion = Opium für's Volk? Zumindest ist da was dran.

Wohlgemerkt ich bin nicht gegen die Moralvorstellungen, die in den 10 Geboten präferiert werden, erleichtern sie uns das Zusammenleben doch tatsächlich - wenn danach gehandelt würde. Aber die Auswüchse, mit denen Leute zur Ausgrenzung Andersdenkender angestiftet werden, sind mir ein Greuel.

Ein gewisser Fatalismus funktioniert auch ohne Religion, wenn man ihn einfach als die Hinnahme von Gegebenheiten definiert, die man eh nicht ändern kann. In diesem Sinne wäre er sogar eine intelligente Verhaltensweise - schafft er doch Raum für Anstrengungen in änderbaren Bereichen.
 
5. March 2003, 21:58   #15
Maggi
 
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Insofern, wie du das, Lucy, beschrieben hast, glaube ich auch nicht an das Schicksal.

Wir werden geboren, weil...naja, weiß ich auch nicht, das wäre dann die Frage um den Sinn des Lebens. Aber es passiert eben, und dass wir sterben lässt sich ganz einfach naturwissenschaftlich erklären.
Die Ressorucen des Menschen sind dann eben aufgebraucht, die Lagerhallen leergeräumt. Und dann geht er eben ein. Da kann ich nun wirklich nichts schicksalhaftes dran feststellen.

Und in die Vergangenheit zu schauen kommt für mich (in begrenztem Maße natürlich) eh nicht in Frage. Wer in der Vergangenheit oder in der Zukunft lebt, ist (fast) immer pessimistisch. Und ich versuche mir einzureden, dass ich optimistisch bin
 
5. March 2003, 22:04   #16
jupp11
 
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Hmm Maggi...

überleg mal, in gewissem Sinne sind wir ja unsterblich - zumindest solange, wie wir uns fortpflanzen.

Du kannst Deine Vorfahren letztendlich bis in die Ursuppe zurückverfolgen, wie es alle rezenten Mehrzeller können.

Der Tod ist eigentlich der Preis für die Mehrzelligkeit. Bei Einzellern gibt es keine natürlichen Leichen - die teilen sich nämlich. (Von Unfällen mal abgesehen)
 
6. March 2003, 08:05   #17
peet
 
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Das Zurueckzucken eines Fingers ist ein angelernter Reflex..Automatisme.
Sind bestimmte Teile meines Gehirns beschaedigt werde ich dies nicht mehr tun koennen und mich verbrennen.
Steve Hawkyns
Kann, wenn ich es richtig begriffen habe, ausser seinen Kopf nichts mehr bewegen.
Doch hat er mit seinem Kopf und Hirn/Gedanken mehr bewegt als ein Grossteil aller *normal* funktionierenden.

Es gehoert Willen dazu, in meinen Augen.
 
6. March 2003, 09:33   #18
jupp11
 
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Ja peet...

...aber Wille macht doch nur dann irgendeinen Sinn, wenn eben nicht alles vorbestimmt ist.

Deshalb verneine ich diese Sache mit dem Schicksal - wenn man Schicksal im Sinne von Vorsehung versteht.
 
6. March 2003, 18:41   #19
binozap
 
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Zitat:
Es gehoert Willen dazu, in meinen Augen.
Genau - und das Attribut "freier" Wille ist überflüssig. Willentliche Entscheidungen setzen ja gerade die Wahl(freiheit) aus verschiedenen Möglichkeiten zu handeln, voraus.

Wenn man sich überlegt, wie eine willentliche Handlung ausgeführt wird, kann man schon ins Grübeln kommen... Es wird ein elektrischer Impuls über meine Nervenbahnen an die Finger gesendet, damit ich die Tasten meines Rechenknechts treffe. Woher kommt der Impuls, der ja objektiv, physikalisch messbar vorhanden und reproduzierbar ist ? Richtig, aus dem Gehirn. Und woher nimmt das Gehirn diesen "Impuls" wo ist der erste Anstoss einer Zelle ? Und selbst ich wenn diese Zelle oder diesen "Ort" im Gehirn lokalisiere, schubst mein "Wille" irgendwo ein Elektron an ? Ist mein Wille physisch fassbar, also als Substanz oder Struktur des Gehirns ? Falls keine materielle Grundlage fassbar ist, ist er also --- so etwas wie ein Geist ?
 
6. March 2003, 20:08   #20
peet
 
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Wille..
Schicksal
Geist..

Wie definier ich Wille?

Ist das Bedienen einer Tastatur Wille oder angelernter Reflex?

Sind wir alle Produkte unserer Erziehung, Umgebung und Gene, daher so konditioniert, dass unser Handeln vorher sehbar ist?

Will Schicksal sagen total voraus bestimmt oder aber fort bewegen in eine Richtung mit der Moeglichkeit Seitenwege zu begehen?
 
6. March 2003, 20:45   #21
Maggi
 
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Reflexe kommen aus dem Rückenmark-Hirn, um den langen Weg zum richtigen Hirn nicht machen zu müssen; das glaube ich, passiert beim Tippen der Tastatur nicht, oder?
 
6. March 2003, 21:51   #22
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Maggi..
ich schreib jetzt diesen Text ohne bei jedem Buchstaben zu denken jetzt will ich diesen Buchstaben auf dem Schirm sehen.
Ich moechte etwas schreiben und aufgrund angelernter Faehigkeiten.. oder wie in meinem Fall Unfaehigkeiten.. ist mir dieses moeglich.

Ich hab den Willen, moeglichst deutlich und nicht beleidigend zu posten.. meistens dann *g*
 
6. March 2003, 22:00   #23
binozap
 
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"Ein Reflex liegt dann vor, wenn sich ein Reiz ohne Mitwirkung des Bewußtseins von einem Empfindungszentrum in eine Bewegung überträgt und dadurch das handlungssteuernde Willenselement einer Reaktion fehlt. Beispiele sind Krämpfe oder Erbrechen."

Jetzt fehlt uns noch eine Angabe darüber, was ein "Empfindungszentrum" ist, Maggi

@peet Wenn ich einen text tippe, will ich das tun. Vorgänge wie Sprechen, also die Lautformung selbst, nicht die semantische Gestaltung der Sprache, werden natürlich auch unbewußt ausgeführt. So ähnlich wie ein Betriebssystem im PC arbeitet, werden auch bei uns einige Vorgänge im Hintergrund gesteuert - sage ich mal einfach so.

[off topic] Fahrradfahren, ein kluger Geist hat mal bemerkt, daß man sich wundern muß, wie leicht Menschen Rad fahren erlernen. Welche komplexe Berechnungen dazu on the fly erledigt werden - das kann keiner bewußt durchführen . Von der Sensorik - Gleichgewicht, Beschleunigung - ganz zu schweigen. Einen treppensteigenden Roboter zu bauen, ist eine schwierige Angelegenheit, aber auf den ersten Robo, der auf ein Bicycle steigt und davon radelt, können wir noch etwas länger warten. [offtopic]
 
6. March 2003, 22:08   #24
peet
 
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@Bino

Ob ich es will oder nicht.. ich muss dir Recht geben.. ich will schreiben.. darum tue ich es.

Wie ist es bei Abhaengigkeit..
will ich dann noch oder ist mein Wille ueber genommen?
 
6. March 2003, 22:52   #25
Lucy
 
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Der freie Wille ...das Topic verwirrt etwas und der Inhalt des Threads driftet ständig in das (Be)greifbare. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, stammt doch der Text aus dem Eingangspost von einem Physiologen. Daher könnte es in dieser Diskussion eigentlich nur darum gehen, ob nun irgendwelche Muskel willkürlich oder unwillkürlich kontrahieren hehe. Von mir aus können wir auch noch die Eigenheiten der Schwellkörper dazunehmen. Daher sind die Reflexe schon richtig hier.

Wenn ich aber Wille und Bewusstsein mische und damit den Geist meine, der in einem Körper wohnt, dann habe ich eine andere Diskussion. Beispielweise gehen die Sätze, die ich schreiben möchte (meist ) erst dann in den Thread, wenn ich im Geiste formuliert habe und somit das Steuerprogramm komplett an die Muskulatur zwecks einer willkürlichen Kontraktion übergeben kann. Ich muss also nur noch die Steuerung überwachen. Mit unserem Herzmuskel sollten wir das besser nicht tun . Hier ist ein fertiges genetisches Steuerprogramm vorhanden und wir mischen uns per Bewusstsein nicht ein.

Ich hatte mich auch verleiten lassen, aber Dinge wie Schicksal und ähnliches, gehören hier nicht hin
 
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