21. May 2005, 11:33 | #1 |
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Ex-Diktator in Unterhosen auf Titelblatt
Von der Yellow-press in Old England ist man ja einiges gewöhnt, was an Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbieten ist.
Nun ist das Kloakenlblatt "The Sun" gestern mit einer Titelseite erschienen, die den Ex Diktator und einen der grausamsten Vebrecher der letzten Jahre in Unterhosen zeit. Auf der Titelseite und im Innenteil des Blattes ist Saddam zu sehen, wie er mit hochgezogener Schlabberunterhose, Modell Grobripp mit Eingriff, in seiner 2,7 mal 3,6 Meter großen Zelle steht. Akribisch und mit schwerfälligem Blick faltet er seine Hosen zwischen kahlen Wänden und einem zusammengehämmerten Sperrholzschrank. Natürlich haben sich einige Schmierblätter in DE dieser Fotos bedient und ziehen nach. Verletzt man damit die Würde Saddams ? Hat er nicht, obwohl er ein Massenmörder und Tyrann war, ein Anrecht auf Privatsphäre ? |
21. May 2005, 11:37 | #2 |
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Hat er schon, aber es beruhigt die Sieger, wenn sie ihn so sehen können. Auf der anderen Seite würde es mich nicht wundern, wenn Saddam da selbst hinter steckt. Er will zeigen, wie schlecht sie ihn behandeln, denn einen Mann fast nackt abzubilden, ist im Nahen Osten eine große Beleidigung, gerade für muslimische Männer. Damit soll wohl der Eindruck gemacht werden, dass die Sieger schlechte Menschen sind und so wird dem Aufstand noch mehr Futter gegeben für den Kampf gegen die Amerikaner. Die Amerikaner wiederum dürften sich relativ schamlos freuen. Das ist ein Intrigenspiel, nicht mehr, nicht weniger.
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21. May 2005, 11:42 | #3 |
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Wen man den Menschen vor der ganzen Welt lächerlich macht, hilft das doch niemandem. Dadurch wird er keinem sympathischer und kein einziger von den tausenden kurdischen Giftgasopfern wird wiederbelebt.
So eine öffentliche Richtung ist das gleiche Vorgehen wie im Mittelalter! Öffentlich an den Pranger gestellt, vor jedem lächerlich gemacht, heruntergeputzt nur an der Freude am Spaß ... Ich glaube nicht, dass so'n Foto das ist, was unsere Gesellschaft ausmachen sollte. Das zeigt nur die Motivation und die Haltung derjenigen, die bei den Boulevardzeitungen arbeiten. Und was passiert? Jeder, den ich kenne, sagt: "Nein, Bildzeitung les' ich nicht." Und wohin gehen dann die Millionen Exemplare, welche die Verlage verkaufen? Niemand will öffentlich für diesen Fetisch gradestehen und trotzdem tut es jeder hinter dem eigenen Rücken. Aber es ist halt auch ein geiles Gefühl, sich über einen Diktator lustig zu machen, über den man nichts weiß außer dem, was die Bildzeitung über ihn verbreitet. Ciao, Maggi |
21. May 2005, 14:11 | #4 | |
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Zitat:
Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Denn: Der mit Abstand prominenteste amerikanische Gefangene wird 24 Stunden per Video-Kamera überwacht, sogar auf dem Scheißhaus gefilmt und hat somit nicht die geringste Gelegenheit, aus seiner Zelle heraus seine Wärter und deren Chefs in Washington zu ärgern. Viel logischer klingt da schon die Version eines "Sun"-Redakteurs, der mitteilte, daß die Bilder von den amerikanischen Besatzern gezielt aufgenommen und der Presse zugespielt worden sind, um Saddams Anhänger zu demütigen. Natürlich weiß George Bush, daß dies ein eklatanter Verstoß gegen die Genfer Konventionen ist, also tut er jetzt auch ganz entrüstet. Wer allerdings noch immer den offiziellen Darstellungen des US-Lügenbarons glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Oder er hat nie etwas von den systematischen Folterungen und Erniedrigungen gehört, von denen man jetzt weiß, daß sie auf dieselbe Art auch in Afghanistan vorgenommen worden sind. Übrigens hat das Rote Kreuz inzwischen den "Newsweek"-Bericht in bezug auf die Verhöhnung der Koran-Schrift bestätigt. Außerdem haben die Amerikaner Saddam gleich nach der Festnahme gefilmt, wie ihm ein Militärarzt im Mund herumpult. Und davor wurden Großaufnahmen seiner abgeschlachteten beiden Söhne an die Presse gegeben. Aber, wer will, soll von mir aus ruhig weiterhin glauben, daß "Saddam da selbst hinter steckt" und sich bewußt in Unterhose ablichten ließ, um die Amis zu ärgern ;-) Gruß Ben |
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21. May 2005, 15:42 | #5 |
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Ich drücke es mal so aus: hinterhältig genug dafür ist er, die Möglichkeiten hat er sicher auch. Denn er wird ja nicht nur von den Amis überwacht, sondern empfängt ja auch Besuch.
Natürlich kann es auch sein, dass die Amis ihn demütigen wollen, aber ob sie damit wirklich so viel erreichen. Saddam selbst wird das nicht stören, seine Haft ist schon Demütigung genug, alles andere wird ihm nur seinen Kampfesgeist erhöhen. Wie ich schon erwähnt habe, es wird eher den Ruf der Amerikaner im Nahen Osten verschlechtern als alles andere. Das mit dem Koran, darüber wollen wir gar nicht nachdenken, die Amerikaner haben Glück, dass dies nur so "leise" durch die arabische Welt ging. Das hätte noch viel schlimmer kommen können. |
21. May 2005, 17:11 | #6 | |
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... inzwischen wurde die "Sun" von Saddams Anwälten auf eine Million Dollar verklagt. Die Aufnahmen sollen im Frühjahr 04 enstanden sein, als er unter Aufsicht des US-Militärs stand. Und zu dieser Zeit hatten nur ganz wenige Leute Zutritt. Es wird sogar spekuliert, ob es Bilder von der Überwachungskamera sein könnten. Aufgrund der hohen Abbildungsqualität halte ich das aber für wenig wahrscheinlich.
Aber immerhin: Dafür daß der Herr in 2 Jahren 70 wird, wirkt er körperlich noch recht fit. Ich kann nur hoffen, daß ich in dem Alter in Schießer-Feinripp auch noch so fotogen wirke, dabei muß ich heute schon mein Bäuchlein einziehen *g*. Saddam ist es übrigens gestattet, auch weiterhin seine Haare zu färben. Diese Meldung wird vor allem unseren auf wundersame Weise nie grau werdenden Bundeskanzler beruhigen, falls Schröder auch mal irgendwann von den Amis inhaftiert werden sollte ;-) Gruß Ben Zitat:
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21. May 2005, 17:27 | #7 |
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Das kann ich jetzt wieder nicht glauben. Bush mag für seine indiskrete und offene Art bekannt sein, wenn es darum geht, knapp an einer Verletzung der Menschenrechte oder deren Überschreitung geht, aber dass er das Leben von fast sämtlichen im Nahen Osten stationierten Soldaten und sich sonst aufhaltenden Amerikanern - und das von Abgesandten anderer Länder - gefährden will, kann ich nun auch nicht glauben.
Was ist der Vorteil an der Wehrpflicht? Es gehen fast nicht nur Fetischisten in die Armee. Es gehen nicht nur Leute in die Armee, die vielleicht dieser Idee der mentalen Folter nicht ganz so abgeneigt sind ... Insofern glaub ich einfach, dass in der Armee der USA nicht immer alles so läuft, wie es sollte. Auch oder besonders in Guantanamo nicht. Dass die Amerikaner sich dann so patriotisch geben und einen regelrechten Soldatenkult veranstalten, hilft der Sache nicht unbedingt. Demzufolge ist es meiner Meinung nach einem Soldaten zuzurechnen, der die Chance auf ein bisschen Taschengeld gesehen hat. Von Zeitungen der Art der "Sun" wird ja auch gesagt, sie gäben von Zeit zu Zeit größere Beträge für die ultimative Story aus. Ein bisschen Weitblick muss die Führung der US ja auch haben, wenn sie es sich nicht in Zukunft mit allen Regierungen aller Länder und deren Bevölkerung versauen will. Aber dann sind ja nicht sie schuld, geschweigedenn ihre Armee (da können sie noch so viele Soldaten unehrenhaft entlassen), sondern die anderen Staaten. Schließlich sympathisiert Europa ja auch mit Fidel Castro. Ciao, Maggi |
22. May 2005, 05:42 | #8 |
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Man kann das ganz unspektakulär sehen und das ist das Naheliegendste. Dass diese Bilder an die Öffentlichkeit geraten sind, ist einzig der Geldgier eines oder mehrerer Wächter zu "verdanken".
Wer wäre nicht gerne Paparazzi bei so einem Prominenten. Das bringt richtig Kohle... |
22. May 2005, 10:12 | #9 |
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Logisch, die meisten Leute sind auf Geld aus.
Sie vergessen aber dabei, das es immer noch die Würde des Menschen gibt und die hat selbst so ein Mensch wie Saddam. Die, die ihn abgelichtet haben, würden sicher situationsbedingt nicht mit ihm tauschen wollen. Ja so sind sie, die Menschen (manche jedenfalls). Für sich das Recht herausnehmen, aber anderen es nicht gestatten. |
22. May 2005, 11:16 | #10 |
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Es kann durchaus ganz sinnvoll sein, Saddam Hussein, vor dessen Machtfülle (mindestens nach innen) und Unberechenbarkeit immerhin mal zwei Dutzend Millionen Bürger zitterten, zu zeigen als doch recht armes Würstchen. Daß dieser Diktator nicht mehr viel zu sagen hat, die Befreiung wird so sehr offensichtlich gemacht.
Etwas anderes ist es freilich, wenn amerikanische, britische oder andere nicht-irakische Medien mit eine solchen Trophäe sich zu schmücken versuchen. Das ist dann in der Tat doch ein wenig geschmacklos, wenn sowas in großer Aufmachung präsentiert wird. Doch für die irakische Gesellschaft kann die Lächerlichmachung gerade dieses Mannes sehr wohl eine positive Wirkung entfalten, sicher ist das zwar auch nicht; in den mehreren Dutzend Zeitungen, die heute allein in Bagdad erscheinen, waren auch schon ähnlich harte Karikaturen zu sehen. Solch ein Bild kann daher eigentlich niemand im Irak als Beleidigung empfinden, der nicht zu den paar nicht ungefährlichen verbliebenen Anhängern des Bath-Regimes gehört. Doch deren Gefühle sollte man nicht als Maßstab nehmen; wenn sie Anschläge etwa auf Lehrer unternehmen, verletzen sie nämlich weitaus schlimmer und versündigen sich nebenbei auch noch gegen den Koran. MfG tw_24 |
22. May 2005, 11:50 | #11 | |
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Zitat:
Nur frage ich mich dann, warum Du Dich mit einer solchen Einstellung überhaupt noch als Demokrat und Mitglied unserer westlichen Werte-Gemeinschaft fühlst. Denn genausogut könntest Du auch dafür plädieren, bei uns in Deutschland die Gesetze zu brechen, indem man zum Beispiel trotz Abschaffung der Todesstrafe hin und wieder mal einen Verbrecher hinrichtet, weil das ja auch "durchaus ganz sinnvoll" sein kann. Mit dieser Einstellung unterscheidest Du Dich kaum noch von denen, die Du immer verteufelst. Denn Terroristen bzw. Freiheitskämpfer scheren sich auch nicht um Gesetze oder Uno-Resolutionen und sind eben auch der Meinung, daß ein Anschlag zur richtigen Zeit am richtigen Ort "durchaus ganz sinnvoll" sein kann. Gruß Ben |
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22. May 2005, 15:53 | #12 |
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Es gibt da den urchristlichen Wunsch, man möge andere stets nur so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, was so ähnlich auch in der Genfer Konvention steht. Nun hat freilich der Mann, um den es geht und der mal Sozialist sein wollte, hunderttausendfach Irakern weitaus schlimmere Dinge angetan (bzw. antun lassen) als ihm nun angetan werden, und sehr gut ist es sogar möglich, daß ihm nichtmal die Todesstrafe droht; verdient hätte er sie.
Jedenfalls ist ihm keine Träne nachzuweinen, was er und seine Lakaien dem Land antaten und in einigen Fällen noch immer, beinahe täglich, antun, hat kein Mitleid mit ihnen verdient, und in der Tat bin ich geneigt zu bedauern, daß der panarabische Möchtegern-Held damals in seinem Erdloch nicht umgelegt wurde. Bis zur letzten Kugel wollte er kämpfen, wollte Soldaten verheizen, die so klug waren, einfach davonzulaufen, während er sich feige in sein Loch flüchtete und noch ein paar Milliarden beseite schaffte. Und noch aus seinem Loch heraus hätte er, wäre der Befreiungskrieg der Alliierten gegen sein faschistisches Regime anders ausgegangen, an eben diesen Soldaten grausame Rache üben lassen, wie er das in Zeiten praktizierte (bzw. praktizieren ließ), da die Alliierten es unterließen, bis nach Bagdad durchzumarschieren. Viel, sehr viel Leid hätte damals 1991/92 verhindert werden können, doch das "Völkerrecht" ließ genau dies nicht zu, womit es sich eigentlich selbst disqualifizierte. Weshalb sollte man diesem grausamen Monster eigentlich gestatten, sich auf das Kriegsvölkerrecht zu berufen, hielt er sich doch erstens nicht daran und noch viel weniger an 'normales' Völkerrecht, machte also überdeutlich klar, was er davon hielt, indem er den eigenen Landsleuten die grundlegenden Menschenrechte über Jahrzehnte nicht gewährte, nicht gewähren wollte? (Die Vereinten Nationen müssen sich freilich auch den Vorwurf gefallen lassen, daß sie herzlich wenig dagegen unternahmen.) Zeitweise war Saddam Hussein ja auch "unser Monster", das der USA ebenso wie das der Sowjetunion, was zeigt, daß Politik ein verdammt schmutziges Geschäft sein kann, selbst wenn sie friedlich bleibt. Nur, verantwortlich handelnder Diktator war eben immer Saddam Hussein, die Vergasung tausender Kurden mit deutscher Beihilfe gab kein US-Präsident in Auftrag, auch kein sowjetischer Staatschef, ja, nichtmal eine deutsche Regierung - man ließ ihn gewähren und machte sich mitschuldig. Dem bereiteten dann immerhin - freilich viel zu spät - die Alliierten ein Ende, Saddam Hussein wird vor einem Richter landen und nicht irgendwann mal ein paar seiner Überreste irgendwo in der Wüste gefunden - eine viel zu gute Behandlung; die Angehörigen seiner Opfer wissen oft bis heute nicht, wo und/oder wie letztere "verschwanden". Warum sollte Saddam Hussein so viel besser behandelt werden als er das in weitaus schlimmerem Ausmaß vormachte? MfG tw_24 |
22. May 2005, 16:27 | #13 | |
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Zitat:
Das ist ja gerade der urchristliche Ansatz (etwas Christliches war schließlich noch nie falsch ) Und das ist nicht meine Meinung, weil es zum Beispiel die Amerikaner früher so machten, während der Nürnberger Prozesse. Man könnte lange darüber diskutieren, was den Mensch zum Menschen macht. Es gibt sicher Leute, die diesbezüglich glauben, dass Gleiches mit Gleichem zu vergelten nicht unbedingt der richtige Ansatz ist. Ciao, Maggi |
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22. May 2005, 17:38 | #14 |
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... so wie Maggi sehe ich das auch. Schön und gut, tw, aber wir sind doch nicht mehr im Mittelalter. Außerdem willst Du doch wohl nicht allen Ernstes behaupten, daß man sich bei "besonders schlimmen" Verbrechern an keine Gesetze halten muß. Nicht auszudenken, wenn man so etwas auch bei den Gerichten erlauben würde.
Weil der so böse war, dürfen wir auch böse sein? Weil die Saddam-Anhänger treu zu ihrem Diktator standen, dürfen sie nun zu Tode gefoltert werden? Und ein Häftling wie Saddam hat jedes Recht verwirkt, wie ein Gefangener nach den Richtlinien der Genfer Konventionen behandelt zu werden? Das sind ja merkwürdige Ansichten. Demokratische Länder wie Deutschland und bis vor kurzem auch noch die USA unterscheiden sich nun mal von Diktaturen, in denen die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wenn Du das Prinzip Rache auch bei uns einführen willst, stellst Du die Uhren um ein paar Jahrhunderte zurück. Die Amis hätten Saddam ja töten können, wenn es ihnen so wichtig war. Das haben sie auch mit Che Guevara gemacht und waren auch sonst nie pingelig, wenn es um politische Morde, ausgeführt durch CIA-Agenten, ging. Aber nun ist Saddam ein ganz normaler Kriegsgefangener und muß als solcher auch nach den Richtlinien der Genfer Konventionen behandelt werden. Wenn den Amis das nicht paßt, sollten sie demnächst nicht mehr solche internationalen Vereinbarungen unterschreiben. Alllerdings würden sie sich dadurch noch mehr von der übrigen Welt isolieren. Es ist ja auch nicht so, daß man befürchten muß, daß Saddam freigesprochen wird oder gar politisches Asyl in den Vereinigten Staaten erhält, so wie die Amis auch früher schon manchem grausamen Diktator Schutz geboten haben, mit dem sie aus wirtschaftlichen Gründen "befreundet" waren. Saddam hat sicherlich ein hartes Urteil zu erwarten und kann froh sein, wenn er nicht hingerichtet wird. Und zum Stichwort "Kurden-Vergasung": Ich hatte mich auch darüber aufgeregt, daß die Tagesschau nur wenige Minuten über das entsetzliche Verbrechen berichtet hatte. Aber damals war Dein gelobtes Amerika halt noch befreundet mit Saddam, weil er ihnen so schön nützlich bei den Kriegseinsätzen gegen den Iran war. Als man den früheren Freund dann aber nicht mehr brauchte und ihn plötzlich zum Feind bzw. gar zum "Monstrum" erklärte, wurden die alten Giftgasopfer-Filme noch mal rausgekramt und immer wieder im Fernsehen gezeigt, um die Welt auf die Bombardierung Bagdads Anfang der 90er vorzubereiten. Keine Ahnung, tw, warum auch Du ständig die plumpen Propaganda-Lügen der Amerikaner übernimmst. Und wenn Bush morgen erklärt, daß auch Island oder Liechtenstein neuerdings zur "Achse des Bösen" gehören, dann würden Dir wohl auch genügend Gründe einfallen, einen Angriffskrieg gegen diese Länder zu tolerieren. Ich weiß nicht, wie oft ich Dich schon darauf hingewiesen habe: Saddam war ein übler Diktator. Aber eben auch nur einer von vielen. Wenn Bush angeblich den unterdrückten Einwohnern helfen wollte, dann müßten die USA demnächst noch weitere 20, 30 oder noch mehr Staaten bombardieren, in denen grausame Despoten an der Macht sind. Aber Du hast mir ja bisher nie erklärt, warum man sich nur dieses eine Land herausgefischt hat, zumal die dortigen riesigen Ölvorkommen Deiner Ansicht nach überhaupt nichts mit den Milliarden zu tun haben, die Bush für seinem Überfall auf den Irak investiert hat. Das Ganze ist einfach nicht glaubwürdig, auch wenn es Dir aufgrund Deiner völlig übetriebenen Israel-Liebe gut in den Kram paßt. Aber glaub' mir mal, daß die Amis auch auf das Wohl ihrer Schützlinge pfeifen würden, wenn es hart auf hart kommt und es darum geht, die Ölreserven für den größten Rohstoffverschwender-Staat der Welt zu sichern. Schließlich sind die USA gezwungen, ihren brutalen Weg fortzusetzen, den sie schon mit dem Indianer-Holocaust begonnen haben. Die beiden Bush-Krieger unterscheiden sich von den anderen amerikanischen Präsidenten nur darin, daß sie den imperialistischen Kurs unverblümter als jeder ihrer Vorgänger fortsetzen und es ihnen mittlerweile auch schon ganz egal ist, was die restliche Welt davon hält. Gruß Ben |