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13. May 2005, 19:02   #1
Glühwürmchen
 
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Beiträge: 4.319
Männer, die mir auf den Nerv gehen

Ist es nicht herrlich, wenn man von Zweierlei gleichzeitig begehrt wird?
Naja, es müssen ja nicht gleich zwei Krankheiten sein, was anderes wäre mir auch lieber

Was weiß ich, wann es angefangen hat. Mitte November 2004, oder so. Tierische Schmerzen der rechten Gesichtshälfte, aber nicht eindeutig definierbar, was denn da weh tat
Also eigentlich alle Zähne rechts, das Ohr, die Wange bis zum Auge. Naja, wenn schon, denn schon

Trigeminus kenne ich, das war es nicht. Na wenigstens das wusste ich

Schisshase also aufi zum Zahndoktor - es ist ja eh immer das Übelste, also kann man doch gleich damit anfangen
Untersuchung, Röntgen - nix.

Also ab zum HNO. Na supi, stundenlange Wartezeit, nix gefunden und prophylaktisch mal Antibiotikum schlucken.
Warum müssen das immer so Hammerdinger sein?

Kaum die zweite Bombe geschluckt, da meint mein Körper, er müsse doch beweisen, dass die Nebenwirkungen, die im Waschzettel stehen, auch wirklich vorkommen können.
Was soll ich sagen? Nesselfieber, Durchfall, Erbrechen, Schwindelanfälle, Schweißausbruch... naja, die ganze Latte eben. Und das montags, mitten in BB-Live! War ja knapp davor den Fernseher ins Klo zu schleppen

Okay, mittwochs ging’s dann wieder, weil ich es tatsächlich schaffte, die gefliesten Sitzungen auf 1x Pro Stunde zu reduzieren. (wie gut, dass in jedem Badezimmer auch ein Waschbecken ist. Mit dem Mund zwischen die Beine zu zielen ist dann doch zu anstrengend )

Die Tabletten gingen aus, die Schmerzen blieben. Okay, nur noch der Ober- und Unterkiefer und ab und zu das Ohr, aber es lokalisierte sich schon.
Dafür bekam ich dann noch Schnupfen und Husten, aber das ist ja banal, auch wenn beim Naseputzen und Husten jedes Mal der Schädel platzte.

Mitte Dezember hatte ich dann die Nase voll (im wahrsten Sinne des Wortes ) und habe wieder beim Zahnarzt angerufen. Termin: Donnerstag, den 23.12. Maaaaaan, noch 1 1/2 Wochen, wo ich doch eher auf 9 1/2 Wochen stehe, und dann 1 Tag vor Heilig Abend.

Mittwoch den 15.12. war ich bereit jemanden zu killen, wenn es mir dadurch besser gehen würde. Also wieder die Nummer vom Zahnarzt, ich kenne sie schon auswendig, (okay, 67895 ist ja auch nicht schwer ) angerufen und ich hörte die liebliche Stimme des Arztes: Sie rufen außerhalb der Sprechstunde an... blabla... Notdienst...

Nix da! Notdiensthabende sind Metzger, ich brauche den Mann meines Vertrauens!


Donnerstag wieder angerufen und der Arzthelferin klar gemacht, dass sie Leben retten kann, wenn sie in der Lage ist, mir baldmöglichst einen Termin zu geben
Entweder, es ging danach meinem Kiefer besser - oder dem meines Zahnarztes schlecht

Freitag den 17.12. war ich also da und habe ihm klar gemacht, dass er überlegen soll, ob er das Weihnachtsessen kauen oder schlürfen möchte

Gut, er bohrte also den Zahn auf, füllte ein nervenberuhigendes Mittel ein und schloss ihn wieder provisorisch. Klar, ohne Spritze geht nix bei mir - ich habe eine große, freche Klappe, da ist es doch wohl normal, dass die betäubt werden muss, wenn man da ran will - habt Ihr danach schon mal versucht zu rauchen oder zu trinken?
Donnerstag den 23.12. wollte er dann entscheiden, was weiter passiert.
Entweder, die Schmerzen sind weg, was ich für ihn hoffte , oder ich durfte mich einer Wurzel- Nervenbehandlung unterziehen.


Am 23.12.2004 kam die provisorische Füllung raus und die endgültige rein, weil nix mehr wehr tat.
Oooooh, du Frööööööhliche.....



Am 28.04.2005 saß ich mit dem selben Geschisse da und konnte kaum mit Euch reden

30.04.2005 der Doc ist mir auf den Nerv gegangen.

Aufgebohrt und aufgeschnitten, denn ziehen war nicht möglich, weil keine Betäubung anging, saß ich nun mit einer bläulichen Hamsterbacke hier und schluckte wieder Antibiotikum, damit die Entzündung weg geht um dann die Woche drauf den Zahn endgültig über den Jordan zu schicken.

Keine Lust zu nichts

Man, war das ne ....

Mittlerweile war meine ganze rechte Gesichtshälfte angeschwollen und färbt sich zwischen blau-grün-gelb. Ein Foto von mir konnte glatt Nr. 1 der Horrorbilder werden

Was blieb mir? Dicke Backen riskieren und schmollen...

01.05.2005

War das blöd, wenn man so ne freche Klappe hat und sie nicht gebrauchen kann

So langsam schien aber das Antibiotikum anzuschlagen, denn ich war nur noch ein halbes Monster aber es tat wieder weh, weil ich hier zu viel gelacht hatte
Zumindest habe ich daraus gelernt, dass ich mich doch ab und an von meinem Eigentum trennen sollte, bevor mir ein Mann auf die Nerven geht


Am 04.05. konnte mein Klempner feststellen, dass meine Wurzeln Widerhaken haben und auch vollkommen atypisch angelegt sind, sodass eine Amputation im normalen Sinn nicht möglich ist.
Das hieß, dass ich bis nächsten Dienstag warten durfte, damit ein Chirurg Hand an mein widerspenstiges Heiligtum legt.
Bis dahin war ich weiterhin etwas grantig, was ich lieber hier ausließ, als bei meiner Familie


Ich will ja nicht meckern, aber am 08.05. schwoll mein Gesicht wieder an.
Es lief wohl darauf hinaus, dass der Zahn auch den Dienstag überleben und ich weiterhin mit einem "fröhlichen Gesicht" rumlaufen würde denn ein entzündeter "Zahn" nimmt keine Betäubung an und ich würde es sicher nicht zulassen, dass er mir dann gezogen wird, zumal die Wurzel ja auch atypisch ist.
Dieser Feind in meinem Körper würde mich sicher nicht per Teufelsaustreibung verlassen

Am Abend habe mir dann das Zahnfleisch mit einem Skalpell eröffnet, damit alles abfließen kann. Der Druck war weg und auch ein wenig der Schmerz



Nun denn, am 10.05. um 11:15 Uhr hatte ich den Termin und - es war schon seltsam - ich war morgens ohne Schwellung und Schmerzen aufgestanden.


Okay, der Abszess war immer noch da, aber in der Wurzel. Deshalb schlug wiederum die Betäubung nicht an.
1. Möglichkeit: Zahnfleisch so tief aufschneiden, dass man an den Herd kommt um den zu behandeln - danach Zahn ziehen
2. Möglichkeit: Direkt Zahn raus, tut genauso weh und dann hatte ich es hinter mir


Ganz schön arrogant war das Kerlchen, so ein richtig wichtiger Studierter.
Schon die Zahnarzthelferin ging mir auf den Keks, weil sie ihre Kolleginnen vor den Patienten nieder machte, aber der Arzt war dann die Krönung.
Zuerst belächelte er die Unfähigkeit des normalen Zahnarztes, diese einfache OP durchzuführen. „Wo ist denn das Problem, den zu entfernen?“
Er untersuchte den Zahn und sagte, den holen wir jetzt raus. Mein erschrockenes Gesicht und die Frage, ob der nicht zu entzündet ist, beantwortete er nur mit einem Abwinken.
Die erste Spritze lies mich etwas 3 cm über dem Stuhl schweben, die 2. Spritze löste Schweißausbrüche und Herzklopfen aus, bei der 3. hätte ich ihn fast gekillt, aber er moserte nur, dass ich den Mund auflassen soll.
Dann kam nur:“ Fimschig wa?“
Ich erinnerte ihn, dass das geschwollene, entzündete Zahnfleisch schon ohne die Einstiche weh tat und – im Gegenteil zum Normalfall – die erste Spritze keine Betäubung auslöste.
Wiederum erhielt ich nur ein Abwinken.
Um die Situation und mich zu entspannen erklärte ich lächelnd, dass ich 16 Jahre selber medizinisch tätig war, das erkläre wohl meine Sensibilität.
„Und warum jetzt nicht mehr?“
„Weil ich in eine andere Branche umgestiegen bin, bei der ich geregelte Arbeitszeiten habe und mehr verdiene.“
Was dann kam, lies mich verstummen. „Typisch Deutsche! Mehr Geld, weniger arbeiten und sich dann wundern, wenn Deutschland zu Grunde geht. Das sollte verboten werden! Und dann wahrscheinlich noch Zweitverdiener? Das sind mir die liebsten…“
Ich hielt die Klappe, denn der Zahn war ja noch drin.
Danach verlies er wortlos den Raum und behandelte die Frau nebenan. Gestöhnt hat die, als ob sie gerade entbindet.
Kurzfristig überlegte ich mir, ob ich ganz schnell abhaue…:flücht:

Nach etwa 10 Minuten war er wieder da und fragte mich, ob ich die Betäubung spüre. Ich gab zu bedenken, dass lediglich die Unterlippe betäubt sei, die Zähne ab 5 aber noch vollkommen normal.
Er zuckte die Schultern und sprach mit seiner Helferin über das weitere Vorgehen. Klar im medizinischen Kaudawelsch, aber leider verstand ich das trotzdem. Ob das Absicht war?

Mit einer Sonde wühlte er in dem Bohrloch rum, dann hatte er das Werkzeug in der Hand, das mir das Blut in den Adern gefrieren lies: die Zange!

Er riss und drehte und drückte an dem Zahn – kurzfristig dachte ich an Wilhelm Busch – fehlte nur, dass der Kerl auf mir rumturnte.
Kurz bevor ich wegtrat gab der Zahn nach und mit einem heftigen Ruck knallte er gegen meinen Oberkiefer. Seine „Entschuldigung“ war: Wenn der Mund weiter auf gewesen wäre, wäre das nicht passiert. Jetzt ist der 8er oben locker.

Als ob das nicht genug wäre, popelte er noch mit so nem Haken in der Wunde rum um wohl die Eitertaschen zu öffnen…

Mit einem zufriedenen Lächeln zeigte er mir, dass der Zahn komplett sei und verlies den Raum ohne Abschied.

Die Helferin erklärte mir noch, wie ich mich in den nächsten 2 tagen zu verhalten habe (kein Kaffee, kein Tee, keine Zigaretten…) dann verlies ich die Luxuspraxis, setzte mich in meinen Wagen und – rauchte erst einmal eine

Die Wunde ist nun fast verheilt, dafür ist mein Oberkiefer bis unters Auge blau.

In 2 Monaten soll ich noch einmal erscheinen, damit er die Wundheilung überprüfen kann. Mich sieht der Kerl nie wieder!


Wer sich also wunderte, dass ich mal grantig und mal vollkommen ignorant auf "Unwichtigkeiten" reagiert habe, der weiß nun, dass es diesmal nicht an den Hormonen gelegen hat
 
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