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7. May 2002, 19:27   #1
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Ost-West-Vergangenheit ....und jetzt?

Initiiert von dem "Deutschland"-Thread stelle ich hier mal ein paar Thesen auf, in der Hoffnung, dass es hier genauso munter weitergeht wie im o.a. Thread.

Vorgeschichte:
Ich selbst bin 1952 in Erfurt geboren und wurde von meinen Eltern mit ca. 3 Jahren in den Westen verschleppt. Seitdem lebe ich hier im "Westen". Allerdings mit ständigem Briefkontakt zur nicht gerade kleinen Verwandtschaft "Drüben".

Die persönlichen Kontakte beschränkten sich auf 2 oder 3 Ferien auf dem Lande, zu einer Zeit, als ich so 13 - 15 war. Vorher war es nicht möglich.

------------schnipp-------------

1. These
Sowohl die DDR als auch die BRD wurden nicht aus unehrenwerten Motiven gegründet. Die Angst vor Deutschland lag damals der ganzen Welt schwer im Magen. Daher ist die Motivation der "Siegermächte" für mich nachvollziehbar.

2. These
Die BRD hat bei weitem mehr Unterstützung von ihren "Siegermächten" insbesondere den USA bekommen, als die DDR durch die UdSSR. Sie hat damit den ungleich besseren Start gehabt.

3. These
Das gesamte System des real existierenden Sozialismus ist gescheitert. Und mit ihm das System der DDR. Der "Westen" hat dieses Scheitern eher noch hinausgezögert durch Kredite und auch solche Geschichten, die man im Westen mit Fug und Recht "humanitär begründet" nennen kann, die aber die DDR im Licht von Menschenhändlern erscheinen lassen müssen.

4. These
Knapp über 40 Jahre Entwicklung in derart unterschiedlichen Staatssystemen muss Unterschiede in Denkweise, Werten und Lebensart produzieren. Und da die Wende erst knapp über 10 Jahre zurück liegt, sind diese Unterschiede in den Köpfen der heutigen Erwachsenen nach wie vor präsent. Wir werden wohl noch eine Generation brauchen.

5. These
Kohl und Co. haben eine Situation genutzt, die ihnen in den Schoss gefallen ist wie ein reifer Apfel. Wohlgemerkt, ich befürworte das, sehe es aber nicht als den Verdienst von Kohl an. Dieses Zeitfenster zu nutzen, war allerdings richtig.

6. These
Es sind im Rahmen des Beitritts riesige Fehler gemacht worden. Diese gesamte Treuhandgeschichte ist ein einziges Fiasko gewesen, dass den Osten ausgeblutet hat und den Westen eine Stange Geld kostet. Die Chance, das Gute aus beiden Staaten in eine neue Verfassung einzubringen haben die Handelnden damals verpasst. Ihnen fehlte samt und sonders die Weitsicht und die Grösse, so etwas anzugehen. Allen!
 
8. May 2002, 00:10   #2
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
moin,

zu1. als die BRD und DDR gegruendet wurde, herrschte eiskalter krieg. beide supermaechte haben ihre einflußphaere abgesteckt. Die UDSSR hatte ihre atomwaffe. eine moral hat nie bestanden, die war bereits in jalta floeten gegangen. wir hatten den krieg gegen polen begonnen, frankreich und england haben ihn aufgrund eines beistandspaktes uns erklaert. angst vor uns? wirklich gewuetet haben deutsche truppen im osten. wenn man das ausdehnen will, muss man die napoleonischen kriege hinzufuegen, daraus resultierte die sog. erbfeindschaft, 1870/71 war eine spaetfolge.
In amerika herrschte eine hysterie vor japan, nicht rational aber nachvollziehbar, was die bevoelkerung anbelangt.

zu2. ist richtig, wir hatten den marshallplan, der aber fuer ganz deutschland gelten sollte, wurde von der UDSSR abgelehnt. hinzu kommt, das sie ihre
zone ausgepluendert hat. im westen wurden die franzosen und englaender von amerika gestoppt.
schlimm war, das duech den beginnenden kalten krieg eine unruhe in der bevoelkerung nicht haben wollte und viele altnazis trauriger weise einen persilschein bekamen; das perverse ist, das die echten moerder in hohe positionen zurueckkehren konnten, eine aufarbeitung fand nicht statt.
fuer die BRD gilt, das der eigentliche aufschwung aber durch Prof. erhard, ein echter fachmann und ökonom die freie mit der sozialen marktwirtschaft verbunden hat. das aalener programm wurde weit vorher gestrichen. durch die verbindung mit amerika hatten wir natuerlich einen riesigen markt fuer unsere produkte, alle anderen kamen spaeter.

zu3. wir gingen davon aus, dass die UDSSR die DDR nicht aufgeben wuerde, wir aber ein vitales interesse an russische rohstoffe hatten. die oelkrise hatte unsere anhaengigkeit von rohstoffen klar vor auge gefuehrt. die UDSSR konnte aber ihren wichtigsten verbuendeten nicht so vor den kopf stossen, also mussten beziehungen her. das kann man alles bei falin nachlesen, auch bei portugalov. wenn politiker von humanitaet sprechen, werde ich vorsichtig. tatsache ist jedoch, das fuer viele der rauskauf eine hoffnung war, es war menschenhandel, die abrechnung erfolgte exakt nach ausbildung und verwendbarkeit.
priester konnten wir haben, ings. nicht.

zu4. man ist davon ausgegangen, man koenne sie intregieren wie die fluechtlinge etc. das war falsch. ich glaube auch, das dauert noch eine generation.

zu5. einverstanden, ohne gorbatschow waere nichts gelaufen, glueck hatten wir auch mit baker und bush, die sowohl mitterand als auch thatcher mit druck zum einlenken gebracht haben. kohl hatte glueck. waere das ereignis nicht gekommen, er haette, gemaeß den prognosen 1990 die wahl verloren.
die geschichte der treuhand ist kriminell, kriminell ist auch, wie die aufklaerung von der politik abgewuergt wurde und wird. richtig ist, das kein betrieb internationalem standard entsprach.
mfg
 
8. May 2002, 14:59   #3
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
@ quentin

Vorbemerkung: Ich habe nicht vor, hier als Vertreter der DDR diese zu verteidigen. Erstens bin ich
kein Historiker und zweitens habe ich "nur" meine ersten 18 Lebensjahre in und mit ihr verbracht
und demonstrierte halt auch in Leipzig unter dem Motto "Wir sind das Volk." - nicht unbedingt für
die Wiedervereinigung, muß ich zugeben.

Und schon gar nicht will ich mich als "Ossi" als Stellvertreter aller anderen Neufünfländler auf-
zuspielen. Diese Rolle paßt mir nicht, da ich mich mit solchen Stereotypen ohnehin nicht anfreun-
den kann.

> glaub doch nicht, das man hier nicht gewusst haette, was ihr sehen koennt. propaganda gab es auch
> hier, sudelede, den konnte ich im sommer an der ostsee erleben, der taugt als zeuge soviel wie
> erich und walter zusammen.

Ja, aber Du hattest behauptet, "wir" hätten nichts gewußt von der Welt.

> etwas wie den spiegel, alten stern gab es bei euch nicht.

Stimmt, investigativen Journalismus gab es sicher nicht. Aber dennoch, auf Rundfunk und TV aus der
alten BRD und West-Berlin mußten nur wenige verzichten. Die DDR-Bürger waren keine "Dummköpfe", die
nur das glaubten, was Neues Deutschland, Junge Welt und die diversen SED-Bezirksblätter brachten.
Allerdings war auch die Presse der Blockparteien CDU, LDPD, NDPD und DBD - Jetzt fängt das große
Rätselraten an, was das wohl alles heißen mag ;-) ... - nicht sonderlich unabhängig und "linien-
treu". Da müßten heute CDU und FDP als "Erben" der Blockparteien vielleicht noch ein wenig Ver-
gangenheitsbewältigung betreiben, aber das ist nicht mein Problem.

> und auch eure indutrie ist nicht vom himmel gefallen, sondern hat versucht, alte marken zu etablie-
> ren.

Nun, zunächst wurde im Rahmen von Reparationen vieles, was nach Ansicht der sowjetischen Besatzungs-
macht noch brauchbar war, in den Osten geschickt, während der Westen sich am Marshall-Plan erfreuen
durfte, den "wir" aus ideologischen Gründen ablehnten. Der Sozialismus sollte ja beweisen, daß er
besser ist als der Imperialismus.

Davon aber abgesehen wurde die Wirtschaft wiederaufgebaut, allerdings gab es ein neues Wirtschafts-
system, das sich nicht die profitmaximierende Ausbeutung des Menschen auf die Fahnen geschrieben
hatte. Ob eine solche Wirtschaft jemals wirklich ernsthaft mit einer kapitalistischen Wirtschaftsord-
nung konkurrieren könnte, die eben andere Prioritäten setzt, wage ich zu bezweifeln.

> was du ueber den gefangenenaustausch sagst, ist zynisch, gelinde gesagt.

Ja, das ist zynisch. Aber aus "unserer" Sicht gab es da doch wirklich nur "Gewinner". Die Kritiker
wurden "befreit", während "das Regime" Devisen erhielt, die es zur Selbsterhaltung einsetzen konn-
te. Man könnte jetzt allerdings auch fragen, ob der Freikauf politischer Gefangener durch die BRD
die Existenz der DDR in gewissem Maß stützte ...

> ihr ward bankrott, schlicht pleite und habt euch damit etwas ueber wasser gehalten.

Das kann ich nicht widerlegen, will ich auch gar nicht. Allerdings würde ich zum Beispiel auch auf
den Aspekt der wahnwitzigen Hochrüstung auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs hinweisen, denn ir-
gendwer mußte auch diese bezahlen. Und so floß sicher so manches Geld in eigentlich unsinnige Rüs-
tungsprojekte, das an anderer Stelle auch sinnvoll, nein, sinnvoller gewesen wäre. Und da waren die
"Verluste" auf der Seite des RGW sicherlich größer als im Westen. Der 2. Weltkrieg hatte ja die
Wirtschaften in der UdSSR, Polen, CSSR, Ungarn u.s.w. doch ziemlich zerstört, während die USA als
Gegenbeispiel sicherlich nicht über zerstörte wirtschaftliche Ressourcen klagen konnte. Insofern
waren die Ausgangspositionen im Wirtschafts- und Rüstungswettlauf nicht die gleichen.

> vollbeschaeftigung? weil das was einer machen konnte, auf 3 verteilt wurde. nicht umsonst kam der
> spruch auf, das ihr erst mal arbeiten lernen muesst.

Das müßtest Du mal mit jemandem diskutieren, der in der DDR gearbeitet hat, was mir alterstechnisch
ja erspart blieb. Ich glaube aber nicht, daß der Spruch so stimmt. Gearbeitet wurde in der DDR, nur
waren die Bedingungen manchmal nicht die besten. Das liegt vielleicht an der Planwirtschaft oder an
der Neigung, auch diese Pläne zumindest in der Statistik übererfüllen zu wollen, aber der Einzelne,
der hat sicher gearbeitet.

> vollbeschaeftigung?

Als "Staat der Arbeiter und Bauern" konnte sich die DDR ideologisch schon keine Arbeitslosen lei-
sten. Laut Marx definiert sich das Individuum über seine Arbeit, über das, was es arbeitend schafft.
In jedem Produkt, das der Marxsche Arbeiter schafft, sollte er sich im Idealfall wiederfinden. Man
kann dieses Ideal-Bild vielleicht mit dem Wirken Künstlern vergleichen, wobei ich jetzt nicht unter-
stellen möchte, daß Marx jedem Arbeiter einen Künstlerstatus verleihen wollte. Aber irgendwie sollte
der arbeitende Mensch sagen können: "Das habe ich geschaffen". Soviel zur Theorie. Ganz praktisch
hat auch "Scheinarbeit" den Vorteil, daß die "Scheinarbeiter" in der Gesellschaft integriert blei-
ben, die sozialen Kontakte nicht wegbrechen, wie das im Fall von Arbeitslosigkeit heute doch recht
häufig zu beobachten ist. Im sinne der Profitmaximierung hat "Scheinarbeit" freilich keine Berechti-
gung, die sozialen Folgen trägt ja nicht das Unternehmen, sondern die Gesellschaft allgemein.

> was bedeutet das, in allen rentnerhaushalten gibt es 2 berechtigte, unterm strich bezahlen wir im
> westen, das ihr rumstehen konntet.

Ich ging zur Schule. Da standen wir auch manchmal rum, hatten bunte Halstücher am Hals oder blaue
Hemden an und schworen irgendwem ganz brav ewige Treue ... Scherz beiseite, denn Schule ist ein
wichtiger Stichpunkt. "Wir" kannten keinen Unterrichtsausfall, sondern "Vertretungsstunden" - da lief
zwar auch nicht immer alles wie geplant, aber wenn man in die deutsche Gegenwart blickt, in der al-
lein schon der Begriff "Vertretung" eher selten ist, "Ausfall" dagegen die Regel zu sein scheint,
ließe sich auch noch über die Bildungssysteme diskutieren ...

> wie kommt es denn, das bei gleichen voraussetzungen im westen ueber 25% mehr produktivitaet besteht.

Naja, mit einer erst durch den Krieg zerstörten und dann nur notdürftig aufgebauten Wirtschaft, die
nach der Wende dann auch noch "herabgewirtschaftet" wurde, ist die Antwort wohl klar. Aber das liegt
nicht an den einzelnen Arbeitenden, sondern an den äußeren Umständen. Bei Infineon und AMD in Dresden,
demnächst wohl BMW in Leipzig und an anderen Orten liegt die Arbeitsproduktivität sicherlich nicht
unter der des Westens. Nur wird hier weniger bezahlt.

> was fuer zeitungen/sender liest, siehst du eigentlich heute.

TV schaue ich ausgesprochen selten, mein Radio kennt nur den Deutschlandfunk. Zeitungen: Jungle World,
Junge Welt, taz, Frankfurter Rundschau, Sueddeutsche, manchmal die FAZ, Junge Freiheit und Die Woche,
die es aber nicht mehr gibt.

> wie kommt es, das %tual erheblich mehr ossis als wessis amerikaurlaube machen koennen. ihr habt doch
> kein geld, ja wer bezahlt das denn.

Hm, ich dachte schon, daß Urlauber ihre Reisen selbst bezahlen. Aber wenn Du mir eine USA-Reise spen-
dieren willst, hätte ich dagegen auch keine Einwände ;-). Ein paar nette Tage in Prag würden aber auch
ausreichen.

> geld faellt zumindest fuer wessis nicht vom himmel.

Auch für Ossis nicht.

> 150 000 000 000 DM pro jahr in den westen gesteckt, kannst du dir das wirtschaftswunder vorstellen,
> dann kaemen auch westliche rentner in den genuss, mal ins ausland fahren zu koennen und nicht nur
> dafuer zu bezahlen.

Dazu sage ich erstmal gar nichts. Ich erinner mich aber, daß die PDS mal vorgerechnet hat, was an
Werten zwischen Ost und West ausgetauscht wurde. Wenn ich diese Rechnung finde, reden wir darüber mal
weiter.

> schau dir doch mal deine bruderstaaten an, die keinen reichen bruder im westen haben. schon mal
> gemacht? und wo haettet ihr eigentlich euren schrott verkauft? die UDSSR gibt es nicht mehr,
> russland hat ohne ende schulden und im westen gab es fuer das zeug keinen markt.

"Wir" haben vielleicht mit "Schrott" produziert, aber nicht unbedingt "Schrott". Die westdeutschen Ver-
sandhändler waren doch in manchen Bereichen "unsere" besten Kunden.

> deutsche juden. tolle sache, ausgerechnet von eunem ossi nachhilfe zu bekommen. wieviel synagogen
> gab es in der DDR. wieviel juediscche gemeinden gab es in der DDR.
> keine! erst in den 80zigern begann man mit , ich glaube 28 leuten, so etwas in ostberlin zu
> etablieren.

Gehört jetzt vielleicht in den anderen Thread, aber vielleicht auch an diese Stelle.

Die DDR hatte ein mehr als zwiespältiges Verhältnis zum Staat Israel, den sie auch gar nicht anerkann-
te, wenn ich mich richtig erinnere. Ansonsten pflegten die selbsternannten Antifaschisten einen Anti-
zionismus, der auch heute noch gelegentlich aufkommt.

Am 8. Februar 1990 bekannte sich die DDR erstmals offiziell zu einer deutschen Verantwortung am Holo-
caust. Hans Modrow meinte rückblickend irgendwann: "Die DDR hatte die Juden bislang nicht als Opfer
der Nazis wahrgenommen, sondern höchstens einige ihrer Widerstandskämpfer geehrt." Das heißt aber
nicht, daß die "Endlösung der Judenfrage" nicht Gegenstand des Geschichtsunterrichts war.

In der DDR lebten etwa 4.500 Juden, die aber nicht wirklich als solche anerkannt waren, da hat quentin
Recht.

> glaubst du, alle im westen waeren bloed, ihr haltet euch ja fuer sehr schlau.

Ich halte nicht alle im Westen für blöd. Da sind ja mittlerweile auch ein paar schlaue von "uns" zu
finden ;-). Aber nochmal, eine Ossi vs. Wessi-Diskussion halte ich nicht für sinnvoll.

> rolf hochhut, ein absoluter gegner der adenaueraera, ja er lebt immer noch hier.

Stimmt, aber was der für einen Ärger hatte, weil er Hans Filbinger "enttarnte". Auch wenn es Unfug
ist, jetzt gegenseitig vorzurechnen, wer schlimmere Zensur ausübte - da würde zweifellos die DDR
schlechter abschneiden -, kann ich mir den Verweis auf Klaus Mann nicht verkneifen. Sein "Mephisto"
durfte in der BRD lange Jahre nicht erscheinen, während das Buch in der DDR schon gelesen wurde. ES
paßte allerdings auch gut ins Selbstverständnis der antifaschistischen DDR.

> wir haben ihn auch nicht wie wolf biermann, dessen konzert ich damals gesehen habe, wurde komplett
> vom west - fernsehen bis des nachts uebertragen, ausgebuergert.

"Wir" haben dafür die Sozialisierung von ein paar RAF-Terroristen übernommen ;-). Ansonsten siehe
oben.

> das mit dem glashaus kennst du

Ja. Aber da sitzen wir wohl beide drin.

Wenn es zum Beispiel um politische Justiz im Westen ginge, fielen mir sofort die beiden hervorragenden
Bücher von Heinrich Hannover ein: "Die Republik vor Gericht 1954-1974" und Teil 2 "Die Republik vor
Gericht 1975-1995" ...

MfG
tw_24
 
8. May 2002, 15:09   #4
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
...herrliche Sichtweise
Zitat:
"Wir" haben dafür die Sozialisierung von ein paar RAF-Terroristen übernommen ;-).
*ganzbreitgrinst*
 
8. May 2002, 18:35   #5
quentin
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 1.693
Eine tolle Geschichte.
deine prägung hast du in der DDR erhalten,man merk es, ich wusste allerdings nicht, dass die Komintern in der DDR ueberlebt hatte. schön das du demonstriert hast, war aus meiner sicht im nachhinein nicht noetig. aber in budapest saßen ja keine wessis sondern ossis und ich hatte nicht das gefuehl, das sie in die DDR zurück wollten.

verstehst du auch was du liest und dann schreibst? ihr konntet bestenfalls das bild vom westen haben, welches wir euch ueber TV/Rias etc.vorgespielt haben, also waren deine informationen von uns gefiltert.

jetzt fängt das rätselraten an, warum?
a. kann ich es im brockhaus nachlesen
b. hat mich die unempfindlichkeit der west - cdu schon stark verwundert. also geh mal davon aus, dass wir durchaus wissen, was ' blockfloeten ' sind.

Reparation. egal wer die werte hatte, sie waren im osten. wir haben derweil milliarden an israel bezahlt, ihr keinen pfennig. hoer also mit diesen maerchen auf.

in der wirtschaft habt ihr andere prioritäten gesetzt. klar! das hat eucch pleite gemacht. eine mark auch aus der DDR musste erst verdient werden, bevor man sie ausgibt. ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war. deswegen gabs nur zu weihnachten mit der
' Jahresendzeitfigur '- ein meisterstück eurer interlektuellen, aber die waren ja verpoent- bananen. tolle erfindund, eure wirtschaft, sie hat nur nicht funktioniert.

es war kein austausch, es war ein freikauf. als geschulter dialektiker solltest du den unterschied
erkennen. hast du auch

hochrüstung auf beiden seiten, bei uns vermutlich teurer als bei auch. wir hatten trotzdem unsere bananen. die zyklen der wirtschaft sind dir nicht geläufig, scheint mir, denn du kannst doch nicht im ernst die lage von 1945 verantortlich fuer 1985
machen. etwas weniger dialektik, mehr realität.

3 für einen. das ist nicht von mir, das ist von gysi bestätigt. allerdings solltest du das trotzdem wissen, oft genug gesagt im beisein von pds leuten. planwirtschaft kann nicht funktionieren. eure 5jahrespläne waren beim beschluss schon alt. du solltest wirklich mehr westfersehen mit pds leuten sehen, dein rückblick wäre nicht ganz so nostalgisch.

ausbidung. meine meinung zu unseren lehrern/beamten ist bekannt. bevor ich mir aber mehrmals in der woche einer ideologischen gehirnwäsche unterziehe, nehme ich die beamten in kauf.

weniger produktivität. das ist nicht von mir, das wird von staatlichen stellen ermittelt. ich nehme es zur kenntnis.

weniger verdienst. soviel mir bekannt ist, liegen eure unkosten deutlich unter denen des westens.
dafür hat jedes dorf ein Funbad mit millionen erbaut, die ihr heute nicht mehr unterhalten koennt. teilweise habt ihr so mit dem geld beaast, das ihr normalerweise eure wasser in gold aufwiegen muestet. der westen hat gebaut und verdient?ok, aber nicht ohne eure genehmigung.

info? süddeutsche habe ich im abo, an der nordsee anders nicht moeglich. spiegel seit 42 jahren.
scene lese ich nicht, ist mir zu ideologisch gefärbt, dazu habe ich zuviel unsinn gelesen.

sicher bezahlen sie ihre reise selbst, aber woher haben sie das geld, es sind rentner? wann haben sie die anspüche erworben? generationenvertrag, ok, aber ihr habt doch nur arbeitslose, die kosten geld, die zahlen nichts ein. oder ist die lage im osten doch nicht so schlecht, wie sie von euch beschrieben wird.

schrott, natuerlich dialektisch gefärbt. tatsache ist, das der trabi hier nur schwer einen markt gefunden haette. eure fernseher/radios waren auch nicht der renner. kennst du ein produkt? ich meine, außerhalb der nur fuer den westen erstellten produkte, dafuer haben wir euch die vormaterialien geliefert, bzw. euch den einkauf durch kredite vorfinanziert.

Israel und DDR, einer meinung, wie ich lese.

filbinger. wie alt bist du? seit wann bist du im westen? ich bin 1945 geboren, 1968 war ich wie alt? derzeit an der uni clausthal. aber es gab züge nach frankfurt
mann als alibi, ist dir nicht bekannt, wieviel bücher bei euch nicht verlegt wurden. da kommst du mir mit einem an. fassbinder noch in frankfurt, aber das waren juden, die das verhindert haben.

einen kommentar zu den raf ganoven erspar ich mir.
mit dem tod von ulrike meinhof war der politische hintergrund weg, bader war zu bloede und alle nachkommen hatten bis auf christian klar keine eigenen vorstellungen. ein stück freiheit haben die dummen idioten uns durch die verschärfung der gesetzgebung weggenommen.

heinrich hannover, nein nicht gelesen, war bei einer gesamtauflage von 20 auch nicht möglich

aber dazu habe ich eine dezidierte meinung.
mfg
was fuer einen artikel zum 1. mai?

im übrigen, ich kann meinungen angreifen, auf hintergründe verweisen, werde aber nicht persönlich.
 
8. May 2002, 19:08   #6
jupp11
 
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Beiträge: 4.013
... ich helf mal kurz aus...

http://www.natural-inspiration-board...2398#post22398
 
8. May 2002, 19:32   #7
quentin
 
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Beiträge: 1.693
hab sie schon von tw als pn bekommen und gelesen.
trotzdem danke.
mfg
 
8. May 2002, 19:52   #8
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Zitat:
Zitat von quentin
Eine tolle Geschichte.

deine prägung hast du in der DDR erhalten,man merk es, ich wusste allerdings nicht, dass die
Komintern in der DDR ueberlebt hatte.
Also, ich dachte, ich hätte mal angedeutet, daß ich 18 Jahre lang die DDR erleben durfte, die
dann aber dank meines Widerstandes mit meiner Volljährigkeit prompt noch ihren 40. Geburtstag
feierte und dann im Nirvana verschwand. Ich bin Jahrgang 1971, um es abzukürzen.

Die Komintern hat in der DDR wohl kaum überlebt. Gut, es gibt in der PDS noch die Kommunisti-
sche Plattform, aber vom Marxismus-Leninismus ist nicht mehr viel übrig. Den feiert höchstens
noch die MLPD (Marxistisch-leninistische Partei Deutschlands), aber die ist eher eine west-
deutsche Splitterpartei, die mit ihren "Proletarier aller Länder vereinigt euch!"-Transparen-
ten eher lächerlich wirkt als lebendig.

Zitat:
Zitat von quentin
jetzt fängt das rätselraten an, warum?
CDU ist wohl klar,
LDPD - Liberal-Demokratische Partei Deutschlands
NDPD - National-Demokratische Partei Deutschlands
DBD - hmm, da muß ich jetzt selber grübeln, immer diese Abkürzungen ;-), Demokratische Bauern-
partei Deutschlands

Und weil ich dann auch noch vom RGW sprach - Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, im Westen
wohl eher als "Comecon" bekannt.

Zitat:
Zitat von quentin
scene lese ich nicht, ist mir zu ideologisch gefärbt, dazu habe ich zuviel unsinn gelesen.
Und genau deshalb lese ich ja Junge Welt (ein Häuflein wirklich aufrechter Kommunisten, meinte
die taz vor kurzem) und die Junge Freiheit, die von manchen Verfassungsschützern als ganz, ganz
weit rechts eingestuft wird. Und dazu kommt als Korrektiv die links-liberale Frankfurter Rund-
schau, so daß sich dann doch ein guter Überblick bietet.

Zitat:
Zitat von quentin
Reparation. egal wer die werte hatte, sie waren im osten. wir haben derweil milliarden an israel
bezahlt, ihr keinen pfennig. hoer also mit diesen maerchen auf.
Ich habe doch gar nicht gesagt, daß die DDR etwas an Israel oder auch nur die eigene jüdische Be-
völkerung gezahlt hat. Bei letzteren wurde ja nicht einmal die "Arisierung" rückgängig gemacht.

Allerdings war der Osten dank des Krieges viel mehr zerstört als der Westen. Insgesamt war der
2. Weltkrieg für die "Ost-Wirtschaft" ein schwerer Rückschlag, der sich sicher auch in einem ge-
wissen Entwicklungsrückstand gegenüber dem Westen zeigte.

Aber sicher ist auch die Planwirtschaft nicht ganz unschuldig daran, daß das System scheiterte.
Es war zu unflexibel, die hohen Herren und Damen trauten halt geschönten Statistiken und sahen
daher wohl auch keinen Grund, sich ernsthafte Gedanken zu machen ...

Zitat:
Zitat von quentin
tolle erfindund, eure wirtschaft, sie hat nur nicht funktioniert.
Als Linker muß ich jetzt aber kontern, daß auch der Kapitalismus nicht so richtig funktioniert.
Global betrachtet hat bisher weder der Sozialismus noch der Kapitalismus eine bessere Welt ge-
schaffen. Doch das ist dann vermutlich schon wieder ein anderes Thema, das da "Globalisierung"
heißt.

Aber Fakt ist, daß der real existierende Sozialismus letztlich an seinen eigenen Widersprüchen
scheiterte und sich damit als Alternative erstmal unglaubwürdig gemacht hat.

Zitat:
Zitat von quentin
einen kommentar zu den raf ganoven erspar ich mir
Das war meinerseits eher ironisch gemeint. Daher hatte ich da auch einen Smiley angehängt.

Zitat:
Zitat von quentin
heinrich hannover, nein nicht gelesen, war bei einer gesamtauflage von 20 auch nicht möglich :-)
Da läßt Du Dir aber etwas entgehen. Die Auflage war vielleicht auch doch etwas höher, immerhin
gibts die Bücher auch als gar nicht so teure Taschenbücher.

...

So, und weil jetzt der Biergarten ruft, höre ich erstmal auf. Aber wir sehen uns wieder ;-). Und
das ist jetzt eher ein Versprechen denn eine Drohung.

MfG
tw_24
 
8. May 2002, 20:28   #9
jupp11
 
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Na denn...

Prosit... äh, und lauf nicht in ne Demo aus Versehen
 
9. May 2002, 09:20   #10
quentin
 
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Beiträge: 1.693
moin,
@tw,
_____________________________
Aber wir sehen uns wieder ;-). Und
das ist jetzt eher ein Versprechen denn eine Drohung.
_____________________________

das ist der unterschied zwischen einem DDR - Kommi
und einem lockeren BDRler.
ich hätte gesagt, 'man sieht sich, macht spass '

einen meinungstausch als drohung zu empfinden, käme mir nicht mal in den sinn. sind wohl spaetfolgen eurer stasi


31 jahre alt. da war ich schon lange bei Sisyphus angelangt, du gehst immer noch mit marx schwanger.

zur stellungnahme. entweder habe ich dich überschätzt oder aber du liest bewusst vorbei.
andererseits sind Kommis wie schienenfahrzeuge ohne fenster, stur gerade aus.
das beste beispiel für den blödsinn
' die partei, die partei, die hat immer recht '! kennst du doch, da wär ich vor lachen gestorben, wenn ich mir die führer - mielke an 1. stelle - angeschaut hätte. oder kennst du noch den gruss der fdj.
prima waren auch die ernteeinsätze, statt geld gabs orden, irgendwie folgerichtig, es gab damals ja nichts zu kaufen, eure art der vermögensbildung
So nu aber.
die Komintern waren kaderschulen fuer ausländische kommis, hatten alle publikationen zur verfügung, klopften damit ihre ideologie ab, die diskussion mit dem klassenfeind wurde trainiert. unter stalin abgeschafft, einige wurden nicht trainiert sondern fingen an, selbständig zu denken. war nicht im sinne der partei.
Sozialismus/Kommunismus mein geschulter freund, was wird im manifest damit verbunden und vor allem, was ist die unabdingbarkeit. die erziehung der menschen. funktioniert nicht. erst waren es gruppenerlebnisse dann gruppenzwang.
kapitalismus, baut auf die vorhandene gier der menschen, funktioniert nur auf freiwilligkeit, ausbeutung bringt früher oder später einen umsturz.
der sozialismus hat das ueberleben des kapitalimus
erst möglich gemacht. man war gezwungen, die soziale komponente einzuführen und zu betonen.

der kapitalismus dieser tage hat keine zukunft. man fängt wieder an zu übertreiben.
fazit. wo steht von mir, dass der kapitalismus eine alternative wäre. du hast einen nebenkriegsschauplatz aufgemacht. erkannt!?

Reparationen. mit märchen meinte ich, ' nur der osten hat geblutet ', stimmt nachweislich nicht.
ca. 100 milliarden ohne renten etc. bis 1980, dann wärt ihr schon 1960 pleite gewesen. ist erkennbar in meiner stellungname. nebenkriegs usw.

der osten war mehr zerstoert als der westen, du meinst doch nicht deutschland. da war bei uns erheblich mehr zerstört. berlin hatten wir beide, nur brauchte man bei uns im westen nichts zum aufbau unserer hauptstadt abgeben. arbeitskräfte konnte man nicht delegieren, die mußte man besser bezahlen.
die RAF kann man nur ironisieren, wenn man die einschränkungen nicht erlebt hat.
man muß sich vorstellen, erich tappert durch die welt, erklärt, er hätte einen rechtsstaat und beherbergt verbrecher.wow.
mfg
 
10. May 2002, 07:31   #11
tw_24
 
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Feiertägliche Kaderschulung beendet ;-).

Zitat:
Zitat von quentin
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war.
Jetzt muß ich doch noch einmal grundsätzlich werden. Ich habe enorme Probleme mit dem "ihr" bzw.
dem "wir", wie Du es gebrauchst. Du unterstellst damit, daß "wir" allesamt eigentlich genau das
waren, was "unsere" Chef-Etage sich vorstellte - ein Volk, ein DDR-Volk, das DDR-Volk, treu der
Partei der Arbeiterklasse verbunden und ergeben. Aber so homogen sind/waren "wir" nicht, sonst
hätte es die Wende ja auch nie gegeben.

Einerseits sagst Du, "wir" seien von "unserer" Regierung über zensierte Medien mit ihrer insze-
nierten Wirklichkeit manipuliert und gesteuert worden, billigst also einen gewissen Opfer-Status
zu, andererseits haben "wir" die Geldpresse angeworfen, machst Du "uns" wieder zu aktiven Tätern,
indem Du von "ihr" sprichst.

Das macht es mir wahrlich nicht einfach. Für ein "wir" kann ich eigentlich nicht sprechen, dazu
bin ich von niemandem legitimiert worden. Sicher, wenn ich in der richtigen Stimmung bin, dann
schalte ich in den "Funktionärs-Modus" um und könnte Dir vielleicht eine Erwiderung in schönstem
Beamtendeutsch liefern, die die DDR oder den Sozialismus bis ins letzte Detail verteidigt. Zumin-
dest jedenfalls auf einer theoretischen Meta-Ebene, der Staatsbürgerkunde-Unterricht ist ja nicht
spurlos an mir vorbeigegangen ;-).

Ich will aber als "ich" antworten, für mich sprechen und nicht für die DDR, die Ossis oder sonst
irgendwen. Ich bin 1988 in der elften Klasse ganz offiziell aus der FDJ (Freie Deutsche Jugend)
ausgetreten, weil mir u.a. nicht paßte, wie mit manchem Schüler umgegangen wurde, der sich zu
seinem christlichen Glauben bekannte. Wenig lustige Gespräche mit dem Schuldirektor, dem Chef der
SED-Leitung und, natürlich, der FDJ-"Führung" der Schule waren die Folge. Mag sein, daß ich also
bis dahin funktioniert hatte, aber ab diesem Zeitpunkt hatte auch ich meinen eigenen Kopf,
der zum Glück nach ein paar unangenehmen Gesprächen aber weiterhin an der Schule geduldet wurde.
Auch deshalb fällt es mir schwer, hier quasi stellvertretend für "uns" in die Mangel genommen zu
werden.

Ich verstehe, wie Du das "ihr" meinst, aber ich habe halt Bauchschmerzen dabei.

Zitat:
Zitat von quentin
verstehst du auch was du liest und dann schreibst? ihr konntet bestenfalls das bild vom westen
haben, welches wir euch ueber TV/Rias etc.vorgespielt haben, also waren deine informationen von
uns gefiltert.
Jetzt werde ich aber ganz unsicher. Die DDR-Regierung sorgte auf der einen Seite dafür, daß ich
nur sah/hörte/las, was ihr paßte, "ihr" sorgtet auf und von der anderen Seite dafür, daß ich sah
und hörte, was ich hören sollte. Alles nur wahrheitsverbiegende Propaganda? Wo wäre da der Un-
terschied zwischen Sozialismus einerseits und Kapitalismus andererseits? Waren bzw. sind ARD,
ZDF, Bayerischer Rundfunk (Radio) Propagandasender oder doch eher der Information verpflichtet
als dem politisch gefärbten Kommentar?

Die Trennung von reiner Information und Meinung ist es doch, die eine unabhängige Berichterstat-
tung auszeichnet. (Info: "In China fiel ein Sack Reis um." Imaginäre Propaganda-Abteilung der KP
China: "Konterrevolutionäre Kräfte versuchten gestern, durch ein schweres Attentat auf die land-
wirtschaftliche Produktion den weiteren zielstrebigen Aufbau des Sozialismus zu verhindern ...")

Waren also die Öffentlich-Rechtlichen auch nur Propaganda-Organe, um mich mit einem falschen
Bild der West-Wirklichkeit zu blenden? Abgesehen von offensichtlich der Systemauseinandersetzung
dienenden Sendungen wie "Kennzeichen D" und Gerhard Löwenthals "ZDF-Magazin" würde ich aus mei-
ner Erinnerung heraus den westdeutschen Medien weitgehend zubilligen, daß sie sich nicht für die
Auseinandersetzung von Kapitalismus und Sozialismus mißbrauchen ließen, sondern ihren "eigenen
Kopf" hatten und dann wohl eher doch für die west-deutsche Bevölkerung sendeten.

"Unser" adliger "Sudel-Ede" freute sich doch immer, wenn deprimierende Bilder aus Arbeits(losen)-
ämtern in der BRD im West-TV liefen, die dann im "Schwarzen Kanal" als Beleg für die Verkommen-
heit des kapitalistischen Wirtschaftssystems dienen konnten, um die "Überlegenheit" des Sozialis-
mus zu belegen. Pikanterweise hielten genau diese eigentlich authentischen Bilder sehr viele von
"uns" nicht davon ab, "Wir sind ein Volk!" zu verkünden. Arme Irre. Und noch ärmer dran sind sie,
wenn sie heute so frei sind, von Sozialhilfe leben zu müssen und sich auch noch darüber beschwe-
ren, der DDR hinterherweinen und möglicherweise auch noch PDS wählen.

Zumindest auf diesem Gebiet funktionierte die propagandistische Aufklärung eigentlich, und jeder
DDR-Bürger hätte wissen können, worauf er sich mit "Wir sind ein Volk!" möglicherweise einläßt.
Aber nicht umsonst hieß der Karl-Eduard von Schnizler im "Volksmund" wohl Karl-Eduard von Schni.
Der "Schwarze Kanal" hatte kaum begonnen, da war auch schon wieder der Kanal gewechselt.

Ob eine andere, bessere DDR neben der BRD hätte bestehen können, weiß ich allerdings auch nicht.
In jenen ersten Wochen und Monaten nach der Wende gab es ja durchaus viele Bürgerbewegte, die
an der Utopie festhielten, es könnte einen "besseren Sozialismus" geben.

Wünschenswert wäre in dieser historischen Situation tatsächlich gewesen, daß, wenn denn schon
die Wiedervereinigung anstand, eine neue Verfassung im Rahmen einer gesamtdeutschen Volksab-
stimmung beschlossen worden wäre.

Aber irgendwie haben all die "demokratischen" Parteien auch heute noch Angst vor Artikel 146 des
Grundgesetzes: "Dieses Grundgesetz verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung
in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." Ir-
gendwie scheinem mir die "freien Entscheidungen" nicht gerade beliebt zu sein bei denen, die sich
Volksvertreter schimpfen.

Zitat:
Zitat von quentin
3 für einen. das ist nicht von mir, das ist von gysi bestätigt. allerdings solltest du das
trotzdem wissen, oft genug gesagt im beisein von pds leuten.
Ja, ich weiß das. Und wenn ich mir heute anschaue, wie Arbeitslose diskriminiert und ausgegrenzt
werden, weil irgendein verantwortungsloser Manager sich vielleicht an der Börse "geirrt" hat,
dann würde ich es aus moralischen Gründen mehr als begrüßen, daß nicht unbeteiligte Untergebene,
sondern der entsprechende Idiot im Designer-Anzug die Verantwortung für seinen Irrtum übernimmt,
soweit das überhaupt möglich ist.

Aber leider ist es ja so, daß, wie Du auch in einem anderen Thread richtig sagtest, Gewinne pri-
vatisiert, Verluste dagegen vergesellschaftet werden. Doch das wird auf Dauer halt auch nicht
funktionieren. Da mag die "Neue Mitte" etwas von "Eigenverantwortung" faseln, de facto fördert
sie die Umverteilung von Kapital (und damit sozialer Sicherheit) von unten nach oben in einem
vielleicht noch größeren Ausmaß, als sie es der CDU/FDP-Regierung jemals als Opposition gestattet
hätte.

Nebenbei wird heute ja nicht mehr "entlassen", sondern "freigesetzt". So bekommt "Freiheit" eine
ganz neue Bedeutung.

Aber zurück zu den Rentnern. Es ist sicher so, daß "unsere" Rentner heute tatsächlich zu großen
Teilen aus dem Westen finanziert werden. Aber was wäre denn die Alternative?

Diese heutigen Rentner haben doch auch dreißig, vierzig Jahre gearbeitet und in der DDR Beiträ-
ge in die Rentenversicherung eingezahlt und damit den Anspruch erworben, im Alter finanziell ver-
sorgt zu werden. Daß mit der Wiedervereinigung und der D-Mark die DDR-Mark-Guthaben staatlicher
Einrichtungen (so es überhaupt Guthaben waren) kräftig entwert wurden, ist mir schon klar. Er-
schwerend kommt ja noch hinzu, daß allein vom Betrag her DDR-Renten weit unter dem lagen, was
heute ausgezahlt wird.

Wie würdest Du denn dieses Problem lösen? Allen "DDR-Rentnern" sagen, sie hätten halt Pech ge-
habt und müßten nun leider, leider leer ausgehen? Wie gesagt, Du kannst dafür gern die DDR als
Staat verantwortlich machen, aber nicht die armen Rentner persönlich, die sich doch auch in der
DDR redlich mühten, brav Beiträge abführten und auf einen geruhsamen Lebensabend und die erste
Reise in den Westen hofften.

Zitat:
Zitat von quentin
das hat eucch pleite gemacht. eine mark auch aus der DDR musste erst verdient werden, bevor man
sie ausgibt.
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war. deswegen
gabs nur zu weihnachten mit der 'Jahresendzeitfigur'- ein meisterstück eurer interlektuellen,
aber die waren ja verpoent- bananen. tolle erfindund, eure wirtschaft, sie hat nur nicht
funktioniert.
Ja, bei so manchen Begriffen weiß man wirklich nicht, ob sie ironisch oder ernst gemeint waren ;-).
Doch da sieht es heute manchmal auch nicht viel besser aus, höchstens bunter. Mir fällt als Bei-
spiel gerade eine Flasche "Caipi" in die Hand. Tolles Logo, netter Name, aber dann die Ernüch-
terung auf der Rückseite. "Biermischgetränk aus 69% Bier und 31% Erfrischungsgetränk mit Caipi-
rinha-Geschmack. Zutaten: Wasser, Malz, Zucker, Erfrischungsgetränkegrundstoff (!!) (Aroma,
Säuerungsmittel und so weiter), Kohlensäure, Hopfen." Gut, Erfrischungsgetränkegrundstoff ist
nicht ganz so schlimm, wie die Jahresendzeitfigur, aber hinter solchen Wortschöpfungen stecken
vermutlich nicht unbedingt Intellektuelle, sondern eher realitätsferne Erbsenzähler.

Die Jahresendzeitfigur (-Endzeitfigur, irgendwie symbolisch ...) hatte allerdings ideologische
Hintergründe. Als Engel konnte man sie ja kaum offiziell bezeichnen, da doch der Atheismus zur
Staatsreligion erhoben wurde, der Engel im biblischen Sinn ja gar nicht kennt. Mir allerdings war
der Begriff zu Zeiten der DDR nicht geläufig. Das waren Engel. Überhaupt, so manche kuriose Be-
zeichnung lief mir in der DDR nicht über den Weg, sondern erst hinterher: "LPG" zum Beispiel.
Als "Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft" war sie mir bekannt, aber daß man in manchen
Gegenden damit ein Bauernfrühstück bezeichnete (und auch heute noch so nennt), wurde mir erst nach
dem Ende der DDR bewußt.

Zitat:
Zitat von quentin
ihr habt eine zeitlang die presse angeworfen, bis die geldmenge nicht mehr im lot war.
Das würde ich auf den Binnenmarkt DDR bezogen nicht unbedingt so sehen wollen. Der Fehler lag in
meinen Augen eher darin, daß manche Waren des täglichen Bedarfs zu Preisen verkauft wurden, die
die Produktionskosten nicht deckten, während über "Luxus-Güter" (TV-Geräte, Radios ...) das "ge-
sparte" Geld dem Proletariat dann doch wieder aus der Tasche gezogen wurde. Im Sinne einer Markt-
wirtschaft waren wohl weder die einen noch die anderen Preise "gerecht", so daß das ganze System
irgendwann zusammenbrechen mußte.

Zitat:
Zitat von quentin
weniger produktivität. das ist nicht von mir, das wird von staatlichen stellen ermittelt. ich
nehme es zur kenntnis.
Das mag in einem pauschen Vergleich zwischen Wirtschaft Ost und Wirtschaft West auch stimmen, in
konkreten Bereichen dagegen stimmt das einfach nicht. Nehmen wir mal alles, was im weitesten Sinne
"Dienstleistungen" erbringt. Soldaten sorgen für Sicherheit vor äußeren Gefahren (theoretisch!!),
der Wehrpflichtige oder auch Berufssoldat aus Chemnitz bekommt weniger Sold als der Kamerad aus
München. Polizisten erbringen in Ost wie West auch die gleiche Leistung, hierzulande aber bekommen
sie weniger Gehalt und dürfen dafür auch noch zwei, drei Stunden pro Woche länger arbeiten. Glei-
ches gilt für Lehrer und Leute, die in der Verwaltung tätig sind. Leisten die hier weniger als im
Westen? Ist der gemeine Ossi vielleicht irgendwie träger als der westdeutsche Held der Arbeit?

Zitat:
Zitat von quentin
weniger verdienst. soviel mir bekannt ist, liegen eure unkosten deutlich unter denen des westens.
Also, von "deutlich" würde ich nicht sprechen. Aldi, MediaMarkt, BurgerKing oder McDonalds dürf-
ten bundesweit weitgehend gleiche Preise haben. Was Mieten und kommunale Abgaben angeht, stimmt
das vielleicht, aber auch da sehe ich keinen wirklichen Ost-West-Unterschied. Es gibt auch in den
neuen Bundesländern "Hochpreisgebiete" wie in den alten Bundesländern und Flecken, wo es billi-
geren Wohnraum gibt.

Zitat:
Zitat von quentin
sicher bezahlen sie ihre reise selbst, aber woher haben sie das geld, es sind rentner? wann haben
sie die anspüche erworben?
generationenvertrag, ok, aber ihr habt doch nur arbeitslose, die kosten geld, die zahlen nichts
ein. oder ist die lage im osten doch nicht so schlecht, wie sie von euch beschrieben wird.
Gut, die Rentnerfrage habe ich schon angesprochen, nun zu den Arbeitslosen. Insgesamt gibt es in
der BRD gut 4.000.000 offiziell eingeräumte Arbeitslose, denen nach verschiedenen Angaben bis zu
1.000.000 unbesetzte Stellen gegenüberstehen. Selbst wenn diese also besetzt würden, blieben noch
3.000.000 Arbeitslose übrig - da nützt dann auch alles Gerede von mangelnder Bereitschaft Ar-
beitslose zu Mobilität etc. nicht mehr, sie könnten auch bei aller Bereitschaft nicht zu fehlen-
den Arbeitsplätzen reisen.

Vor diesem Hintergrund ist die Situation in den neuen Bundesländern vielleicht sogar noch schlech-
ter, als sie offiziell beschrieben wird. Es gibt zum Beispiel Gegenden, denen kehrt der Nachwuchs
ganz schnell den Rücken, zieht gen Westen und läßt nur die Rentner zurück. Im Westen stehen die
Chancen besser, während im Osten in manchen Gegenden das Durchschnittsalter ständig steigt, weil
der Nachwuchs ausbleibt oder eben "flüchtet", manche Arbeitsämter zahlen sogar Wegzugs-Prämien.
Damit wird auch von Amts wegen nicht gerade ein "Aufschwung Ost" gefördert, eher die Vergreisung
des Ostens.

Sicher, es mag auch Arbeitslose/Sozialhilfeempfänger geben, die sich mit ihrem Schicksal abgefun-
den und sich aufgegeben haben, also gar nicht mehr nach Arbeit suchen - die werden aber ohnehin
schon nicht mehr in den Statistiken geführt -, insgesamt ist die Lage so, daß deutschlandweit und
speziell im Osten einfach nicht genügend freie Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, doch dafür
tragen nicht die betroffenen Arbeitssuchenden die Verantwortung, sondern das kapitalistische Wirt-
schaftssystem, dem es nicht um den einzelnen Menschen geht, sondern um Profite.

Sehr schön liest sich in diesem Zusammenhang Artikel 14 des Grundgesetzes: "(1) Das Eigentum und
das Erbrecht werden gewährleistet. [..]" Aber schon bei Abschnitt 2 setzt das Erinnerungsvermögen
von Volksvertretern und Wirtschaft aus: "(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

Nichts gegen "Besserverdienende", aber in einem Land, in dem so mancher Milliardär vielleicht gar
nicht weiß, daß es unterhalb des 100 Euro-Scheins auch noch buntes Textil-Papier gibt, mutet es
schon recht seltsam an, daß immer nur die diskriminiert und diffamiert werden ("Es gibt kein Recht
auf Faulheit!" - Gerhard Schröder im letzten Sommer, oder aktuell Millionär Effenberg.), die ohne-
hin schon am unteren Rand der Gesellschaft mehr vegetieren als leben. Und das dann auch noch, wie
es in der Präambel des Grundgesetzes heißt, "Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den
Menschen [..] hat das deutsche Volk [..] dieses Grundgesetz [..] beschlossen." Wo bleibt die
Verantwortung vor Gott, die Verpflichtung, dem Gemeinwohl zu dienen, wenn Konzerne verkünden, Tau-
sende Stellen abzubauen, "freizusetzen", während die Gewinne nicht einmal mehr versteuert werden?

Die asozialdemokratisch-grüne Bundesregierung leistet sich "Wirtschaftsweise". Einer von ihnen,
Jürgen Kromphardt, glänzte vor Jahresfrist mit der treffenden wie entlarvenden Einschätzung: "Ob
die Arbeitskräfte nun fünf Prozent mehr oder weniger verdienen, ist nicht das Kriterium - die
Leute werden einfach überflüssig."

Positiv betrachtet hat er das Problem erkannt. Immer weniger Menschen werden benötigt, um immer
mehr zu produzieren - nur, wie mit den "Überflüssigen" umgehen? Kriminalisieren, wie das unser
parteiloser Wirtschaftsminister Ende Februar schon einmal tat? ("Unsere Arbeitslosenquote wäre um
1.5 Prozentpunkte niedriger, wenn so viele Menschen bei uns im Gefängnis säßen wie in den USA.")
Als "Faulenzer" nur diffamieren, wie das von Effenberg über Schröder und Stoiber bis hin zu Wes-
terwelle alle tun?

Wie geht diese kapitalistische Gesellschaftsordnung, die sich in ihrer Verfassung auf Gott und
damit christliche Werte beruft, mit Leuten um, die "einfach überflüssig" werden?

Zitat:
Zitat von quentin
(klaus) mann als alibi, ist dir nicht bekannt, wieviel bücher bei euch nicht verlegt wurden. da
kommst du mir mit einem an. fassbinder noch in frankfurt, aber das waren juden, die das verhindert
haben.
Nun ja, als Zensor würde ich den "Beschützten" natürlich nicht sagen, was ich ihnen alles vorent-
halte. Aber ich sagte ja schon, daß die DDR hinsichtlich der öffentlichen Meinungsvielfalt eher,
ähm, einer Einfalt glich und damit schlechter abschneiden würde als die alte BRD.

MfG
tw_24

P.S.: An alle, die meine Signatur als anstößig empfinden: In der FAZ, der Zeitung für Deutschland,
vom 2. Mai fand ich im Zusammenhang mit dem offiziellen Staatstrauerakt wegen des Amoklaufs von Er-
furt auf Seite 11 einen Satz, der so richtig nach meiner Vorliebe für Zynismus geraten ist: "Ruge
hat durchgesetzt, daß alle 800 Betroffenen wie die 500 VIP-Gäste behandelt werden und auf dem
Domplatz Stühle bekommen." ([Manfred] Ruge ist der Oberbürgermeister von Erfurt.)
Ich könnte mich dazu durchringen, auf dieses Zitat umzusteigen, weil es unheimlich viel über ver-
logene VIP-Trauer und echte Gefühle aussagt ...
 
21. May 2002, 07:16   #12
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von quentin
tatsache ist, das der trabi hier nur schwer einen markt gefunden haette.
Dazu fiel mir dann noch ein Bild aus meiner ganz privaten Sammlung in die Hände. Das ist sechs oder sieben Jahre alt.

MfG
tw_24
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22. May 2002, 02:47   #13
quentin
 
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Komisch, dabei fällt mir Francoise Sagan`s Roman
' Bonjour Tristesse ' ein, übrigens in den 50ern
von Preminger mit Jean Seberg sehr gut verfilmt.

mfg
 
27. August 2002, 06:53   #14
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von quentin
3 für einen. das ist nicht von mir, das ist von gysi bestätigt. allerdings solltest du das trotzdem wissen, oft genug gesagt im beisein von pds leuten. planwirtschaft kann nicht funktionieren. eure 5jahrespläne waren beim beschluss schon alt.
Ich wußte doch, daß ich dazu mal im Staatsbürgerkunde-Unterricht einen Text geschrieben hatte, den ich hier mal wiedergeben will:

Zitat:
Zitat von tw_24 im April 1989
Die Arbeitsproduktivität im Imperialismus ist höher als die im Sozialismus. Dies wird durch verschärfte Ausbeutung und wissenschaftlich-technischen Fortschritt erreicht.

Der Imperialismus fördert Erkenntnisse im Bereich von Technik und Wissenschaft. An Erkenntnissen im gesellschaftlichen Bereich hat die herrschende Bourgeoisie kein Interesse, da diese Erkenntnisse den Verfall des imperialistischen Systems widerspiegeln.

Deshalb existiert im Imperialismus neben einer hochentwickelten Industrie auch der Aberglaube, der durch die Wissenschaft zwar widerlegt ist, aber durch die Monopole noch gefördert wird, um die Menschen von den wahren Problemen (wie Arbeitslosigkeit, Rüstung) abzulenken.

Der Imperialismus hat ein widersprüchliches Verhältnis zum Erkenntnisfortschritt. Einerseits fördert er ihn, um den Profit zu steigern, andererseits hemmt er ihn, um die Machtverhältnisse zu verschleiern.

Hier zeigen sich Erkenntnisskeptizismus, Agnostizismus und Irrationalismus der kapitalistischen Gesellschaft. Es zeigt sich auch, daß Potenz und Impotenz im Imperialismus nebeneinander existieren.
Ich weiß nicht mehr, ob ich das wirklich so gemeint hatte oder einfach nur ironisch sein wollte ;-), vom Lehrer gab es jedenfalls ein "Prima!" und eine 1.

In der Planwirtschaft war man also mehr mit dem Erkennen gesellschaftspolitischer Zusammenhänge befaßt und konnte daher nicht so arbeitsproduktiv sein wie im Kapitalismus ...

MfG
tw_24
 
27. August 2002, 07:31   #15
jupp11
 
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ich nehm mal den Satz von Dir...
Zitat:
In der Planwirtschaft war man also mehr mit dem Erkennen gesellschaftspolitischer Zusammenhänge befaßt und konnte daher nicht so arbeitsproduktiv sein wie im Kapitalismus ...
Dass es mit den gesellschaftspolitischen Zusammenhängen, oder zumindest mit dem Erkennen, nicht so weit hergewesen sein kann, zeigt eigentlich die Geschichte der DDR und die des seinerzeit real existierenden Sozialismus.

Oder hab ich da eine Ironie überlesen? :confused:
 
27. August 2002, 07:51   #16
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von jupp11
Oder hab ich da eine Ironie überlesen?
Das mußt Du im Zusammenhang mit:

"Die Arbeitsproduktivität im Imperialismus ist höher als die im Sozialismus. Dies wird durch verschärfte Ausbeutung und wissenschaftlich-technischen Fortschritt erreicht ... An Erkenntnissen im gesellschaftlichen Bereich hat die herrschende Bourgeoisie kein Interesse, da diese Erkenntnisse den Verfall des imperialistischen Systems widerspiegeln."

lesen.

MfG
tw_24
 
27. August 2002, 08:01   #17
jupp11
 
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Beiträge: 4.013
hehe,

...genau erkannt seinerzeit....

Allerdings sind Erkenntnisse wie diese schon beim Vorgang des Erkennens mit einem Verfallsdatum versehen.
 
27. August 2002, 09:10   #18
quentin
 
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Beiträge: 1.693
das wurde ja mal in dieser Form gelehrt und demzufolge gelernt. Überall wird Lehrerkonform geschrieben, in Diktaturen mehr.
Bedeutet, man hat der Tatsache Rechnung getragen, dass die Bevölkerung über den Lebensstandard im Westen bescheid wusste. Die noch in den 60gern übliche Praxis, zu behaupten, dass der Sozialismus dem Kapitalismus in jeder Hinsicht überlegen sei, war weg.
Wie auch, der Kapitalismus war auf dem Mond, der Sozialismus hatte ein plattes Raumschiff.
Also musste was anderes her und das konnte nur die gesellschaftliche Präsenz sein und das konnte nicht so einfach per Fernseher vom Westen umgekrempelt werden.
Angefangen von Demonstrationen bis zu Arbeitslosen hatte man ja auch alles, um das zu untermauern.
Pech war nur, dass man mit Gesellschaft nix auf dem Weltmarkt bezahlen kann, da brauchte man Dollars.
Da haperte es aber, also ging man Pleite.

mfg
 
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