Ein Loch in der Wand!

Akareyon · 11. June 2006, 04:07

Indien. Eine Milliarde Einwohner. Das ist ein Sechstel der Erdbevölkerung. Die Hälfte kann weder lesen noch schreiben. Etwas mehr als ein Drittel lebt von weniger als einem Euro pro Tag. Und doch: Neu-Delhi ist sowas wie das östliche Silicon Valley.

Ein Computerwissenschaftler namens Dr. Sugata Mitra arbeitet in einem klimatisierten Büro. Eine Gebäudewand trennt ihn vom Slum. Er hatte eine Idee.

Er installierte an der Aussenseite einen schnellen Rechner mit Internetanbindung und wartete, ob jemand mit dem Gerät klarkommen würde.

Neugierige Kinder machten sich flugs dran zu schaffen ("Dürfen wir das anfassen?" - "Es ist eure Seite der Wand!") und begannen nach Minuten, mit dem Cursor zu spielen, zu klicken, nach wenigen Stunden im Netz zu surfen. Ohne lesen zu können, ohne Anleitung: was die kleinen Autodidakten rausfanden, teilten sie mit ihren Freunden.

Mitra wiederholte das Experiment an verschiedenen Orten. Überall gab es das gleiche Ergebnis.

Sehr süß: natürlich wissen die Kiddies nichts vom "Mauszeiger", "Cursor" oder der Sanduhr. Der Mauszeiger heißt "sui", was auf Hindi soviel wie Nadel bedeutet, und die Sanduhr nennen sie "damru" - Shivas Trommel.

Zitat:

Zitat von Dr. Mitra

"If cyberspace is considered a place, then there are people who are already in it, and people who are not in it ... I think the hole in the wall gives us a method to create a door, if you like, through which large numbers of children can rush into this new arena. When that happens, it will have changed our society forever."

Die Geschichte ist zum Heulen schön :-)

Quelle: FRONTLINE/WORLD . India - Hole in the Wall . The Story | PBS (mit Video!)

Maggi · 11. June 2006, 14:02

Danke für diesen Link.

Ob wohl der Computer das Zeug dazu hat, eine Erfindung zu sein, mit der Entwicklungsländer eine Chance bekommen, zu Industriestaaten aufzuschließen? Zumindest die unvorstellbar hohe Rate von Analphabeten könnte dadurch vielleicht etwas abgesenkt werden ...

Andererseits sieht man ja, was freiheitseinschränkende Regierungen wie in China oder Nordkorea alles unternehmen, um die Bevölkerung von Wahrheit und Freiheit abzuhalten - man kennt ja schließlich die Geschichten, in denen es chinesische Blogger mit der Polizei zu tun bekamen, weil sie im Internet ihre Meinung gesagt hatten ...

Ciao,
Maggi

Akareyon · 13. June 2006, 00:26

Ich wollte darauf etwas antworten, Maggi, weil ich am Sonntagmorgen genau dazu auf was interessantes gestoßen bin. Aber eigentlich ist das ein Thema für sich, deswegen hab' ich da ein Thema für sich draus gemacht:

http://www.skatsboard.de/der-spiegel...-die-welt.html

Natürlich können die Erfindung von Computer und Internet Chance für Entwicklungsländer und unterprivilegierte Kasten sein. Über kurz oder lang wird, vermute ich, der prozentuale Anteil der Vernetzten ohnehin stetig steigen, bis nur noch ein paar "Verweigerer" in ihren Mönchsklostern und Südseeinseln nicht an der Strippe hängen. Unsere Generation wächst wie selbstverständlich damit auf und wird wohl auch im hohen Alter nicht darauf verzichten, die neuesten Technologien zur Datenübertragung zu nutzen.

Und genausosehr, wie Computer und Internet Segen darstellen, können sie auch Fluch sein. Der Tag wird kommen, da Einzelne die ungeheure Macht der Information monopolisieren, um den Rest der Menschheit mal wieder zu versklaven und zu unterdrücken.

Doch dieser Tag ist noch fern, und Experimente wie das "Loch in der Wand" nähren die Hoffnung, daß er es für lange Zeit bleiben wird.

11. June 2006, 14:02	#2
Maggi Registriert seit: April 2002 Beiträge: 3.915	Danke für diesen Link. Ob wohl der Computer das Zeug dazu hat, eine Erfindung zu sein, mit der Entwicklungsländer eine Chance bekommen, zu Industriestaaten aufzuschließen? Zumindest die unvorstellbar hohe Rate von Analphabeten könnte dadurch vielleicht etwas abgesenkt werden ... Andererseits sieht man ja, was freiheitseinschränkende Regierungen wie in China oder Nordkorea alles unternehmen, um die Bevölkerung von Wahrheit und Freiheit abzuhalten - man kennt ja schließlich die Geschichten, in denen es chinesische Blogger mit der Polizei zu tun bekamen, weil sie im Internet ihre Meinung gesagt hatten ... Ciao, Maggi

13. June 2006, 00:26	#3
Akareyon Registriert seit: November 2001 Beiträge: 2.823	Ich wollte darauf etwas antworten, Maggi, weil ich am Sonntagmorgen genau dazu auf was interessantes gestoßen bin. Aber eigentlich ist das ein Thema für sich, deswegen hab' ich da ein Thema für sich draus gemacht: http://www.skatsboard.de/der-spiegel...-die-welt.html Natürlich können die Erfindung von Computer und Internet Chance für Entwicklungsländer und unterprivilegierte Kasten sein. Über kurz oder lang wird, vermute ich, der prozentuale Anteil der Vernetzten ohnehin stetig steigen, bis nur noch ein paar "Verweigerer" in ihren Mönchsklostern und Südseeinseln nicht an der Strippe hängen. Unsere Generation wächst wie selbstverständlich damit auf und wird wohl auch im hohen Alter nicht darauf verzichten, die neuesten Technologien zur Datenübertragung zu nutzen. Und genausosehr, wie Computer und Internet Segen darstellen, können sie auch Fluch sein. Der Tag wird kommen, da Einzelne die ungeheure Macht der Information monopolisieren, um den Rest der Menschheit mal wieder zu versklaven und zu unterdrücken. Doch dieser Tag ist noch fern, und Experimente wie das "Loch in der Wand" nähren die Hoffnung, daß er es für lange Zeit bleiben wird.