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13. March 2006, 15:22   #1
Ben-99
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Wie man sich reich schrödert und vor nichts zurückheuschreckt.

... zwischendurch will ich es mir auch mal bequem machen und einfach einen lustigen Beitrag über unseren lieben Ex-Kanzler quoten, den ich heute im "Hamburger Abendblatt" gefunden habe.

Gruß Ben

Zitat:

Der vor nichts zurückheuschreckt

Ex-Kanzler: Was bedeutet eigentlich das Verb schrödern?

Wenn ich jetzt in einer Zeitung lese, daß unser Ex-und-hopp-Kanzler für eine Wahlrede in Wien ein Honorar von 70 000 Euro bekommen haben soll - in Worten siebzigtausend - (alle Beteiligten hüllen sich in Schweigen, niemand dementiert), dann unterdrücke ich alle Neid- und Mißgunstgefühle und sage nach dem guten alten Bibelwort sinngemäß: Man soll dem Ochsen, der da Phrasen drischt, nicht das Maul verbinden.

Und dann denke ich: Mein Gott, wie konnte Deutschland einen solchen Kanzler laufenlassen? Der, als er noch im Amt war und um sein Amt kämpfte, täglich bis zu drei Wahlkampfreden halten konnte, und das für das lumpige Kanzlergehalt von gut 16 000 Euro pro Monat und das bißchen lebenslange Frühpension, und also dem deutschen Steuerzahler pro Tag 140 000 bis 210 000 Euro ersparte.

Am Ende wünschte er sich das Lied "I did it my way". Und wir wissen, was er damit meinte. Sein Weg glich den Hartz-Reisen im Winter, nach Rio und in die Sonne, nur daß sie nicht der Sinnesgier, sondern der puren Erwerbslust des Scheidungsgebeutelten geschuldet waren. Da ein Aufsichtsratspöstchen bei Gasprom, (eingefädelt als Kanzler?), dort eine Schweizer Beratung, dort ein Vortrag bei Scheichs über Gott und die Wirtschaftswelt, Allah und die Frauen, da eine Rechtsanwaltsberatung für den Riesenkonzern seines eigenen Ex-Ministers. Das läppert sich. Und alles steuergünstig. Daß er im Wahlkampf bis zur Heiserkeit gegen die Heuschrecken wetterte, für die er jetzt Wahlwerbung in Wien gemacht hat, er "did it his way".

Der Wahlslogan seines Wiener Sponsors heißt beim Fonds-Verkaufen "Die Zukunft der Geldanlage", womit kleine Leute zum Aktienkauf animiert werden sollen: Kauft Heuschrecken! Schröder, ein Global Player wie die, die er einst sozialdemokratisch bekämpfte, nannte seine Werberede "Die Zukunft der globalen Wirtschaft".

Zukunft ist immer gut, Schröder hat eine große Zukunft hinter sich, und seine Rente und Rendite sind sicher. Er heuschreckt dabei vor nichts zurück. Er macht sich keine Sorgen mehr, er hat ausgesorgt! Nur für die Geschichtsbücher, da wird's langsam eng. Wird schrödern eines Tages ein Verb für anrüchiges Bereichern sein? Wie nassauern?

erschienen am 13. März 2006

http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/13/542668.html
 
13. March 2006, 19:54   #2
Maggi
 
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Wahrscheinlich handelt es sich bei der fraglichen Rede, die Schröder in Wien hielt, um die gleiche Rede, über die sich schon im Spiegel No. 10/06 ein kleiner Artikel fand mit der schönen Überschrift: „Zu Gast bei den Heuschrecken“.

Darin wird über den „lupenreinen Sozialdemokraten“ Schröder berichtet, der bei seinem Managerfreund Christian Baha als ein vom schmutzigen Fußballjungen der Unterschicht zu einem Manager von Russlands größtem Energielieferanten Aufgestiegenen eine Rede hält.
Christian Baha „jongliert mit Millionen“, betreibt Hedgefondgeschäfte und steht lt. Spiegel „für alles […], was Genossen hassen“.
Als Franz, der Sauerländer, wahlkämpferisch gegen Heuschrecken wetterte, stand Gerhard Schröder vollkommen hinter ihm und nickte bei jedem einzelnen Wort. Fraglich ist nur, ob der Mann eine Verwandlung durchmachte und seine Ziele bei seinem Amtsantritt ’98 wirklich lobenswert waren, oder ob er schon damals nur den Sozi gespielt hat, während er sich in Wirklichkeit mit wichtigeren Dingen beschäftigte (wie etwa mit seinem russischen Freund, dem ebenso „lupenreinen“ „Demokraten“ Putin).
Weil es gerade so schön ist, hier noch ein paar willkürlich zusammengewürfelte Zitate aus dem Spiegel-Artikel:

Der frühere BK Schröder und DJ Munich (auch Gast, Sohn von Udo Jürgens), Heuschrecken und verschreckte Sozialdemokratie, „Trend Following“ und „This Is the Right Time“ – wie passt das alles zusammen? Ist die Hofburg-Rede ein großes Risiko, um große Gewinne zu machen? Baha hat sich gezielt um den deutschen Polit-Pensionär Schröder bemüht. „Er hat sich als SPD-Mann für die Interessen der Wirtschaft eingesetzt“, sagt er, „das ist für einen Sozialisten erstaunlich.“
Natürlich hat ihm die Heuschreckendebatte im vorigen Jahr nicht gefallen. Aber das war ein Wahlkampfthema, Baha hat es seinem Festredner längst verziehen. Man ist ja nicht nachtragend in der Welt des großen Geldes, in der auch Schröder allmählich ankommt, irgendwie.“


Die SPD könnte nun konsequentes Handeln beweisen und dem Ex-BK die SPD-Mitgliedskarte entziehen. Dann würde der Selbstdarsteller Schröder auch endlich in die Annalen eingehen – das, was er sich schon immer gewünscht hat: Als meistgehasster Bundeskanzler im Nachkriegsdeutschland.

Ciao,
Maggi
 
13. March 2006, 20:33   #3
Ben-99
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... ich möchte nicht wissen, welche drastischen Ausdrücke derzeit Alt-Kanzler Helmut Schmidt benutzt, wenn er, fernab von Kameras und Mikrofonen, in seinem bescheidenen Hamburger Reihenhaus die Geldgier und Verlogenheit solcher Lumpen wie Schröder kommentiert.

Gruß Ben
 
24. March 2006, 13:41   #4
Maggi
 
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Zweite Karriere titelt die FAZ und liegt damit falsch.

Im Grunde ist es die vierte oder fünfte Karriere, mit der der ehemalige Wirtschaftsabgesandte auf dem Kanzlerposten Schlagzeilen macht. Heute veröffentlicht die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit Berufung auf „Finanzkreise“ von einer neuen Aufgabe für den gnadenlos unterbeschäftigten Gerhard Schröder.

Demnächst wird Schröder einen Job beim Bankhaus Rothschild annehmen, das, so die Finanzkreise, eine hohe Reputation besitze. Das Bankhaus wird bei Übernahmen, Fusionen und dergleichen beratend tätig. Außerdem hat Schröder offensichtlich eine schlechte Wahl getroffen, denn als Berater eines Beratungsunternehmens verdient man nur einen fünfstelligen Jahresbetrag; seine neue Arbeit ist also längst nicht so lukrativ wie sein Rednerjob bei Heuschreckenmillionären oder einem staatlich kontrollierten Gasversorger. Ob man ihm das vorher gesagt hat …?

Es ist jedenfalls erfreulich zu sehen, dass Gerhard Schröder auch nach seinem Abtreten für das kämpft, für das er schon in Amtszeiten stand: Für das Vernichten von Arbeitsplätzen und Erhöhen der Arbeitslosigkeit, indem er sich einfach so viel wie möglich selbst schnappt.




Ciao,
Maggi
 
26. March 2006, 00:09   #5
Sacki
Dummschwätzer
 
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Als Schröder noch in Amt und Würden war, konnte man doch schon mit selbst wenig Menschenkenntnis zu der Erkenntnis kommen, was für eine windige Type das ist.
Spätestens als ihm sogar seine engsten Genossen erklären mußten, daß er die Wahl verloren hat und er trotzdem noch an seinem Sessel klebte war klar, welch raffgieriger und verschlagener Charakter sich hinter diesem schrägen Typen versteckt.

Zitat:
... ich möchte nicht wissen, welche drastischen Ausdrücke derzeit Alt-Kanzler Helmut Schmidt benutzt
Ich erinnere mich an ein Interwiev mit einem der letzten aufrechten Deutschen Politiker, Helmut Schmidt, kurz nach der letzten Bundestagswahl.
Der Gesprächspartner frage Schmidt in einer abschließenden Frage, wie man denn Schröder dazu bewegen könne, mit Anstand seinen Sessel zu räumen.
Schmidt, in seiner typischen Art, saugte an seiner Zigarette und rückte diese dann sehr intensiv und pingelig im Aschenbecher aus.
Anstatt einer konkreten Antwort kam nur der Satz (sinngemäß): Wir hatten eine nette Unterhaltung, mir ist daran gelegen, daß wir die nun friedlich beenden.

Damit war eigentlich alles von ihm zu Schröder gesagt.

Mich persönlich regt es weniger auf, was dieser raffgierige und verschlagene Mensch Schröder jetzt für windige Geschäfte macht.
Bei mir überwiegt die Freude, daß wir diesen Typen endlich aus der Deutschen Politik los sind.
 
26. March 2006, 02:20   #6
Irata
Junge mit Mundharmonika
 
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Wieso regt sich eigentlich keiner darüber auf, wenn der Bundestag mal wieder - wie meist üblich - nur spärlich besetzt ist, weil die meisten Volksvertreter gerade einer ihrer zahlreichen Nebenbeschäftigungen nachgehen oder beim Mittagessen mit einem der zahlreichen Lobbyvertreter einen braunen dezenten Umschlag zugesteckt bekommt?

Politik ist Geschäft, bei dem jeder Beteiligte seinen Vorteil sucht und findet.
 
1. April 2006, 17:38   #7
Maggi
 
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Wie man Kohl richtig wäscht

Kohl richtig zu waschen, ist nicht leicht; Es ist eine Aufgabe für Experten eines besonderen Schlages, denn Kohl hat unter Umständen ganz schön Dreck am Stecken. So eine Spendenaffäre ist ja kein kleines Ding.

Und trotzdem gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Ex-Altkanzler Dr. Helmut Kohl und dem Neu-Altkanzler Gerhard Schröder: Sebstlos bereicherte Kohl seine Partei, während Gerhard Schröder, wie jetzt wohl jedem offensichtlich wird, anscheinend nur in seine eigene Tasche arbeitete - und das schon zu Regierungszeiten. Und relativ gesehen wäscht das die schwarzen Kassen des Dr. Kohl ein klein wenig weißer.

Nach den Recherchen der Süddeutschen Zeitung jedenfalls vermittelte die Bundesregierung unter Schröder dem russischen Gasanbieter Gazprom, bekanntlich Schröders jetziger Arbeitgeber, einen Kredit bei deutschen Banken und schlug dabei gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Es ist zu erwarten, dass der Milliardenkredit auch irgendwann zurückgezahlt werden wird (schließlich handelt es sich nicht um eine Schenkung), und dann sprudeln deutsche Bankenkassen ... und bald sprudelt zusätzlich in Greifswald das Gas aus den Rohren.
Ob der Ex-Bundeskanzler von diesem Deal gewusst hat oder nicht (momentan dementiert er noch) - Gazprom wird ihm dafür dankbar sein, und man sollte denken, dass die Firma es ihm auch zeigt.

Ungewöhnlich ist, dass die Bundesregierung für den Kredit für das "politische als auch das wirtschaftliche Risiko" haftet. Das heißt: Sollte Gazprom nicht in der Lage sein, den Kredit zurückzahlen zu können, wird die Bundesregierung der Firma mit einem Betrag von etwa 900 Millionen Euronen unter die Arme greifen. Dann fehlen nur noch weitere 100 Millionen Euro.
Solche Garantien übernimmt die Bundesregierung meistens nur bei inländischen Firmen, wenn sie exportieren wollen und dafür Geld benötigen. Die Ausnahme bilden hier Geschäfte zur Energieversorgung Deutschlands. Aber das alles macht es umso seltsamer, dass Gerhard Schröder sofort Jobs bei Gazprom übernimmt - und dann auch noch den nicht schlecht bezahlten als Aufsichtsratsmitglied, den er letzten Donnerstag einstimmig verliehen bekam.

Man muss eigentlich nur eins und eins zusammenzählen. Spannend ist, was schließlich dabei herauskommt. Wie ein Wirtschaftskrimi.

Ciao,
Maggi
 
2. April 2006, 00:04   #8
Ben-99
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... daß sich Helmut Kohl, im Gegensatz zu Schröder, nicht selbst bereichert hat, ist zwar korrekt. Dafür steckt in Kohl, den jeder nach einer richterlichen Entscheidung ungestraft "Rechtsbrecher" nennen darf, ein viel größeres Maß an krimineller Energie. Und wohl nur ganz Unbedarfte glauben immer noch daran, daß der Biedermann aus Oggersheim nichts mit Korruption im ganz großen Stil zu tun gehabt hat.

Okay, die Bestechungs-Millionen flossen zwar nicht in seine eigene Tasche, aber wer sagt denn, daß es immer nur Bargeld sein muß, um das Herz des korrupten Politikers höher schlagen zu lassen? Da gibt es Dinge, die viel mehr wert sind als ein paar dicke Geldbündel – oder anders ausgedrückt: Mit diesen miesen Geschäften hat sich Kohl Jahre lang seine Macht erkauft. Und wenn seine Spießgesellen nicht immer wieder für ihn gelogen hätten, wäre seine Zeit als Bundeskanzler schon nach dem ersten Flick-Parteispenden-Untersuchungsausschuß zu Ende gewesen.

Mit demselben Argument könnte man auch den früheren Innenminister Manfred Kanther reinwaschen, der sich ja auch nicht "persönlich bereichert" hat, als er zusammen mit anderen Spitzenpolitikern der hessischen CDU auf die perfide Idee kam, Schwarzgelder als angebliche "jüdische Vermächtnisse" zu deklarieren, wofür man sogar plante, in Südamerika einen Friedhof zu errichten, auf dem dann die Gräber der (in Wirklichkeit frei erfundenen) jüdischen "Spender" zu besichtigen sind.

Wer, auch noch als Deutscher, auf solche widerlichen Ideen kommt, spielt in einer viel höheren Gangster-Liga und hat als Politiker dem Ansehen unseres Landes viel mehr geschadet als ein Gerhard Schröder aus Hannover, der nun auch noch den letzten Rest seiner ohnehin kaum noch meßbaren Reputation gegen Bares verscherbelt, damit er sich und seiner Frau, die noch nie Verlierer an ihrer Seite duldete und sich vielleicht auch schon wieder nach einem neuen Goldesel umsieht, ein bißchen Luxus zu bieten hat.

Damit schadet er unserem Land aber viel weniger als die korrupten CDU- und CSU-Politiker, die sich auf diese Weise eine fast unendlich lange Regierungszeit ergaunert haben, die erst nach 16 Jahren gestoppt werde konnte. Und das, was Kohl in dieser Zeit kaputt gemacht hat, hätte keine neue Regierung, also auch nicht die rot-grüne Koalition, in kürzester Zeit wieder sanieren können. Und deshalb ist die jetzt wieder abgelöste Regierung auch nicht verantwortlich zu machen für die von der CDU geerbte horrende Situation am Arbeitsmarkt.

Und dennoch haben auch die Politiker der SPD und der Grünen Schuld auf sich geladen. Denn Leute wie Schröder, Fischer, Clement und Schily haben erreicht, daß im Volk wieder eine gefährliche Politik-Verdrossenheit aufgekeimt ist, die man ja an der katastrophalen Wahlbeteiligung am letzten Sonntag ablesen konnte. Denn wer sich jahrelang für grüne und sozialdemokratische Politik stark gemacht hat und am Ende dann so enttäuscht wurde, weiß nicht mehr, welchem Politiker er überhaupt noch vertrauen könnte und bleibt dann an Wahl-Sonntagen lieber gleich zu Hause.

Und dennoch muß niemand neidisch auf Gerhard Schröder sein, weil er mit seinem anrüchigen Russen-Deal jetzt so viel verdient, daß er von seinen Freunden bei Volkswagen und der Deutschen Bank nicht mehr ganz so heftig ausgelacht wird wie früher. Denn: Gerhard Schröder war immer auch ein sehr eitler Politiker und wäre als Kanzler natürlich gern etwas ehrenvoller "in die Geschichte" eingegangen. Das hat er sich nun verbaut, und das wird ihn noch jahrelang wurmen.

Dazu kommt, daß sein alter Rivale Oskar Lafontaine wieder aus der Asche aufgestiegen ist und schon jetzt die Politik in Deutschland nachhaltiger mitbestimmt, als es der zahnlose Polit-Rentner Gerhard Schröder in seinen schlimmsten Alpträumen befürchtet hat. Zwar konnten seine Spezis in den Redaktionsstuben den großartigen Erfolg der Partei der "Linken" im Osten des Landes diesmal noch herunterspielen. Aber schon bei der nächsten gewonnenen Wahl wird es die Presse nicht mehr so leicht haben, den früheren langjährigen saarländischen Ministerpräsidenten, Bundes-Minister und ehemaligen Chef der SPD abschätzig als "Populisten"
hinzustellen.

Was ein waschechter "Populist" ist, sollten jetzt alle gelernt haben, die früher mal ihre Stimme für Leute wie Schröder oder Fischer abgegeben haben. Nur wer sich jetzt ganz besonders mies fühlt und unbedingt nach einem Sündenbock sucht, würde seine Wut an Oskar Lafontaine auslassen. Nur weil er damals der Erste und leider auch Einzige war, der den von Schröder und Fischer geplanten großangelegten Betrug an den Wählern frühzeitig bemerkte und daraufhin konsequent alle seine Ämter zur Verfügung gestellt hat.

Unterm Strich ist heute aber klar: Die Wähler wurden nicht etwa von Oskar, sondern von Gerhard und Joschka betrogen. Da können sich manche schlechten Verlierer in den Redaktions-Stuben von "Spiegel" und "Stern" in ihrer Wut noch so austoben. Aber irgendwann werden auch sie einsehen müssen, daß es nichts mehr bringt, wie seit Jahren üblich die 68er-Generation zu vehöhnen. Denn die Problematik, auf die es wirklich ankommt, hat sich seitdem nicht verändert. Im Gegenteil: Die Schere zwischen Arm und Reich, Mächtigen und Unterdrückten, geht immer weiter auf, und unser Land versinkt immer mehr in einem gefährlichen Gemisch aus Korruption, Ich-Bezogenheit und "Geiz ist geil"-Mentalität.

Die Wenigen, die noch einen Arbeitsplatz haben, setzen jeden Morgen brav ihre Scheuklappen auf, beten den Quatsch ihrer Chefs nach und verdrängen in jeder unruhigen Nacht mehr oder weniger erfolgreich, daß auch sie selbst schon bei der nächsten Massen-Entlassung betroffen sein könnten.

Politik, die auf die Würde des Menschen ausgerichtet ist, die sich um das Wohl der Mehrheit im Volk und nicht um eine zwar ständig wachsende, doch immer noch vergleichsweise kleine Millionärs-Schicht kümmert, deren Lobby das Parlament und so manchen Zeitungsverlag noch immer und schon wieder im Würgegriff hat, kann gar nicht "altmodisch" sein.

Und deshalb sollten wir uns darüber freuen, daß nicht die Neonazis, wie befürchtet, sondern die Links-Partei das Rennen im früheren Dunkeldeutschland gewonnen hat und sogar die SPD weit hinter sich ließ. Und wer das hierzulande in der Presse verschweigt oder herunterspielt, setzt sich geradezu dem Verdacht aus, daß ihm ein Deutschland mit einer starken DVU oder ähnlichen Ultra-Rechts-Parteien womöglich lieber wäre.

Die "alten Säcke", auch wenn manche von ihnen in Wirklichkeit nicht mal 30 sind, sitzen nicht etwa bei den angeblich so "altmodischen" Linken, sondern sie versuchen, sich bei den Chefredakteuren von "Spiegel" und "Stern" mit jedem Artikel noch weiter in deren Gesäßöffnungen zu schrauben. Nur sind diese Chefs auch nicht so blöde und passen sich sehr schnell wieder dem Geschmack ihrer Leser an.

Bei Stefan Aust vom "Spiegel" konnte man das in den letzten Wochen gut beobachten: Nachdem immer mehr Proteste von Lesern eintrafen, die sich von der wochenlangen bescheuerten Werbe-Kampagne für Angela Merkel höchst verwirrt zeigten, ließ er zumindest zu, daß das frühere mal linke Blatt wieder einen gewohnt kritischen Kurs gegen die blutige amerikanische Außenpolitik führt, so wie es die Leser des Hamburger Magazins Jahrzehnte unter der Führung von Rudolf Augstein gewohnt waren.

Und wenn Oskar Lafontaine in Zukunft auch weiterhin erfolgreich sein sollte, könnte ich mir vorstellen, daß dann auch der "Spiegel" umschwenkt und irgendwann sogar solche ewiggestrigen Kultur-Polit-Plapperer wie Hans Magnus Enzensberger ("Saddam = Hitler") voller Inbrunst verlauten werden, daß linke Politik jetzt doch wieder ganz "hip" sei.

Wenigstens merkt man dadurch, daß der Wähler in Deutschland immer noch eine große Macht hat und auch sehr wohl Dinge in unserem Land beeinflußen kann. Das sollten wir auch alle nutzen, bevor sich auch hier bei uns irgendwann amerikanische Verhältnisse ausbreiten. Denn wer behauptet, daß die USA zur Zeit von George Bush demokratisch regiert werden, kann nur ein Träumer sein. Wir sollten - gerade in Zeiten einer Angela Merkel, von der bis heute niemand weiß, was sie wirklich will oder von wem sie gesteuert wird - alle "links" wählen, um einen solchen Einfluß auf unser Land so lange es geht zu verhindern.

Gruß Ben
 
3. April 2006, 13:56   #9
Ogino
 
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Zitat:
Das Landgericht Hamburg bestätigte am Montag ein Verbot, wonach Westerwelle ein Zitat zu Schröders Berufung in das Ostsee-Pipeline-Konsortium nicht wiederholen darf.
Glückwunsch Herr Schröder, nun ist ja auch juristisch fast alles in sauberen Tüchern.
Aber dieses dämliche und überhebliche Grinsen kennen wir ja schon zur genüge:
 
3. April 2006, 14:12   #10
Bandwurm
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Off-Topic:

Mir ist es wesentlich lieber, lieber Ogino, wenn du auch noch so ein kleines Bild hier als Anhang an ein Post hängen würdest und nicht einfach den direkten Link zum Bild.
Dürfte doch kein Problem sein, dieses Bild kurz runter zu laden und dann es beim posten von deiner Platte hier hoch zu laden.
Denn auch ich möchte nicht anderen Seiten meine Bandbreite ohne weiteres zur Verfügung stellen.
 
10. April 2006, 12:43   #11
Ben-99
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Zitat:
Mal eine ketzerische Frage: Welcher Alt-Bundeskanzler ist der anständigere Mann?

Der eine hat sich während seiner Amtszeit mehrfach für die Geschäftsinteressen eines mit ihm eng befreundeten Unternehmers eingesetzt, für ihn bei der europäischen Kommission schriftlich interveniert und von ihm möglicherweise sogar eine Millionenspende für seine schwarze Wahlkampfkasse erhalten. Nach dem Ende seiner Amtszeit schloß er mit dem Unternehmer einen geheimen Beratervertrag und kassierte 600 000 Mark. Bekannt wurde der Vertrag nur deshalb, weil der Unternehmer pleite ging und in die Firmenzentrale der Insolvenzverwalter einzog.

Der andere Alt-Bundeskanzler hat während seiner Amtszeit zusammen mit einem russischen Freund ein riesiges Pipeline-Projekt für Erdgaslieferungen an Deutschland vorangetrieben und kurz vor der Bundestagswahl noch den Vertrag vor 30 Fernsehkameras unterzeichnet. Anschließend gaben er und das von seinem Freund kontrollierte Energieunternehmen öffentlich bekannt, daß er für 250 000 Euro im Jahr den Aufsichtsratsvorsitz der Pipelinegesellschaft übernimmt.

Der eine Alt-Bundeskanzler gilt nach wie vor als ehrenwerter Mann, er wird überhäuft mit Orden und Ehrungen und von seinen Anhängern andächtig wie eine Ikone verehrt.

Der andere Alt-Bundeskanzler wird öffentlich als moralisch verkommen dargestellt, politische Gegner und selbst ehemalige Freunde erwecken den Eindruck, als sei er käuflich und habe die Pipeline nur aus einem Grund gefördert, um nämlich anschließend einen hochdotierten Posten absahnen zu können.
... so beginnt ein interessanter Artikel im heutigen "Hamburger Abendblatt" von Michael Spreng, der dann erklärt, warum er es für ungerecht hält, daß jetzt über Schröders lukrative Freundschaft zu Wladimir Putin die Nase gerümpft wird, während die mindestens ebenso anrüchige Kumpanei zwischen Helmut Kohl und Leo Kirch dem "sauberen" CDU-Alt-Bundeskanzler nicht nachgetragen wird:

http://www.abendblatt.de/daten/2006/04/10/551949.html

Ein Artikel, der nachdenklich stimmt, weil er auch die Doppelmoral des FDP-Chefs Guido Westerwelle und die Scheinheiligkeit der Grünen beleuchtet. Und weil "Abendblatt"-Autor Michael Spreng keineswegs als SPD-Spezi gilt, sondern nach seiner Zeit als "BamS"-Chefredakteur auch als offizieller Wahlkampf-Berater für den damaligen Kanzlerkandidaten Stoiber tätig war.

"Gerhard Schröder ist im Vergleich zu Kohl ein eher harmloser Fall", betont Spreng am Ende seines Beitrags. "Er hat ein Recht darauf, daß die Maßstäbe gegenüber jedermann in der Politik gleich sind. Auch Schröder hat einen Anspruch auf Gerechtigkeit - egal, was man von seiner Amtszeit und seiner Politik hält."

Gruß Ben
 
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