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31. May 2002, 13:51   #1
Maggi
 
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Echt Bayrische Schmankerl

Die SZ (Süddeutsche Zeitung) aus München berichtet heute über die Ermittlungen gegen CompuServe und hat auf der Titelseite im STREIFLICHT eine herrliche Anmerkung dazu, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.



[ZITAT SZ vom 30./31.12 1995 Seite 1]



Seit der allmählichen Menschwerdung des "Australopithecus" weiß man, daß Sex gefährlich ist. Einerseits nämlich führt er in vielen Fällen zur Vermehrung, was die Existenz von Kreaturen wie Radovan Karadzic und Konstantin Wecker sowie generell Einkommenseinbußen und verstärkte Großeltern-Besuche zur Folge hat. Andererseits streben fast alle, denen Sex zeitweise verwehrt bleibt, nach dem Vollzug des Aktes oder zumindest nach einem Substitut dafür. Weil dies oft unter Ausschaltung des Verstandes geschieht, ergeben sich im Verfolg des Triebes die eigenartigsten Konstrukte: die monogame Ehe, Video-Solo-Kabinen oder sogar die Zerschmetterung bisheriger Lebenszusammenhänge zum Zwecke der Eroberung eines neuen Partners. Dies alles hat man dem Sex zu verdanken - und dazu außerdem noch Unmoral, Gefährdung des Standorts Deutschland sowie Rückenmarksschwund.



Die Welt ist blind angesichts all dieser Fährnisse, aber Gott sei Dank gibt es ja Bayern. Hier residiert nicht nur der Katholische Männerverein Tuntenhausen, dessen Streits gegen den zweiteiligen Badeanzug nach wie vor alle Aufrechten in Ehrfurcht gedenken. Auch gegen den Schmutz der Postmoderne stemmen sich die hiesigen Autoritäten nachhaltigst. Dieser Tage hat ein bayerischer Staatsanwalt bei "CompuServe" vorgesprochen, um die wüste Welle des Computer-Sexes zu brechen. "CompuServe" ist eine Art Maklerfirma, die ihren Kunden den Zugang zu digitalen Dienstleistungen verschafft. Man kann Nachrichten abrufen, am Bildschirm einkaufen und sich in das geheimnisvolle "Internet" einklinken. Genau da aber liegt der Hase, um nicht zu sagen: der Schweinigel, im Pfeffer. Im Internet nämlich finden sich zahllose Diskussionsforen, in denen Physiker über die Atomspaltung, Historiker über den Investiturstreit und leider auch Getriebene über den Sex mit Männern, Frauen, Kindern, Toten und Bären per Modem kommunizieren. (Für Eingeweihte: Im Internet die "Newsgroups" anklicken, danach zuerst alt.sex und anschließend alt.sex.bears aufrufen. Ausschließlich zu Zwecken von Forschung und Lehre sind auch alt.sex.aliens - Schweinereien mit Außerirdischen - sowie alt.sex.furry, Tandaradei mit Haarigen, interessant.)



Kein Wunder eigentlich, daß eine solche Bibliothek Staatsanwälte erregt. Allerdings haben die mit eingelegter Lanze anreitenden Strafverfolger übersehen, daß ein Haus mit großen Flügeln eine Windmühle ist. Gewiß, "CompuServe" bietet einen Zugang zum Internet, und weil die deutsche Filiale in München sitzt, läßt sie sich leicht von hier aus attackieren. Allerdings gibt es mindestens 312 andere, unverbietbare Möglichkeiten, sich ins weltweite Internet einzuweben. Sollte sich das irgendwann einmal bis zur befaßten Staatsanwaltschaft rumsprechen, kann sie sich immerhin damit trösten, daß auch der Kampf der Tuntenhauser gegen den Bikini erfolglos, aber ehrenwert war.



[Zitat Ende]



(c) 1995 Süddeutsche Zeitung.
 
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schmankerl, echt




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