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22. February 2005, 12:48   #1
Shadow
 
Benutzerbild von Shadow
 
Registriert seit: October 2002
Beiträge: 459
billige instrumentalisierung zu marketingzwecken, oder eine echte chance?

hin und wieder kommt es vor, dass ich den bildschirm auf dem schreibtisch, mit dem im wohnzimmer tausche und irgendwann ist das bier alle und auf toilette muss man auch grade nicht. genau in dem moment, wo die pro7media AG ihre werbung auf allen kanälen gleichschaltet, so das ein hin und herzappen völlig nutzlos ist, muss man auch mal werbung über sich ergehen lassen. okay, nützliche sache die werbung. ich komme selbst nicht ohne aus, aber was hat eine ausbildungsplatzvergabe mit werbung zu tun? reicht es da nicht, als ausbildungsbetrieb, sich bei den zuständigen IHks, oder arbeitsagenturen zu melden, wo sich sicherlich genügend junge arbeitsusuchende menschen gemeldet haben.

LIDL, uns allen in den letzten wochen mit negativschlagzeilen aufgefallen, hinsichtlich der ausbeutung von mitarbeitern. dieser LIDL sucht wohl grade weitere sklaven.

ein bericht aus dem berliner tagesspiegel:
Zitat:
Der Tag, an dem…

…krasse Kassierer super wären

Als es noch Tankwarte gab, bestellten wir gern „einmal Super voll“ und ahnten nicht, was daraus eines Tages werden würde. Super! Echt super. Megasuper! Ein komplettes ausdifferenziertes Wortfeld von „gut“ über „toll“ und „prima“ bis zu verderblicher Saisonware wie „schnafte“ oder „knorke“ ist auf eine einzige Vokabel zusammengeschnurrt, und wenn wir unseren Prominenten das Wort wegnähmen, sähen sie ziemlich dumm aus. Oder kann sich jemand vorstellen, dass Franz, der Kaiser, ohne „super“ auch nur einen einzigen zusammenhängenden Satz hinbekäme? Bald werden unsere Kinder zu Hause kategorisch mitteilen, sie nähmen Anweisungen nur noch von der Supernanny entgegen.

Klar, dass sich das ins tägliche Leben fortpflanzt. Früher, liebe Kinder, haben Unternehmen Lehrlinge gesucht, heute fahnden sie mit riesigem Aufwand nach dem „Superazubi“ – jedenfalls tut das die, ähm, Supermarktkette Lidl gegenwärtig mit Inbrunst.

Wo der Unterschied liegt, ist noch ein wenig unklar; im Zentrum der Kampagne steht freilich ein Bild von drei frisch gefönten Kittelträgern mit Mikrofon. Offenbar sollen sie die Kandidaten wie einst Dieter Bohlen und seine Mitstreiter öffentlich ausquetschen und mit Sprüchen auf die Härte des Azubi-Lebens vorbereiten: „Du räumst Regale ein wie Dick und Doof, aber eher doof.“ Oder: „Du stellst dich beim Preisdrücken an wie Mutter Beimer.“

Es ist klar, dass diese Kampagne den Azubi-Markt leer fegen wird, so wie einst die hysterische Superstarsuche praktisch jeden Deutschen unter 40 aufscheuchte, der den Anfang von „Alle meine Entchen“ einigermaßen nachsingen konnte. Aldi, der Lidl-Hauptkonkurrent, hat noch nichts verlauten lassen, wird aber kaum darauf verzichten, sich nun auch als Ausbildungsbetrieb darzustellen. Doch mit welchem Stichwort? Super ist weg. Giga? Hyper?

Schauen wir uns unter den möglichen Zielgruppen einer solchen Kampagne um, dann finden wir schnell heraus, dass man dort mehrheitlich aktuelle Begriffe wie „krass“ oder „geil“ bevorzugt. Leider lassen die sich sprachlich nicht so leicht handhaben wie „super“, das ja jeder überall ranpappen kann. Aber „Geile Substitut/innen gesucht“ oder „Die Jagd nach den krassen KassiererInnen“ – das hätte den richtigen Sound. Da kann die Bundesagentur für Arbeit nur noch dumm hinterherschauen. Sie hätte sich damals einen Namen suchen sollen, der richtig fetzt. Irgendwas mit Super. bm

schön, dass LIDL 1000 ausbildungsplätze anbieten will. warum aber dieser auftriit? bekommt man heutzutage die jugendlichen nur noch zu einem vorstellungsgespräch animiert, wenn man es als casting deklariert? denn die LIDLspots zeichnen uns da einen weg vor, der stark daran erinnert, dass man sich zum hampelmann manchen muss/kann um eine stelle zu ergattern. nach dem motto, die grössten clowns kriegen die besten stellen.
wenn ich mir dann vorstelle, dass in der LIDL-filiale bei uns, wo ich die marktleiterin, vor 20 jahren noch als neuling an der kasse sitzen sah und sie zufällig auch noch in unserer nachbarschaft wohnt und ich ihre sonstigen kleinkarierten einstellung kenne, dann gnade dem azubi, der in der unterbesetzten filiale ausgebildet wird. den so die aussage, "ein ausbildungsplatz in deiner nähe".
holla die waldfee, da kommt was auf uns zu. der so herangezüchtet, künftige marktleiter,so können wir nur hoffen, wird uns nicht beim nächsten einkauf mit einer gesangs-und steppeinlage im markt begrüssen.

vielleicht bin ich auch zu altmodisch, aber für mich hat eine bewerbung um einen ausbildungs- oder arbeitsplatz eine gewisse seriosität. oder wie verzweifelt muss einem die PISA studie machen, dass man statt auf leistung auf fragwürdige talent setzen muss?
 
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marketingzwecken, instrumentalisierung




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