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8. October 2002, 18:39   #1
Maggi
 
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Beiträge: 3.915
Massenvernichtungswaffen, der Irak und die USA

Nun ist es wohl sicher: Es wird einen Krieg geben, zwischen der USA und dem Irak.

Bei uns in Bayern gibt´s auch eigene Radiosender. Der einzige kleine Unterschied ist, dass die Sprecher hierzulande vielmehr von Emotionen geschüttelt sind, wie sonst wo auf der Welt

So war die Nachrichtensprecherin doch ganz erstaunt und verblüfft, als sie verlas, dass der Irak vorraussichtlich chemische Waffen einsetzen wird, falls es zu einem Krieg zwischen den USA und dem Irak kommen wird. Erstaunlich, nicht wahr? Wer hätte das gedacht?

Tja, und dann hatten wir Religion. Wir haben so einen Lehrer, der 40 Minuten redet, und 5 Minuten Religion macht
Naja, der hat erzählt, dass früher bestimmte Abkommen getroffen wurden. Diese Abkommen besagten, dass kein Staat Atom-, chemische oder biologische Waffen besitzen darf. Frage: Was ist mit den USA? Warum kann sich eine Nation, die sich selbst zu Weltpolizei erklärt, über alles hinwegsetzen? Sicher, die USA haben uns nach dem 2. Weltkrieg sehr geholfen (die Rosinenbomber gab es übrigens nur deshalb, weil den Allierten ein geteilter deutscher Staat [also Ost- und Westdeutschland] vorschwebte. Das hat den Russen nicht gepasst, und sie haben Berlin belagert. Und deswegen die Rosinenbomber.), und dafür bin ich denen auch sehr dankbar, aber die jetztige Politik - einfach nur , und ich glaube, dieser Smilie beschreibt es sehr genau.
Tscha, die USA sind zwar ein tolles Land. Aber es genügt eben nicht, Wolkenkratzer zu bauen und die am meisten Müll produzierende (noch nicht mal nur sachlichen Müll, grins) Nation auf der ganzen Welt sind. Man sollte eben auch etwas von Politik verstehen, und für mich macht G. W. Bush den Eindruck, als wäre er kein Meister darin .
Denn wenn die Taliban von einem "heiligen Krieg" sprechen, dann wird das gleich als "fanatisch" abgetan. Sicher, es war nicht ok, was sie gemacht haben, aber darauf will ich gar nicht hinaus. Denn Bush nennt genauso Saddam Hussein einen "gewaltigen Terroristen", nennt und den Krieg einen "historischen ebensolchen, der in die Geschichte eingeht."

Naja, ich wünsch' ihm alles Gute, dem Herrn Bush, und ein gesundes Leben ohne vergiftete Brezeln
 
10. October 2002, 11:38   #2
DEMON
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Maggi
Denn wenn die Taliban von einem "heiligen Krieg" sprechen, dann wird das gleich als "fanatisch" abgetan. Sicher, es war nicht ok, was sie gemacht haben, aber darauf will ich gar nicht hinaus. Denn Bush nennt genauso Saddam Hussein einen "gewaltigen Terroristen", nennt und den Krieg einen "historischen ebensolchen, der in die Geschichte eingeht."
Erst mal hat der Mann lang nicht so viel Rückendeckung in der Bevölkerung wie er annahm, ist bei seinem Wahlergebnis auch kein Wunder und, ja, wenn die Taliban von einem "heiligen Krieg" sprechen, dann sind sie "fanatisch" wohl eher aber "fundamentalistisch", denn der Koran gehört zu einem der Bücher der Welteligionen, das am Friedensliebendens ist...und wer dieses Buch mit so viel Gewalt und Unterdrückung durchsetzt, wer Frauen unterdrückt (die in diesem Buch weit über den Mann gehoben werden, die Frau in der Ehe ist eine keusche, heilige Frau) und wer aussereheliche Beziehung öffentlich und nur zur Abschreckung hinrichtet, ist fanatisch, fundamentalistisch und dem gehört der Macht- und Einflussbereich entzogen. Zu Hussein kann man nur sagen, er war/ist über seine komplette Machtzeit für die arab. Liga und die Entwicklung des arabischen Bereichs eine Bremse und für seine Bevölkerung eine wirtschaftll. Katastrophe, das Land ist voller Bodenschätze und Güter, dem Volk geht es aber ähnlich schlecht wie der Bevölkerung "Schwarz-Afrikas". Ich sage nicht, dass Bush und/oder seine Politik eine Lösung ist, aber wenn jemand eine solche Bedrohung (und die scheint er zu sein) für eine ganze Region und ihr wirtschaftl./kulturelles Gesamtbefinden, dann bleiben solche Drohungen und Embargos nicht aus, auch wenn ich denke, dass für den Ami dieser Krieg eine rein wirtschaftl. Aktion ist, die Weltwirtschaft liegt am Boden und besonders die Vereinigten Staaten und Europa brauchen einen Krieg zum wirtschaftl. Aufschwung.

Greetz, DemoN
 
17. October 2002, 12:04   #3
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
@ Maggi:

Deinem Religionslehrer möchte ich mal nachts in einer einsamen Gegend begegnen ;-) ... Der Kirchenmann scheint nämlich von manchen Dingen herzlich wenig Ahnung zu haben, die ich ihm dann - natürlich unter Beachtung der Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen - beibringen würde ...

Zitat:
Zitat von Maggi
Tja, und dann hatten wir Religion. Wir haben so einen Lehrer, der 40 Minuten redet, und 5 Minuten Religion macht Naja, der hat erzählt ...

die Rosinenbomber gab es übrigens nur deshalb, weil den Allierten ein geteilter deutscher Staat [also Ost- und Westdeutschland] vorschwebte. Das hat den Russen nicht gepasst, und sie haben Berlin belagert. Und deswegen die Rosinenbomber
Die Alliierten hatten - jedenfalls offiziell - nicht vor, mehrere deutsche Staaten zu 'errichten'. Sie hatten nach der Kapitulation des Deutschen Reiches (und dessen Regierung) mit dem Alliierten Kontrollrat selbst die Macht übernommen - übrigens geschah mit Österreich ganz ähnliches - und verwalteten jeweils eine Besatzungszone. Hauptstadt dieses Nachkriegsdeutschlands war Berlin, das ebenfalls in vier Zonen aufgeteilt wurde.

Allerdings traten dann nach dem Sieg über Hitler-Deutschland recht schnell die Unterschiede zwischen den Verbündeten in den Vordergrund - die USA, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und allerlei Kolonien sowie Frankreich waren kapitalistische Staaten, während in der Sowjetunion eine degenerierte Form des Sozialismus/Kommunismus gepflegt wurde, was sich auch auf die Entwicklung der jeweiligen Besatzungszonen auswirkte.

Die drei West-Alliierten hatten gesellschaftspolitisch andere Vorstellungen als die UdSSR, und spätestens seit den Atombomben-Einsätzen in Hiroshima und Nagasaki wurde der Kampf um die ideologische Vorherrschaft auch ganz offen ausgetragen. In Deutschland führte das zur Vereinigung der drei Westzonen zu einer Wirtschaftsunion, später dann auch zur Gründung der BRD, und in der Soffjetzone übernahmen in der Sowjetunion geschulte deutsche Kader zusammen mit der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) das Ruder. Das waren weitgehend stalintreue Kommunisten - Stalin hat übrigens mehr deutsche Kommunisten auf dem Gewissen als Adolf Hitler ...

1948 wurde dann in den drei Westzonen eine neue Währung eingeführt, am 24. Juni 1948 auch in 'West-Berlin', was ein klarer Verstoß gegen das Besatzungsstatut war. In 'Ost-Berlin' wurde die D-Mark entsprechend nicht anerkannt, während in 'West-Berlin' bis März 1949 D-Mark und Reichsmark gültiges Zahlungsmittel waren.

Die Währungsreform in 'West-Berlin' (2.5 Millionen Einwohner) führte aber dazu, daß bei der SMAD, die von diesem Schritt durch Agenten informiert war, alle Sicherungen durchknallten, und so wurde dann schon am 23. Juni 1948 gegen Mitternacht das Großkraftwerk Golpa-Zschornewitz abgeschaltet, aus dem 'West-Berlin' vorher mit Strom versorgt wurde. Dort gingen (nicht nur) die Lichter aus, denn ein Ersatz war nicht so schnell aufzutreiben.

Am 24. Juni 1948 gab es dann nicht nur "technische Schwierigkeiten" auf der einzigen Zuglinie zwischen 'West-Deutschland' und 'West-Berlin', sondern auch keine Umleitung. Eingestellt wurde auch der Schiffsverkehr, so daß 'West-Berlin' ab diesem Tag zwar eine neue Währung hatte, dafür aber auch abgeriegelt war. Selbst konnte sich 'West-Berlin' nicht mit Energie, Nahrungsmitteln oder Kohle versorgen, und auch die West-Alliierten mußten feststellen, daß sie vertraglich zugesichert nur über drei Luftkorridore in ihren Teil Groß-Berlins hineinkommen konnten.

Und das ist, wenn man eigene Truppen zu versorgen hat, eine unheimlich blöde Situation. Lucius D. Clay, us-amerikanischer Militärgouverneur, schlug noch am 24. Juni 1948 vor, mit einem bewaffneten Konvoi die Blockade zu durchbrechen, scheiterte damit aber und befahl einen Tag später die Errichtung der "Luftbrücke", die am 28. Juni 1948 auch vom damaligen US-Präsidenten Harry Truman gebilligt wurde und an der sich auch das britische Militär beiteiligt, weil die Transportkapazitäten für ein solches Unternehmen gar nicht groß genug sein können. Frankreich war gerade in Indochina mit der Unterdrückung gewisser Befreiungsbewegungen beschäftigt und beteiligte sich daher nicht an der "Luftbrücke".

Primär diente die "Luftbrücke" zunächst nicht der Versorgung der Bevölkerung 'West-Berlins', sondern der der eigenen Leute - aber, der Kalte Krieg hatte ja schon begonnen, für die eingeschlossenen Deutschen wurde dann in der Tat auch einiges in die Stadt eingeflogen, was man propagandistisch auch hervorragend ausschlachten konnte.

"Wir Blockierten hungern nicht, aber wir sind ständig hungrig." beschrieb ein verbreiteter Spruch die Lage in 'West-Berlin'.

In 'West-Deutschland' - eigentlich noch "Trizonesien" - wurde natürlich kräftig die nationale Solidarität beschworen, um den eingeschlossenen Landsleuten zu helfen, wobei auch einiges zusammenkam.

Gern unterschlagen wird in dem Zusammenhang, daß dann am 26. Juli 1948 von Lucius D. Clay eine "Gegenblockade" verhängt wurde, die zum Beispiel sowjetische Bestellungen bei US-Unternehmen 'stornierte' und den Güterverkehr zwischen 'West-Deutschland' und 'Ost-Deutschland' ebenfalls aus "technischen Gründen" zum Erliegen brachte.

Beendet wurde die "Rosinenbomberschlacht" dann am 12. Mai 1949, da die westliche "Gegenblockade" der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) auch nicht gerade nutzte.

Die SMAD wehrte sich übrigens nie ernsthaft gegen die "Rosinenbomber", es wurde sogar hingenommen, daß der französische Stadtkommandant, General Ganeval, Sendetürme des sowjetisch kontrollierten Berliner Rundfunks sprengen ließ, um die Einflugschneise des Flughafens Berlin-Tegel zu 'sichern'. Und auch in der Alliierten Luftsicherheitszentrale arbeiteten alle vier Besatzungsmächte während der Blockade hervorragend miteinander.

Zitat:
Zitat von Maggi
der hat erzählt, dass früher bestimmte Abkommen getroffen wurden. Diese Abkommen besagten, dass kein Staat Atom-, chemische oder biologische Waffen besitzen darf.
Falsch. Diese Abkommen besagen, daß die Verbreitung von Kern- und chemischen Waffen unterbleiben soll. Der Besitz solcher Waffen ist zunächst nicht verboten, ihr Einsatz allerdings verstößt meist gegen Kriegsvölkerrecht, an das sich Diktaturen erfahrungsgemäß aber noch weniger halten als Demokratien.

Es gibt auch internationale Organisationen (etwa die IAEA, wenn ich mich nicht irre), die die Nutzung von Kernenergie und des entsprechenden know hows beaufsichtigen. Der Irak ließ seinen von Frankreich gelieferten Kernreaktor zum Beispiel kontrollieren; Israel dagegen läßt sich nicht in die Karten blicken, zerstörte aber den irakischen Reaktor, mit dem auch waffenfähiges strahlendes Material hergestellt werden konnte - und da Saddam Hussein gezeigt hat, daß er auch nicht davor zurückschreckt, die eigene Bevölkerung mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas - Made in Germany(*)) zu 'disziplinieren', war das zwar völkerrechtswidrig, aber dennoch sicher nicht gänzlich falsch.

Zitat:
Zitat von Maggi
Man sollte eben auch etwas von Politik verstehen, und für mich macht G. W. Bush den Eindruck, als wäre er kein Meister darin .
Ganz so dumm, wie er meistens dargestellt wird, ist George W. Bush sicher nicht. Über die Umstände seiner "Wahl" kann man sicher trefflich streiten, denn da ging wohl einiges schief, doch ihn unreflektiert zum president evil zu erklären, geht ein wenig zu weit.

Er hat zumindest ein paar Berater an seiner Seite, die einem Krieg gegen den Irak sehr, sehr nachdrücklich ablehnen, den Cowboy in ihm also durchaus bremsen könn(t)en.

In jedem Fall aber ist George W. Bush ein weitaus "angenehmerer" Herrscher als Saddam Hussein, der seine Bevölkerung seit Jahren (... seit 1979 ...) grausamst unterdrückt und jegliche Opposition ermorden läßt. Und während man in anderen arabischen Diktaturen sich quasi in die "innere Emigration" zurückziehen kann, indem man politisch inaktiv bleibt, ist das im Irak nicht möglich. Wer nicht ausdrücklich für Saddam Hussein ist, ist praktisch schon tot.

Saddam Husseins Beseitigung wäre daher ein Fortschritt.

MfG
tw_24, der als Moderator gerade den Schreiber tw_24 verprügelt, weil seine Ausführungen mit dem Threadthema kaum etwas zu tun haben ...

(*) Das im Ersten Weltkrieg von Deutschland erstmalig eingesetzte Giftgas hat übrigens der deutsch-nationalistische Jude Fritz Haber 'erfunden', der als Erfinder des Kunstdüngers einen Nobelpreis bekam, dessen Frau sich nach Bekanntwerden der Wirkung des Giftgases ihres Mannes 1915 das Leben nahm - für die Berliner CDU gilt der Mann aber dennoch als Vorbild und "Patriot", weshalb sie sich standhaft dagegen wehrt, in Berlin-Zehlendorf eine nach diesem Mörder benannte Straße umbenennen zu lassen ... Doch das ist schon wieder ein ganz anderes Thema ...
 
18. October 2002, 17:29   #4
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
Wird noch ein wenig Lesestoff - Thema: Irak - gewünscht ;-)?

Zitat:
Stellt der Irak eine Gefahr für den Weltfrieden der? Ist Saddam Hussein im Besitz von Massenvernichtungswaffen? Oder behauptet das die Bush-Administration nur, um einen Angriffskrieg zu rechtfertigen, der ganz andere Ziele hat? Es gibt wohl kaum jemanden, der diese Fragen kompetenter beantworten könnte, als der US-Amerikaner Scott Ritter, ehemaliger Offizier des Marine Corps, Golfkriegsveteran und bis 1998 Chef der UN-Waffeninspektoren im Irak.

Mit ihm sprach Johannes von Dohnanyi

konkret: Nach wochenlangem Reden vom Krieg hat Präsident George W. Bush vor den Vereinten Nationen endlich die amerikanische Irakpolitik erklärt. Können Sie jetzt wieder ruhig schlafen?

Ritter: Wären die USA ernsthaft um die Waffenkontrolle und Abrüstung des Iraks bemüht, dann hätte Präsident Bush mit einer mutigen und starken Rede vor den Vereinten Nationen wirkliche Führungsqualitäten beweisen können. Aber weil Bush weniger an der Entwaffnung des Iraks als am Sturz von Saddam Hussein interessiert ist, hat er in Wahrheit keine Kooperation angeboten. Er wollte der Vollversammlung seine politischen Ziele diktieren. Damit riskiert er die Zerstörung der Vereinten Nationen, die über ein halbes Jahrhundert die internationale Zusammenarbeit garantiert haben. Dies ist ein historisch entscheidender, ein sehr gefährlicher Augenblick. Wie soll ich da gut schlafen können?

konkret: Andererseits scheinen Geheimdienstberichte aus London Saddams Kontakte mit Al Qaida zu beweisen. Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien hält Nuklearwaffen im Irak nicht mehr für ausgeschlossen. Das Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) malt ein wahres Horrorszenario über die Massenvernichtungswaffen des Iraks. Und Sie stellen dem Iraker einen Persilschein aus.

Ritter: Ich habe nie behauptet, daß Saddam Hussein ungefährlich ist. Aber insgesamt haben die UN-Waffeninspektoren, allen Hindernissen zum Trotz, den Irak entwaffnet. Das Problem war die Vorgabe des Weltsicherheitsrats von einhundert Prozent Entwaffnung vor der Aufhebung der Sanktionen.

konkret: Und dieser Nachweis war unmöglich?

Ritter: Wir wußten noch nicht einmal mit Sicherheit, ob es die vermeintlich noch fehlenden zehn Prozent überhaupt gab. Bagdad hat das immer geleugnet.

konkret: Und das haben Sie geglaubt?

Ritter: Nein. Wir haben uns nur noch intensiver mit Saddam Husseins geheimen internen Machtstrukturen beschäftigt. Obwohl die UN-Resolutionen uns das Recht dazu gaben, blockierte der Irak von da an die Inspektionen, weil diese Recherchen angeblich nichts mehr mit der Suche nach Massenvernichtungswaffen zu tun hatten.

konkret: Damit wäre das Mißtrauen der USA gerechtfertigt?

Ritter: Warten Sie. Die USA haben das Wissen der UN-Waffeninspektoren über die geheimen Strukturen des Iraks mißbraucht, um den Widerstand gegen Saddam Hussein zu schüren und einen Putsch zu inszenieren. Aber der Sicherheitsrat hat den Sturz Saddam Husseins oder die Destabilisierung des Iraks nie autorisiert.

konkret: Immerhin hat Bagdad Sie und Ihre Truppe rausgeworfen!

Ritter: Falsch. Washington provozierte mit besonders aggressiven Inspektionen einen Konflikt, für den der Irak dann zur Strafe bombardiert wurde. Kein Wunder, daß Bagdad uns seitdem nur noch als außenpolitische Werkzeuge Amerikas betrachtete und die Inspektoren nicht mehr ins Land zurück ließ.

konkret: Haben Sie als amerikanischer Spion im Irak operiert?

Ritter: Ich habe das Mandat des Sicherheitsrats nie verletzt. Und als ich das nicht mehr garantieren konnte, bin ich gegangen.

konkret: Wie kam es dazu?

Ritter: Unter der Bedingung, daß sie unser Wissen nie für ihre eigenen Zwecke nutzen würden, halfen Geheimdienste verschiedener Länder uns bei der Auswertung der Informationen.

konkret: So naiv können Sie doch nicht gewesen sein!

Ritter: Anders als die USA haben sich Länder wie Deutschland, Frankreich und sogar Israel strikt daran gehalten.

konkret: Und was Sie damals zusammentrugen, plus die Hinweise auf die neuesten Gefahren, läßt Washington jetzt wieder von einer neuen irakischen Gefahr reden.

Ritter: Nur daß ich bis heute keinen überzeugenden Beweis dafür gesehen habe, daß der Irak nach dem Abzug der Inspektoren den Bau biologischer, chemischer und nuklearer Waffen wiederaufgenommen hat. Wissen Sie, anders als George W. Bush habe ich für mein Land gekämpft. Darauf bin ich stolz. Aber von daher weiß ich auch, daß Krieg eine zu ernste Angelegenheit ist, um ihn auf der Grundlage von Spekulationen zu beginnen.

konkret: Alles nur Spekulationen?

Ritter: Fangen wir vorne an. Saddam Hussein ist ein weltlicher Diktator, der den islamischen Fundamentalismus seit dreißig Jahren bekämpft. Osama Bin Laden hält Saddam für einen Apostaten. Es ist absurd zu glauben, daß diese beiden Männer sich gegen die Vereinigten Staaten verbünden könnten.

konkret: Die Internationale Atomenergiebehörde argumentiert mit Fakten.

Ritter: Wenn Sie den Bericht der IAEO aufmerksam lesen, dann steht da drin, daß der Irak keine nuklearen Waffenkapazitäten hat. Die IAEO hat die falsche Interpretation des Weißen Hauses öffentlich dementiert.

konkret: Papiere aus dem Intemationalen Institut für Strategische Studien (IISS) gelten in der Regel als zuverlässig. Auch das IISS warnt vor einer atomaren Bedrohung durch Saddam Hussein.

Ritter: Der IISS-Bericht basiert nicht auf Fakten, sondern auf Spekulationen. Schon die Wahl der Worte ist bezeichnend. Der Irak »könnte bald Atomwaffen haben«, heißt es da. Oder der Irak »könnte dies machen« oder »würde vielleicht« jenes tun. Alles unbewiesene Hypothesen, die um so gefährlicher sind, als sie von Washington als angeblich bewiesene Wahrheiten verbreitet werden.

konkret: Und Ihre Behauptungen sind keine Spekulationen?

Ritter: Die UN-Waffeninspektoren hatten bis 1996 zwischen 90 und 95 Prozent der irakischen Programme für Massenvernichtungswaffen zerstört. Allein für das Atomwaffenprogramm müßte Bagdad Milliarden-Dollarbeträge investieren, um auf den Stand von 1991 zurückzukehren. Das würde entdeckt werden. Aber nicht alles Nuklearmaterial, das angeblich im Besitz des Iraks war, wurde gefunden. Material übrigens, dessen Existenz für uns nie gesichert war. Der IISS-Report geht jetzt einfach davon aus, daß Bagdad dieses Material noch hat. Und das gleiche gilt für die angeblichen chemischen und biologischen Waffen. Ich weiß genug von der Materie, um die Quellen zu kennen, die benutzt wurden. Es ist die Art, wie die Autoren zu ihren Ergebnissen kommen, die mir Angst macht.

konkret: Warum?

Ritter: Da ist etwa Kay Taylor, der Leiter des Washingtoner Büros des IISS und wie ich ein ehemaliger UN-Waffeninspektor. In einem Radiointerview sprach er von einer kleinen Impfstoffabrik, in der das Regime kleine Mengen von Botulinum hergestellt haben soll. Angeblich ist dort auch das Anthrax-Labor von Saddam Hussein angesiedelt. Das Problem ist nur: Taylor behauptet, daß diese Fabrik, die von den Waffeninspektoren zerstört und inzwischen wiederaufgebaut wurde, heute wieder biologische Kampfstoffe herstellt. Er hat zugegeben, daß er dies nicht mit Sicherheit weiß. Ihm genügt es, daß die Iraker theoretisch dazu in der Lage sein könnten.

konkret: Und die chemischen Waffen?

Ritter: Die angebliche Produktion des gefährlichsten Nervengifts VX in kristalliner Form haben wir nie beweisen können. Wir haben Tabun und Sarin gefunden. Beide Kampfstoffe verlieren selbst unter perfekten Lagerbedingungen in fünf Jahren ihre Wirkung. Wir haben die irakischen Tabun- und Sarinfabriken zerstört. Und selbst wenn es da einen nicht entdeckten Rest chemischer Waffen gab, wäre der heute wertlos. Das würde übrigens so ähnlich auch für biologische Kampfstoffe gelten.

konkret: Aber könnte es nicht sein, daß der Irak heimlich die Produktion solcher Waffen wiederaufgenommen hat?

Ritter: Bis 1998 haben die UN-Inspektoren keinen solchen Versuch des Iraks entdeckt, die Chemiewaffen-Produktion wieder zu beginnen. Daß wir uns da recht verstehen: Ich teile die Sorgen, daß etwa Düngemittelfabriken ohne die dauernde Kontrolle der UN-Inspektoren schnell wieder umgerüstet werden könnten. Aber wir können doch nicht einen Krieg beginnen, weil wir glauben, daß der Irak etwas getan haben könnte. Bush muß beweisen, daß genau das geschehen ist.

konkret: US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld behauptet steif und fest, daß die nötigen Beweise im Besitz Washingtons sind. Angeblich hat Saddam Hussein seine Waffenfabriken in den Untergrund verlegt.

Ritter: Das ist dummes Geschwätz. Bis 1998 war ich persönlich für die Suche nach solchen Einrichtungen verantwortlich. Ich hatte spezielle Radaranlagen, mit denen man durch die Erdoberfläche schauen kann. Mit mir arbeiteten von der CIA ausgebildete Geophysiker. Wir haben nicht eine einzige solche Anlage gefunden. Es gibt sie einfach nicht.

konkret: Nur dummes Zeug?

Ritter: Muß ich deutlicher werden? Ich glaube, daß Donald Rumsfeld die Öffentlichkeit belügt.

konkret: Ein schwerer Vorwurf!

Ritter: Es ist unmöglich, Fabriken tief in den Untergrund zu bauen, ohne daß unsere Satelliten das entdecken. Rumsfeld ist von der Idee besessen, Saddam Hussein beseitigen zu müssen. Das ist verantwortungslos. Es verletzt alle Prinzipien, für die dieses Land einsteht. Schon allein deshalb müßte er zurücktreten!

konkret: Präsident Bush scheint seinem Verteidigungsminister aber zu glauben.

Ritter: Und damit bleiben nur zwei Alternativen. Entweder hat Rumsfeld neben dem Kongreß auch den Präsidenten belogen. Oder der ist sein Komplize bei dem Ganzen.

konkret: Welchen Grund sollte die Administration haben, ohne Not einen Krieg loszutreten?

Ritter: Ganz einfach. Die Neo-Konservativen um Bush haben zuviel politisches Kapital in die Beseitigung Saddam Husseins investiert, als daß sie da jetzt noch rauskönnten. Ich kann es nicht akzeptieren, daß wir unsere Soldaten gefährden, eine ganze Region destabilisieren und der irakischen Bevölkerung noch mehr Leid zufügen sollen, nur weil das irgend jemandem gerade in die politische Agenda paßt!

konkret: Um das zu verhindern, waren Sie kürzlich zu Gesprächen im Irak. Was haben Sie den Vertretern des Regimes gesagt?

Ritter: Daß sie keine Alternative haben, als die UN-Waffeninspektoren ohne jede Bedingung wieder ins Land zu lassen, wenn sie als Nation nicht vernichtet werden wollen.

konkret: Das Wort »bedingungslos« dürfte in Bagdad kaum Begeisterung ausgelöst haben.

Ritter: Immerhin haben sie versprochen, noch einmal darüber nachzudenken. Es gab ja auch eine gute Nachricht.

konkret: Welche?

Ritter: Wenn der Irak die Inspektoren wieder ins Land läßt, dann wollen einige Staaten wie Kanada, Südafrika und Belgien eine Rolle als ehrbare Vermittler oder, wenn Sie so wollen, als Kontrolleure übernehmen. Diese Staaten würden dafür sorgen, daß die Waffeninspektoren nicht mehr wie früher das Mandat der Vereinten Nationen verletzen und den Irak ausspionieren. Kurz und gut, ich habe dem Regime einen Ausweg gezeigt, mit dem einerseits der Krieg vermieden und zugleich die Würde und Souveränität des Iraks gewahrt werden könnte.

konkret: So einfach wäre es, den Krieg zu vermeiden?

Ritter: Ich habe es den Irakern immer wieder gesagt: Erlaubt den UN, eure Entwaffnung zu zertifizieren - und Washingtons Politik wird zusammenbrechen. Ich glaube, daß sie das verstanden haben. Aber natürlich liegt die letzte Entscheidung bei Saddam Hussein. Der Ball liegt jetzt in seiner Spielhälfte.

konkret: Wie hat Washington auf Ihre Reise reagiert?

Ritter: Deren Strategie ist es, mich zu ignorieren. Bushs Berater Richard Perle hat öffentlich gesagt, daß jede Auseinandersetzung mit meinen Positionen mich nur glaubwürdiger machen würde.

konkret: Auch weil Sie vor einem militärischen Abenteuer warnen?

Ritter: Wenn die irakische Armee sich einer offenen Schlacht stellen würde, würden etwa 250.000 Soldaten reichen. Aber um Saddam Hussein und sein Regime aus Bagdad zu vertreiben, bräuchte man wohl viermal so viel. Wissen Sie, was es dann bedeuten würde, den Nachschub und die Verbindungswege zur Front zu sichern? Im Norden müßten die Kurden ruhig gehalten werden, damit die Türken nicht eingreifen. Die Westgrenzen müßten kontrolliert werden, damit der Irak keinen Angriff auf Israel starten kann.

konkret: Die offizielle Rede ist von höchstens 130.000 Soldaten.

Ritter: Ein klares Rezept für eine Katastrophe. Denn aus der Luft allein ist das nicht zu machen. Den nächsten Irakkrieg werden Bodentruppen gewinnen müssen. Aber die Politik hat den Militärplanern die Zügel aus der Hand genommen. Außenminister Colin Powell verletzt seine eigene Doktrin, daß die USA nur Kriege führen sollen, für die zu kämpfen es lohnt. Und dann auch nur mit erdrückender Übermacht. Nichts davon scheint mehr zu gelten.

konkret: Wieviel Zeit bleibt den Irakern noch, sich zu entscheiden?

Ritter: Nicht mehr viel. So, wie Präsident Bush redet, glaube ich nicht, daß der irakischen Regierung mehr als ein paar Wochen bleiben. Ich schäme mich, dies so sagen zu müssen. Aber es ist meine Regierung, die mit ihrer unilateralen Politik den internationalen Frieden und die Sicherheit gefährdet. Und die riskiert, daß ein Drittweltstaat den USA kräftig in den Hintern tritt.

...

Böse Pannen

von Jürgen Elsässer

Für einen Präventivkrieg gegen den Irak gibt es keine Argumente. Die Propagandamaschine von Bush und Co. arbeitet allein mit faktenresistentem Meinungsterror

Die Operation »Desert Storm« im Jahre 1991 forderte mindestens 150.000 Opfer. Diesmal werden es mehr sein, denn erklärtes Ziel der USA ist der Sturz Saddam Husseins - das erfordert die Eroberung von Bagdad.

Mit welchen Argumenten wird das avisierte Blutbad gerechtfertigt? Am 12. September erinnerte US-Präsident Bush vor der UN-Vollversammlung daran, daß die Weltorganisation aus der Anti-Hitler-Koalition hervorgegangen ist. Das irakische Regime stelle »genau jene aggressive Bedrohung dar, die abzuwehren die Vereinten Nationen geboren wurden«.

Saddam als Wiedergänger Hitlers? Das war schon 1991 falsch und ist jetzt vollends verrückt. Nazi-Deutschland war eine der Großmächte der damaligen Zeit und bis an die Zähne bewaffnet. Der Irak dagegen ist ein verarmtes Schwellenland, 1991 besiegt, in der Folge zwangsabgerüstet und durch die über zehn Jahre währenden Sanktionen von neuer Technologie weitgehend abgeschnitten. Beinahe jede Woche werden irakische Städte von Flugzeugen der USA und Großbritanniens bombardiert.

Als Präsident Kennedy 1961 Kuba angreifen wollte, zeigten seine Emissäre in der UN-Vollversammlung Satellitenaufnahmen von sowjetischen Raketenstellungen auf der Insel. Bush malte vor der UNO die Gefahr von Massenvernichtungswaffen im Irak an die Wand, sparte sich aber die Beweise. Neben Arroganz hat das noch einen ganz schlichten Grund: Es gibt keine Beweise - trotz Riesenfortschritten in der Satellitenüberwachung seit Kennedys Zeiten. Bush ersetzte Argumente durch Erpressung: Wenn die UN nicht mitzieht, machen es die Amerikaner alleine.

Sein Vorsatz, den Irak anzugreifen, steht seit langem fest und hatte von Anfang an nichts mit einer Gefährdung des Weltfriedens durch Saddam zu tun. Die US-Medien haben veröffentlicht, was Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bereits am Nachmittag des 11. September 2001 von sich gab, als ihm die Geheimdienste erste Erkenntnisse über die mutmaßlichen Attentäter übermittelt hatten: »Judge whether good enough hit S.H. at same time. Not only OBL« (S.H. = Saddam Hussein, OBL = Osama Bin Laden). Und weiter: »Go massive ... Sweep it all up. Things related and not.«

Die Versuche der US-Administration, den nackten Vorsatz mit Argumenten zu unterfüttern, sind allesamt kläglich gescheitert:

- Die Verbindung des Baath-Regimes zu den Selbstmordbombern des 11. September: Die Geschichte von einem angeblichen Treffen zwischen irakischen Agenten und Mohammed Atta in Prag ließ die US-Regierung im Mai 2002 offiziell fallen. Als Regierungsberater Richard Perle am 8. September gar von einem Treffen Attas mit Saddam Hussein in Bagdad berichtete, wurde er noch am selben Tag - böse Panne! - von Bushs Sicherheitschefin Condoleezza Rice korrigiert. Im CNN-Interview gab sie zu, nichts über Verbindungen zwischen Al Qaida und dem Irak in der Hand zu haben.

- Die Verwicklung Saddams in die Milzbrand-Briefsendungen: Die »Süddeutsche Zeitung« schrieb dazu Ende März: »Es gilt als sicher, daß es sich bei dem Absender der tödlichen Post um einen Staatsbürger der USA handelt, der zudem früher für das amerikanische Biowaffen-Programm gearbeitet hat. Es dauerte eine ganze Weile, bevor die Fahnder zu diesem Schluß kamen. Denn in den ersten Wochen nach dem Auftauchen der Milzbrand-Briefe ermittelten sie in die falsche Richtung - und zwar auf ausdrückliche Anweisung, aus dem Weißen Haus. Denn Präsident Bush wünschte persönlich einen Nachweis für seinen Verdacht, daß der Irak hinter den Anschlägen steckte.«

- Eine Gefahr durch irakische Massenvernichtungswaffen verneint UN-Waffeninspektor Scott Ritter mit Nachdruck in einem Interview in diesem Heft (, s.o. [tw_24]).

Die Entschlossenheit, mit der die USA ohne jeden Anlaß den Krieg beginnen wollen, stellt selbst frühere Aggressionen in den Schatten. So gab es sowohl 1991 als auch 1999 und 2001 konkrete Ereignisse, die dem militärischen Eingreifen wenigstens auf den ersten Blick eine Legitimation gaben: 1990 hatte Saddam Hussein Kuwait annektiert; dem Bombenkrieg gegen Jugoslawien gingen mehrmonatige bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen im Kosovo voraus; der Angriff auf Afghanistan konnte sich als Reaktion auf den 11. September ausgeben. Sicherlich hielten die Kriegsbegründungen auch in diesen Fällen einer genaueren Prüfung nicht stand. Doch es hatten immerhin tatsächlich mörderische Scheußlichkeiten stattgefunden, die sich - mit ein wenig geheimdienstlicher Nachhilfe - zu Kriegsgründen modeln ließen.

Unbestritten: Saddam Hussein ist ein blutiger Despot, kein Vergleich mit dem Sozialdemokraten Milosevic. Doch von solchen Herrschern gibt es drei Dutzend auf der Welt, allein die arabische Halbinsel ist voll davon. Sollen jetzt alle durch Krieg beseitigt werden? Vor allem: Saddam hat einen Gutteil seiner Schandtaten im Auftrag der NATO-Führungsmächte oder zumindest nach Absprache mit ihnen vollbracht. So war sein Feldzug gegen den Iran zu Beginn der achtziger Jahre den USA ganz recht, denn damals galt das Khomeini-Regime als die größte Bedrohung. Die USA unterstützten sogar den Einsatz von C-Waffen gegen die Teheraner Revolutionsgarden, wie die »New York Times« am 18.8.2002 berichtete: »A covert American program during the Reagan administration provided Iraq with critical battle planning assistance at a time when American intelligence agencies knew that Iraqi commanders would employ chemical weapons.«

Das Gift zur Vergasung von Kurden in Halabja und anderswo lieferten bekanntlich deutsche Firmen, die Regierung Kohl stellte Exportgenehmigungen aus. Auch den Einmarsch in Kuwait hatte Saddam mit den USA abgesprochen. Über ein Gespräch, das er wenige Tage zuvor mit US-Botschafterin Glaspie hatte, schreibt die »Washington Post«: »It is quite clear from the typescript of that meeting that Saddam asked permission from the United States to invade Kuweit, and it is equally clear that Glaspie, relaying the then-Secretary of State James Baker's words, gave him that permission.«

Gegner eines erneuten Krieges gegen den Irak werden in Deutschland und anderswo mit dem Vorwurf des Antiamerikanismus belegt. Würde das zutreffen, wären auch Bush senior und seine Berater Antiamerikaner: Sie, die 1991 für »Desert Storm« verantwortlich waren, sind allesamt auf Distanz zum schießwütigen Junior gegangen (»Bush and father at odds over Iraq strike« - www.timesonline.co.uk, 26.8.2002).

Richtig ist vielmehr: Wer angesichts des Amoklaufs des US-Präsidenten nicht ein paar antiamerikanische Reflexe verspürt, ist hirntot, seine Körperfunktionen werden nur noch durch Infusionen der imperialistischen Propagandamaschine in Gang gehalten. Selbstverständlich sind solche Reflexe, wenn sie sich zu Ideologie und Rassismus verfestigen, gefährlich. Doch es gibt etwas, das hierzulande noch gefährlicher ist: wenn Menschen den Drang verspüren, ohne jede stichhaltige Begründung Krieg zu führen - heute gegen den Irak, morgen gegen den Iran oder Saudi-Arabien, übermorgen gegen Israel und die USA.

(Quelle: konkret 10/2002)
MfG
tw_24
 
20. October 2002, 15:30   #5
DEMON
 
Beiträge: n/a
Ja, mit dem Bewusstsein, das man den regierenden Skull & Bones Bush (sowohl Vater, wie auch Sohn) nicht trauen kann, und dass sie beide Kriegstreiber sind zu Trotz, zumindest eine Bemerkung, die wieder einmal ganz deutlich zeigt, warum einseitige Berichterstattung nicht die Geltung haben darf, die sie phasenweise bekommt:

Zitat:
Unbestritten: Saddam Hussein ist ein blutiger Despot, kein Vergleich mit dem Sozialdemokraten Milosevic.
Dem was??? Sozialdemokraten??? Nicht Völkermörder, Kriegstreiber, Monster, Massenmörder? Sondern Sozialdemokrat, das kann doch nur aus einer Feder stammen, die man nicht ernstnehmen darf!
Sorry, schöner und informativer Beitrag, der das unterstützt, was so wieso allgemein angenommen wird; wie Papa Bush den Irak aufgerüstet hat um ihn, als er unbequem war zu entsorgen, hat Sohn Bush Osama Ben Laden und seine El Quaida aufgerüstet, um sie dann, als sie unbequem wurde, zu vernichten, und den Irak noch nebenbei, denn dass hat Papa ja nun nicht zu Ende geführt, aber das gibt niemanden das Recht, solide Sozialdemokraten weltweit mit Milosevic zu vergleichen und damit in höchster Form zu beleidigen!
 
21. October 2002, 06:56   #6
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von DEMON
Dem was??? Sozialdemokraten??? Nicht Völkermörder, Kriegstreiber, Monster, Massenmörder? Sondern Sozialdemokrat, das kann doch nur aus einer Feder stammen, die man nicht ernstnehmen darf!
Hat Slobodan Milosevic als jugoslawischer Präsident nicht die Aufgabe gehabt, den Fortbestand der SFRJ (Sozialistische Förderative Republik Jugoslawien) zu sichern? Warum also Kriegstreiber? Völkermord konnte ihm bisher auch noch nicht nachgewiesen werden, daß er ein Monster sein könnte, will ich nicht bezweifeln, aber ein Massenmörder ist er nicht.

Er ist ein nationalistischer Sozialdemokrat gewesen, da hat der Jürgen Elsässer schon Recht, auch wenn ich ihm sonst mit Vorliebe widerspreche ...

MfG
tw_24
 
21. October 2002, 09:09   #7
DEMON
 
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Zitat:
Zitat von tw_24
Er ist ein nationalistischer Sozialdemokrat gewesen
Das solltest Du noch einmal überdenken

War er nicht ein nationalsozialistischer Demokrat, oder ein nationaldemokratischer Sozialist oder...oder...oder? Auf alle Fälle Kriegstreiber und als direkter Befehlshaber der Armee für tausende Tote verantwortlich....und nur, weil er sich weigert auszusagen sicherlich nicht unschuldig...

DemoN
 
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rosinenbomber, usa, irak, massenvernichtungswaffen




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