16. November 2007, 09:55 | #1 | |
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Stefan Aust geht - eine schöne Nachricht
Zitat:
Das war nicht immer so. Es gab durchaus Zeiten in denen ich den Spiegel nicht für angepasst, oberflächlich und polemisch gehalten habe. Jedenfalls wünsche ich dem Spiegel einen guten Neuanfang und das wünscht sich wohl die Mehrheit der Spiegelmitarbeiter ebenfalls. tschao jupp11 |
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16. November 2007, 10:57 | #2 | |
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... die Nachricht kommt wirklich überraschend. Klar, daß nun viele hämische Kommentare zu lesen sein werden - wie zum Beispiel hier im "tazblog":
Zitat:
Das Ende des Stefan Aust beim "Spiegel" Der Spiegel: Neuer Chefredakteur ab 2009 Gruß Ben [edit] Mir tut vor allem der zuständige Redakteur bei "Spiegel Online" leid, der die undankbare Aufgabe hat, die Meldung auch auf Deutschlands größtem Nachrichten-Portal zu formulieren. Bis jetzt (Stand 11.30 Uhr) ist dort jedoch noch keine Silbe darüber zu lesen. |
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16. November 2007, 19:06 | #3 |
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... es ist leider auch bei "Spiegel Online" so, wie wir es auch schon bei uns in der Board-Szene kennen: Gibt es mal unangenehme Personalien zu vermelden, wird man sie meist erst nach Tagen, Wochen oder gar nicht auf dem Brett lesen können, dessen Member davon betroffen sind, während andere Boards genüßlich in großer Aufmachung darüber berichten.
Auch bis zum heutigen Abend hatte bei "SpOn" offenbar niemand die Eier, endlich auch über das Scheitern von Stefan Aust im Machtkampf mit der Belegschaft zu berichten, was möglicherweise sogar den großen TV-Nachrichtensendungen eine Meldung wert sein wird. Gruß Ben |
17. November 2007, 13:15 | #4 |
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... mittlerweile gibt es eine Flut von Berichten und Kommentaren zum Rauswurf des "Spiegel"-Chefs, und es scheint so, daß es kein Blatt in Deutschland gibt, das das Thema nicht aufgreift - bis auf "Spiegel Online", wodurch sich die Redaktion oder zumindest derjenige (Aust?), der das Schweigen angeordnet hat, vollends lächerlich macht.
Der mit Abstand gelungenste Artikel ist von Oliver Gehrs, der bereits vor zwei Jahren ein kritisches Buch über Stefan Aust ("Der Spiegel-Komplex") geschrieben hatte und heute auf taz.de engültig mit ihm abrechnet. Quoten will ich ausnahmsweise nicht daraus, weil quasi jeder Satz ein Volltreffer ist: Es war nicht alles schlecht: Rauswurf von "Spiegel"-Chef Aust Gruß Ben [edit] Ich sehe gerade, daß man bei "SpOn" inzwischen doch das heiße Thema erwähnt - wenn auch nur indirekt und versteckt in der Rubrik "Heute in den Feuilletons": Heute in den Feuilletons |
18. November 2007, 22:33 | #5 |
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... ich liebe solche Themen, die dann irgendwann zu einem meiner "Privat-Threads" werden, weil mich bei den Betrachtungen die anderen Member offenbar nicht stören wollen ;-)
Es geht ja auch "nur" um die Neubesetzung der wichtigsten Chefredakteur-Position im deutschen Verlagswesen. Denn den Job hätten alle Schreiberlinge gern. Und wenn der, der so lange vom Thron des "Leitmedium"-Imperiums nicht nur seinen eigenen "Spiegel"-Staat, sondern indirekt auch andere Ländereien in der deutschen Presselandschaft "regieren" konnte, nun wie ein räudiger Hund von seinen eigenen Knechten vom Hof gejagt wird, dann sollten man sich schon darüber Gedanken machen. Besonders in in der heutigen Zeit, in der reaktionäre Politiker mit großem Erfolg die Pressefreiheit immer mehr einschränken und die Generalbundesanwältin Monika Harms jetzt auch Journalisten bespitzeln und abhören läßt, was dazu führen wird, daß sich bald kein Informant mehr traut, Kontakt mit der Presse auszunehmen. Insofern ist es eben auch wichtig, was derzeit an der Spitze des "Spiegel" vor sich geht, der zumindest in früheren Zeiten für die Aufdeckung zahlreicher Polit-Skandale verantwortlich war. Daß Stefan Aust, der vor seinem Amtsantritt ein hervorragender Journalist war, den "Spiegel" in schwierigen Zeiten wirtschaftlich erfolgreich über die Runden gebracht hat, steht außer Frage. Und doch hat er es am Ende vergeigt. Warum und wieso erklärt Oliver Gehrs in einem Interview mit "n-tv": Wie der "Spiegel" wurstig wurde Gruß Ben |
19. November 2007, 08:17 | #6 | |||
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Naja Ben, ich quote daraus, weil ich 3 Beispiele besonders treffend und teilweise auch zum schmunzeln fand
Alle Zitate aus dem Link von Ben. Zitat:
Zitat:
Zitat:
tschao jupp11 |
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24. November 2007, 12:36 | #7 |
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Hier gibt es ein interessantes Interview mit Jakob Augstein
Interessant deshalb, weil es derart nichtssagend ist, dass ich mich frage, was einen Journalisten oder eine Zeitung wie die FAZ reitet, so einen zu interviewen. Mehrfach betont er seine eigene Machtlosigkeit und dass er nur die Macher beraten könne (ob die das wohl wollen???) und wie toll doch der große Stefan Aust gewesen sei. Lesen -> sich denken: Watt'n Quatschkopp -> zur nächsten Schlagzeile wechseln. tschao jupp11 |
24. November 2007, 12:46 | #8 |
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... das verwundert doch nicht, wenn man weiß, daß FAZ-Herausgeber Schirrmacher und Aust schon seit langem Busenfreunde sind.
Gruß Ben |
3. December 2007, 10:30 | #9 | ||
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... oha, nun hat es auch noch den eitlen Matthias Matussek erwischt, der vor 2 Jahren von Stefan Aust zum Kultur-Chef des Magazins befördert wurde:
Zitat:
Zitat:
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3. December 2007, 23:04 | #10 | |||
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... und nun ist die Absetzung des "Spiegel"-Kultur-Chefs auch amtlich, wie der "Tagesspiegel" meldet:
Zitat:
[edit 4.12.07] Hübsch zu lesen ist auch die Matussek-Abrechnung der "Hannoverschen Allgemeinen": Zitat:
Und auf "Welt Online" ist zu lesen: Zitat:
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4. December 2007, 21:51 | #11 |
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... hehe, Kollegen können ja so fies sein *g*. Während sich der geschaßte, bei den Mitarbeitern überaus unbeliebte frühere Kulturchef panisch in den Urlaub abgesetzt hat, kam man auf die Idee, Matusseks Video-Blog heute mit einer besonders dämlichen Folge fortzusetzen, die man offenbar früher nicht veröffentlichen wollte, zumal sich in dem Machwerk auch noch Hellmuth Karasek wieder mal zum Kasper macht. Der war als "Spiegel"-Kulturchef einer der Vorgänger von Matussek - allerdings sehr viel länger im Amt und eben auch im Gegensatz zu ihm erfolgreich.
Rein theoretisch könnte es natürlich auch sein, daß dieses Filmchen sogar aktuell ist und von dem eitlen Blog-Betreiber für die Zeit seiner Urlaubs-Abwesenheit vorproduziert wurde. Na egal, der Titel paßt jedenfalls wie die Faust aufs Auge: "Matussek kocht!" ;-) Kulturtipp: Matussek kocht! Gruß Ben |
7. December 2007, 16:40 | #12 | |
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Zitat:
Ich bin mal gespannt, wie diese Entscheidung in der nächsten Zeit kommentiert wird. tschao jupp11 |
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7. December 2007, 18:32 | #13 |
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... da bin ich doch sehr skeptisch, ob er der Richtige für diese Position ist. Ich kenne Leute in meinem privaten Umfeld, die mit ihm während seiner Zeit bei der ARD zusammengearbeitet haben und die ihn als sehr kollegial und sympathisch bezeichnen. Vielleicht ist er aber gerade zu "nett" für den wichtigsten Job im deutschen Print-Journalismus. Außerdem fiel er als USA-Korrespondent nicht gerade durch eine mutige Berichterstattung über ein Land auf, das auch schon damals das Königreich der Welt spielen wollte.
Ob der "Spiegel" mit ihm wieder zum kritischen, investigativen Journalismus zurückfinden würde, ist daher fraglich. Nach wie vor besser geeignet wäre meiner Meinung nach ein erfahrener Zeitungsmann, der auch mal hart durchgreifen kann, wenn wieder mal eine Diva aus dem schrillen Team der Selbstdarsteller meint, die Primaballerina geben zu müssen. Die Zeit der eitlen Broders, Mohrs, Mahlzahns und Steingarts sollte endlich vorbei sein. Dafür will ich wieder mehr von Ausnahme-Reportern, die sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen wie Cordt Schnibben oder Bruno Schrep lesen - auch wenn sie nicht mehr zu den jungen Leuten gehören. Na und? Berühmte "Stern"-Autoren wie Sebastian Haffner oder Kai Hermann wurden damals auch als alte Säcke von den jugendlichen Lesern akzeptiert. Und das Argument, daß auch Stefan Aust "vom Fernsehen" kam, hinkt ein wenig, weil er als "Spiegel-TV"-Chef natürlich schon vor seiner Ernennung durch Augstein längere Zeit engen Kontakt zu der Redaktion des gedruckten Magazins unterhielt. Außerdem wäre es schade, wenn Claus Kleber, der übrigens als promovierter Jurist zunächst als Anwalt gearbeitet hatte, den Mainzer Sender verlassen würde. Denn ich sehe schon seit Jahren "heute" und "heute journal" sehr viel lieber als "tagesschau" und "tagesthemen". Für Kleber ist die Rolle des "Anchorman" auf den Leib geschneidert, und er sollte auch dabei bleiben. Gruß Ben |
9. December 2007, 00:37 | #14 | |||
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... entsprechend verhalten fallen viele Kommentare zu dem möglicherweise neuen "Spiegel"-Chef aus:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
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12. December 2007, 18:40 | #15 | |
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Claus Kleber wird nicht den Stefan Aust-Nachfolger geben:
Zitat:
tw_24 |
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12. December 2007, 22:49 | #16 |
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... dann sollten wir in 10 Minuten um 23.00 Uhr "Zapp" auf N3 gucken, wo man bestimmt darauf eingehen wird. Auf jeden Fall werden die "Chaos-Tage" beim "Spiegel" weitergehen ;-)
Gruß Ben |
5. February 2008, 17:20 | #17 | ||
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... es ist vollbracht. Aber es muß wohl hinter den Kulissen ganz schön geknallt haben:
Zitat:
Gruß Ben [edit] Die derzeit aktuellste und wohl auch beste Geschichte dazu kommt von "sueddeutsche.de": Zitat:
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5. February 2008, 23:13 | #18 | |
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Da ich die beiden nicht kenne, ist es schwer, sich jetzt schon ein Urteil zu erlauben.
Allerdings, der Satz aus deinem Zitat Zitat:
Es ist ja nun nicht so, dass ein Aust alles allein entschieden und entwickelt hat. Die Beiden haben mit ihm gearbeitet und ihre Ideen eingebracht. Ob dabei nun ein Richtungs- oder wenigstens ein Nuancenwechsel rauskommt? Ich würds mir wünschen. tschao jupp11 |
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6. February 2008, 09:12 | #19 | |
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... ob Müller von Blumencron, der "SpOn" leider auch mit dämlichen "Bild"-Themen erfolgreich gemacht hat, eine gute Wahl ist, muß man abwarten. Es wäre schlimm, wenn durch ihn dieser Trend jetzt auch im gedruckten "Spiegel" fortgesetzt werden würde. Vielleicht hat man ihm auch Georg Mascolo an die Seite gestellt, um genau das zu verhindern. Hoffen wir also, daß Mascolo wieder die Themen aufgreifen wird, die das Nachrichtenmagazin jahrzehntelang unverwechselbar gemacht haben.
Zitat:
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6. February 2008, 12:35 | #20 | |
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... allerdings muß man auch mal sagen, daß die Art und Weise unter aller Sau ist, wie man mit Stefan Aust umgeht. Man muß ihn nicht lieben, aber es ist nun mal unstrittig, daß er der bisher wirtschaftlich erfolgreichste "Spiegel"-Chef war. Ihn ohne triftige Gründe von einem auf den anderen Tag rauszuschmeißen, nachdem man monatelang amateurhaft nach einem Nachfolger gesucht hat, ist völlig daneben und schadet natürlich auch dem Ansehen des Magazins.
Vor allem wissen jetzt auch die neuen Chefs, was ihnen blüht, wenn das Blatt demnächst auf unter eine Million Auflage abrutschen könnte, was ohne Aust, dessen letzte Titel allesamt Renner waren, durchaus denkbar ist. Man fragt sich langsam, ob die Idee von Rudolf Augstein, die Redakteure nicht nur am Verlag zu beteiligen, sondern die Belegschaft gewissermaßen auch zum Boß des Chefredakteurs zu machen, wirklich so gut war. Zitat:
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7. February 2008, 22:36 | #21 |
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Wird Zeit das sie den rausgeschmissen haben. Das Niveau ist ganz schön gesunken in den letzten Jahren. Der Tiefpunkt waren wohl die 3 Artikel die aus der Feder der Atomlobby stammen könnten.
Vielleicht ist er ja bald wieder im Fernsehen zu sehen mit "Bild"-TV. Da passt er hin... |
26. February 2008, 21:13 | #22 |
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... 1968 - da konnte man dem "Spiegel" noch vertrauen, was den kritischen Umgang mit der Springer-Presse betraf. Teils amüsiert, teils wehmütig erinnert Stefan Niggemeier in einem lesenswerten Beitrag an die leider längst vergangenen Zeiten, lobt allerdings auch den freien Zugang zum gesamten "Spiegel"-Archiv, der meines Erachtens die Online-Recherche, was historische Themen betrifft, in Zukunft revolutionieren wird. Denn nie war es leichter, kostenlos auf Original-Artikel und somit auf wichtige Daten und Fakten der letzten Jahrzehnte zuzugreifen:
Springer 1968, im „Spiegel” der Zeit SPIEGEL Wissen :: Suche Gruß Ben |
15. April 2008, 16:41 | #23 |
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... Gregor Gysi war früher mal "Vorturner der PDS". Und Oskar Lafontaine ist als "Vereinfacher" nicht nur der "gnadenlose Populist von der Saar", sondern auch noch ein "Freund Irans". Und der "Blick vieler Linker auf den Staat Israel" ist "äußerst simpel", weil nämlich: "geprägt von einseitigen Bekenntnissen zum 'Befreiungskampf des palästinensischen Volkes'". Ansonsten tummeln sich in der Linkspartei vor allem "Fundis und reaktionäre SED-Kader".
Wer behauptet das? Ein "Spiegel-Online"-Redakteur. Ach so, in einem Kommentar, in einer Glosse? Nein in einem ganz normalen Kurzbericht über die gestrige Rede von Gregor Gysi auf einer Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung, in der er zwar den Umgang Israels mit den Palästinensern kritisierte, gleichzeitig aber auch zu Recht vor Antizionismus warnte. Und nun frage ich mich, ob die Unterscheidung zwischen sachlichen Berichten und persönlichen Kommentaren, die auf jeder Journalisten-Schule gelehrt wird, inzwischen auch noch für "SpOn"-Redakteure gilt: Brisante Rede: Gysi geißelt linken Antizionismus Gruß Ben |
17. April 2008, 10:28 | #24 |
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Die Linke hat, da liegt der SPIEGEL online-Autor durchaus richtig, zumindest ein paar Prominente in ihren Reihen, die ein etwas seltsames Verhältnis zu Israel pflegen, und wenn Gregor Gysi anmerkt, die Beziehungen zwischen der DDR und Israel seien nicht die besten gewesen, nämlich gar keine, liegt er auch nicht falsch, schließlich anerkannte die DDR Israel erst nach der "Wende"; und daß die DDR die Arisierungen der Nazis nicht rückgängig machte, gehört zu deren Geschichte ebenso.
Ob allerdings antizionistische Ansichten die DDR nur in der Linkspartei überlebten, bliebe sicher zu diskutieren, aber Gregor Gysi befaßte sich nun mal mit der Linken und nicht etwa der CDU. Und zu nennen wären da sehr wohl Oskar Lafontaine, dem die FAZ mal die schöne Überschrift "Lafontaine nimmt Iran in Schutz" widmete, und Norman Paech, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion, der - wie bemerkenswert viele andere Deutsche - kürzlich vor Ort war, um "sich ein Bild" zu machen. Wo Oskar Lafontaine "Schnittmengen zwischen linker Politik und islamischer Religion" entdeckte, plädiert der andere offen für Gespräche mit den Islamisten der Hamas und läßt, geht es um Israels Politik, ein Ressentiment nach dem anderen heraus. Von "israelischen Trupps" berichtet er dann, welche nachts die armen "Palästinenser" in einem "offenen Gefängnis", einem "überbevölkerten Landstrich", in "Kollektivhaft" nehmen, ein Terror offenbar, der "kriminelle Formen" annehme. Nicht kriminell dagegen sind ihm Kassams und Überfälle der Hamas auch noch ausgerechnet auf die einzigen Versorgungsleitungen, durch die Gaza mit Treibstoff versorgt wird. Da muß man sich hinterher freilich nicht wundern, wenn Israel aus Sicherheitsgründen mal den Gashahn zudreht, aber natürlich kommt dann wieder jemand wie Norman Paech und krawallt "Kollektivstrafe" oder "Blockade" und erinnert - Israel, nicht die Hamas - an "Völkerrecht". Daß die Hamas in Gaza die Bevölkerung in Geiselhaft nimmt, kommt ihm nicht in den Sinn. Es fällt jedenfalls auf, daß der außenpolitische Sprecher der Linksfraktion gegenüber der Hamas oder anderen islamistischen Terroristen große Milde zeigt, gegenüber Israel aber durch eine Wortwahl auffällt, die am Ende an Frechheit nur noch dadurch übertroffen wird, daß Norman Paech sich ausdrücklich auf einen Ilan Pappe bezieht, der der National-Zeitung ein Interview gab, aber, wie sollte es anders sein, nicht wissen wollte, mit wem er sich da einließ. Nur harmoniert er ja mit seinen Ansichten, die vor ein paar Jahrzehnten indes schon Joan Peters in ihrer Studie From Time Immemorial zu widerlegen wußte, dennoch sichtlich gut mit den Nazis - und eben Norman Paech. Kommt da jemand ob dieser inhaltlichen Übereinstimmungen auf die Idee, die Linke müsse ihr Verhältnis zu Israel überdenken, ist das also in der Tat wohl so nötig wie - angesichts des Personals - verwunderlich, freilich aber kaum mehr als ein Strohfeuer aus gegebenem Anlaß. Um die Initiative Hamas raus aus den Köpfen ist es schließlich mittlerweile auch wieder recht still geworden. MfG tw_24 |
17. April 2008, 12:55 | #25 |
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... es ging mir diesmal ausnahmsweise weniger um die inhaltlichen Aussagen, sondern um die Art und Weise, wie man neuerdings beim "Spiegel" nicht mehr zwischen Bericht und Kommentar unterscheidet, wenn es um die ungeliebten Spitzenpolitiker der Linkspartei geht. Auch wollte ich dafür nicht extra einen neuen Thread aufmachen.
Oder könntest Du Dir einen Bericht über eine aktuelle Rede bei anderen Politikern vorstellen, der mit Floskeln bestückt ist wie: "Der Staatsspitzel und notorische Grundrechteverletzer Wolfgang Schäuble betonte in seiner Rede, daß ...", oder: "CDU-Vorturnerin Angela Merkel, die erst jüngst auf äußerst peinliche Art ihre prallen Brüste zur Schau stellte, sagte zur drohenden Klimakatastrophe ...". Solche flapsigen Sprüche würde sich ein Autor höchstens in einem bewußt polemisch gehaltenen persönlichen Kommentar trauen. Aber wenn es um Berichte über Gysi und Lafontaine geht, meinen manche Schreiberlinge, Narrenfreiheit zu besitzen. Gruß Ben |
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