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9. June 2006, 12:37   #1
Ogino
 
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Keiner freut sich ?

Da vernichten die Amis mit zwei 250 kg Präzisions-Laserbomben einen der brutalsten Terroristen, ein paar seiner Gefolgsleute sowie ein paar Unbeteiligte und keiner schlägt hier die Hände vor Freude zusammen :blöd:

Interessant fand ich einen Kommentar von Michel Friedmann in der heutigen B.Z.

Zitat:
Der Mörder Sarkawi ist tot. Welche Gefühle weckt dies in uns? Dürfen wir uns darüber freuen? Ich meine, nein. Sonst geraten wir in Gefahr, ebenfalls menschliche Grundsätze hintanzustellen. Rache und Vergeltung sind schlechte Ratgeber. Wir haben sie zu Recht aus unserem Strafsystem gebannt.

Aber erleichtert dürfen wir sein. Daß es einen Mörder weniger auf dieser Welt gibt. Daß ein vermeintlicher Freiheitskämpfer sein Unwesen nicht mehr treiben kann.

Daß ein Terrorist ausgeschaltet ist. Und schließlich dürfen wir hoffen. Daß Menschen nicht auf solche Typen wie Sarkawi hereinfallen. Und selber entdecken, wie er sie mißbraucht hat und wie sie mißbraucht werden. In Wirklichkeit sind diese Terroristen kranke Egomanen und Despoten, die die Welt nicht besser machen wollen, sondern in Blut ertränken.

Die Sarkawis dieser Welt müssen geächtet, isoliert und vor internationale Strafgerichte gestellt werden. Das ist unsere Art als Demokraten, auf die Menschenhasser zu antworten.
Nette Nebeneffekte:
Der Ölpreis ist sogleich gefallen und die Sympathiewerte für den Retter der Welt 'G.W. Bush' sind nun nicht mehr total ganz unten, sondern nur noch unten.
 
9. June 2006, 15:13   #2
Sacki
Dummschwätzer
 
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Hast Du auch eine eigene Meinung zu diesem Thema ?
Wenn ja, kannst Du auch Antworten erwarten - wenn nein: besser garnichts schreiben.

Ich habe aber ein kleines Geschenk für Dich:
Die richtige Fahne von Holland:
Angehängte Grafiken
Dateityp: jpg 20_niederlande_fa.jpg (5,4 KB, 0x aufgerufen)
 
9. June 2006, 16:31   #3
Silentvoice
 
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Meiner Meinung handelt es sich um die Flagge der Niederlande, die holländische hab ich auf die Schnelle nicht finden können. Unklar ist auch, ob Nord- oder Südholland gemeint ist...
 
9. June 2006, 17:20   #4
Maggi
 
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Die Datei heißt "nord-holland.gif" ...

Zitat:
Zitat von Michel Friedman
Die Sarkawis dieser Welt müssen geächtet, isoliert und vor internationale Strafgerichte gestellt werden. Das ist unsere Art als Demokraten, auf die Menschenhasser zu antworten.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Friedman das auch mit einbezog, aber das sollte doch auch für die amerikanischen Sarkawis gelten, oder? Jene amerikanischen Sarkawis nämlich, die ihre Funktion als Besatzungsmacht und ihr Ziel der - wie heißt es so schön: - Friedenssicherung nicht wirklich ernst nehmen und sich lieber irakische Gefangene halten, Sexsklaven gleich; die ihre perversen Triebe an wehrlosen, vielleicht sogar unschuldigen Menschen befriedigen und sich dann auch noch mit einem stolzen Grinsen auf dem Gesicht ablichten lassen. Das sollte für alle Arten von Menschenrechtsverletzungen, aus jeder, aber auch amerikanischer Hand gelten. Ein Schritt in diese Richtung wäre beispielsweise die Anerkennungen des internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, aber eine Unterstützung durch die USA lässt wohl noch länger auf sich warten.

Der Tod Sarkawis ist, wie der ganze Themenbereich des Nahen Ostens, ein sehr komplizierter Punkt. Dass der Terror im Gesamten durch den Tod Sarkawis abebbt, kann ich nicht glauben. Höchstens brauchen gewisse Leute eine kleine Orientierungspause, danach wird es weitergehen als wäre nichts gewesen. Das ganze ist zu komplex, als dass man das Problem Irak mit dem Tod eines einflussreichen Terroristen von der Tagesordnung schieben kann.

Ciao,
Maggi
 
9. June 2006, 19:41   #5
Ben-99
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... die Namen "Sarkawi" und "George W. Bush" stehen für zwei Massenmörder. Nur daß der zuletzt Genannte noch lebt und mindestens tausendmal so viele unschuldige Zivilisten umgebracht hat. Und vor allem mußte er sich auch nicht persönlich dabei die Hände schmutzig machen, da man als amerikanischer Präsident bequem vom Sofa im Weißen Haus aus einen Massenmord befehlen kann.

Gruß Ben
 
10. June 2006, 01:29   #6
Akareyon
 
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Da wir wie gesagt heute zusammen Fußball-WM geguckt haben, fiel mir bei den Nachrichtensendern CNN und BBC auf: hey, die zeigen die Leiche des getöteten Feindes. Mir war doch sowas, das wäre nicht in Ordnung. Was sagen die Genfer Konventionen dazu? Nichts spezielles anscheinend:

Auch nach dem Tod eines gegnerischen Soldaten ist sein Leichnam mit der gebotenen Ehrerbietung zu behandeln. (Quelle: DRK)

Na klasse: so kommt er wenigstens nochmal ins Fernsehen! Das nennen wir Ehrerbietung!
 
10. June 2006, 02:21   #7
Ben-99
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... nachdem George Bush bereits die Fotos der beiden abgeschlachteten Saddam-Söhne in Großaufnahme an die internationalen Agenturen verbreiten ließ, sollte uns das jetzt nicht mehr allzusehr verwundern.

Die Genfer Konventionen, aber auch Verträge über atomare Abrüstung, Ergebnisse von Klima-Konferenzen oder eine Art "Weltgerichtshof" in Den Haag könnten für die Welt eine prima Sache sein. Aber solange sich nicht auch der Präsident der USA daran beteiligt, sind die ganzen Unterschriften nicht mal das Papier wert.

Na ja, und mal ganz ehrlich: So einen "Scheiß" hätte unser Adolf doch auch nicht unterschrieben ;-)

Gruß Ben
 
10. June 2006, 06:25   #8
Sacki
Dummschwätzer
 
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Registriert seit: February 2005
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Zitat:
Zitat von Akareyon
Auch nach dem Tod eines gegnerischen Soldaten ist sein Leichnam mit der gebotenen Ehrerbietung zu behandeln. ( Quelle: DRK)
Bin ich da falsch informiert ?
Dieser Sarkawi war also Soldat einer regulär kämpfenden Armee ?
Also, bei aller berechtigten Anti-US Einstellung: irgendwie sollte man die Kirche im Dorf lassen.
Dieser Terrorist war ebensowenig ein Soldat, wie Bush ein Friedensengel ist.

Selbst wenn man einige seiner Gräultaten als ihm untergeschoben bewerten kann ist es doch Fakt, daß dieser Mann unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat.
Nun kann man darüber streiten, ob die Amis es nötig habe, Leichenfotos zu veröffentlichen. In arabischen Staaten erzielt man dadurch unverständlicherweise jedoch Wirkung.
 
10. June 2006, 11:27   #9
Akareyon
 
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Nein, Sacki. Sarkawi war kein Soldat, nur ein bis an die Zähne bewaffneter Zivilist, und mit Zivilisten darf man Dinge tun, die man mit Soldaten nicht tun darf. Sie postmortem öffentlicher Schande zuführen beispielsweise. Steht so in den Genfer Konventionen.

1402 haben sie Störtebeckers Schädel am Hamburger Hafeneingang an einen Stamm genagelt, eine Warnung allen anderen Piraten: es war halt so üblich, den besiegten Gegner zur Schau zu stellen (übrigens war Störtebecker kein Soldat, eher so eine Art... naja, Terrorist halt).

Irgendein Kulturexperte muß doch dafür zuständig sein, den Leuten zu sagen: hört mal zu, Jungs, wenn Ihr einen kompletten Kulturkreis durch Ignoranz gegen Euch aufbringen wollt, ist genau DAS die Methode. Die saugen den Stolz mit der Muttermilch auf und haben es demzufolge gar nicht gern, in irgendeiner Form gedemütigt zu werden. Stellt bei der Pressekonferenz/Siegesfeier also besser kein großformatiges Poster von der Leiche auf.

Oder müssen wir uns daran gewöhnen?
 
10. June 2006, 14:07   #10
Ben-99
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... genau genommen war Sarkawi nach dem Angriff auf das Haus, bei dem übrigens auch Kinder getötet worden sind, ein Kriegsgefangener, und man hätte den Schwerverletzten, der für mutmaßlich 25 Millionen Dollar verraten wurde, in ein Gefängnishospital bringen und vor Gericht stellen müssen.

Was genau geschah, ist bisher nicht bekannt, aber zumindest das:

Zitat:
Demnach waren irakische Soldaten als erste an dem zertrümmerten Gebäude in der Nähe von Bakuba nördlich von Bagdad und legten den noch lebenden Sarkawi auf eine Trage. Erst danach seien die US-Truppen eingetroffen.

"Er war nach den Angaben unserer Soldaten, die ihn persönlich sahen, zunächst bei Bewußtsein", sagte Caldwell. "Offenbar nahm er auch noch wahr, wer sie waren. Er versuchte, sich von der Trage herunterzurollen und zu flüchten, als er begriff, daß es US-Soldaten waren."

"Er lebte noch und wollte von der Trage flüchten"
Gruß Ben
 
11. June 2006, 02:07   #11
Ben-99
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... und bleiben wir doch ruhig einmal bei der Frage, wer eigentlich bisher menschlich "grausamer" war – Bush oder Sarkawi?

Denn wieder einmal ist das amerikanische KZ auf Kuba in die Schlagzeilen geraten, weil sich dort gestern gleich 3 Häftlinge das Leben genommen haben. Wollt Ihr den dümmlich-zynischen Kommentar von George Bush dazu lesen?

Zitat:
"Sie haben keine Achtung vor dem Leben, weder vor unserem noch vor ihrem", sagte er. "Es war kein Akt der Verzweiflung, sondern Kriegsführung gegen uns."

Gefangenenlager: Bush äußert ernsthafte Sorge über Selbstmorde in Guantanamo
Dabei haben viele der seit Jahren in Guantamo als Vogelfreie ohne Rechte und ohne Aussicht auf einen ordentlichen Prozeß Inhaftierte nach den Folterungen und Erniedrigungen nur noch einen Wunsch: endlich von den Qualen erlöst zu werden. Wer so etwas in einem Folter-Camp, in dem auch 14jährige eingesperrt sind, erlebt, sehnt sich oft schon nach kurzer Zeit nach Erlösung durch Tod von eigener Hand.

Und nun komme ich zu Sarkawi, dessen Tod ich schon mal deshalb nicht betrauern kann, weil es heißt, daß er der Vermummte gewesen sein soll, der sich dabei filmen ließ, wie er der amerikanischen Geisel Nick Berg eigenhändig mit einem Messer den Kopf abschnitt. Und das auch noch zu einem völlig idiotisch gewählten Zeitpunkt, als die Welt entsetzt auf die ersten veröffentlichten Folter-Fotos blickte, auf denen grinsende amerikanische Soldaten und Gefängniswärter mit ihren malträtierten Opfern zu sehen waren.

Da es damals das erste sogenannte "Beheading"-Video war, das man auf bestimmten Seiten in voller Länge downloaden konnte, werde ich es auch nicht so leicht vergessen. Natürlich war ich entsetzt und empfand die Exekution des unschuldigen amerikanischen Staatsbürgers ekelhaft und barbarisch. Aber man sah auch, daß der Vorgang nur wenige Sekunden dauerte. Weil ich damals wußte, daß sich zwei Tage zuvor auch die Eltern das grausame Video über die Ermordung ihres Sohns anschauen mußten, war es für mich auch eine Art Trost zu wissen, daß das Opfer wenigstens nicht lange zu leiden hatte.

Bei den Häftlingen in Guantanamo, zu denen sicherlich auch Regimegegner und Freiheitskämpfer, aber leider auch Taxi-Fahrer und andere Leute, die im Irak oder Afghanistan einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren und auf Anweisung von Rumsfeld oder Bush von Soldaten oder CIA-Agenten verschleppt und in das Konzentrationslager gebracht wurden, geht es aber nicht nur um Sekunden, sondern sie müssen die Folter-Torturen und Demütigungen oft jahrelang ertragen.

Und auch, wenn es verdammt sarkastisch klingt, behaupte ich, daß viele der in Guantanamo und anderswo von den Amerikanern Gefolterten froh wären, wenn ihr Leid auch "in ein paar Sekunden" beendet sein würde.

Das soll keine Entschuldigung für Sarkawi und andere Leute sein, die es fertigbringen, lebenden gefesselten Menschen den Kopf abzuschneiden. Natürlich denkt man dann sofort ans Mittelalter. Aber glaubt nur nicht, daß es die Opfer von George Bush besser hätten, wenn man sie nach "modernen" wissenschaftlich ausgeklügelten Methoden "High-Tech-mäßig" quälen läßt.

Vor die Wahl gestellt, würde ich mich als Opfer mit Sicherheit lieber für die kürzere und somit auch "humanere", wenn auch mittelalterliche Tötungsart entscheiden.

Gruß Ben
 
11. June 2006, 03:50   #12
Akareyon
 
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Ayayay. Laßt uns nicht die verschiedenen Übel und Gräuel gegeneinander aufwiegen oder moralisch gewichten, das geht in die Hose. Sonst steht man irgendwann vor der Wahl, wie Samy Deluxe es mal ausdrückte, "zwischen Krebs und Aids".

Mit der westlichen Welt (oder, wie Samuel P. Huntington sagen würde, der westlichen Kultur mit ihrem (Noch-)Kernstaat USA) und dem muslimischen Kulturkreis (mit dem sich bildenden Kernstaat Iran) stehen sich zwei Kontrahenten gegenüber, die sich an kollektiver Arroganz, Ignoranz, Intoleranz und Fanatismus in nichts nachstehen. Als Angehöriger des westlichen Kulturkreises, insbesondere als Angehöriger der Nation, die mit dem Genozid an 6 Millionen Juden eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen hat, sehe ich es allerdings als meine schicksalgegebene Pflicht an, Individuen des eigenen Kollektivs anzuklagen, wenn sie sich von den Werten, der Ideologie und der Moral unserer Kultur entfernen. Warum? Wir wurden beauftragt, unsere Großeltern zu ihrer Rolle im Dritten Reich zu befragen, sie zur Rede zu stellen. Vielleicht zu Recht, vielleicht nicht. Vor ungefähr einem Jahr - die "Kollektivschuld der Deutschen" wurde mal wieder Politikum und Bundespräsident Köhler erklärte, er liebe Deutschland -wurden Personen des öffentlichen Lebens gefragt, ob unsere Generation auch (erb-)"schuldig" ist. Ich glaube, Spiegel oder Friedmann sagte darauf sinngemäß: schuldig nicht, aber verantwortlich. Verantwortlich dafür, daß so etwas nicht mehr passiert. Ich hielt das für sehr vernünftig und salomonisch.

Es steht mir vielleicht nicht zu, die Verbrechen und sonstigen Eigenarten von Individuen anderer Kulturkreise zu verurteilen; obschon ich um ihre Ideologien und moralischen Instanzen weiß und argumentieren kann, daß die Tötung Wehrloser (sei es durch Terrorattentate oder Enthauptung) weder durch den Gnadenreichen Q'ran noch durch Mohammed noch durch Allah gebilligt wird.

Umsomehr sollte es eine Möglichkeit geben, scharf gegen jene vorzugehen, die unter dem Deckmantel unserer mit dem Blut und Schweiß unserer Vorväter in mühevollen Jahrhunderten erkämpften Ideale von Freiheit, Recht, Gleichheit und Demokratie (verzeiht den bebenden Pathos in meiner Stimme) Unrecht begehen und damit diese Ideale mit den Füßen treten. Warum? Weil diese Ideale identitätsstiftende Merkmale sind. Die westliche Kultur definiert sich über die Grundsätze Freiheit und Demokratie. Das ist unser kleinster gemeinsamer Nenner, gewachsen aus der religiösen und philosophischen Geschichte Europas (und in jüngster Zeit auch Nordamerikas). Diese Ideale, so glauben wir, machen uns zu zivilisierten Menschen, zu einer Zivilisation, daraus nehmen wir die Kraft, uns anderen Kollektiven moralisch überlegen zu fühlen.

Es ist nicht zivilisiert, es ist barbarisch und ein Rückschritt in die dunkelsten Jahrhunderte unserer Geschichte, die Leichname des Feindes wie Trophäen vor sich herzutragen. Die Legitimation unserer Werte wird durch uns selbst in Frage gestellt.

Und wenn eines Tages das Szepter der Weltsupermacht ein weiters Mal weitergereicht wird und China oder Indien das Erbe Ägyptens, Griechenlands, Roms, Englands und der US of A antreten, wenn SIE die Schulbücher schreiben, werden sie sagen: die mächtige westliche Welt verlor ihre Vorherrschaft durch ihre Dekadenz, ihre Selbstgerechtigkeit, ihre Arroganz und ihre Bigotterie. Ihre hehren Ideale waren zum Schluß das Papier nicht wert, auf dem sie ihre Konventionen, Bünde und Verträge unterzeichnet haben.

Wehret den Anfängen.
 
12. June 2006, 01:09   #13
Ben-99
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... Aka, auf Deinen sehr lesenswerten Beitrag werde ich später noch mal ausführlicher eingehen. Ich will heute nur kurz darauf hinweisen, was derzeit Zeugen in verschiedenen amerikanischen Zeitungen über die Tötung Sarkawis durch die ach so "heldenhaften" US-Soldaten berichten: Sie sollen den Schwerverletzten einfach totgetrampelt haben. Sogar "Bild" traut sich inzwischen, solche Meldungen zu veröffentlichen:

Zitat:
Augenzeugen behaupten unter anderem in der „Washington Post“, gesehen zu haben, wie US-Soldaten einen Sarkawi ähnlichen, bärtigen Mann getreten hätten.

Ein Zeuge: „Der Mann lag auf dem Boden, war schwer verletzt, lebte aber noch. GIs wickelten seinen Kopf in ein Gewand, trampelten auf Bauch und Brust herum, bis er tot war, Blut aus der Nase lief.“

Wahrheit oder Propaganda? Das offizielle Ergebnis der Autopsie Sarkawis soll heute veröffentlicht werden.

Wurde der Terror-Pate totgetreten?
Gruß Ben
 
12. June 2006, 11:54   #14
Ogino
 
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Zitat:
Das offizielle Ergebnis der Autopsie Sarkawis soll heute veröffentlicht werden.
Wie offiziell ?
Wahrscheinlich wird es heissen, er habe Selbstmord begangen.
Um ehrlich zu sein, ist es mir eigentlich völlig wurscht, wie dieser Mörder ums Leben kam.
 
12. June 2006, 12:00   #15
Ben-99
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... "wurscht" ist aber nicht, wie "zivilisiert" sich Soldaten eines mit uns verbündeten Staates in solchen Situationen benehmen, wenn sie als Besatzungsmacht in einem von ihnen überfallenen Land die "christlichen Werte" der westlichen Welt verteidigen.

Gruß Ben
 
12. June 2006, 17:55   #16
Bandwurm
Erde, Wind & Feuer
 
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Zitat:
Zitat von Ben-99
"christlichen Werte"
Die Anführungszeichen haben ihren Sinn, oder gehört zu diesen Werten auch die Todesstrafe?
 
12. June 2006, 18:40   #17
Loddarnewyork
 
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Die Autopsie fand heute in Bagdad statt. Spiegel Online schreibt dazu:

Zitat:
Zitate aus Spiegel-Online:
Aus einem Autopsiebericht der US-Armee geht hervor, dass der Qaida-Chef im Irak, Sarkawi, nach dem Angriff auf ihn noch fast eine Stunde gelebt hat. Todesursache sind demnach Schockwellen der Bomben, die seine Lungen zerfetzt haben.
[....]
"Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass er geschlagen wurde." Der Gerichtsmediziner habe auch keine Schussverletzungen festgestellt.
[....]
Die Autopsie ergab nach Angaben des US-Militärarztes, dass Sarkawi als Folge der Schockwellen Reiß- und Quetschwunden sowie Blutungen an der Lunge erlitten habe. Er sei aber nicht direkt an diesen Verletzungen gestorben, sondern erst, nachdem das Organ allmählich seine Funktionsfähigkeit verloren habe und den Blutkreislauf nicht mehr mit Sauerstoff habe versorgen können.
Möglich ist natürlich, daß es so ist. Allerdings verstehe ich die Amis insofern nicht: Warum lassen sie so eine Autopsie nicht von einer neutralen, integeren und damit glaubwürdigen Organisation durchführen. Denn schon zu oft hat das amerikanische Militär die Menschheit belogen.
 
12. June 2006, 19:01   #18
Ogino
 
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Zitat:
Zitat von Loddarnewyork
Warum lassen sie so eine Autopsie nicht von einer neutralen, integeren und damit glaubwürdigen Organisation durchführen.
Warum sollten sie ?
Ihre Glaubwürdigkeit würde dadurch sicher nicht grösser werden.
Im DLF habe ich vorhin einen Bericht gehört, indem die Rede davon war, dass zwei Rechtmediziner aus Italien und Kanada während der gesamten Obduktion anwesend waren.
Ändert das was ?
 
12. June 2006, 19:09   #19
Ben-99
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... ich wollte das ulkige angebliche "Autopsie-Ergebnis" auch gerade posten:

US-Autopsiebericht: Sarkawi erlag Lungenverletzung

Tja, zum Glück macht es ja keinen großen Unterschied, ob man an "Lungen-Quetschungen" durch die Schockwellen einer Bombe stirbt oder ob dir jemand auf Deiner Brust so lange herumtrampelt, bis du verreckst.

Aber natürlich waren es die Auswirkungen der Bombe. Denn: Wer würde schon an der Glaubwürdigkeit amerikanischer Behörden zweifeln? Schließlich wird dieses Land von einem ehrbaren Präsidenten regiert, der noch nie gelogen hat und es natürlich auch bei der 2. Präsidentschaftswahl völlig korrekt zugegangen ist.

Also, ich vertraue dem neuen Führer. Die 70 Prozent der Amis, die ihren Präsidenten lieber heute als morgen aus dem Amt jagen würden, spinnen doch alle. Ich kenne (Anti-) Deutsche, die alles darum geben würden, einen so rechtschaffenden Bundeskanzler an der Spitze unsers Staates zu haben ;-)

Gruß Ben

PS: Bandwurm, was die angeblichen "christlichen Werte" angeht, würde ich die Anführungszeichen am liebsten fett und in rot drucken ;-)
 
12. June 2006, 19:30   #20
Ogino
 
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Natürlich hast Du Recht, was die Glaubwürdigkeit der US Militärs betrifft. Und so sauber wie die US Militärs es beschreiben, wird es bei dieser Aktion sicher nicht zugegangen sein.

Um ehrlich zu sein, mache ich mir über die ganze Aktion recht wenig Gedanken, denn ich habe immer noch das Video vor Augen, als Sarkawi einer Geisel mit einem Messer den Kopf vom Rumpf trennte.

Ich habe das eigenartige Gefühl, dass dieser Mann so langsam den Status eines Che Guevara der radikalen Islamisten zugesprochen bekommt.
 
13. June 2006, 01:11   #21
Akareyon
 
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Zitat:
Ich habe das eigenartige Gefühl, dass dieser Mann so langsam den Status eines Che Guevara der radikalen Islamisten zugesprochen bekommt.
Und wenn schon. Der gute Ernesto ist schließlich auch nicht durch Peace-Zeichen, Friedenspfeife oder fundamental-pazifistische Grundeinstellung bekannt geworden, sondern dadurch, daß er sich irgendwann als Expeditionsarzt die Waffe eines Gefallenen geschnappt hat. Deswegen verstehe ich die ganzen Anarcho-Kiddies mit ihren ubiquitären Ché-Shirts nicht. "Mahatma" Mohandas Karamchand Gandhi und Martin Luther King sind m.E. durch ihre Lehre vom Gewaltverzicht das weitaus größere Vorbild für unsere Jugend, aber tja, da macht man nix. Jede Ära hat ihre eigenen Helden.

Eine Frage habe ich übrigens, Ogino, wo Du "Islamist" sagst und sogar steigerst zum "radikalen Islamisten": woher stammt das Wort "Islamist"? Kommt es von "Islam"? "Islam" bedeutet "Frieden"! Ist es das Wort für einen Anhänger des Islam? Nein, das ist bekanntlich ein Muslim (oder Moslem).

"-ismus" ist ein Suffix für eine Bewegung, einen Glauben oder ein Prinzip - so wie in "Feminismus". Aber Islamismus gibt es auch nicht, oder? Islam oder nicht Islam!

Ist es - rein eventuell - eine bequeme Zusammenlegung von "Islam" und "Terrorist"? Bringen wir den Islam und den Terrorismus in sprachliche Nähe zueinander? Oha!

Vielleicht interpretiere ich hier ein bisschen zuviel rein, ein Buddhist ist ja auch kein radikaler Buddha-Terrorist, aber bereits zwei befreundete Moslems (beide friedliebend, ungefährlich und gut integriert) haben mir schon unabhängig voneinander den verletzenden Charakter dieses Wortes erläutert und gaben mir Anlass, ein bisschen nachzuforschen.

"Islamismus" ist den meisten Wörterbüchern anscheinend fremd, leitet jedoch auf Wikipedia weiter zu Islamischer Fundamentalismus; ein Islamist ist also ein Anhänger des islamischen Fundamentalismus. Nun, das ist de facto ein jeder Muslim, mithin wäre ein jeder Muslim ein Islamist (und Islamisten fliegen ja bekanntlich in Hochhäuser und gehören eingesperrt):
Zitat:
Zitat von Wikipedia
Der angloamerikanische "Islamwissenschaftler" Bernard Lewis bezeichnet den Begriff des Fundamentalismus, bezogen auf den Islam, als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum angewendet wurde. Dort bezeichnet er zumeist protestantische Strömungen, die den göttlichen Ursprung und die Unfehlbarkeit der Bibel verfechten. Lewis weist darauf hin, dass es im Islam (bisher) niemanden gäbe, der am göttlichen Ursprung des Koran zweifele, und von daher jeder Muslim, also jeder Anhänger des Islam dem Wortsinne nach ein Fundamentalist sei. Der muslimische Fundamentalismus muss also nicht notwendigerweise radikal, d.h. gewaltbereit sein [...]
Laßt uns auf unsere Sprache achten, denn die Sprache bestimmt das Denken.
 
13. June 2006, 05:39   #22
Ogino
 
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Zitat:
Bringen wir den Islam und den Terrorismus in sprachliche Nähe zueinander? Oha!
Weit gefehlt.
Ben wird es sicher bezeugen, dass ich gelegentlich dazu neige, mich in meinen Beiträgen stilistisch unglücklich auszudrücken.
Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb ?), und darüber habe ich mich sehr gefreut, bekundete er mir erst kürzlich seine Wertschätzung.

Natürlich bringe ich den Islam nicht auf die gleiche Ebene wie den Terrorismus.
Im Gegenteil, ich halte den Islam sogar für die 'ehrlichere Religion' als z.B. die katholische. Und ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass durch die Christen weitaus mehr Unrecht geschehen ist, als durch den Islam.
Durch meinen Sport habe ich sehr viele Moslems kennen und schätzen gelernt, die ihre Religion sehr intensiv ausleben. Mir sind sie sehr viel lieber, ehrlicher und aufrichter, als diese Papst Anhimmler, die jede Mahlzeit mit einem Gebet beginnen und jeden Sonntag in die Kirche rennen.

Trotz allem war dieser Sarkawi ein brutaler Mörder. Dass er den Islam vorgeschoben und seine Morde mit ihm begründet hat, macht den Islam deswegen nicht zu einer verachtenswerten Religion. Ich persönlich kenne keinen Moslem, der diese Taten gutheisst.
Ich kenne aber viele Moslems, die gegen die Politik eines G.W. Bush und des US Imperialismus sind.
Aber dafür muss man, der Überzeugung bin ich, weder Christ, Moslem oder Hindu sein, sondern nur ein friedliebender Mensch.

Ich hoffe, alle Klarheiten beseitigt zu haben.
 
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