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7. July 2006, 13:43   #1
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
Ladenschluß – Einkaufen rund um die Uhr nun auch bald in Deutschland möglich.

... nachdem die Föderalismusreform jetzt auch vom Bundesrat abgesegnet wurde, wird es in Zukunft auch für die Deutschen möglich sein, bis in die späten Abendstunden einzukaufen – so wie man es in Spanien und anderen europäischen Ländern schon seit langem gewohnt ist.

Was uns als Konsumenten freut, wird aber die ohnehin nicht gerade üppig entlohnten Verkäufer(innen) wenig begeistern, was auch für andere Berufsgruppen gilt.

Und dennoch finde ich die Entscheidung richtig. Vor allem auch mit Blick auf ein vereintes, oder zumindest einheitliches Europa. Und ich denke mal, daß sich nach einer schwierigen Anlaufphase schon bald alles von allein "regeln" wird.

Letzte Hürde überwunden

Überfälliger Befreiungsschlag

Ladenschluss am Ende

Gruß Ben
 
7. July 2006, 14:48   #2
Maggi
 
Benutzerbild von Maggi
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Dafür, den Ladenschluss ganz abzuschaffen, bin ich auch nicht. Aber ich kann von meinen Erfahrungen in England berichten. Dort haben nämlich die Supermärkte, in denen fast nur Inder bedienen, von 6:00 bis 0:00 Uhr offen. Für uns hatte es damals den Vorteil, dass wir auch mitten in der Nacht einkaufen konnten, nachdem wir den ganzen Tag unterwegs waren. Das war schon viel bequemer als es hier ist.

Dafür machen die Pubs in England schon um 11 zu. Das war wieder nicht so gut ...

Ciao,
Maggi
 
7. July 2006, 16:38   #3
Sacki
Dummschwätzer
 
Benutzerbild von Sacki
 
Registriert seit: February 2005
Beiträge: 3.365
Ich begrüße das und finde diese Entscheidung einfach zeitgemäß.
Gerade bei so einem Wetter wie in den letzten Tagen würde ich meinen Einkauf gezielt in die späten Abendstunden verlegen.
Und natürlich bräuchte man dann nicht mehr unbedingt die horrormäßigen Abzockerpreise der Tankstellen zu bezahlen, wenn man mal etwa vergessen hat.
 
9. July 2006, 12:52   #4
deta
 
Benutzerbild von deta
 
Registriert seit: July 2006
Beiträge: 14
Hallo,
ich bin nicht dafür!
Grund:
- Mann/ Frau wird "relativ" mies bezahlt.
- arbeiten mehr als acht Stunden im Laden.
- heben mehr Masse am Tag mehr , als manche
Luftpumpe im Monat.
- müssen sich von so manchen "Kunden" in ihrer Würde als Mensch verletzen lassen.
Macht diese Arbeit, zu 90% von Frauen, mal eine Woche, dann gönnt Ihr ihnen ihre knappe Freizeit.
cu
d.
 
9. July 2006, 23:39   #5
Ben-99
Ungültige E-Mail Angabe
 
Registriert seit: June 2003
Beiträge: 5.899
... das ist natürlich immer die Kehrseite der Medaille – aber es wird nun mal auch immer einzelne Berufsgruppen geben, die unter solchen Neuerungen zu leiden haben. Ich habe damals, Ende der 70er, noch miterlebt, wie die Drucker und Schriftsetzer in den Verlagen plötzlich überflüssig wurden. Aber hätte man deshalb auf den Einsatz der ersten Computer-Programme verzichten sollen, mit denen so etwas viel schneller und vor allem auch viel weniger arbeitsintensiv verrichtet werden konnte?

Und man kann auch nicht alle traditionsbehafteten und früher wohl auch mal sehr wichtigen Produktionszweige, ich denke zum Beispiel an den Bergbau oder auch Teile der Landwirtschaft, noch jahrelang auf völlig sinnlose Art subventionieren. Der Fortschritt fordert halt seinen Preis. Denn wenn Produkte billiger werden, weil sie mit weniger Lohnkosten hergestellt werden können, greifen wir doch alle dankbar sofort zu, ohne uns noch lange Gedanken über die Leidtragenden des rigorosen Personalabbaus zu machen.

Das gilt auch für die Verkäufer in den großen Warenhäusern. Heute ist man doch schon froh, wenn man bei Karstadt & Co. überhaupt noch mal einen dieser selten gewordenen Spezies trifft. Nur bei den Kassiererinnen in den Supermärkten ist das anders. Denn sie werden auch weiterhin gebraucht. Aber anstatt mehr Mitarbeiter einzustellen, bürdet man den vorhandenen Angestellten längere Arbeitszeiten auf. Und deshalb wird auch diese Berufsgruppe jetzt wieder unter der Abschaffung der festen Ladenschlußzeiten ganz besonders zu leiden haben.

Wir als Kunden und somit Nutznießer der Reform, können aber auch ein wenig dazu beitragen, den Beschäftigten des Einzelhandels das Leben nicht noch schwerer zu machen. Als neulich mal bei Penny ein arroganter Typ, der vor mir in der Reihe stand, versuchte, eine Kassiererin, die ich immer als besonders freundlich und fleißig kannte, runterzuputzen, nur weil sie sich mal am Ende eines verdammt langen und anstrengenden Arbeitstages aus Versehen vertippt hatte und sie gleichzeitig wohl auch nicht schnell genug seine gammligen Pfand-Leergutbehälter in den Container neben der Kasse beförderte, habe ich das Arschloch mit ein paar wenigen, aber äußerst deutlichen Worten so zusammengefaltet, daß er anschließend mit hochrotem Kopf und unter dem Gelächter aller wartenden Kunden den Laden verließ.

Aber auch sonst könnten und sollten die Kunden viel mehr Einfluß auf die Großkonzerne nehmen. Wer zum Beispiel noch immer bei Wal Mart kauft, nur weil dort irgendein Produkt vielleicht um 50 Cents billiger ist, der hat überhaupt kein Recht, sich jemals über die Auswirkungen des sogenannten Raubtier-Kapitalismus in seiner übelsten Form zu beklagen. Denn schließlich wurde in den letzten Jahren häufig genug über die Ziele und ekelhaften Methoden des US-Giganten in den Medien berichtet, nicht nur durch Dumping-Preise langfristig die deutsche Konkurrenz auszuschalten, sondern auch hierzulande auf dem Schleichweg die Unternehmer-"Moral" der USA einzuführen, wo man es seit langem gewohnt ist, Angestellte wie Leibeigene zu gängeln und wie Dreck zu behandeln.

Und in Schlecker-Filialen, in denen es auch bei uns zeitweilig ebenso zuging, kaufe ich erst wieder, seitdem mir einige Verkäuferinnen hinter vorgehaltener Hand berichtet haben, daß sich das Arbeitsklima in letzter Zeit tatsächlich wieder verbessert habe und die Angestellten sehr dankbar gegenüber den Journalisten sind, weil ihre Berichte über die schlimmen Zustände am Ende dann doch bei den verantwortlich Bossen die erhoffte Wirkung gezeigt haben. Denn ein Image-Schaden größeren Ausmaßes kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten.

Also, warten wir mal ab, wie die ersten Monate der theoretisch zeitlich unbegrenzten Ladenöffnungszeiten verlaufen werden. Denn schließlich hat es in den anderen europäischen Ländern ja auch langfristig geklappt. Und kein(e) Angestellte(r) muß befürchten, daß der Chef auch dann noch immer seinen Laden bis spätabends geöffnet hält, wenn er merkt, daß er dadurch kaum mehr Umsätze erzielt. Und wenn es bei einigen anderen Geschäften doch so sein sollte, müssen die Inhaber eben auch künftig ihr Personal an den positiven Profit-Auswirkungen teilhaben lassen. Machen sie es nicht, sind die Politiker aufgefordert, über Wege nachdenken, wie man sie gesetzlich dazu verpflichten könnte.

Gruß Ben
 
10. July 2006, 06:57   #6
jupp11
 
Registriert seit: January 2002
Beiträge: 4.013
Ich halte es da auch eher mit deta - und bin dagegen.

Maggis
Zitat:
Dort haben nämlich die Supermärkte, in denen fast nur Inder bedienen...
kommt auch in Deutschland zum Tragen.

Ich hasse es, wenn ich in einen Baumarkt gehe und muss einer Mutti, die mir bestimmt stundenlang etwas über den Unterschied zwischen eingefärbtem und farblosem Tortenguss erzählen könnte, erst 15 Minuten lang erklären muss, was eine Führungsschiene für eine Handkreissäge ist, um dann von ihr die Auskunft zu bekommen, diese Führungsschienen wären bei allen Handkreissägen dabei. Sowas ist nicht gut für meinen Blutdruck.

Meiner Meinung nach sollten Sie bei diesen werbeträchtigen Baumärkten ein ganz einfaches, aber wirkungsvolles Instrument zur Niveauhebung einführen - die Ausgabe von Sechsschüssern direkt neben den Einkaufswagen.

Aber das nur als Beispiel.

Ich kenne noch die alte Regelung - ein Verkäufer lernt in seinem Fachgebiet 2 Jahre - ein weiteres Jahr lernen und er wird Einzelhandelskaufmann.

Die Arbeitszeiten - üblicherweise von 9:00 - 13:00 und von 15:00 - 18:30 = 8:30 Std. ergaben eine Vollzeitstelle mit der ein Verkäufer seine Familie ernähren konnte - warlich nicht üppig, aber es ging.
Aber auch damals waren diese Jobs freizeitmäßig mies.

Heute sieht das üblicherweise ein bisschen anders aus: Die als "besonders mitarbeiterfreundlich" bekannte Lidl-Kette öffnet durchgehend morgens von 7:30 - abends 20:00 Uhr + Samstags von 7:30 - 16:00 Uhr. Das ergibt wochentags 12,5 Stunden täglich - zuviel für einen Ganztagsjob - zuwenig für 2 Schichten. Also wird mit 400 Euro Jobs oder sonstigen Regelungen gearbeitet, die allesamt nicht ausreichen, eine Familie zu ernähren.

Warum eigentlich? Ich kann mich nicht erinnern, früher einen Ernährungsengpaß erlebt zu haben, als die Ladenöffnungszeiten allüberall dieselben waren. Und auch Autos, Fernseher und sonstiger Kram wurde genauso verkauft.

Längere Ladenöffnungszeiten ergeben keine Umsatzsteigerung, sondern nur eine zeitliche Verteilung.

Nicht mißverstehen, ich hab nix gegen Service - im Gegenteil, ich halte viel von fachlicher Beratung, aber ich denke, dass die in Deutschland vielfach auf der Strecke bleibt.

Die Freigabe der Ladenöffnungszeiten ist ein weiterer Schritt auf dem Wege zu einem Volk von Gelegenheitsarbeitern.

Warum merkt dieses Volk eigentlich nicht, dass in den letzen 10 - 20 Jahren immer mehr soziale Errungenschaften, die in den 100 Jahren zuvor mühsam erkämpft wurden, Stück für Stück wieder abgeschafft werden?

Dazu kommt noch, dass ich es öde finde, wenn ich 30 km bis zum nächsten Einkaufsviertel fahre um dort zu sehen, dass nur 2 Läden geöffnet sind, die anderen aber bereits geschlossen.

tschao

jupp11
 
Antwort

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Stichworte
ladenschluss, rund, deutschland




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