6. July 2002, 22:23 | #1 |
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Burgen
Nein, keine Angst, dies ist kein Burgenrätsel. Aber über eben diese bin ich darauf gestoßen, dass es in Rheinland-Pfalz wesentlich mehr Burgen gibt als in den anderen Bundesländern.
Kann mir jemand sagen, woran das liegt? |
6. July 2002, 22:39 | #2 |
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Ich vermute, an Rhein, Mosel und den ganzen Nebenflüssen.
Diese zwangen die Leute, Strassen zu bauen, die den Ufern und Tälern folgten, und somit per Burg relativ leicht zu kontrollieren waren. Die o. a. Flüsse haben sich durch das Reinische Schiefergebirge gegraben und trennen es in Hunsrück, Eifel und die rechtsrheinischen Mittelgebirge, die unter den Sammelbegriff Rechtsrheinisches Schiefergebirge gefasst werden können. Diese landschaftliche Lage macht Burgen mit den Mitteln ihrer Zeit schwer einnehmbar. Damit wurde hier in der Gegend das Raubrittertum eine Landplage, weil jeder Ritterling, der eine Burg geerbt oder gebaut hatte, die Hütte auch unterhalten musste. Das ging allerdings nur schlecht mit Hausmitteln, denn die Gebiete waren arm. Also verlegte man sich auf die Wegelagerei. |
6. July 2002, 22:43 | #3 | |
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Zitat:
Ich geh mal schnell Türen und Fenster schließen. |
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7. July 2002, 00:35 | #4 |
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Moin Moin
Die Burgen am Rhein, insbesondere am Mittelrhein waren schon früh oft strategisch angelegte Zollstellen, da die Flüsse ganz praktische Transportwege waren. Etliche Burgen wurden stark befestigt und zur Festung ausgebaut, z. B. in St. Goar die Rheinfels, in Oberwesel die Schönburg. Durch die deutsche Kleinstaaterei gab es zahlreiche kleine und größere Machtgebiete kirchlicher und weltlicher Herrscher, die sich auch laufend veränderten. Zunächst, übrigens, wollte die Kirche das alleinige Recht auf Zolleintreibungen haben und bannte daher weltliche Zoll-Raubritter. Beispiel dafür ist die Pfalzgrafenstein im Rhein bei Kaub. Andere Burgen mutierten dann tatsächlich zu Raubritterburgen, die dann auch wieder geschleift wurden , wie Burg Sooneck. Später wieder aufgebaut und wehrhaft befestigt. Auch die Rheinfels bei St. Goar war einst zur prächtigen Schloss-Festung riesigen Ausmasses ausgebaut worden, unter Philipp II. Residenz. Beschäftigte ca. 160 nur für die edlen Damen und Herren. Das Geld, wie schon früher im Thread angedeutet, kam von Steuern aber auch Privatvermögen der Blaublütigen und Klerikalen (wobei das Privatvermögen eigentlich auch aus Steuern, Eroberungen und Abgaben entstammt). Im pfälzischen Erbfolgekrieg (von den Frenchies angezettelt) und späteren napoleonischen Eroberungszügen wurde ein Großteil der Burgen erobert und anschließend gesprengt/zerstört. Napoloeon wollte die wehrhaften Befestigungen am Rhein und seinen Nebenflüssen ein für allemal beseitigen. Auf der Burg Neu-Katzenlenbogen, kurz Burg Katz residiert heute ein japanischer Geschäftsmann, auf der nahen Burg Maus hat ein Hauptmann a.D. eine Falken-/Adlerschau. Der jüngste Adler heisst übrigens Möllemann, ein ausgewachsener Herrmann (nach Goering, kein Witz!), ein weiterer Immelmann nach dem Jagdflieger aus WW-II. Einige weitere Burgen und Schlösser bis Koblenz sind teilweise noch gut erhalten. |