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24. September 2001, 11:41 | #1 |
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Es war einmal ein kleines Klammeräffchen, das fühlte sich ganz
allein im großen, geheimnisvollen Dschungel. Einiges war aufregend und schön, aber viele Dinge machten ihm auch unheimlich Angst. Es lernte auch viele der anderen Tiere kennen, die im Dschungel lebten. Einige fand das kleine Klammeräffchen seeehr merkwürdig, und es kam gar nicht gut mit ihnen aus, andere wiederum waren zumindest manchmal ganz erträglich. Eines Tages jedoch lernte das kleine Klammeräffchen ein kleines Stachelschweinchen kennen. Es sah vielleicht ein bißchen anders aus, aber nach einigen vorsichtigen Gesprächen merkten beide, daß sie sich ganz gut verstanden. So fingen sie an, Freud und Leid miteinander zu teilen und gewannen einander sehr, sehr lieb. Schon bald verbrachten sie fast jede Minute des Tages miteinander. So kam es, daß sie eines Abends feststellten, daß es über ihren Gesprächen schon dunkel geworden war. Das Klammeräffchen hatte vielleicht ein bißchen Angst, alleine zu seinem Baum zurückzuhüpfen, oder vielleicht hatte das Stachelschweinchen noch keine Lust, das Gespräch an dieser spannenden Stelle abzubrechen, das weiß ich nicht mehr. Jedenfalls beschlossen sie, daß das Äffchen einfach beim Stachelchen bleiben sollte. Es wurde ganz schön kalt in dieser Nacht. Der Wind heulte bis in die Höhle des Stachelschweinchens herein. Also rückten die beiden Freunde ganz dicht zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen. Aber.....AUTSCH!!! .... Was war das? Das Klammeräffchen sprang erschrocken auf. Irgendwas hatte es ganz schön gepiekst! Das Stachelschweinchen glättete schuldbewußt seine Stacheln und entschuldigte sich. Das Klammeräffchen nahm's ihm nicht übel. Sie rutschten ein bißchen auseinander und versuchten, den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen. Aber es war so bitterkalt nachts in diesem Dschungel, daß sie ganz unmerklich wieder immer weiter zusammenrutschten, weil jeder die Wärme des anderen suchte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Äffchen, das sich ganz besonders nah an das Stachelchen gekuschelt hatte, sich wieder an dessen spitzen Borsten stach. Übrigens tat es dem Stachelschweinchen auch ganz schön weh, wenn plötzlich etwas so heftig gegen seine Stacheln drückte... Und wieder rückten sie nach gegenseitigen Entschuldigungen auseinander. Ach, ihr könnt Euch sicherlich denken: Dieses Malheur trug sich noch ein paar Mal hintereinander zu. Jedesmal, wenn sie sich zu nahe kamen, taten sie sich weh, aber wenn sie zu weit auseinander saßen, wurde beiden schrecklich kalt. So saßen sie beide da und wurden schrecklich traurig. Das Klammeräffchen konnte nicht anders, es rückte ganz langsam immer weiter an das Stachelschweinchen heran. Millimeter um Millimeter rutschte es näher. Plötzlich sagte das Stachelschweinchen, daß es seine Wärme spüren konnte und endlich nicht mehr fror. Aber es warnte seinen Freund auch, nicht mehr viel näher zu kommen, da es sonst wieder gegen die Stacheln drücken würde. Dem Äffchen war das eigentlich noch nicht nah genug, und so rutschte es noch zwei, drei Millimeterchen näher, achtete diesmal aber genau auf die Borsten. Und tatsächlich, sie fanden einen Abstand, der für sie beide angenehm war: Sie waren sich nah genug, um sich gegenseitig zu wärmen, aber hatten noch genug Platz zwischen sich, daß die Stacheln nicht störten. Tja, was soll ich noch sagen? Seitdem hocken die beiden noch mehr zusammen und erkunden gemeinsam die Geheimnisse des Urwalds. Es war nicht leicht für sie gewesen, den richtigen Abstand zu finden, sie hatten gefroren und sich gestochen, manche Leute erzählen sogar, daß sie sich auch ganz schön gestritten hätten in jener Nacht, aber seit sie die goldene Mitte zwischen Nähe und Distanz gefunden hatten, waren sie sehr glücklich miteinander! |